Dienstag, September 2, 2025
StartGründerTalkWie entsteht die Brücke zwischen Startups, Wissenschaft und Wirtschaft?

Wie entsteht die Brücke zwischen Startups, Wissenschaft und Wirtschaft?

FoodBRYCKE ist ein Accelerator-Programm, das Agrifood-Startups von der Idee bis zur Marktreife mit Workshops, Coaching und einem starken Netzwerk unterstützt

Was ist die Idee hinter der FoodBRYCKE und wie kam es zur Gründung des Programms?

Das Accelerator Programm FoodBRYCKE ist ein gemeinsames Angebot der Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart und der Universität Hohenheim. Stuttgart ist als Wirtschaftsstandort bislang vor allem für die Automobilwirtschaft bekannt. Was die wenigsten wissen: Es gibt hier auch jede Menge Akteure aus dem Agrifood-Sektor inklusive einer lebendigen Start-up Community. Letztere möchte die Wirtschaftsförderung mit dem Accelerator Programm weiter stärken und hat in der Uni Hohenheim mit ihrem starken Forschungsprofil in den Agrar- und Lebensmittelwissenschaften den idealen Partner hierfür gefunden.

An wen richtet sich das Accelerator-Programm konkret und was macht es besonders?

Das Programm richtet sich an Agrifood-Startups entlang der ganzen Wertschöpfungskette – vom Feld bis auf den Teller. Der Fokus liegt auf Pre-Seed Startups in der sehr frühen Gründungsphase, oft noch vor der formalen Gründung. Besonders – zumindest in der Region – ist der konsequente Fokus auf das Thema Food im gesamten Programm. Und es kostet die teilnehmenden Startups nichts, weder Teilnahmegebühren noch Anteile.

Wie sieht die Förderung für Startups bei euch aus – was erwartet die Teilnehmenden?

Wir bieten zum einen Präsenz-Workshops mit unterschiedlichen Schwerpunkten an und bilden hier die relevantesten Themen der frühen Gründungsphase ab. Zum anderen erhalten die Startups individuelles Coaching zu den Themen, die bei ihnen gerade am drängendsten brennen. Hierfür steht jedem Startup auch ein Budget zur Verfügung, um auf geeignete Experten zu ihrem Thema zurückgreifen zu können. Und letztlich bieten wir insbesondere mit den Pitches am finalen Demo Day Sichtbarkeit in der Agrifood Startup-Community im Südwesten.

Welche Rolle spielt die Spezialisierung auf den Agrifood-Sektor in der Programmausgestaltung?

Unser Anspruch ist eine konsequente Fokussierung auf Agrifood bei allen unseren Workshops und insbesondere bei der Auswahl externer Speaker. So steht beispielsweise in unserem Marketing & Sales Workshop der Weg in den Lebensmitteleinzelhandel im besonderen Fokus, bei unserem Workshop zu Fundraising & Investoren sind ausschließlich Investoren mit entsprechendem Investmentfokus eingeladen. Aber natürlich gibt es auch Grenzen: Bspw. das Business Model Canvas ist eben ein so verdammt gutes Tool, weil es so vielfältig einsetzbar ist und entsprechend nutzen wir es auch in unseren Workshops ohne künstlich konstruierten Agrifood Fokus.

Wie setzt ihr die Verbindung von Wissenschaft (Uni Hohenheim) und Wirtschaftsförderung in der Praxis um?

Wir versuchen bestmöglich die jeweiligen Stärken unserer Institutionen in das Programm miteinzubringen. In einem unserer Workshops sind wir zu Gast im Technikum des Instituts für Lebensmittelwissenschaften und Biotechnologie an der Uni Hohenheim. Die technischen Möglichkeiten dort und der Austausch mit den Wissenschaftlern ist unheimlich wertvoll für die Produktentwicklung. Gleichzeitig bestehen über Alumni und gemeinsame Projekte viele hilfreiche Industriekontakte. Die Wirtschaftsförderung hingegen pflegt nicht nur Kontakte zu Industrie und Wirtschaft, sondern ist auch mit der Politik und Verwaltung bestens vernetzt, was sehr hilfreich sein kann. Zudem ist sie ein sehr wertvoller Ansprechpartner bei der Suche nach Räumlichkeiten und Flächen, was sich in der Region Stuttgart sehr schwierig gestalten kann.

Was unterscheidet die FoodBRYCKE von anderen Startup-Programmen in Deutschland?

Das meiste wurde mittlerweile schon erwähnt: Der konsequente Agrifood-Fokus, der zumindest im Südwesten einmalig ist. Außerdem die eben erwähnte Kombination aus Uni und Wirtschaftsförderung. Und hinzu kommt, dass die Teilnahme für die Start-ups aus der sehr frühen Gründungsphase dank der Landesförderung kostenlos ist.

Gibt es Beispiele von Startups aus eurem Netzwerk, die bereits sichtbare Erfolge feiern konnten?

Ja, die gibt es erfreulicherweise! Better Cakez, die Gewinnerinnen des Demo Days der ersten Kohorte in 2024, müssen nach nicht einmal einem Jahr bereits ihre erste eigene Produktion schließen und in eine größere umziehen, um auch zukünftig die Nachfrage aus Online-Shop und stationärem Handel bedienen zu können. Und Merall Bioproducts, die drittplatzierten des letzten Jahres haben erst vor kurzem mit Seedhouse aus Osnabrück das richtige Anschlussprogramm gefunden und können in deren Räumlichkeiten nun auch ihre Produktion aufbauen.

Das Interesse steigt und in meiner Wahrnehmung steigt auch die Zahl der Gründungen im Food-Bereich. Das deckt sich ja auch mit den bundesweiten Zahlen des Startup Verbands für das erste Halbjahr in 2025. Für den Südwesten typische Trends sehe ich nicht unbedingt, das größte Innovationspotenzial sehen auch wir sicher bei der Gewinnung alternativer Proteine und damit verbunden der nachhaltigen Transformation unserer Ernährungssysteme.

Wie kann man als Startup bei euch mitmachen – gibt es Auswahlkriterien oder Bewerbungsphasen?

Wir starten einmal im Jahr im Mai mit einer Kohorte von 20 Startups. Die Bewerbungsphase startet in der Regel im Februar und endet Anfang April. Interessierte Start-ups können in dieser Zeit ihr Pitch-Deck einreichen und wir ranken diese anhand des Innovations- und Wachstumspotenzials, das dahintersteckt. Nähere Infos gibt es auf unserer Website!

Welche Möglichkeiten gibt es für externe Interessierte, z. B. den Demo Day oder Workshops zu besuchen?

Die beste Möglichkeit ist sicher, unseren Demo Day am 21.11. im Rahmen der „Food und Feines“ Messe in Stuttgart zu besuchen. Aber auch bei unseren Workshops sind Gäste jederzeit herzlich willkommen. Am besten vorab Bescheid geben und dann können wir gemeinsam schauen, welcher Termin hierfür am besten passt.

Was sind eure Ziele für die Zukunft – plant ihr weitere Angebote, Partnerschaften oder Expansionen?

Die aktuelle Kohorte ist erst unsere zweite, das heißt wir optimieren gerade vor allem das Programm basierend auf dem Feedback der ersten Kohorte. Mittel- bis langfristig würden wir das Programm gerne ausweiten und zwei Kohorten im Jahr anbieten. Hierfür sind wir auf der Suche nach Partnern, insbesondere natürlich aus dem Agri-Food Sektor.

Bild@Ludmilla und Gabriel Parsyak (c) Brycke

Wir bedanken uns bei Dr. Sebastian Hinderer für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder


Premium Start-up: FoodBRYCKE

Kontakt:

Universität Hohenheim
Institut für Marketing & Management
FG Entrepreneurship (570C)
Wollgrasweg 49
D-70599 Stuttgart

sebastian.hinderer@uni-hohenheim.de
FoodBRYCKE

Ansprechpartner: Dr. Sebastian Hinderer und Tim Konow

Sabine Elsässer
Sabine Elsässer
Sabine Elsaesser is an experienced entrepreneur and media/startup expert. Since 2016, she has served as the Chief Editor and CEO of StartupValley Media & Publishing. In this role, she is responsible for managing the company and providing strategic direction for its media and publishing activities. Sabine Elsaesser takes great pleasure in assisting individuals and businesses in reaching their full potential. Her expertise in establishing sales organizations and her passion for innovation make her a valuable advocate for startups and entrepreneurs.
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