Mittwoch, Dezember 25, 2024
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Gründen fängt viel früher an, als man denkt

Forum: digitale Medienplattform, auf der Nutzer täglich bis zu sieben handverlesene relevante Artikel über Europa aus vertrauenswürdigen Quellen angeboten bekommen

Stellen Sie sich und das Startup Forum.eu doch kurz unseren Lesern vor!

Zeitungen, Bücher und gute Texte sind der Mittelpunkt meines Alltags. Ich bin jemand, der Journalismus liebt und gerne gute Texte schreibt. Irgendwann habe ich aber gemerkt, dass es sehr viel Journalismus da draußen gibt, den ich nicht kenne, weil ich die Sprache nicht spreche. Und mir wurde immer mehr bewusst, dass sich hinter meiner Frustration ein viel größeres, europäisches Problem verbirgt: Die Sprachbarrieren hindern uns daran, gemeinsam über die Kernfragen unseres Kontinents zu diskutieren. 

Forum.eu war dann die Idee mit dem hohen Anspruch, den tollen Journalismus und die klugen Köpfe so zusammenzubringen, dass in Debatten ein Miteinander entsteht. Wir bieten eine Plattform für qualitativ hochwertige Medien und übersetzen die Artikel und Debatten in alle europäischen Sprachen, so dass die Sprachbarriere als Diskussionshemmnis wegfällt. 

Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?

Ich denke, eines der Kernprobleme der Medienwelt ist, dass es großartige kreative Köpfe gibt, bei vielen Journalisten aber zugleich eine Abwehrhaltung gegenüber Leuten mit Geschäftsinteressen herrscht. Ich habe viele kluge Ideen scheitern sehen, weil sie genau aus diesem Grund oft nur als Projekte nebenherliefen. 

Mit Forum.eu gründen wir ein journalistisches Unternehmen mit einem durchaus ambitionierten Geschäftsmodell. Unser Mitgründer und Hauptinvestor Nikolaus von Taysen investiert mit Bonum Ventures vorrangig in Unternehmen mit Social Impact und ist ein überzeugter Europäer. 

Welche Vision steckt hinter Forum.eu?

Forum ist eine digitale Medienplattform, die ihren Nutzern täglich bis zu sieben handverlesene relevante Artikel über Europa aus vertrauenswürdigen Quellen bietet, ab 4 Euro im Monat. Bis Ende des Sommers ist es möglich, uns kostenlos zu testen. 

Die Inhalte auf Forum.eu werden von einem internationalen Journalistenteam ausgesucht, übersetzt, publiziert und in moderierten Diskussionen debattiert. Langfristig sollen auf Forum.eu alle europäischen Sprachen angeboten werden. Die Leser können diese Idee unterstützen, indem sie anstelle der 4 Euro („Keep us going“) auf freiwilliger Basis einen höheren Beitrag bezahlen („Keep us growing“). Denn wir möchten nicht nur einen Weg finden, die Inhalte der besten Publisher allen Europäern zugänglich zu machen, sondern den großartigen Zeitungen ermöglichen, dabei mitzuverdienen. 

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Wir, also die vier Gründer Nikolaus von Taysen, Valentin von Albrecht und Jonas Bedford-Strohm, waren über verschiedene Kontinente verteilt und in völlig unterschiedlichen Lebenssituationen. Es war eine besondere Herausforderung, eine gemeinsame Vision und Struktur zu entwickeln, die aus der Idee eine Gründung werden lässt. Das haben wir inzwischen geschafft. 

Wer ist die Zielgruppe von Forum.eu?

Wir haben zwei Kernzielgruppen: Einmal sind das Menschen, die Führungspositionen haben und für Organisationen tätig sind, für die das Thema Europa eine große Rolle spielt, zum Beispiel Banker, Anwaltskanzleien oder Politiker. Für sie ist der Blickwinkel auf europäische Themen aus dem Ausland interessant, aber wegen der Sprachbarriere oft nicht greifbar. Unsere zweite große Zielgruppe sind junge Leute, die in ganz Europa arbeiten und zuhause sind, die Nachrichten zu ihrem Lebensalltag brauchen und die sich nicht damit zufriedengeben, nur eine Perspektive zu lesen. Man ist immer wieder überrascht, wo diese Menschen überall sitzen. 

Wie funktioniert Forum.eu? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Auf vielen Apps kann man nur die Inhalte bzw. Perspektiven auf Europa aus dem Heimatland lesen, weil man der meisten anderen Sprachen nicht mächtig ist. Auf Forum.eu gibt es Themen aus ganz Europa übersetzt in verschiedene europäische Sprachen. Nicht wahllos, sondern zu europäischen Debatten wie dem Einsatz von 5G, der Wirtschaftskrise nach Corona und dem Green New Deal. Auch unsere Kommentarmöglichkeit ist einzigartig. Wenn Sie zum Beispiel auf Deutsch kommentieren, bekommt ein Nutzer, der seinen Browser auf Französisch eingestellt hat, ihn auf Französisch angezeigt. Und wir nutzen bereits Möglichkeiten, selbst Debatten anzustoßen, etwa durch Podcasts.

Forum.eu, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Die Reise geht immer mehr vom News-Lesen zu Plattformen. Das steckt auch in Forums DNA. Je mehr Leute dabei sind, umso mehr verändert sich das Leseverhalten: von den klassischen top down Nachrichten zu einem interaktiven Raum, auf dem sich Europäer begegnen. Ich persönlich sehe mich auch in fünf Jahren bei Forum, aber vielleicht nicht in Berlin. Ich will dort sein, wo Europa brodelt. Und ganz konkret: Auf Slack natürlich

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

  1. Gründen fängt viel früher an, als man denkt – eigentlich schon beim ersten Gedanken in der Kneipe. Die sehr bürokratische Vorstellung davon, was gründen ist, ist sehr beängstigend, angefangen bei den vielen Urkunden bis hin zum Notar. In Wirklichkeit ist das alles nur Beiwerk. Was zählt, ist die Idee.
  2. Man sollte sich im Klaren sein, warum man dabei ist. Erfüllt einen das Projekt oder hat man einfach nur eine gute Idee, an der man sich probieren will. Beides ist legitim, aber man sollte entsprechend seine Erwartungen anpassen. 
  3. Man braucht einen langen Atem, wenn es hart wird, und das wird es oft. Es ist aber auch keine Niederlage, nicht zu gründen und stattdessen von Innen existierende Unternehmen umzubauen. 

Titelbild: Fotograf Phil Dera

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Paul Ostwald für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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