Donnerstag, März 28, 2024
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Geld ist nicht alles und sollte niemals das alleinige Ziel eines Unternehmens sein

Treffen Sie Niklas Maestele und Killien Dalle, Gründer von frei adventure, auf dem Berlin Travel Festival

Stellen Sie sich doch kurz unseren Lesern vor

Mein Name ist Niklas, ich bin 27 Jahre alt und habe an der HS Wismar Design studiert. Ich bin schon immer gerne gereist. Egal ob mit dem Moped, zu Fuß, dem selbst ausgebauten Bus oder mit dem Fahrrad. Ich liebe es, unterwegs zu sein und jeden Tag eine neue Umgebung kennenzulernen und zu entdecken. Für meine Diplomarbeit entschied ich mich deshalb dazu, einen Fahrradanhänger zum Reisen zu entwerfen. 

Stellen Sie uns doch das Unternehmen „frei adventure“ kurz vor.

Noch während der Diplomphase wurde ich auf das EXIST-Gründerstipendium aufmerksam gemacht. Und da ich ohnehin keine große Lust auf einen Job direkt nach dem Studium hatte, bewarb ich mich auf gut Glück darauf. Da alleine arbeiten aber immer etwas langweilig ist, fragte ich Killien (einen guten Freund aus Frankreich), ob er nicht Lust hätte, auch mitzumachen. Killien hatte zu dem Zeitpunkt selbst noch einen Job bei Decathlon, sagte mir aber dennoch sofort zu – super Typ!

Im Oktober 2019 begann dann unser einjähriges Stipendium. Seither arbeiten wir an der Umsetzung des Anhängers. Auf lange Sicht soll frei adventure, abgesehen von dem Anhänger, sich auch mit anderen Produkten rund ums Thema Reisen und Abenteur beschäftigen. Derzeit arbeiten wir beispielsweise an einem kleinen Holzofen für das Heizen von Wohnmobilen, Tiny Houses und Vans, ein Problem, das uns selbst beschäftigt, da wir beide Voll- bzw. Teilzeit im Bus leben.

Was sind Ihre Aufgaben im Unternehmen?

Da weder Killien noch ich der Chef ist, gibt es keine klare Aufgabenverteilung unter uns. Sicher ist es manchmal hilfreich, dass Killien Ingenieur ist und ich Gestalter, aber im Großen und Ganzen teilen wir alle Aufgaben gut unter uns auf.

Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?

Die Entscheidung frei adventure zu gründen, ist ein Resultat aus dem Stipendium. Vielleicht hätte ich allein auch den Mut gehabt, mich selbstständig zu machen, aber mit Sicherheit ist diese Unterstützung äußerst hilfreich und ermöglicht erst viele weitere Schritte.

Gibt es den richtigen Zeitpunkt, um ein Unternehmen zu gründen?

Ich denke alle Menschen haben eine Leidenschaft, eine Begabung für ein bestimmtes Thema. Leider arbeiten aber viele davon nicht an ihrer Herzenssache, weshalb sicher eine Menge Potenzial verloren geht. Meiner Meinung nach ist der richtige Zeitpunkt ein Unternehmen zu gründen also dann, wenn man eine gute Idee hat und bereit ist, für diese Idee auch einige Strapazen in Kauf zu nehmen. 

Wir hatten das große Glück, dass die Strapazen durch das Stipendium etwas ausgeglichen werden. Und das ist wohl ein weiterer wichtiger Punkt. Wenn man Student ist, sollte man sich hin und wieder umschauen, welche Möglichkeiten einem geboten werden. Denn tatsächlich gibt es weit mehr Stipendien, die einem die Umsetzung der eigenen Ideen ermöglichen, als man denkt. Ein letzter wichtiger Punkt ist, dass man so eine Gründung nicht immer als eine Vollzeit-Aufgabe sehen muss. Ich glaube, dass man sehr gut in einem kleinem Rahmen neben dem normalen Job ausprobieren kann, ob die Idee etwas taugt und angenommen wird. Wenn das der Fall ist, kann man sich ja immer noch für eine Vollzeit-Selbstständigkeit entscheiden.

Um zurück auf die Frage zu kommen: Nein, ich denke nicht, dass es den richtigen Zeitpunkt gibt. Dieser Zeitpunkt ist von Person zu Person unterschiedlich, aber als Faustregel könnte man vielleicht sagen, dass eine gute Idee oder Liebe für ein Thema nicht allzu lange unterdrückt werden sollte

Welche Vision steckt hinter dem Unternehmen ?

Killien und ich haben uns während eines gemeinsamen Praktikums bei VAUDE kennengelernt. Als einer der größten Hersteller für Outdoorequipment in Deutschland hatten wir also schon früh die Möglichkeit, von Profis zu lernen und sind heute sehr froh darüber. VAUDE ist ein stark ökologisch und sozial ausgerichtetes Unternehmen, welches mit seinen Produkten das Erleben der Natur ermöglicht. So soll den Menschen verständlich gemacht werden, was es zu schützen gilt.

Diese Ansicht teilt auch frei adventure. Wir sind teil der Generation, welche sich in Zukunft mit den drastischen Umwelt- und gesellschaftlichen Veränderungen konfrontiert sehen wird. Da wir beide seit unserer Kindheit Mitglieder bei den Pfadfindern waren, haben wir früh gelernt, was es bedeutet, eine funktionierende Umwelt zu haben. Und so sehen wir unsere Verantwortung darin, keine profitorientierten Produkte zu gestalten, sondern vielmehr einen besonderen Fokus auf ökologische Verträglichkeit, Haltbarkeit und eine einfache Ästhetik zu legen. Diese Eigenschaften führen im Übrigen nicht zwangsweise zu einem höheren Preis, was man als ein weiteres Ziel von uns sehen kann.

Wir wollen den Benutzern unserer Produkte gerne Alternativen aufzeigen. Sei es im täglichen Leben das Fahrrad mehr zu benutzen, alternative Wohnformen auszuprobieren oder sich auch einfach mal einen Schritt vom gewohnten Komfort zu entfernen und etwas genügsamer zu leben.

Wie sieht ein normaler Arbeitstag von Ihnen aus?

Unser Arbeitstag beginnt in der Regel so gegen neun Uhr in unserer Werkstatt in Wismars Altstadt. Hier haben wir direkt zu Anfang des Stipendiums einen kleinen Raum gemietet, um ungestört an unseren Prototypen arbeiten zu können. Meist ist Killien schon etwas früher da und wenn ich dann komme, machen wir häufig zusammen einen „Daily“, in dem wir kurz planen, was heute getan werden muss, was gestern nicht fertig geworden ist, aber auch, ob jemand früher weg will/muss. Danach ist der Tag meist voll mit Zeichnen, CAD, Testfahrten mit den Prototypen und Diskussionen. Außerdem gibt es (leider) immer wieder recht viel Papierkram der regelmäßig weggearbeitet werden muss. Zuletzt wären da noch unsere Busse, die regelmäßig Aufmerksamkeit brauchen damit sie uns auf Fahrten zu Produzenten, Messen und natürlich fürs Leben in ihnen nicht im Stich lassen.

Wieso habt ihr euch dazu entschlossen auf dem Berlin Travel Festival auszustellen? 

Während ich 2018 an meinem Diplom arbeitete, fragte ich das Berlin Travel Festival an, ob sie mir für Recherchen ein Ticket sponsern würden. Sie sagten zu und so war ich auf dem ersten Berlin Travel Festival dabei. Ich war überwältigt von der Atmospähre und den tollen Vortägen und Ideen. Das Berlin Travel Festival verbindet für mich einfach viele Sachen, die ich sehr mag. So ist es deutlich innovativer als andere Messen zum Thema Reisen, bietet auch Platz für Abenteurer und ist zudem mit viel Liebe fürs Detail organisiert. Wir freuen uns schon sehr auf Anfang März! 

Wie wichtig sind Events für das Networking und den Erfahrungsaustausch?

Ich denke, dass Events auf denen man Gleichgesinnte trifft sehr wichtig sind. Man kann sich austauschen, voneinander lernen, inspirieren lassen und am Ende motiviert es auch, zu sehen, dass man nicht alleine ist, sondern es noch mehr Menschen gibt, die ähnlich denken. Meiner Meinung nach ist der persönliche Kontakt etwas sehr Wichtiges. Das kann keine Website, kein Instagram und kein Skypegespräch ersetzen.

Wo sehen Sie sich in den nächsten fünf Jahren?

Ach herrje, das ist schwer zu sagen. Ich denke das wissen wir selbst wohl nicht so richtig. Zur Zeit denken wir in wesentlich kleineren Maßstäben. Aber es wäre schön, wenn wir auf lange Sicht mit frei adventure eine gewisse Unabhängigkeit erlangen, um unserer gemeinsamen Liebe, dem Reisen, nachgehen zu können.

Welche 3 Tipps haben Sie für Gründer?

Nunja, wir sind ja auch erst seit vier Monaten dabei, aber ich denke diese 3 Tipps sind allgemeingültig und können auch von einem Greenhorn wie mir gegeben werden:

Geld ist nicht alles und sollte niemals das alleinige Ziel eines Unternehmens sein.

In Kontakt mit gleichgesinnten treten. Das motiviert und inspiriert!

Wenn man den Spaß an der Sache verliert, muss nachjustiert werden.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Niklas Maestele für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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