Frieda Health setzt neue Maßstäbe in der Wechseljahresversorgung und schließt eine bisher vernachlässigte Versorgungslücke – doch wie genau wollen sie das erreichen?
Was hat Sie zur Gründung von Frieda Health inspiriert, und welche Erfahrungen bringen Sie und Ihr Team in das Unternehmen ein?
Ich könnte jetzt eine Geschichte erzählen, wie ich durch irgendein persönliches Erlebnis auf die Idee zu Frieda Health gekommen bin. Aber die Wahrheit ist – und das ist das Schöne am Gründen – manchmal findet die eigene Bestimmung einen einfach von selbst. Nachdem ich in verschiedenen Branchen digitale Produkte bis zum Launch und darüber hinaus begleitet hatte, war es für mich irgendwann an der Zeit, “sesshaft” zu werden. Ich wollte an einer Vision arbeiten, die mich herausfordert und bei der ich wirklich etwas bewirken kann. Kein Player im Gesundheitssystem schafft es derzeit, die enorme Versorgungslücke in den Wechseljahren zu schließen. Eine große Chance also, es anders anzugehen und mit digitaler Hilfe neue Lösungen zu entwickeln.
Um dieses große Vorhaben zu verwirklichen und im Gesundheitssystem tatsächlich etwas zu bewegen, braucht es allerdings ein starkes Team mit vielfältiger Expertise. Darum haben wir führende Expert:innen auf dem Gebiet Menopause wie Prof. Dr. Petra Stute, die Vizepräsidentin der Europäischen Menopausengesellschaft, mit ins Boot geholt, ebenso wie Pionier:innen im Bereich digitale Gesundheitsangebote, erfahrene Regulatorik-Profis und großartige Institutionen.
Welche Vision verfolgt Frieda Health und wie planen Sie, diese in den kommenden Jahren umzusetzen?
Unsere Mission ist es, die Versorgungslücke in den Wechseljahren zu schließen. Mit der ersten Digitalen Klinik für Frauen in den Wechseljahren in Deutschland bieten wir umfassende Unterstützung – von fachlicher Beratung über präventive Gesundheitsangebote bis hin zu therapeutischen Interventionen bei hoher Symptomlast. Im Fokus stehen dabei wissenschaftlich fundierte und nachweislich wirksame Angebote, die digital und vom Gesundheitssystem unterstützt werden.
Unsere langfristige Vision bei Frieda ist es, Frauen zu mehr gesunden Lebensjahren zu verhelfen. Wir starten mit den Wechseljahren, weil diese oft einen entscheidenden Wendepunkt für gesundes Altern darstellen. Doch dabei soll es nicht bleiben: Themen wie kardiovaskuläre Gesundheit, Osteoporose oder Muskel- und Gelenkbeschwerden sind weitere wichtige Bereiche, die wir in Zukunft angehen wollen.
Was zeichnet die Zielgruppe von Frieda Health aus, und wie stellen Sie sicher, dass deren spezifische Bedürfnisse optimal adressiert werden?
Um ehrlich zu sein, bei Frieda gibt es nicht die eine Zielgruppe – und genau das macht es spannend und herausfordernd zugleich. Die Wechseljahre sind eine sehr individuelle Erfahrung, die jede Frau anders angeht, ob bei der Behandlung oder im Mindset.
Aber um es konkreter zu machen: Bei unseren app-basierten Präventions- und Therapieangeboten ermitteln wir, welche Ansätze nachweislich die besten Ergebnisse für die meisten Frauen bringen – teilweise auch durch eigene klinische Studien. Diese Anwendungen passen wir dann so weit wie möglich individuell an, gemeinsam mit Frauen, die auf unterschiedliche Weise betroffen sind.
Zusätzlich haben wir als erste Brand in Deutschland eine spezialisierte Sprechstunde mit Fachärzt*innen für die Wechseljahre ins Leben gerufen. Denn nur durch persönlichen Austausch können wir den Grad an Individualisierung gewährleisten, den die Behandlung in den Wechseljahren braucht.
Welche Herausforderungen sind Ihnen bisher bei der Entwicklung von Frieda Health begegnet, und wie meistern Sie diese im Team?
Diese Frage holistisch zu beantworten, würde den Rahmen sprengen. Im Grunde stehen wir jedoch vor denselben Herausforderungen wie alle Unternehmen, die mit dem deutschen Gesundheitssystem verflochten sind. Dazu gehören hohe Anforderungen an Datensicherheit, eine Vielzahl an Zertifikaten und Deklarationen, lange Bearbeitungszeiten bei verschiedenen Behörden (und wir haben mit einigen zu tun), Einschränkungen für Privatunternehmen in der Zusammenarbeit mit Fachärzt:innen sowie erhebliche Vorab-Investitionen in Zeit, Personal und Finanzen für die Entwicklung digitaler Therapien.
Hinzu kommen die klassischen Start-up-Herausforderungen, etwa ein sauberes Wachstum unter strengen datenschutzrechtlichen Auflagen, der schmale Grat zwischen einer schlanken Personaldecke und der Flexibilität, schnell auf Veränderungen zu reagieren – und vieles mehr.
Was unterscheidet Frieda Health von anderen Unternehmen in der Gesundheitsbranche?
Erstens: Unser klarer Fokus auf Effektivität. Wir arbeiten mit Fachärzt:innen anstatt mit selbsternannten (Hormon-)Coaches. Wir führen eigene klinische Studien durch und setzen auf wissenschaftlich fundierte Ansätze, anstatt uns auf eine „Könnte-helfen-Mentalität“ zu verlassen. Und wir kooperieren mit führenden Expert:innen aus Bereichen wie Endokrinologie, kognitiver Verhaltenstherapie und Gynäkologie, anstatt zu behaupten, fachliche Innovationen allein vorantreiben zu können.
Zweitens: Unsere enge Anbindung an das Gesundheitssystem. Wir gehen den Extraweg und lassen unsere präventiven und therapeutischen Angebote offiziell zertifizieren, damit unsere Kundinnen die Leistungen mit ihren Krankenkassen abrechnen können. So ermöglichen wir möglichst vielen Frauen einen Zugang zu Unterstützung und Behandlung.
Wie bleibt Frieda Health innovativ und gleichzeitig nah an den Bedürfnissen der Kunden?
Meiner Meinung nach schließen sich diese beiden Dinge nicht aus – wenn überhaupt, dann eher Innovation und die Anbindung an das Gesundheitssystem. Bei Frieda steht die Kundin oder Patientin von Anfang an im Fokus. Jede Idee wird sorgfältig geprüft, und jeder Schritt in der Produktentwicklung wird von ausgewählten Testgruppen begleitet. Das macht uns vielleicht langsamer, aber gerade bei einer so heterogenen Zielgruppe ist das entscheidend. Nichts ist schlimmer, als nur aus Angst vor zusätzlicher Arbeit oder vor einem notwendigen Pivot stur weiterzuentwickeln.
Bei Frieda lassen wir uns von unseren Kundinnen inspirieren – von ihren Geschichten, Fragen, Sorgen und Erfolgen. Der direkte Austausch ist uns wichtig, und wir fördern ihn aktiv in internen Communities, Gruppen und auf unseren Marketing-Kanälen.
Welche neuen Entwicklungen und Projekte dürfen Ihre Kunden in Zukunft von Frieda Health erwarten?
Wir möchten noch nicht zu viel verraten, aber unser Fokus liegt zunächst darauf, weitere Angebote in den Bereichen Beratung, Prävention und Therapie zu entwickeln. Unser Ziel ist es, wirklich alle Symptome, Beschwerden und Gesundheitsbereiche abzudecken. Zudem haben wir bereits spannende Anfragen und Projekte von Krankenkassen, Arbeitgebern und Forschungsinstituten, die darauf abzielen, unser Angebot stetig zu erweitern und den Frauen zugänglich zu machen, die es am dringendsten benötigen.
Welchen Einfluss hat das Feedback Ihrer Kunden auf die Ausrichtung und Weiterentwicklung von Frieda Health?
Wir sind zwar ein kleines Team, aber wir nehmen uns bewusst die Zeit, um jede Woche Feedback-Telefonate und Umfragen durchzuführen. Das gesammelte Feedback wird aufbereitet und je nach Inhalt an die entsprechenden Abteilungen weitergeleitet. So fließt jedes einzelne Feedback in die Entwicklung neuer Features, Kurse, Inhalte und sogar in die Auswahl neuer Fachexpert*innen ein, mit denen wir zusammenarbeiten.
Ein konkretes Beispiel: Bei der Entwicklung unserer digitalen Therapie haben wir den Hinweis erhalten, dass Patientinnen oft mit der Behandlung von Symptomen beginnen müssen, die sie nur sekundär belasten. Daraufhin haben wir ein Feature entwickelt, das eine Personalisierung der Abfolge therapeutischer Inhalte entsprechend dem individuellen Belastungsempfinden ermöglicht.
Was motiviert das Team von Frieda Health täglich, und wie fördern Sie eine starke Unternehmenskultur?
Von den Gründer:innen bis zu unseren Freelancer:innen glaubt jeder an das, was wir entwickeln, und bringt seine Leidenschaft mit ein. Wir sind detailverliebt und lassen jeden Tag unsere Kreativität in die Arbeit einfließen, ohne dabei den Fokus zu verlieren. Bei uns herrscht eine „Gemeinsam-Kultur“, in der wir Verbesserungen zunächst bei uns selbst suchen und dann andere Teammitglieder einbinden.
Dazu kommt, dass wir – trotz unserer hohen Geschwindigkeit und der typischen Start-up-Mentalität – bereits einige Prozesse etabliert haben, die in vielen Unternehmen entweder nicht vorhanden sind oder erst später eingeführt werden. Dazu gehören regelmäßige Reviews, Check-ins, klare Promotionspläne und strukturierte Meetings. Und ganz wichtig: Wir nehmen nicht alles so ernst!
Gibt es bestimmte Trends im Gesundheitsbereich, die Sie für besonders wichtig halten und auf die Frieda Health reagiert?
Wir beobachten viele spannende Trends. Ein wesentlicher Trend für Frieda ist der zunehmende Fokus auf Präventionsmedizin – oder wie man heute sagt: Longevity, also Langlebigkeit. Derzeit leben wir fast ausschließlich in einem Sick-Care-System, in dem erst (finanziell) geholfen wird, wenn es oft schon zu spät ist. Es wird zunehmend deutlich, wie viel Krankenkassen allein pro Versichertem einsparen können, wenn gesundheitliche Probleme frühzeitig verhindert werden.
Auch bei den Patient:innen findet ein Wandel statt: Wir erkennen, dass wir mehr – wenn nötig auch privat – in unsere Gesundheit investieren müssen. Wir verstehen, dass wir anstatt der Wunderpille selbst viel in der Hand haben. Daher spielt der Präventionsbereich auch bei Frieda eine zentrale Rolle.
Welche drei Ratschläge würden Sie neuen Gründern geben, die gerade in die Startup-Welt eintauchen?
Nummer 1: Lass dich nicht einschüchtern. Die anderen kochen auch nur mit Wasser! Du brauchst keinen MBA, kein riesiges Netzwerk und keine Fachbegriffe im Kopf, und du musst auch nicht persönlich betroffen sein von dem Problem, das du lösen möchtest. Mach einfach das, was dir wirklich Spaß macht!
Nummer 2: Dein Durchhaltevermögen trennt die Spreu vom Weizen. Sei dir bewusst, dass Gründen ein Marathon ist. Du wirst viele Rückschläge, Pivots, harte Worte und Neins hören. Aber lass dich davon nicht entmutigen – bleib mit Elan und Zuversicht am Ball!
Nummer 3: Suche dir Mentoren und loyale Unterstützer:innen. Das können großartige Mitgründer:innen, die richtigen Investor:innen oder andere Gründer:innen sein. Emotionale Unterstützung und das Besprechen wichtiger Entscheidungen sind essenziell.
Wenn Sie in die Zukunft blicken, wo sehen Sie Frieda Health in fünf Jahren?
Frieda ist die erste Anlaufstelle für Frauen, die Wechseljahresbeschwerden erleben oder vorbeugen möchten sowie ab einem bestimmten Punkt sicherstellen möchten, dass sie die richtigen (Gesundheits-)Entscheidungen treffen. Wir bieten personalisierte und umfassende Unterstützung. Als End-to-End-Begleiter für das gesunde Altern von Frauen ermöglichen wir ein Leben ohne Einschränkungen durch altersbedingte Krankheiten.
Bild : Das Gründerteam von Frieda Health. Links CEO Valentina Ullrich
Wir bedanken uns bei Valentina Ullrich für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.
Premium Start-up: Frieda Health
Kontakt:
Frieda Health GmbH
Wolliner Straße 1
10435 Berlin
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https://www.frieda.health/
jacob@frieda.health
Ansprechpartner: Jacob Yanai