Geospin analysiert GeoDaten mit Hilfe von Machine Learning und Deep Learning Analysen
Stellen Sie sich und das Startup Geospin doch kurz unseren Lesern vor!
Egal ob man mit dem Handy unterwegs ist, mit der Kreditkarte zahlt, mit einer Smartwatch am Arm joggt oder Auto fährt – überall werden heutzutage geographische Daten gesammelt. Wir sind der Überzeugung, dass in Zukunft viele Unternehmensentscheidungen nicht mehr ohne die Auswertung dieser dynamischen und feingranularen geographischen Daten auskommen. Genau an dieser Stelle setzt Geospin an. Unsere hochspezialisierte Software nutzt neuste Machine Learning Verfahren wie neuronale Netze, um detaillierten Einblick in die Dynamik von Städten zu ermöglichen. Unser Geo-Deep-Learning zeigt nicht nur, wo und wann etwas passieren wird, sondern auch warum. Dabei greifen wir für unsere Analysen auf unterschiedliche unternehmensinterne sowie externe (Geo-)Daten zurück. Einzig und allein diese Kombination ermöglicht es, die räumlichen Zusammenhänge von Geschäftsmodellen nicht nur zu verstehen, sondern im Detail zu erklären und dadurch optimal auszunutzen.
Zurzeit besteht unser Team aus 8 Personen, welche zu Teilen in Freiburg und Hannover arbeiten.
Wie ist die Idee zu Geospin entstanden?
Geospin ist eine Ausgründung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Wir haben uns im Studium sowie unserer Promotion am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik kennengelernt. Während dieser Zeit haben wir in unterschiedlichen Forschungsprojekten mit Praxispartnern maschinelle Lernverfahren mit geographischem Fokus entwickelt. Beispielsweise konnten wir die Effizienz von Carsharing-Angeboten verbessern, den Bedarf an Ladestationen für Elektrofahrzeuge in bestimmten Regionen einer Stadt vorhersagen und die Nutzung von räumlichen Daten in der Kriminalitätsbekämpfung verdeutlichen.In diesen Projekten hat sich insgesamt das große Potenzial unserer Analysen gezeigt – und wie wenig es von Unternehmen aktuell genutzt wird.
Nach mehreren Forschungsaufenthalten, wie beispielsweise an den Berkeley Labs in Kalifornien, USA, haben wir uns dann entschieden, ein eigenes Unternehmen zu gründen.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Wir konnten uns von Anfang an auf die intensive Unterstützung des Gründerbüros der Universität Freiburg sowie des Grünhofs Freiburg verlassen. Mit ihrer Erfahrung mit Existenzgründungen haben sie uns durch Beratung und Coaching unterstützt. Dank eines EXIST-Gründerstipendiums hatten wir eine ideale Startfinanzierung für das erste Jahr.
Eine Herausforderung zu Beginn war es,die Promotion zu beenden, während wir uns gedanklich schon mit der Unternehmensgründung beschäftigt haben. Wir entschieden uns dafür, den vollen Fokus zunächst auf unsere Dissertationen zu legen und unsere Zeit erst nach erfolgreichem Abschluss dem Start-Up zu widmen.
Wir haben schnell festgestellt, dass gut strukturierte Prozesse – egal ob in der Entwicklung, Kundenakquise oder bei internen Strategiemeetings – enorm wichtig für den Erfolg eines Unternehmens sind.
Wer ist die Zielgruppe von Geospin?
Geospin ist interessant für alle Unternehmen, die eine große Menge an (geographischen) Daten produzieren oder auf deren Analyse angewiesen sind. Unsere Verfahren können in vielen Branchen eingesetzt werden, unter anderem im Mobilitäts- und Finanzsektor, der Logistik, im Baugewerbe, im Mobilfunk oder in der Filialnetzplanung.
Wie funktioniert Geospin?
Aktuell bieten wir unsere Software-Dienstleistung in zwei Formen an. Mit individuellen Data Insights Projekten definieren wir gemeinsam mit unseren Kunden geeignete Analysen für Ihre Fragestellungen. Die in diesen Projekten trainierten Modelle können unsere Kunden mithilfe einer API Schnittstelle im Anschluss selbst nutzen bzw. in bestehende Systeme integrieren.
Außerdem bieten wir unsere Analyse-Tools als Analytics-as-a-Service (AaaS) Framework an. So ist ein einfacher Zugang zu den standardisierten Analysen möglich – von der Standortanalyse bis hin zu komplexen Predictive Analytics.
Welche Vorteile bietet Geospin?
Geospin unterscheidet sich vor allem durch zwei Faktoren von der Konkurrenz: Zum einen arbeiten wir mit den innovativsten Methoden aus der aktuellen Forschung im Bereich Machine Learning und künstlicher Intelligenz. Diese Ansätze passen wir gezielt auf die Analyse spezifisch geographischer Fragestellungen an und entwickeln somit unsere einzigartigen Algorithmen. Zum anderen setzen wir bei unseren Analysen nicht nur auf interne Unternehmensdaten, sondern kombinieren diese gezielt mit externen Daten. Hierfür kommen beispielsweise Wetter-, Demographie- und Zensusdaten, Social Media, Personen- und Verkehrsströme, sowie über 300 verschiedene Umgebungsvariablen wie Supermärkte, Banken, oder Bushaltestellen zum Einsatz. Geospin ermöglicht somit den Einsatz von komplexen Business Intelligence Ansätzen auf geographische Fragestellungen, eine Art Geo-BI.
Geospin, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Gerade haben wir sehr erfolgreich auf der CeBIT in Hannover ausgestellt und hier unter anderem den Future Mobility Award von Volkswagen gewonnen. Wir werden unser Unternehmen – ob mit oder ohne Investor – in den kommenden Jahren weiter stark ausbauen. Ziel ist es in den kommenden 3 bis 5 Jahren „Hidden Champion“ für geographische Machine Learning und Deep Learning Analysen zu werden. Hierfür konnten wir bereits einige namenhafte Unternehmen wie Bosch oder Siemens von unseren Analysen überzeugen. Neben unseren Kunden im DACH Raum werden wir spätestens in 5 Jahren auf dem europäischen und amerikanischen Markt vertreten sein.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Es gibt kein Erfolgsrezept, das auf jede Gründung oder zu jedem Gründerteam passt. In vielen Gesprächen mit unterschiedlichen Experten und anderen Gründern, sollte man seinen eigenen Weg abstimmen. Fragt man 5 Experten kann es gut sein, dass einem 5 unterschiedliche strategische Richtungen präsentiert werden. Die richtige ist nicht die, die der erfahrene Experte vorgibt, sondern die, hinter der das Team steht, welches sie umsetzen muss.
Der Kunde sollte im Mittelpunkt stehen. Ein Verständnis für dessen Bedürfnisse ist für den Erfolg essentiell. Diesen Tipp bekommen Gründer wahrscheinlich oft zu hören, sollte man aber trotzdem immer wieder vor Augen führen. Weiß ich wirklich was meine Kunden benötigen? Um diese Frage immer wieder beantworten zu können, muss man regelmäßig aktiv den Austausch suchen. Oft passt die eigene Lösung nicht zum Problem oder schlimmer, man hat eine Lösung für ein Problem, welches nicht existiert. Jeder Gründer ist von seiner Idee überzeugt.Wichtig ist jedoch die Frage, ob seine Idee ein zwingendes Problem beim Kunden löst bzw. Mehrwerte/Einsparungen/etc. schafft.
Letzter Tipp: Es gibt in allen Bereichen Experten, die einen unterstützen können. Man muss nicht immer alles selbst machen und lernen, Aufgaben abgeben zu können. Zudem erspart ein Anruf oft sehr viel Zeit.
Fotograf: Conny Ehm
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Wir bedanken uns bei Dr. Sebastian Wagner für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.