Erst vor kurzem auf den Markt gekommen, bietet Greenzy eine Plattform, auf der Nutzer:innen durch Investments in Solarmodule grünen Strom zur Versorgung ihrer Elektrogeräte fördern können. So könne Sie ihren CO2-Fußabdruck minimieren und digitale Alltagsgeräte zu neutralisieren.
Könnten Sie uns mehr über die Entstehung von Greenzy erzählen und was hat Sie dazu inspiriert, diesen speziellen Ansatz zur Neutralisierung von CO2-Emissionen zu entwickeln?
Die Idee zu Greenzy kam auf, als ich mit Freunden beisammensaß und wir uns darüber unterhalten haben, wie Privatpersonen dazu beitragen können, die Welt ein Stückchen besser zu machen – und nicht durch beispielsweise die herkömmlichen Kompensationslösungen, die nachträglich versuchen, CO2– Emissionen auszugleichen. Uns war klar, dass wir schon früher ansetzen müssen: nämlich in der Produktion der Energie. Technologien wie Photovoltaik tragen einen bedeutenden Teil zur nachhaltigen Transformation bei, spielen im Alltag der meisten Personen aber keine Rolle. Das wollten wir ändern.
Wie funktioniert das Konzept der Greenzy-Karte genau und wie trägt es dazu bei, Alltagsgeräte durch Solarenergie zu neutralisieren?
Wenn Nutzer:innen eine Greenzy-Karte für ein korrespondierendes Elektronikgerät kaufen, kaufen sie damit auch ein Teil eines Solarpanels, welches genug Strom erzeugt, um das Gerät über die gesamte Nutzungsdauer mit grüner Energie zu versorgen. Durch die Stromeinspeisung ins öffentliche Netz fördern wir so den Anteil erneuerbarer Energie im gesamten Strommix.
Wer sind die Hauptzielgruppen für Ihre Produkte und welche Strategien verfolgen Sie, um diese Gruppen effektiv zu erreichen?
Mit Greenzy haben wir eine Plattform für all jene geschaffen, die den ersten Schritt zu einem nachhaltigen Lebensstil machen wollen. Bei Greenzy finden also die Menschen zusammen, die etwas gegen den Klimawandel unternehmen wollen und von gängigen, intransparenten Lösungen, wie per Klick einen 50 Euro teuren Flug CO2-neutral zu machen, enttäuscht sind.
Wir wollen unsere Kund:innen zu einer dauerhaften Gemeinschaft von Changemakern machen, indem wir den individuellen Besitz von Solarmodulen zum Kern unseres Geschäftsmodells machen, sodass es auch für junge Personen, die in Mietwohnungen wohnen, realisierbar wird, in Solarenergie zu investieren.
Welche technologischen Herausforderungen mussten Sie überwinden, um die Idee von Greenzy zu verwirklichen, und wie haben Sie diese gelöst?
Die größte Herausforderung bestand darin, die richtige digitale Infrastruktur zu finden, die sowohl Transparenz als auch Verantwortlichkeit gewährleistet. Wir wollten uns von intransparenten Kompensationsgeschäften unterscheiden, indem wir für unsere Kund:innen sichtbar machen, was sie bewirken. Die Nutzung der Blockchain war dafür eine natürliche Lösung, weil sie den Nutzer:innen ermöglicht zu sehen, wie viel Solarenergie ihre Paneele zu einem bestimmten Zeitpunkt erzeugen.
Inwiefern hebt sich Greenzy von anderen Anbietern im Bereich der Solarenergie und CO2-Neutralisierung ab?
Greenzy ist einzigartig, da es Privatpersonen ermöglicht, Solarpaneele zu besitzen und von jedem Ort der Welt aus Solarstrom zu erzeugen. Nun haben auch diejenigen, die keine Paneele auf ihren Dächern installieren oder Strom über einen Ökotarif beziehen können, die Möglichkeit, den Energieverbrauch ihrer Geräte selbst zu neutralisieren.
Dabei macht unsere Methode nicht nur vage Angaben über die eingesparten Emissionen: Wir lassen unsere Kund:innen einfach ihr eigenes Panel besitzen und ihre eigene saubere Energie erzeugen, die ausreicht, um den Strombedarf des Alttagsgerätes ihrer Wahl zu decken.
Wie planen Sie, das Angebot von Greenzy in der Zukunft zu erweitern und welche neuen Märkte oder Technologien könnten dabei eine Rolle spielen?
Bisher haben wir für unsere Nutzer:innen die Möglichkeit geschaffen, den Stromverbrauch für Geräte wie das Smartphone, die Smart Watch, den Laptop, die Kopfhörer, das E-Bike, den E-Roller oder das Tablet zu kompensieren. Wir planen, das Konzept nun noch für weitere Alltagsgeräte anzubieten. Außerdem sollen die Nutzer:innen die Gerätespezifikationen auf unserer Plattform eingeben können, um Solarmodule zu kaufen, die speziell auf ihren eigenen Verbrauch zugeschnitten sind.
Wir arbeiten auch an Partnerschaften mit Unternehmen. Diese könnten dann ihre Scope-3-Emissionen, also die Emissionen, die außerhalb ihres direkten Betriebes oder nach dem Verkauf ihrer Produkte entstehen, kompensieren.
Wie beurteilen Sie den aktuellen Stand des Bewusstseins und des Handelns in Bezug auf Umweltverantwortung und wie positioniert sich Greenzy in diesem Kontext?
Wir sehen, dass das Bewusstsein auf einem Allzeithoch ist und weiter steigt. Allerdings sind die Möglichkeiten für individuelles Handeln recht begrenzt. Die Hauptprämisse von Greenzy ist es, denjenigen eine Lösung zu bieten, die nicht wissen, wo sie anfangen sollen oder mit den üblichen Methoden, wie grünen Tarifen oder Emissionsgutschriften, unzufrieden sind. Mit unserem Modell stellen wir Authentizität und Verifizierung in den Vordergrund, was wir uns auch für den breiteren Kampf gegen den Klimawandel wünschen.
Welche Rolle spielt die Blockchain-Technologie bei der Gewährleistung von Transparenz und Vertrauen in die Dienstleistungen von Greenzy?
Die Blockchain-Technologie macht Daten quasi unveränderbar, da die Informationen durch eine Reihe von dezentralen Netzwerken wandern, bei jedem Schritt gespeichert und um einen Daten-Block ergänzt werden. Eine nachträgliche Änderung würde sofort auffallen. Somit können sich unsere Kund:innen sicher sein, dass die Informationen, die sie zur Leistung ihrer Panels erhalten, unverfälscht weitergegeben werden. Diese Transparenz und Verifizierung schaffen ein starkes Vertrauen.
Wie können Kund:innen die Auswirkungen ihrer Investition in Greenzy-Solarpanels konkret messen und verfolgen?
Nutzer:innen erhalten mit dem Kauf einer Greenzy-Card Zugriff zu einem Dashboard, welches zeigt, wie viel Energie mit ihren Anteilen der Solarpanels erzeugt wurde und auch wie viel Geld durch die Stromeinspeisung generiert wurde – dabei erhalten sie natürlich eine Vergütung für den Strom, der über den Eigenverbrauch ihres Geräts hinausgeht.
Was sind die größten Hindernisse auf dem Weg zu einer breiteren Akzeptanz von Solarenergie und CO2-neutralen Lösungen, und wie beabsichtigen Sie, diese zu überwinden?
Für Länder und Unternehmen ist es einfacher denn je, Solarenergie zu nutzen, aber nicht für Privatpersonen. Menschen, die in Mietwohnungen wohnen, können keine Solaranlage auf dem Dach installieren, und auch Lösungen wie Gemeinschaftssolaranlagen gibt es nicht in jeder Region. Die meisten Klimabewussten zahlen eine Prämie für die Kohlenstoffneutralisierung. Leider ist die Logik hinter diesen Prämien oft unklar. Wir wollen dieses Problem überwinden, indem wir den Menschen die Möglichkeit geben, ihre eigenen Solarzellen zu besitzen. Der Besitz gibt unseren Nutzer:innen auch ein größeres Verantwortungsgefühl, das wir mit unserem Blockchain-basierten Verifizierungssystem für die Solarerzeugung noch verstärken.
Letztendlich wird der Greenzy-Solarpark eine Anlage sein, die Tausenden gehört. Wir glauben auch, dass diese Art von Eigentumssystem viele Investitionen von Privatpersonen freisetzen wird, die dem Ausbau des Solarenergiesektors fördern werden.
Könnten Sie drei Ratschläge teilen, die Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen anderen Gründer:innen im Bereich der grünen Technologien geben würden?
Nachhaltigkeit, Emissionen und Klimawandel sind für die meisten abstrakte Begriffe. Der Großteil unserer Gesellschaft erkennt die Folgen des Klimawandels erst durch extreme Wetterereignisse, denn Konzepte wie die Kohlenstoffbilanzierung sind für viele fremd. Die neuen Lösungen im Bereich Green Tech sollten deshalb so einfach und greifbar wie möglich sein.
Kleinere Lösungen können sehr wirkungsvoll sein, wenn ihre positiven Effekte für die Nutzer:innen direkt einsehbar sind. Wir können nicht von heute auf morgen eine ganze Industrie umkrempeln. Aber durch kleinere Lösungen, die sich einfach in den Alltag integrieren lassen, ermöglichen wir es vielen Menschen, den ersten Schritt in Richtung Nachhaltigkeit zu tun und den Weg für weitere Schritte zu ebnen.
Es gibt keine grüne Transformation ohne die digitale Transformation. Die Gründer:innen sollten daher immer auf dem neuesten Stand der Technik sein und sie so nutzen, dass ihre Kund:innen sie leicht und vollständig verstehen.
Wie sehen Sie die Zukunft der Solarenergie und deren Beitrag zur globalen Nachhaltigkeitsagenda?
Es ist ganz klar, dass Solarenergie sich derzeit zum Fundament unseres neuen und grünen Energiesystems entwickelt. Mit der zunehmenden Elektrifizierung und der Verbreitung von Elektrofahrzeugen wird die Nutzung von Solarenergie weiter zunehmen, da sie die flexibelste und am einfachsten zu installierende Lösung für saubere Energie ist.
Wir bedanken uns bei Oytun Sengul für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder