Michael Xie, Founder, President und CTO von Fortinet verrät, wie Start-Ups den Sprung zum erfolgreichen Unternehmen schaffen.
Erwachsenwerden ist eine schwierige Sache – das gilt für Teenager und genauso für Tech-Unternehmen. Auf dem Weg vom Start-Up zum erfolgreichen Unternehmen gibt es eine Vielzahl von Herausforderungen. Ich stelle im Folgenden einige Strategien und Maßnahmen vor, mit denen Sie ihnen erfolgreich begegnen und das Schiff wieder auf Kurs bringen.
Eine Eigenschaft, die Technologieunternehmen auf jeden Fall beibehalten sollten, auch, wenn sie dem Status „Start-Up“ entwachsen sind, ist ihre Agilität. Viel zu oft verlieren Unternehmen während ihres Wachstums ihre Reaktionsschnelle – oder erkennen gar nicht mehr, dass sie reagieren müssten. Start-Ups hingegen glänzen hier dank ihrer singulären Ausrichtung mit Flexibilität und können schnell die neuen Bedürfnisse des Marktes bedienen. Bewahren Sie sich also die Dynamik eines Start-Ups – auch wenn Ihr Unternehmen nominell keines mehr ist.
Wachstumsschmerzen überwinden und nutzen
Die größte Hürde für effiziente und flexible Geschäftsprozesse ist meistens die Entscheidungskette. Jeder Manager oder CxO in einem größeren Unternehmen kann das sicherlich nachvollziehen: Es wird zunehmend schwerer bei den einzelnen Entscheidungen das große Ganze im Blick zu behalten – insbesondere, wenn mehrere Parteien mit unterschiedlichen Prioritäten und Zielsetzungen involviert sind. Das sorgt für Verzögerungen oder schlimmstenfalls für übereilte und nachteilige Entscheidungen.
Ähnlich sieht es bei der Kommunikation aus. Je größer das Unternehmen, umso schwerfälliger und komplizierter wird die Abstimmung innerhalb und zwischen Teams sowie mit Vorgesetzten und Entscheidern. Als unser Fortinet-Team noch aus ein paar Dutzend Mitarbeitern bestand, war die Koordination um einiges leichter, als es bei 5.000 Angestellten der Fall war – und ich erwarte weitere Veränderungen, wenn wir auf die 10.000er Marke zusteuern. Die Herausforderung hier besteht darin, auch in einem Team dieser Größenordnung weiterhin jedem Mitarbeiter seine Rolle und Verantwortungen klar zu vermitteln. Gleichzeitig gilt es sicherzustellen, dass man gemeinsam effektiv auf die übergeordneten Ziele des Unternehmens hinarbeitet.
Bei Forschung und Entwicklung achten wir darauf, dass wir – trotz Unternehmenswachstums – unsere Geschwindigkeit innerhalb des Produktzyklus nicht verlieren. Es ist uns wichtig, bei jeder Station von Innovation bis zum Produkttest unseren „Forti-Speed“ zu bewahren. Das bedeutet: Wenn das Unternehmen wächst, investieren wir in Forschung und Entwicklung – und das nicht zu knapp.
Alle Hürden, die ich beschrieben habe (und viele weitere), sind im Tech-Sektor unvermeidbar, wenn man als Unternehmen dem Start-Up-Status entwächst. Die Lösungen zu vielen dieser Herausforderungen liegen aber meistens in ihrem Ursprung: dem eigenen Wachstum. Denn dieses bringt nicht nur Nachteile mit sich – weit gefehlt.
Ressourcen strategisch einsetzen
So können größere Technologieunternehmen meist auf weitaus mehr Ressourcen zurückgreifen. Diesen Vorteil kann man noch verstärken, wenn smarte Entscheider diese Ressourcen managen und wachsen lassen. Dies ermöglicht eine längerfristige Planung und einen größeren Spielraum, die eigenen Ziele zu erreichen. Kleinere Unternehmen operieren hier mit erheblich engeren Zeiträumen und Fehlermargen wenn es darum geht, die Produkte „zum Fliegen zu bringen“.
Der gleiche Geldtopf kommt zum Einsatz, wenn es darum geht, die eigene Marke aufzubauen. Eine starke Markenpräsenz hilft bei der Kundengewinnung und generiert Interesse bei Investoren, Bewerbern und potenziellen Partnern. Gerade der letzte Punkt ist wichtig, denn ein starkes Netzwerk strategischer Partnerschaften ist ein unverzichtbares Asset im Tech-Sektor.
Aber die größte Schatztruhe hilft nichts, wenn sie nicht intelligent und vorausschauend eingesetzt wird. Wenn man den Sprung auf die nächste Stufe geschafft hat, muss auch ein entsprechendes Umdenken im Management einsetzen. Daher gilt für Entscheider: für unkonventionelle Vorschläge offen sein und die geforderte Flexibilität und Wachstumsorientierung vorleben. Es nur von anderen zu fordern reicht nicht. Der Schlüssel zum anhaltenden Erfolg ist ein Gespür für Effizienz zu entwickeln. Welche Prozesse funktionieren wo und weshalb? Und lassen sie sich auf einen größeren Maßstab skalieren? Wenn man hier die richtigen Antworten findet, kann man sich die eigene Agilität bewahren und schnell auf Markt- und Kundenanforderungen reagieren – mit Fortinet haben wir vorgemacht, dass es möglich ist.
Fazit
Wie Charles Darwin schon beobachtet hat: Die höchsten Überlebenschancen haben die besonders Anpassungsfähigen. Survival of the fittest. Das gilt für Flora, Fauna und aber auch für Tech-Unternehmen. Denn der digitale Markt ist Evolution im Schnelldurchlauf: Nur wer hier schnellstmöglich die Bedürfnisse der Kunden erkennt und bedient, hat Erfolg.
BU: Michael Xie, Founder, President und CTO, Fortinet
Autorenbiographie:
Michael Xie ist seit November 2013 President und Chief Technology Officer (CTO) bei Fortinet und bereits seit Februar 2001 Mitglied des Aufsichtsrats. Zuvor hatte er die Position des Vice President of Engineering und CTO inne, nachdem er Fortinet im Oktober 2000 mitbegründet hatte. Vor der Gründung von Fortinet war er als Vice President of Engineering bei ServGate Technologies tätig, einem Netzwerk-Security-Anbieter, der im April 2006 von Amarium Technologies übernommen wurde. Weitere Meilensteine seiner Karriere waren seine Position als Software Director und Architect bei NetScreen sowie seine Tätigkeit als Senior Software Engineer bei Milkyway Networks Corporation, einem Anbieter von Netzwerksicherheitslösungen.
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