5 Tipps bei der Gründung während der Pandemie
Wer sich aktuell Selbstständig machen möchte, hat vielleicht eine gute Idee und gute Ambitionen. Allerdings bedeutet eine Selbstständigkeit nicht nur viel Arbeit selbst, sondern auch der Aufbau sowie die Arbeiten drum herum benötigen viel Zeit auf Zuwendung.
Kemal Üres, selbst Gründer und Gastronom, weiß, wie schwer die Selbstständigkeit in schweren Zeiten sein kann. Aber auch, wie neue Gründer das eigene Unternehmen aufbauen können.
Die richtige Idee, am richtigen Ort
Egal wie gut eine Idee sein mag: Sie stößt sehr oft auf die Realität. Wer sein eigenes Geschäft eröffnen möchte, und das nötige Kapital besitzt, braucht einen geeigneten Standort. Ein kleiner Wurststand im Gewerbegebiet besitzt andere Kundschaft als ein Dekorationsgeschäft in der Innenstadt. Wer sich gerne auf Kleidung für Kinder spezialisieren möchte, sollte sich zentral positionieren, um erreichbar zu sein. Bau – und Handwerksgeschäfte sind hingegeben in Gewerbegebiete, wo die Kunden ebenfalls ansässig sind.
Richtig Kalkulieren
Aus eigener Erfahrung weiß Kemal Üres, aber auch andere Gründungspersonen, wie wichtig die Kalkulation ist. Dabei werden nicht nur die Einnahmen und Ausgaben vom Steuerfachpersonal überprüft, sondern als Unternehmen selbst müssen die Zahlen immer im Blick behalten werden. Tatsache ist: als Neugründung wird das Unternehmen in den ersten Monaten kaum Gewinn erzielen, weil Kunden weder Name noch Produkte kennen. Die Ausgaben für Werbung, Miete, Strom und Nebenkosten, aber auch für Dekoration, Inventar und Einkauf oder Herstellung sollten immer höher angesetzt werden, als die richtigen Zahlen zeigen. Wenn die Zahlen zu knapp bemessen sind, können Unternehmen schnell ins Minus rutschen.
Auch müssen Unternehmen damit rechnen, dass es Zeiten gibt, in denen möglicherweise keine oder sehr viele Kunden zu finden sind. Hauptsaisons wie Weihnachten, Ostern sowie das klassische Sommerloch müssen beachtet und entsprechend kalkuliert werden.
Im ersten Jahr wissen Unternehmen das Verhalten der Kunden nicht. Daher wird das erste Jahr auch als zukünftige Basis und für Beobachtungen sowie für Erfahrungen sammeln betrachtet.
Risiken vor und nach der Gründung
Jedes Unternehmen trägt Risiken. Wenn ein Geschäft heute läuft, reichen meist Kleinigkeiten aus, um es komplett zu verlieren oder starke Einbußen zu erleben. Ein namhaftes Unternehmen verlor im Jahre 2018 einen Wert von 10 Mio. Dollar, aufgrund eines Skandals sowie Proteste. Insgesamt wurden 700 Filialen geschlossen.
Besonders in der Gastronomie ist es sehr schwierig sich einzufinden und einen guten Platz sowie Ruf zu positionieren. Und dieses Problem besitzt jedes Unternehmen. Mit jeder negativen Aussage der Kunden oder Medien kann das Unternehmen fallen.
Als Neugründung tragen Unternehmen auch oft hohe Kredite. Diese müssen zurückbezahlt werden und GründerInnen müssen mit dem eigenen Kapitel haften, wenn das Unternehmen nicht gewinnbringend eingespielt wird.
Markt analysieren und einschätzen
Bevor es wirklich an die eigentliche Arbeit geht, sollten GründerInnen sich eines bewusst sein: grade aktuell ist der Markt nicht nur sehr schwammig, sondern hochriskant. Selbstverständlich soll niemand, mit dem Wunsch der Selbstständigkeit, diesen Wunsch aufgeben. Dennoch muss die komplette Situation vollständig neu bewertet werden. Bereiche der Medizin und Pflege, sowie Handel, Verkauf und Gastronomie erleben neben den massiven Einbußen auch einen hohen Personalmangel. Gleichzeitig müssen Unternehmen viele Ausgaben für die Luftreinigung tragen. Auch wenn diese Ausgaben steuerrechtlich zurückerstattet werden, müssen Händler und Gastronomen diese Kosten vorab zahlen.
Auch sind die Gesetze für Kunden strenger geworden. Durch die Impfnachweispflicht (besonders in der Gastronomie) sowie die Maskenpflicht, verzeichnet die Wirtschaft einen gravierenden Einbruch.
Mit der Zeit gehen
Wer die Möglichkeit besitzt, oder von vornherein einen Schwerpunkt auf einen Onlinehandel wollte, hat einen großen Vorteil: verschiedene Nachweise sowie Ausgaben für Ausstattung oder Personal können entfallen. Besonders für Neugründungen kann der erste Schritt in den Onlinehandel (bei nicht verderblichem Lebensmittel) ein sehr guter Start sein. Marketing, Werbung sowie Rechnungen und Verkauf laufen fast vollständig automatisch. So können sich neue Unternehmen auf Verbesserungen konzentrieren und das Unternehmen auch wachsen lassen.
Fazit
Wer mit dem Gedanken spielt, sich zur aktuellen Lage selbstständig zu machen, kann ich nur ans Herz legen: wartet ab. Aktuell sind Wirtschaft und Kunden sehr vorsichtig und angespannt. Allerdings kommen auch bessere Zeiten. Sollten Unternehmen allerdings schon in den Startlöchern sein, kann die Zeit mit Produktverbesserungen genutzt werden, ein Onlinehandel kann aufgebaut und darüber auch die Ware vertrieben werden. Es bedarf, nicht nur für Neugründungen, sondern auch für „alte Hasen“ ein langer Atem, aktuell Unternehmen halten zu können.
Autor:
Multiunternehmer. Investor. Business Angel.
Kemal Üres ist Gründer der Gastronomie-Kette Daily You – Eat powerful und Gesellschafter bei Eisberg-Seminare GmbH Hamburg und im Bereich Persönlichkeitsentwicklung und Mentaltrainings tätig.
Neben dem Abschluss seiner kaufmännischen und gastronomischen Ausbildung hat er Weiterbildungen in der transzendentalen Meditation, im autogenen Training sowie in der kognitiven Verhaltenstherapie absolviert. Seine Karriere startete er einst im Park Hyatt Hotel Hamburg als jüngster Manager weltweit, er ist inzwischen Geschäftsführer mehrerer erfolgreicher mittelständischer Unternehmen sowie Buchautor und Investor. Stets am Zahn der Zeit entdeckt er Potenziale in Gründern und ihren Firmen. Zu seinen weiteren Stärken zählen das Skalieren und Positionieren von mittelständischen Unternehmen.
Titelbild: pixabay
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