Mittwoch, Oktober 4, 2023
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Das Produkt sollte interativ mit der Zielgruppe entwickelt werden gemäß dem Motto „Fail fast, fail often“.

GWA Hygiene: NosoEx der digital Assistent für die Krankenhaushygiene

Stellen Sie sich und das Startup GWA Hygiene doch kurz unseren Lesern vor!
Allein in Deutschland infizieren sich jährlich bis zu 700.000 Menschen mit Krankenhauskeimen und bis zu 30.000 Menschen sterben sogar daran. Übertragungsweg Nummer eins sind dabei die Hände. Allerdings wird in der Praxis leider nur jede zweite erforderliche Händedesinfektion durchgeführt.

Daher soll unser IoT-System NosoEx der digital Assistent für die Krankenhaushygiene sein. Mithilfe von Sensoren an Desinfektionsmittelspendern und Transpondern an der Kleidung des Personals kann das Desinfektionsverhalten von Berufsgruppen (z.B. Ärzte, Pflege, Therapeuten) erfasst werden.

Unsere Technologie ist derzeit in 15 Gesundheitseinrichtungen in der DACH-Region im Einsatz.

Ich habe Innovationsmanagement an der University of Southern Denmark studiert und parallel zu meinem Studium Startup-Luft geschnuppert. Das heutige Gründerteam, bestehend aus Maik Gronau, Marcel Walz, Dirk Amtsberg, Daniel Neuendorf und ich, kennt sich bereits seit der Studienzeit. Ich verantworte heute den Bereich „Sales & Business Development“.

Wie ist die Idee zu GWA Hygiene entstanden?
Mein Mitstreiter Maik Gronau lag 2013 selbst im Krankenhaus. Aus seinem Bett heraus beobachtete er wie sich einige Mitarbeiter häufiger und andere weniger die Hände desinfizierten. Das war die Geburtsstunde zu unserem Händehygiene-Monitoring NosoEx. Folglich wurde das Team sukzessive aufgebaut und zählt aktuell 21 Mitarbeiter.

Welche Vision steckt hinter GWA Hygiene?
Multiresistente Keime sind eine wachsende Herausforderung. Die Infektionsprävention ist dabei ein wesentlicher Ansatzpunkt. Aufgrund des bestehenden Fachkräftemangels im Bereich der Hygiene ist eine technologische Lösung erforderlich. Wir wollen die IoT-Infrastruktur im Krankenhaus maßgeblich mitgestalten. Dadurch sollen Prozesse optimiert und letztlich die Infektionsquoten reduziert werden.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Zu Beginn benötigt man Gesundheitseinrichtungen, in denen man Testprojekte starten kann. Daraus entstehen dann idealerweise Referenzhäuser. Dies haben wir bei dem Klinikum Lüneburg erfolgreich umgesetzt, wo heute die gesamte Einrichtung mit NosoEx ausgestattet ist. Eine solche Referenz ist für den weiteren Vertrieb notwendig.

Für diese Anfangsphase konnten wir auf die Unterstützung der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern zählen.

Um jetzt in die weitere Wachstumsphase überzugehen, haben wir kürzlich eine Finanzierungsrunde in Millionenhöhe mit namhaften Investoren, der MIG Verwaltungs AG und dem High-Tech Gründerfonds, abgeschlossen. Damit wird das Produkt weiterentwickelt und der Vertrieb (inkl. Internationalisierung) verstärkt.

Wer ist die Zielgruppe von GWA Hygiene?
Der Zielmarkt ist das Gesundheitswesen und dort insbesondere Krankenhäuser und Pflegeheime. Der Fokus liegt aktuell auf den Einrichtungen im deutschsprachigen Raum. Es laufen aber bereits Vorbereitungen für NosoEx-Installationen im europäischen Ausland. Dafür gibt es auch Kooperationen mit etablierten Zulieferern in den Märkten wie z.B. Desinfektionsmittelhersteller.

Perspektivisch lässt sich die Technologie auch auf andere Zielmärkte wie beispielsweise die Lebensmittelproduktion sowie die Gastronomie ausweiten.

Wie funktioniert GWA Hygiene?
Mit unserem IoT-System NosoEx helfen wir Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen ihre Hygienesituation transparent abzubilden und in Zahlen zu fassen.

Hierfür werden vorhandene Desinfektionsmittelspender mit Sensoren ausgestattet, welche eine Vielzahl an Daten rund um die Händehygiene aufzeichnen. Zusätzlich werden von den Mitarbeitern während der Schicht Transponder getragen. Diese zeichnen das Desinfektionsverhalten der einzelnen Berufsgruppen auf. Um jedoch das Desinfektionsverhalten nicht personenbezogen zu ermitteln, werden die Transponder vor Schichtbeginn einer Box entnommen und nach der Schicht wieder dorthin zurückgelegt. Die dadurch entstehende Vermischung lässt Rückschlüsse auf das Hygieneverhalten des Einzelnen nicht zu.

Die gesammelten Daten sind daraufhin für die zuständigen Fachkräfte nur noch einen Mausklick entfernt. Über die NosoEx-Software werden beispielweise die Häufigkeit der

Desinfektionen, die Abgabemenge und der Füllstand der Spender anschaulich visualisiert. Somit lassen sich Aussagen über die tatsächliche Hygienesituation der Einrichtung treffen und Maßnahmen zielgenau einleiten.

Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
NosoEx lässt sich nahtlos in die bestehende Infrastruktur von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen integrieren. Dafür werden die Sensormodule an den vorhandenen Spendern befestigt. Die erfassten Daten laufen folglich über intelligente Algorithmen auf einem Hub je Station zusammen. Eine flächendeckende WLAN-Abdeckung ist dafür nicht erforderlich.

Diese einfache Handhabung sowie die Datenvielfalt sind unser Alleinstellungsmerkmal im Markt.

GWA Hygiene, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Mit dem bereits angesprochenen frischen Kapital wollen wir nun unseren Vertrieb ausbauen und vom Markt angefragte Weiterentwicklungen realisieren. Dazu zählen beispielsweise Feedback-Funktionen zum Desinfektionsverhalten sowie die Kombination von unseren Daten mit externen Daten z.B. aus dem Krankenhausinformationssystem.

Wir wollen in den nächsten Jahren in Deutschland der führende Anbieter für digitale Assistenzsysteme in der Krankenhaushygiene sein und auch in Europa den Ton angeben. NosoEx soll in 5 Jahren aus dem Klinik-Alltag nicht mehr wegzudenken sein.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
(1) Das Produkt sollte interativ mit der Zielgruppe entwickelt werden gemäß dem Motto „Fail fast, fail often“. Nur so schafft man es sein Produkt bedürfnisorientiert zu gestalten. Und gleichzeitig kann die Identifikation der Testkunden mit dem Produkt steigen, wenn sie maßgeblich eingebunden waren.

(2) Ausschau halten nach Akteuren im Markt, die bereits die eigene Zielgruppe adressieren. Idealerweise sind diese Anbieter auf der Suche nach einer Differenzierung bzw. verspüren einen Innovationsdruck aufgrund der Digitalisierung. Dort kann man sich entsprechend als Partner platzieren.

(3) Bei der Auswahl von Investoren darauf achten, dass diese neben Kapital auch wertvolles Know-How und Netzwerk mitbringen. Bei strategischen Investoren sollte man vorsichtig sein, da dies den Markt verkleinern, die Exit-Kanäle reduzieren und somit auch den Unternehmenswert verringern kann.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Tobias Gebhardt für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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