Mittwoch, Dezember 11, 2024
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Welche Idee treibt dieses Startup an?

hermaid bietet KI-gestützte Gesundheitslösungen, die Frauen in den Wechseljahren individuell und effektiv unterstützen

Könnten Sie uns einen Einblick in die Gründungsgeschichte von hermaid geben und welche Personen hinter dem Unternehmen stehen?

Wir haben hermaid 2023 als Schwestern (Anne und Susanne Feldt) gegründet. Unser Hintergrund liegt in der Unternehmensberatung und der digitalen Produktentwicklung von Gesundheitsanwendungen. Für uns war von Anfang an klar, dass wir im Bereich der Frauengesundheit gründen wollten, da hier ein enormer Bedarf und ein riesiger Markt für die Entwicklung neuer Dienstleistungen besteht. McKinsey und das Weltwirtschaftsforum sprechen in diesem Zusammenhang von einer „Trillion Dollar Opportunity“. Im Laufe des Jahres ist Rajesh Sharma als Co-Founder zu uns gestoßen, der bereits von Beginn an als CTO maßgeblich beteiligt war. Damit haben wir ein komplementäres Gründungsteam, das sich durch die langjährige Zusammenarbeit in verschiedenen Projekten bestens kennt.

Was war die Motivation zur Gründung von hermaid, und welche Lücke im Gesundheitssystem möchten Sie damit schließen?

Vom Gender-Health-Data-Gap haben sicher schon viele gehört. Wichtig ist jedoch zu verstehen, dass viele dieser „Lücken“, die es im Zusammenhang mit dem Thema „Gender“ gibt, auch irgendwie zusammenhängen. Am Beispiel der Wechseljahre lässt sich das recht eindeutig erklären:

Über 80 % der Frauen in den Wechseljahren sind erwerbstätig. In einigen Branchen machen sie bis zu 80 % der Gesamtbelegschaft aus. Sie verfügen über viel Erfahrung und sind teilweise in leitenden Positionen tätig. Bis zu zwei Drittel von ihnen leiden jedoch unter Wechseljahresbeschwerden, die ihre Arbeit beeinträchtigen.

Unter den Symptomen, die am häufigsten genannt werden und die den größten Einfluss auf die Erwerbstätigkeit haben, sind dies die Top 5: Körperliche und geistige Erschöpfung, Schlafstörungen, Reizbarkeit, depressive Verstimmung sowie Hitzewallungen und Schweißausbrüche.

Die zahlreichen Symptome führen zu verminderter Produktivität, Fehlzeiten (bis zu acht Tage pro Jahr), einer Verringerung der Arbeitszeit und einem deutlichen Anstieg der Frühverrentung. Die jüngsten deutschen Daten gehen von 40 Millionen Krankheitstagen als Folge aus. Keine gute Nachricht angesichts des viel zitierten Fachkräftemangels und der Gleichstellungsziele in Unternehmen. Aus Studien wissen wir, dass knapp 25 % der Frauen in den Wechseljahren in Teilzeit gehen. Je nach Beruf bedeutet das: weniger Lebenseinkommen und weniger Rente.

Obwohl 95 % der Unternehmen auf Nachfrage einräumen, dass sich die Wechseljahre negativ auf die Arbeit auswirken, geben nur 4 % der Frauen an, dass es am Arbeitsplatz Unterstützung gibt. Viele haben das Gefühl, stigmatisiert und diskriminiert zu werden.

Gerade in Deutschland gab es bisher kaum Lösungen, die diese Probleme adressierten.

Wie sieht die Vision von hermaid aus, und welche Schritte unternehmen Sie, um diese zu verwirklichen?

Interventionen zur Unterstützung von Frauen in den Wechseljahren am Arbeitsplatz zeigen messbare positive Auswirkungen in vielfältigen Bereichen: Wohlbefinden, Zufriedenheit, Produktivität, Mitarbeiterbindung, Inklusion, Geschlechtergerechtigkeit, Arbeitgeberimage und Rekrutierung.

Unsere Vision ist die Entwicklung innovativer Interventionen, die neueste Technologien nutzen, schnell implementierbar, messbar effektiv und kosteneffizient für Arbeitgeber sind und einen hohen ROI erzielen.

Auf welche Weise unterstützt hermaid Frauen in den Wechseljahren, und welche spezifischen Angebote bieten Sie an?

hermaid bietet KI-gestützte Gesundheitsunterstützung für Frauen in den Wechseljahren. Über die hermaid Plattform erhalten sie Echtzeit-Chat-Support und direkten Zugang zu zertifizierten Wechseljahres-Experten – ob im Büro, im Homeoffice oder unterwegs. Durch die Kombination von digitaler, individueller Begleitung und dem Zugang zu Experten lösen wir gleich zwei Probleme, mit denen Frauen in den Wechseljahren konfrontiert sind. Unsere niedrigschwellige und skalierbare Lösung unterstützt sowohl die individuellen Bedürfnisse der Frauen als auch die Anforderungen von Arbeitgebern.

Welche Zielgruppe sprechen Sie mit hermaid an, und wie stellen Sie sicher, dass deren Bedürfnisse erfüllt werden?

hermaid fokussiert sich auf die Bedürfnisse von Frauen in der Arbeitswelt und berücksichtigt dabei gleichzeitig die Anforderungen der Arbeitgeber. Wir bieten eine effektive Lösung durch individuelle Beratung, die jeder Kundin hilft, ihre aktuelle Situation und die Auswirkungen der Wechseljahre besser zu verstehen. Die KI-gestützte Begleitung ermöglicht es uns, auf den individuellen Zustand der betroffenen Frau einzugehen und konkrete Hilfestellungen zu bieten. Bei Bedarf besteht die Möglichkeit zum direkten Austausch mit einer Expertin oder einem Experten. Unser Angebot für Arbeitgeber wird individuell mit ihnen abgestimmt und bietet eine kosteneffektive Lösung mit hohem Nutzen.

Was unterscheidet hermaid von anderen digitalen Gesundheitsplattformen, und was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal?

Als erstes Unternehmen im deutschsprachigen Raum setzen wir auf KI und konzentrieren menschliche Beratung auf die wesentlichen Faktoren. Das macht unser Angebot hoch skalierbar. Unser „Unfair Advantage“: Als First Mover in diesem Bereich verfügen wir über ein starkes Netzwerk und strategische Allianzen. Kombiniert mit unseren eigenen Kompetenzen ergibt das einen unschlagbaren Mix.

Mit welchen Herausforderungen sind Sie seit der Gründung von hermaid konfrontiert worden, und wie gehen Sie damit um?

Das Bewusstsein für die Wechseljahre am Arbeitsplatz war vor knapp 1,5 Jahren noch erschreckend gering. Das hat sich mittlerweile grundlegend geändert! In den Medien, in der Politik und auch in Unternehmen erhalten die Wechseljahre endlich die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Das kommt uns aktuell sehr zugute und erleichtert den Zugang zu Organisationen. Ein weiterer positiver Effekt: Femtech boomt und Gründerinnen erhalten immer mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung, beispielsweise durch Förderprogramme. Trotz der guten Startvoraussetzungen liegt noch ein langer Weg vor uns.

Wie planen Sie, das Thema Frauengesundheit am Arbeitsplatz weiter zu entstigmatisieren und in Unternehmen zu integrieren?

Die zunehmende Berichterstattung über die Wechseljahre in den Medien trägt dazu bei, das Thema zu enttabuisieren. Wir und andere Befürworter am Arbeitsplatz können diesen positiven Trend nutzen, um die Geschäftsleitung und Führungskräfte für die vielfältigen Vorteile von gezielten Interventionen zu sensibilisieren. So fördern wir einen Kulturwandel hin zu einer offenen und unterstützenden Arbeitswelt, in der die Wechseljahre als natürlicher Teil des Lebens akzeptiert werden.

Welche zukünftigen Entwicklungen und Erweiterungen sind für hermaid geplant?

Wir planen, unser Angebot zeitnah um weitere frauengesundheitliche Themen zu erweitern, basierend auf einem lebensphasenorientierten Ansatz. Die Wechseljahre am Arbeitsplatz bilden den Auftakt für unser umfassendes Angebot im Bereich Frauengesundheit. Unser Ansatz dient als Blaupause und lässt sich auch auf die Gesundheit nach den Wechseljahren, die Gesundheit von Frauen am Arbeitsplatz im Allgemeinen und die Gesundheit von Männern übertragen. In Deutschland sind etwa 77% der 15- bis 64-Jährigen erwerbstätig. Daher sind Interventionen zum Schutz und zur Verbesserung der Gesundheit am Arbeitsplatz essenziell. Dabei sind genderspezifische und insbesondere individuelle Ansätze entscheidend.

Welche Rolle spielt die technologische Innovation in Ihrem Unternehmen, und wie nutzen Sie KI, um Ihre Dienstleistungen zu verbessern?

Technologie ist der Kern der Vision von hermaid. Nur durch technologische Innovation entstehen leicht implementierbare, effektive und kosteneffiziente Lösungen. Technologie ermöglicht Skalierung und durch KI können wir maßgeschneiderte Angebote für Betroffene entwickeln.

Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben?

  1. Start building your network early: Das hört man immer wieder, doch es dauert tatsächlich eine recht lange Zeit und kontinuierliche Touchpoints, bis sich die Effekte einstellen.
  2. Visibility is key: Wenn niemand dich kennt und dein Angebot nicht sichtbar ist, kannst du das beste Produkt der Welt haben. Es kauft nur niemand.
  3. Build habits that provide you strength:Gründungen sind nicht immer einfach – da ist es mega wichtig auf sich selbst zu achten: Schlaf, gesunde Ernährung, Mindset-Arbeit und Sport sind da wichtig. Ähnlich wie im Leistungssport.

Wie sehen Sie die Entwicklung des Marktes für digitale Gesundheitslösungen, insbesondere im Bereich der Frauengesundheit, in den nächsten fünf Jahren?

Wir befinden uns inmitten eines zentralen Trends mit enormem Potenzial. Digitale Angebote sind dabei unerlässlich, da sie skalierbar sind und dort Hilfe bieten, wo personelle Kapazitäten knapp sind (z. B. im Gesundheitswesen). Durch Datenanalyse und die Vernetzung von Parametern werden faktenbasierte Zusammenhänge sichtbar, die die Grundlage für neue Lösungsansätze bilden. Auch der Arbeitsmarkt wird profitieren: Eine verbesserte gesundheitliche Versorgung ermöglicht Frauen eine stärkere berufliche Partizipation. Da diverse Unternehmen nachweislich erfolgreicher und nachhaltiger sind, erwarten wir auch auf dieser Ebene positive Effekte.

Referenz:
  1. The specific data point indicating that 95% of businesses recognize menopause negatively affects work originates from Benenden Health’s UK research. People Management includes the original reference to this statistic: “…nearly all businesses polled (95 per cent) recognised that symptoms negatively impact work.” https://www.peoplemanagement.co.uk/article/1747278/quarter-women-with-serious-menopause-symptoms-have-left-jobs#gref
  2. MenoSupport: – “Welche der folgenden Maßnahmen zur Unterstützung in den Wechseljahren sind an Ihrem Arbeitsplatz verfügbar? …Sensibilisierung für das Thema Wechseljahre bei den Führungskräften (4,4%); Etablierung einer wechseljahresfreundlichen Arbeitskultur (4,2%)…”

Bild hermaid Founders Susanne Rajesh Anne @hermaid

Wir bedanken uns bei Susanne Feldt, Rajesh und Anne Feldt für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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