Mehr als 90 Startups, Technologie-Experten und 150 Vertreter des Mittelstands diskutieren Chancen der Digitalisierung in Bonn
Nur 65 Prozent der deutschen Unternehmen ab 20 Mitarbeitern arbeiten mit Startups zusammen – so eine aktuelle BITKOM-Studie. Davon entwickeln nur 14 Prozent neue Produkte oder Dienstleistungen gemeinsam mit Gründern. Doch woher kommt dieser Dornröschenschlaf? Für 77 Prozent der Unternehmen liegt der Grund nicht etwa darin, eine Zusammenarbeit abzulehnen – sie haben schlichtweg keinen Kontakt zu Startups. Der High-Tech Gründerfonds versteht sich als Motor, um diese Lücke zu schließen und beide – Groß und Klein – zusammenzubringen.
Unsere diesjährige High-Tech Partnering Conference (HTPC) in Bonn hat einmal mehr bewiesen, dass innovative Gründer es schaffen, den Mittelstand aus seinem Dornröschenschlaf wach zu küssen. Im Mittelpunkt der Konferenz stand neben Zukunftstechnologien wie Blockchain und Künstlicher Intelligenz vor allem die Vernetzung von innovativen Tech-Startups mit dem Rückgrat und Motor der deutschen Wirtschaft, dem Mittelstand. Mit 150 Vertretern der Industrie und über 90 Gründern war das Interesse beider Seiten so groß wie nie – ein großartiges Zeichen für den Industrie- und Gründerstandort Deutschland! Was ich persönlich dabei gelernt habe, möchte ich heute teilen:
1. Das Ende der Linearität verlangt nach einem neuen Mindset
Die Innovationsgeschwindigkeit im Bereich neuer Technologie nimmt so rasant zu, dass wir von einer exponentiellen Entwicklung sprechen können. Das stellt den Mittelstand vor neue Herausforderungen, denn allein die begrenzten personellen Ressourcen machen es schwer, mit dem vorgelegten Tempo Schritt zu halten – oder dem Wettbewerb gar einen Schritt voraus zu sein. In seiner Keynote machte sich Stephan Balzer, Deutscher Botschafter der SingularityU, dafür stark, dass wir ein neues Mindset erlernen, damit der starke deutsche Mittelstand weiterhin international wettbewerbsfähig bleibt.
2. Der Mittelstand zeigt große Aufgeschlossenheit gegenüber Startups
Nicht zuletzt durch den rasanten technischen Fortschritt in allen Märkten, Disziplinen und Branchen haben viele mittelständische Unternehmen die Notwendigkeit von Kooperationen mit Startups schon erkannt und wollen Chancen und Synergien nutzen. Der große Zulauf an der HTPC zeigt auch uns deutlich ihre Bereitschaft, konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Der mittelständische Motorgeräte-Hersteller STIHL ist beispielsweise im High-Tech Gründerfonds III investiert und arbeitet bereits mit Startups zusammen. In seiner Keynote beschrieb STIHL Vorstandsvorsitzender Dr. Bertram Kandziora die Kooperation auf zwei Ebenen der Digitalisierung: zum einen in der Integration von IT- und Software-Tools zur Prozessoptimierung, zum anderen in der Innovation von neuen Geschäftsmodellen.
3. Was Kooperationen von Mittelstand und Startups erfolgreich macht
Natürlich muss nicht jede Kooperation auch zwangsläufig erfolgreich sein – Startups und Mittelständler ticken sehr unterschiedlich. Zur DNA eines Startups gehört es, schnell, flexibel und risikofreudig zu agieren. Mittelständler sind normalerweise eher daran gewöhnt, dass Konstanz zum Erfolg führt. Wer versteht, wie der andere tickt, kann das Beste aus beiden Welten herausholen. So entsteht eine echte Win-Win-Situation: Mittelständler bleiben dynamisch am Markt und erlangen neue Innovationskraft, ohne mit ihrer Tradition brechen zu müssen. Startups erhalten Zugang zu Ressourcen, Vertriebspower, Kundennähe und unternehmerischem Know-how.
4. Technologische Innovation weiterhin ungebremst
Die Gründer auf der HTPC haben gezeigt: Uns erwarten großartige Neuentwicklungen in vielen Bereichen von KI, Robotics, Industrie 4.0, über E-Health bis hin zu Blockchain. Dies alles sind Technologien, die die Kraft entwickeln können, bestehende Märkte von Grund auf zu verändern und etablierte Geschäftsmodelle wie zum Beispiel Börsen oder Versicherungen in Frage zu stellen. Ich bin sehr darauf gespannt, wie sich diese Bereiche in den nächsten Jahren entwickeln werden.
Mein Fazit ist also eindeutig: Die Zusammenarbeit von Startups und Mittelständlern ist für beide Seiten ein Plus und das Interesse steigt immer mehr. Nun gilt es also Brücken zu bauen. Und hier kommt der High-Tech Gründerfonds ins Spiel – wir appellieren an alle mittelständischen Unternehmen und Gründer, sich gerne an uns zu wenden, zum Beispiel am 29. und 30. Mai auf dem Family Day 2018 in Bonn. Wir sind Partner beider Seiten, der Unternehmen mit passenden Gründern vernetzt.
Ein Gastbeitrag von Dr. Michael Brandkamp: Geschäftsführer des High-Tech Gründerfonds
Weitere Informationen unter https://high-tech-gruenderfonds.de
Bild: Dr. Michael Brandkamp
Über Dr. Michael Brandkamp
Dr. Michael Brandkamp ist seit der ersten Stunde beim High-Tech Gründerfonds und hat auch den wesentlichen Teil des Businessplans verfasst, der dem HTGF bis heute zugrunde liegt. Den Aufbau des HTGF betrachtet er als unternehmerische Herausforderung und zugleich als besonderes Privileg.
Er ist bereits seit über 20 Jahren in der Finanzierung von jungen High-Tech Start-ups aktiv, davon gut sechs Jahre in der Berliner Gründerszene. Inzwischen hat er in eine sehr große Vielzahl von Start-ups investiert und erfolgreiche Exits begleitet. Die tbg Technologie-Beteiligungs-Gesellschaft, bei der er stv. Geschäftsführer und Leiter des Berliner Büros war, hat über 30 Unternehmen an die Börse gebracht. Die reichhaltigen Erfahrungen hat er in den HTGF eingebracht und baut diesen Erfahrungsschatz weiter aus.
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