Freitag, März 29, 2024
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Sich schon während der Produktentwicklung mit dem Thema Marketing zu beschäftigen

IdeaCheck hilft Gründern bei der Entscheidung, ob eine Idee so vielversprechend ist, dass es sich lohnt, sie zu verwirklichen

Stellen Sie sich und das Startup IdeaCheck doch kurz unseren Lesern vor!
Gerne! Mein Name ist Nikolaus Fischer. Ich habe in Wirtschaftsinformatik promoviert und bin Mitgründer von IdeaCheck.io. Mit IdeaCheck.io kann man Geschäftsideen von der jeweils passenden Zielgruppe mithilfe eines wissenschaftlich validierten Fragebogens bewerten lassen. Unsere Nutzer erhalten dadurch einen bezahlbaren Zugang zu Marktforschungstools, die sonst oft großen Unternehmen vorbehalten sind. Durch IdeaCheck.io erhält man direktes Feedback von potentiellen Kunden. Dies ist sehr hilfreich, um eine Idee schnell und einfach zu validieren, bevor man viel Zeit und Geld in die Umsetzung investiert.

Wie ist die Idee zu IdeaCheck entstanden und wie haben Sie sich als Gründerteam zusammengefunden?
Ich habe immer wieder neue Ideen und tausche mich darüber gerne mit meinen Freunden aus. Allerdings hatte ich in meinen Statistik-Kursen an der Uni den sogenannten „Interviewer Bias“ kennengelernt. Wenn man Familie und Freunde um ihre Meinung bittet, möchten sie den Fragesteller nicht enttäuschen und geben deswegen positiveres Feedback, als sie es einem Fremden geben würden, der ihnen dieselbe Idee vorstellt. Dazu kommt, dass Freunde und Familie oft gar nicht die Zielgruppe sind, die man mit der Idee ansprechen möchte. Das heißt nicht, dass man sich mit ihnen nicht austauschen sollte. Sie ersetzen nur nicht den wichtigen Einblick in die Wahrnehmung der Zielgruppe.

Auch wenn es in einigen Startup-Büchern vorgeschlagen wird, sollte man nicht für jede Idee ein „minimal viable product“ (MVP) entwickeln, um mögliches Interesse zu erkennen. Der Grund ist, dass man keine wertvolle Zeit in etwas investieren sollte, von dem noch gar nicht klar ist, ob sich überhaupt jemand dafür interessiert. Ich habe die Plattform IdeaCheck.io also unter anderem auch ins Leben gerufen, um mein eigenes Problem zu lösen.

Meine Mitgründerin Catharina und ich haben gemeinsam studiert und promoviert. Vor allem im Zuge unserer Promotionen haben wir uns beide viel mit Statistik beschäftigt. Durch dieses Wissen konnten wir den Fragebogen für IdeaCheck.io wissenschaftlich validieren. Wir haben uns als Gründerteam zusammengefunden, da wir sehr gut im Team zusammenarbeiten können und sich unsere Fähigkeiten gut ergänzen.

Warum haben Sie sich entschlossen ein Unternehmen zu gründen?
Mit der Gründung der Plattform haben wir unser eigenes Problem gelöst, daher fiel die Entscheidung leicht, das Projekt anzugehen. Selbstverständlich ist es aber auch immer eine große Herausforderung, etwas Neues zu starten. Man springt dabei nämlich mehr als einmal in sehr kaltes Wasser. Aber genau diese Herausforderungen machen die Arbeit im eigenen Unternehmen auch so spannend und lehrreich und ich finde es sehr motivierend, zu sehen, wie sich die Idee immer weiter entwickelt.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Ich denke, die größte Herausforderung bis zum Start war es, festzulegen, welche Funktionen wirklich wichtig sind und welche vielleicht auch erst später gebraucht werden. Am Anfang hat man ambitionierte Vorstellungen und möchte am liebsten gleich alles umsetzen. Dies ist aber nicht wirklich zielführend und wenn wir nicht begonnen hätten, konsequent Funktionen zu priorisieren, wäre der Lauch von IdeaCheck.io wahrscheinlich erst nach der Eröffnung des Berliner Flughafens möglich gewesen. Da ich selbst programmieren kann, sind keine Kosten angefallen und ich habe Wochenenden und Abende genutzt, um die Plattform zu entwickeln.

Wer ist die Zielgruppe von IdeaCheck?
IdeaCheck.io richtet sich an drei Zielgruppen. Dies sind zum einen Gründer, die am Feedback ihrer potentiellen Kunden zu einer neuen Geschäftsidee interessiert sind; Investoren, die eine externe Validierung einer an sie herangetragenen Geschäftsidee wünschen; und Firmen, die innovative Produktideen bewerten möchten. Bisher haben wir uns von diesen drei Gruppen auf Gründer fokussiert. Junge Gründer haben oft zahlreiche Ideen, deren Umsetzung aber häufig schon von Anfang an hohe Kosten verursacht. Wir möchten diesen Gründern mit IdeaCheck.io bei der Entscheidung helfen, ob eine Idee so vielversprechend ist, dass es sich lohnt, sie zu verwirklichen.

Wie funktioniert IdeaCheck?
Die Nutzung von IdeaCheck.io ist simpel. Zunächst beschreibt der Nutzer auf unserer Website kurz seine Idee. Daraus erstellen wir einen wissenschaftlich validierten Fragebogen, mit dem wir die gewünschte Zielgruppe befragen. Dabei können Land, Demographie und Anzahl der Teilnehmer frei gewählt werden. Für die Durchführung der Umfrage nutzen wir einen professionellen Panel Provider. Die Panel-Teilnehmer werden für ihre Arbeit entlohnt und haben Vertraulichkeitserklärungen unterzeichnet. Innerhalb von etwa 48 Stunden erhalten unsere Nutzer einen aussagekräftigen Ergebnisbericht per E-Mail. Dieser enthält neben quantitativen Ergebnissen auch Kommentare potentieller Kunden und einen Benchmarking-Report. Das bedeutet, dass wir die Ergebnisse der jeweiligen Idee mit allen anderen Ideen, die in der Vergangenheit auf IdeaCheck.io bewertet wurden, vergleichen. Dies gibt unseren Nutzern einen guten Eindruck davon, wie vielversprechend ihre Idee ist.

Welche Vorteile bietet IdeaCheck?
Vor allem bietet IdeaCheck.io einen bezahlbaren Zugang zu professionellen Konsumenten-Panels. Außerdem kümmern wir uns um die Erstellung eines aussagekräftigen Fragebogens. Dadurch, dass sich meine Mitgründerin und ich beide während unserer Doktorarbeiten eingehend mit Statistik beschäftigt haben, konnten wir den Fragebogen wissenschaftlich validieren. Ein weiterer wichtiger Vorteil gegenüber der Möglichkeit, selbst eine Umfrage durchzuführen, ist es, dass wir die Ergebnisse von vielen Ideen miteinander vergleichen können. Durch diesen Benchmark erfährt der Nutzer nicht nur, dass beispielsweise die Originalität seiner Idee mit „3,8/5“ bewertet wurde, sondern auch, ob das im Vergleich zu einer großen Anzahl bereits getesteter Ideen ein „gutes“ Ergebnis ist oder nicht. Kunden unserer Plattform haben diese Information bereits dazu genutzt, Investoren zu einem Zeitpunkt von ihrer Idee zu überzeugen, zu der noch keine Umsatzzahlen vorlagen.

IdeaCheck, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Unser Ziel ist es, mit IdeaCheck.io jedem einen kostengünstigen Zugang zu professionellen Marktforschungstools zu ermöglichen. In fünf Jahren möchten wir die „GoTo“-Website für alle sein, die eine Geschäfts- oder Produktidee haben und darüber nachdenken, sie zu verwirklichen. Wir möchten bei dieser Entscheidung helfen, um zu verhindern, dass jemand bereits viel Zeit und Geld in eine Idee investiert hat und erst dann erfährt, dass die Idee von potentiellen Kunden nicht gut angenommen wird und nur sehr wenige das Produkt oder die Dienstleistung kaufen möchten.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
1) Zunächst würde ich angehenden Gründern raten, sich sehr früh die Frage zu stellen, ob es genug Menschen gibt, die die geplante Lösung wirklich brauchen. Damit ist nicht ausschließlich gemeint, ob jemand die Idee „nicht schlecht“ findet und sie unter Umständen nutzen würde, sondern vielmehr, ob Kunden bereit wären, dafür Geld zu bezahlen, da sie ein echtes und relevantes Problem löst. Daran schließt sich eine ebenso wichtige Frage an: „Was macht meine Idee einzigartig, was ist ihr „Unique Selling Point“ (USP)?

2) Des Weiteren ist es wichtig, sich schon während der Produktentwicklung mit dem Thema Marketing zu beschäftigen. Man neigt häufig dazu, diesen Schritt zunächst zu vernachlässigen, weil man sich so sehr auf das Produkt konzentriert. Selbstverständlich ist ein gutes Produkt wichtig – auch für die spätere Vermarktung. Man sollte sich nur bewusst machen, dass man auch ein sehr gutes Produkt nur verkaufen kann, wenn potentielle Kunden davon wissen. Aus dem Grund würde ich raten, möglichst schon parallel zur Entwicklung des Produkts eine Marketingstrategie zu entwickeln und gegebenenfalls auch schon erste Maßnahmen in die Wege zu leiten, also z.B. mit Influencern Kontakt aufzunehmen oder passende Messen und Events zu besuchen. Auf diese Weise kann man direkt ab dem Tag des Launches Wachstum erzielen.

3) Genauso wenig wie man Marketing vernachlässigen sollte, würde ich angehenden Gründern raten, früh ein valides Geschäftsmodell zu entwickeln, um klar vor Augen zu haben, wie man mit einer Idee Geld verdienen möchte. Geschichten von Unternehmen, die nach wenigen Monaten für viele Milliarden verkauft werden, obwohl sie vorher keinerlei Umsatz gemacht haben, sind zwar schön, aber leider auch sehr selten. Ein gut durchdachtes Geschäftsmodell erleichtert es außerdem, mögliche Investoren von der Idee zu überzeugen.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Nikolaus Fischer für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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