IN HARMONY Softwarelösung zur Linderung von Tinnitus
Stellen Sie sich und das Startup IN HARMONY doch kurz unseren Lesern vor
IN HARMONY ist eine Softwarelösung zur Linderung von Tinnitus, wohlklingend, individuell und jederzeit einsetzbar. Zum Gründerteam von IN HARMONY gehören (v.l.n.r.) Wolfram Eberius, Martin Spindler und ich, Matthias Lippmann.
Wie ist die Idee zu IN HARMONY entstanden?
Martin und ich haben bereits seit fünf Jahren an der TU Dresden an verschiedenen Möglichkeiten geforscht, dem Tinnitus mit technischen Hilfsmitteln entgegenzuwirken. Der Lösungsansatz, den wir mit IN HARMONY nun anbieten und vermarkten wollen, ist dabei nur einer von mehreren, hat sich aber bereits in ersten Tests bewährt. Die Idee dazu stammt von dem HNO-Arzt Dr. Tymnik und wurde durch Bedrich Smetanas Streichquartett „Aus meinem Leben“ inspiriert. In diesem Stück versuchte Smetana, seinen eigenen Tinnitus in die Komposition einzubauen.
Welche Vision steckt hinter IN HARMONY?
Unser Slogan ist „Erholung vom Tinnitus“. Wir wollen Menschen, welche unter Tinnitus teils sehr stark leiden, ein Stück Lebensqualität zurückgeben.
Indem man unsere App verwendet, kann man für einige Zeit dem Tinnituslärm entfliehen und dadurch besser einschlafen, sich wieder neue Konzentration verschaffen oder einfach nur die Musik wieder ungestört genießen.
Von der Idee bis zum Start, was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Im Moment erhalten wir ein EXIST-Gründerstipendium und waren vorher in Forschungsprojekten. Die großen finanziellen Herausforderungen liegen jedoch noch vor uns. Eine dieser Herausforderungen wird eine klinische Studie sein, mit der wir unsere Wirkungsweise umfassender klinisch belegen und gegebenenfalls auch die Langzeiteffekte untersuchen wollen.
Wer ist die Zielgruppe von IN HARMONY?
Unsere Zielgruppe sind grundsätzlich alle Menschen, die von einem tonalen Tinnitus betroffen sind und darunter leiden oder sich davon gestört fühlen. Darüber hinaus werden wir auch den Behandelnden, d.h. Ärzten, Therapeuten oder Hörakustikern, ein Tool anbieten, mit dem die Betroffenen schnell und einfach betreut werden können und welches es auch ermöglicht, IN HARMONY für ältere bzw. wenig technisch affine Menschen zugänglich zu machen.
Wie funktioniert IN HARMONY?
Zunächst sucht man einen diagnostizierenden HNO-Arzt oder einen Hörakustiker auf. Gemeinsam mit diesem und dem IN HARMONY-Profitool wird die Frequenz des Tinnitus‘ exakt und effizient bestimmt. Der Gang zum Arzt ist immer sinnvoll, da Tinnitus auch oft eine Begleiterscheinung anderer gesundheitlicher Probleme sein kann. Die Tinnitusfrequenz wird dann in der Patientenapp zum Mitnehmen gespeichert. Der Rest funktioniert dann wie ein handelsüblicher Musik-Player. Der Benutzer sucht die Musik aus und drückt auf Wiedergabe. Im Hintergrund passt der Algorithmus die Musik automatisch an den individuellen Tinnitus an. Für Menschen ohne Smartphone, Tablet oder Ähnlichem kann der Therapeut auch angepasste Musik auf einem Speichermedium herausgeben.
Welche Vorteile bietet IN HARMONY?
IN HARMONY vereint die Vorteile von Maskern und Noisern, sprich eine sofortig hörbare Wirkung, mit dem Vorteil des Einsatzes abwechslungsreicher Lieblingsmusik. Dabei wird, im Gegensatz zu herkömmlichen Verfahren, die Qualität der Musik nur wenig bis gar nicht beeinträchtigt.
Außerdem kann IN HARMONY jederzeit bei Bedarf eingesetzt werden. Die Linderung hält dabei auch noch einige Zeit über die Anwendung hinaus an.
IN HARMONY, wo geht der Weg hin?
Bis Ende Januar sind wir jetzt im SpinLab Accelerator. Wir sprechen in dieser Zeit Investoren an, um vor allem weitere Mitarbeiter einstellen zu können. Nach der Zertifizierung zum Medizinprodukt ist dann der Markteintritt Mitte 2019 geplant.
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
In fünf Jahren wollen wir mit IN HARMONY einen soliden und zufriedenen Kundenstamm aufgebaut haben und im europäischen Markt angekommen sein. Aus der Forschung haben wir auch noch ein paar Ideen in der Schublade, die wir gern mit einem starken Entwicklerteam umsetzen wollen. Außerdem wollen wir mit den Ergebnissen aus der Langzeitstudie helfen, die Wirkmechanismen von chronischem Tinnitus besser zu verstehen um dem besser entgegenwirken zu können.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Ein gutes Netzwerk ist das Wichtigste. Gründer stehen immer wieder vor ähnlichen Problemen und können Wissen, Kontakte und Erfahrungen aus erster Hand mit Newcomern teilen, ebenso erfahrene Coaches und Mentoren. Ein herzlicher Dank gilt an dieser Stelle die Teams von dresden|exists und SpinLab die uns in den vergangenen Monaten sehr unterstützt und vernetzt haben. Vergesst bei allem Entwickeln am Produkt nicht, rechtzeitig den potentiellen Kunden zu fragen, ob der die vielen Features wirklich braucht. Bei vielen Ideen ändert sich das Konzept noch einmal grundlegend, wenn man den realen Bedarf am Markt mit in die Entwicklung einfließen lässt. Und drittens ist auch ein harmonisches Team wichtig.
Vor allem bei wachsenden und größeren Teams sollte man regelmäßig reflektieren und immer wieder die gemeinsamen Ziele abgleichen.
Weitere Informationen finden Sie hier
Wir bedanken uns bei Matthias Lippmann für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.