SaaS-Plattform von Intelipost ist eine Enterprise-Lösung für E-Commerce-Händler, die das gesamte brasilianische Liefergebiet abdecken wollen
Stellen Sie sich und Ihr Startup Unternehmen Intelipost doch kurz vor unseren Lesern vor!
Mein Name ist Stefan Rehm und ich bin Mitgründer des brasilianischen Startups Intelipost. Die SaaS-Plattform wurde 2014 von Gabriel Dummond und mir gegründet, um den Warenversand für brasilianische E-Commerce-Unternehmen kostengünstiger und transparenter zu gestalten. Die brasilianische Logistikbranche ist extrem fragmentiert und undurchsichtig. Für Händler, die den gesamten brasilianischen Raum beliefern, bedeutet das unnötig hohe Versandkosten und verhältnismäßig großen Aufwand. Genau hier setzt Intelipost an. Über unsere Logistics Gateway API sind große E-Commerce-Händler mit mehr als 300brasilianischen Logistikunternehmen verknüpft und können verschiedene Versandoptionen vergleichen und ihre Sendung über unterschiedliche Dienstleister hinweg verfolgen. Darüber hinaus ermöglicht unsere Plattform durch automatisierte Business Intelligence-Lösungen in Echtzeit aktualisierte Informationen zu Frachtkosten, durchschnittlicher Lieferzeit sowie eine allgemeine qualitative Bewertung verschiedener Anbieter. Intelipost hat seinen Unternehmenssitz in São Paulo und beschäftigt derzeit rund 50 Mitarbeiter.
Wie ist die Idee zu Intelipost entstanden und wie haben Sie sich als Gründerteam zusammengefunden?
Während ich dabei geholfen habe das brasilianische Büro von Project A in São Paulo ins Leben zu rufen, war ich aktiv am Aufbau von zwei E-Commerce-Unternehmen, speziell in den Bereichen Operations und IT, beteiligt. Damals bemerkte ich tagtäglich, dass die brasilianische Logistikbranche aus verschiedenen Gründen um ein Vielfaches komplexer ist als in vielen anderen Ländern. Zunächst ist Brasilien mit rund 8,5 Millionen km² beispielsweise 24-mal so groß wie Deutschland. An sich ist das nicht problematisch. Jedoch kommt hinzu, dass diese riesige Fläche von tausenden Transportunternehmen mit regionalem Fokus abgedeckt wird. Händler, die den gesamten brasilianischen Raum beliefern wollen, müssen somit auf über 30 Transportunternehmen zurückgreifen, um 100% nationale Abdeckung zu erzielen. Die dadurch entstehenden Unwegsamkeiten werden durch mangelnde Standardisierung und Automatisierung sowie ein generelles Defizit im Technologiebereiche weiter kompliziert. Zusammen mit Gabriel, den ich über gemeinsame Freunde kannte, gründete ich Intelipost, um eine SaaS-Lösung für genau diese Probleme anzubieten. Gabriel war zuvor bei einer Beratungsfirma (Bain) im Bereich Logistik tätig und konnte seine dort gewonnenen Erfahrungen in die Entwicklung von Intelipost einfließen lassen. Heute leitet Gabriel die Bereiche Sales, Marketing und Admin, während ich vornehmlich für die Bereiche IT, Operations und Produkt verantwortlich bin.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Da sich mit Intelipost ein neues und sehr spezifisches Geschäftsmodell konkretisiert hat, war die größte Herausforderung sicherlich, die beste Lösung und damit den erfolgversprechendsten Ansatz in einer bis dato nicht besetzten Nische zu realisieren. Hinzu kamen Herausforderungen wie lange Saleszyklen von über zwei Monaten aufgrund unseres B2B-Ansatzes oder die Integration von E-Commerce bzw. ERP-Systemen. Die große Komplexität der Integration mit ERP-Systemen (z.B. SAP) führt hier zu recht langen Integrationszyklen.Aber jede Herausforderung bringt auch ihre Vorteile mit sich: Die langen Sales- und Integrationszyklen bedeuten auch ein großes Investment auf Kundenseite, was wiederum lange Kunden-Lifecycles von fünf bis 10 Jahren zur Folge hat.
Unsere Seed-Finanzierung in Höhe von USD 1 Mio. haben wir von Project A erhalten und unsere Series A-Runde in Höhe von USD 2 Mio. von Performa Investimentos.
Wie hat sich das Unternehmen seit dem Start entwickelt?
Das erste Jahr nach der Gründung im März 2014 haben wir in einem recht kleinen Team primär mit der Produktentwicklung und der Akquise der ersten Kunden verbracht. Im Juni 2015 haben wir dann mit B2W den größten brasilianischen E-Commerce-Marktplatz als Kunden gewinnen können. Für Intelipost war dies ein großer Erfolg, da über 500 E-Commerce-Unternehmenso auf unsere Plattform aufmerksam wurden und B2W die Nutzung unseres Service weiterempfiehlt. Neben der großen Exposition auf dem Markt konnten wir so auch zeigen, dass das Intelipost-Modell funktioniert und eine effizientere Versandabwicklung im brasilianischen Markt ermöglicht. Von März bis Juni 2016 konnten wir jeden Monateinen Key Account gewinnen, rund 80 Millionen Frachtkosten berechnen und monatlich rund 1 Mio. Sendungen verfolgen. Bei Intelipost arbeiten mittlerweile ca. 50 Mitarbeiter.
Wer ist die Zielgruppe von Intelipost?
Unsere SaaS-Plattform ist eine Enterprise-Lösung für E-Commerce-Händler, die das gesamte brasilianische Liefergebiet abdecken wollen und über 100 Bestellungen pro Tag verzeichnen. Unsere Kunden zahlen pro integrierte Transportfirma einen fixen Betrag sowie einen variablen Betrag pro Lieferung, nachdem sie verschiedene Versandoptionen verglichen und die für sie beste ausgewählt haben.
Wie funktioniert Intelipost?
Unsere API gewährleistet die direkte Integration mit über 20 gängigen E-Commerce-Plattformen (z.B. Magento) und ERP-Systemen. Die hier gebuchten Bestellungen werden über unser System an die entsprechenden Transportfirmen weitergeleitet. Unser Online-Interface ermöglicht dem Endnutzer dabei ein einfaches und übersichtliches Management des Warenversands sowie die Erstellung verschiedener Reports.
Warum sollte man Intelipost nutzen, wo liegt Ihr USP?
Durch den transparenten Vergleich verschiedener Versandoptionen können brasilianische E-Commerce-Händler ihre Versandkosten mit der Nutzung unserer Plattform um fünf bis 10% senken. Darüber hinaus kann mit einer Reduktion der Customer Support-Interaktionen um 30% und mit rund 10% weniger Rücksendungen gerechnet werden.
Intelipost, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
In den kommenden Jahren wollen wir uns zum klaren Marktführer in Brasilien entwickeln – sowohl im online als auch offline Bereich. Außerdem ist eine Expansion in weitere „Emerging Markets“ geplant, die mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Seid pragmatisch – Man sollte besonders in der Frühphase eines Unternehmens nicht zu viel Zeit mit Planen verbringen, sondern Sachen einfach ausprobieren und sukzessiv korrigieren.
Achtet von Anfang an auf Firmenkultur – Die ersten Mitarbeiter sind die wertvollsten und ein gutes Arbeitsklima ist unersetzlich, wenn kontinuierlich hohe Leistungen gefragt sind.
Verliert nicht zu viel Zeit mit Fundraising – Finanzierung ist wichtig, aber noch wichtiger ist die Arbeit an einem qualitativ hochwertigen Produkt.
Wir bedanken uns bei Stefan Rehm für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.