Juice Technology: Mobile Ladestationen Juice Booster für Elektroautos
Stellen Sie sich und das Startup Juice Technology kurz unseren Lesern vor!
Die Juice Technology AG wurde 2014 in Cham (Zug, Schweiz) gegründet. Mit der mobilen Ladestation Juice Booster 1 sind wir bereits im ersten Geschäftsjahr europaweit Marktführer bei mobilen 22 kW-Ladecontrollern geworden. Heute vertreiben wir unsere Produkte global und haben uns mit unserem Juice Booster 2 als weltweiter Marktführer bei mobilen Ladestationen etabliert. Und auch unser Team wächst stetig weiter: An drei Standorten sorgen heute insgesamt 74 Mitarbeitende für innovative Entwicklung, gnadenlose Produkttests, zuverlässige Produktion und sorgenfreien Service.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Die Idee, die schließlich zur Gründung von Juice Technology führte, entstand eher aus der Not heraus. 2010 habe ich mein erstes Elektroauto bestellt, 2013 wurde das Tesla Model S dann endlich geliefert. Doch dann stand ich da und habe festgestellt, dass es weder allgemeines Know-how, noch praktische und sinnvolle Ladelösungen gab. Also habe ich mich selber vor den PC gesetzt, recherchiert und so die erste kleine Übersicht zu Strom und Steckern verfasst; damit sich nicht jeder neugeborene Elektroautofahrer erstmal vier Wochen durch das Thema googlen musste. Geteilt in einem Forum hatte ich plötzlich Anfragen zu dem zusammengestellten Kabelset im Posteingang, obwohl ich es gar nicht zum Verkauf angeboten hatte. So entstand dann letztlich die Know-how-Plattform mit Onlineshop
Das war jedoch noch nicht die Lösung. Ich war immer noch auf der Suche nach einer Möglichkeit, wie ich mein Auto einfach und möglichst sicher laden konnte. Doch die passenden Adapter haben gefehlt und es gab keine vernünftigen und handlichen Ladestationen, die man auch im Auto mitnehmen konnte, ohne dafür einen Hänger mieten zu müssen. Die Ladelösung, die ich gesucht habe sollte klein, sicher und einfach zu bedienen sein – klang zum damaligen Zeitpunkt eher nach einer eierlegenden Wollmilchsau. „Saft“ aus Steckdosen gibt es schließlich überall – fehlte also nur noch eine handliche Ladestation. Also gründete ich wegen Mangels an vernünftigen Ladestationen ein eigenes Unternehmen, die Juice Technology AG. Der Schritt hat sich gelohnt und ich bin froh, dass ich ihn gewagt habe.
Welche Vision steckt hinter Juice Technology?
Unser Credo lautet seit Beginn „einfach laden“. Man muss keine Elektrotechnikstudium absolviert haben, um unsere Produkte und Lösungen zu verstehen. Der Nutzer soll nichts von der Komplexität im Hintergrund und der umfassenden Technik und Software mitbekommen. Die Begeisterung für Elektromobilität und die Fahrfreude sollen nicht beim Ladevorgang aufhören. Bedienung, Freischaltung, Wartung, Steuerung, Auswertung, Lade- und Lastmanagement sind einfach und intuitiv zu nutzen und das natürlich stets auf höchstem Sicherheitsniveau. Wir wollen neue Maßstäbe im Bereich Ladeinfrastruktur setzen und so den Markt aktiv mitgestalten.
Von der Idee bis zum Start: was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Von der Idee bis zum Start verging genau eine Nacht. Als ich das Thema erkannt hatte, habe ich sofort losgelegt. Man spürt ganz tief im Bauch, wenn etwas genau richtig ist, dann braucht man auch keinen Businessplan – mindestens am Anfang nicht. Und ab da gaben sich die Herausforderungen die Hand, wie wohl in jedem Startup. Wir haben Innovationen umgesetzt, von denen alle sagten, dass das technisch unmöglich sei. Zum Beispiel haben wir einen eigenen Adapterstecker entwickelt und zertifiziert, in einer so minimalen Bauform, die niemand für möglich gehalten hätte. Wir haben jährlich den Umsatz verdreifacht und schon bald in die ganze Welt geliefert. Das brauchte alle Nächte und Wochenenden, um die Struktur dafür aufzubauen, das Team zu rekrutieren und gleichzeitig die nächste Produktgeneration vorzubereiten.
Sobald man als Unternehmen auf der Bildfläche erscheint, wird man über kurz oder lang auch mit der Missgunst mancher Personen konfrontiert. Bereits im ersten Jahr wurden unsere Produkte in Foren anonym und mit Falschangaben schlechtgeredet. Für die ersten Mitarbeiter waren die ungerechten Kommentare eine Belastung, aber es hat uns letztlich nur beflügelt. Mit dem ersten Erfolg kommen wohl immer Typen auf den Plan, die einem wie damals im Sandkasten in die Burg treten wollen. Jedem anderen Startup kann ich nur raten, diese Angriffe nicht persönlich zu nehmen und einfach sein Ding durchzuziehen.
Die allergrößte Herausforderung aber war, ein einmaliges, verschworenes Team zu rekrutieren. Wir haben die Allerbesten gefunden und die ziehen ebenfalls nur Spitzenleute an. In meiner ganzen Karriere hatte ich noch nie derart erstklassige, motivierte Mitarbeitende. Bei uns herrscht ein kalifornischer Startup-Groove. Nachdem meine Frau und ich bisher unser Vermögen in den Aufbau gesteckt hatten, haben unsere Mitarbeitenden darum gebeten, sich beteiligen zu dürfen. Diese Runde haben wir soeben mit siebenstelligem Erfolg abgeschlossen.
Wer ist die Zielgruppe von Juice Technology?
Unsere Zielgruppe ist vielfältig und je nach Produkt ganz unterschiedlich. Grundsätzlich kann aber gesagt werden, dass wir vor allem OEMs (Original Equipment Manufacturer; Fahrzeughersteller), Energieversorgungsunternehmen, große Immobilienbesitzer und -verwalter, Parkhausbetreiber und unterschiedliche Herstellerwerkstätten, aber auch Wiederverkäufer und Elektriker (direkt oder via Großhandel), über die dann wiederum der Verkauf an die Endkonsumenten stattfindet, ansprechen möchten
Wie funktioniert Juice Technology? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Wir haben ein großes und sehr junges Team, das gemeinsam Unglaubliches zustande bringt. Dass wir es innerhalb von einem Jahr zum Weltmarktführer geschafft haben ist denke ich der beste Beweis dafür. Hohes Engagement und Begeisterung für das was man macht sind für den Erfolg eines Start-ups Voraussetzung. Und das ist eine persönliche Einstellungssache. Da braucht es keine farbigen Rutschen oder Hängematten im Büro als Motivation. Jeder bei uns gibt Vollgas. Wir ziehen alle an einem Strang und treiben gemeinsam das Unternehmen voran.
Außerdem ist uns der enge Kontakt zu unseren Kunden und Partnern wichtig, um immer am Puls der Zeit zu bleiben. Nur so bekommen wir mit, was um uns herum passiert, welche Herausforderungen uns als nächstes begegnen könnten und welche Bedürfnisse am Markt neu entstehen.
Ein gutes Beispiel: Wir testen jedes neue Fahrzeug auf Herz und Nieren und berücksichtigen die Besonderheiten, die jedes Fahrzeug mit sich bringt, bei jeder weiteren Entwicklung, bei jedem neuen Elektroauto. Die Investition in unsere Produkte soll nachhaltig sein, sodass unsere Kunden und Partner nicht alle halbe Jahre aufgrund neuer Rahmenbedingungen ihre Lademöglichkeiten und die -infrastruktur umstellen müssen. Deshalb statten auch große Autohersteller ihre Elektroautos mit unseren Lösungen aus und die technischen Abteilungen nutzen unsere Modelle für die Entwicklung der Fahrzeuge. Ein weiterer Punkt ist, dass die Lösungen von Juice Technology modular aufgebaut sind. Nutzer können so unsere Produkte entsprechend ihrer Bedürfnisse kaufen und flexibel einsetzen.
Wie ist das Feedback?
Das Feedback ist von allen Seiten überaus positiv. Natürlich gibt es den ein oder anderen Kritiker, der dem Thema Elektromobilität erstmal sehr verhalten und vorsichtig gegenübersteht – wie in jedem Bereich. Wir nehmen die Herausforderung an, auch noch den letzten Zweifler von der Elektromobilität zu überzeugen.
Juice Technology, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir entwickeln unsere Produkte und Lösungen stetig weiter. Die Ansprüche an die Elektromobilität und auch an Ladelösungen verändern sich und wir uns entsprechend mit. Wir erweitern dabei nicht nur unser Portfolio, sondern auch das Unternehmen an sich. So wird es künftig, nebst unserem großen Auslieferungslager in Deutschland auch weitere Standorte für die Abwicklung der Großgeschäfte weltweit geben.
Wo stehen wir in fünf Jahren: Mit unseren mobilen Ladestationen haben wir uns schon weltweit an die Spitze gesetzt. Das nächste Ziel ist, die gleiche führende Marktposition mit unserem einzigartigen Lastmanagementsystem einzunehmen.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Nicht zögern. Wenn man wirklich (!) spürt, dass die eigene Idee gut ist, dann soll man sie sofort umsetzen. Nicht zu lange drüber nachdenken, einfach loslegen, sonst sind andere vielleicht schneller und man verpasst seine Chance. Ein Unternehmer geht Risiko ein und unternimmt, deshalb heißt er so.
Durchziehen. Wenn Gründer für die Öffentlichkeit sichtbar werden, dann denkt jeder: „Oh, der hat einfach schnell mal das und das gemacht und schon ist er erfolgreich. Hätte ich auch gekonnt.“ Was man nicht sieht, sind die vielleicht tausend oder mehr Morgen, an denen er aufgestanden ist und bedingungslos an seine Sache geglaubt hat. Oder an die gleich vielen Nächte, die er durchgearbeitet hat. Einfach weil am Anfang alles an einer Person hängt. Immer.
Das persönliche Umfeld muss mitmachen. Mein Credo „Wer Ferien braucht, hat den falschen Job“ bedeutet: Wenn Du nicht liebst, was Du beruflich tust, dann wird das nichts mit der Selbständigkeit. Die ersten Jahre jedenfalls sind Urlaubstage rar und die Familie muss das bewusst mittragen können.
Viel Erfolg allen, die den Mut finden, Ihr Ding zu starten. Die Welt braucht mehr visionäre Unternehmer.
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Wir bedanken uns bei den Gründern für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder