Kitepower entwickelt innovative Drachensysteme, die Windenergie effizienter nutzbar machen und neue Möglichkeiten für nachhaltige Stromversorgung eröffnen
Können Sie uns Kitepower kurz vorstellen und erzählen, wer die Gründer sind und wie die Idee entstanden ist?
Kitepower ist ein Spin-off der Technischen Universität Delft. Wir nutzen Drachen, um Windenergie effizienter zu nutzen. Das Unternehmen wurde von Ingenieuren und Unternehmern gegründet, die an der Universität im Bereich der Airborne Wind Energy forschten. Die Initiative wurde von Johannes Peschel, einem deutschen Studenten an der TU Delft, ins Leben gerufen. Die Idee entstand aus einer einfachen Frage: Warum tonnenschwere Stahlmasten bauen, wenn ein leichter Drachen die gleiche Aufgabe erfüllen kann?
Welche Vision treibt Kitepower an und wie wollen Sie diese in den kommenden Jahren realisieren?
Wir möchten saubere Energie überall verfügbar machen – insbesondere an Orten, an denen herkömmliche Windkraftanlagen niemals installiert werden könnten. Unser Ziel ist es, Kitepower als flexible Ergänzung zu Solar- und Windenergie zu etablieren. Zu diesem Zweck führen wir unsere Systeme vom Pilotbetrieb in die Serienproduktion.
Wie unterscheiden sich Ihre Kite-basierten Energiesysteme von klassischen Windturbinen?
Wir brauchen weder einen Turm noch ein Fundament oder Schwerlasttransporte. Unsere Drachen fliegen in Höhen von 200 bis 500 Metern, wo der Wind stärker und konstanter weht. Das macht uns effizienter, mobiler und kostengünstiger.
Welche Zielgruppen sprechen Sie mit Lösungen wie dem Hawk oder dem Falcon konkret an?
Der Hawk wurde für Bauunternehmen und Infrastrukturprojekte entwickelt. Diese Zielgruppe ist an Standorten aktiv, an denen bisher Dieselgeneratoren die einzige Option waren. Unser anderer Markt sind industrielle Großverbraucher von Strom, die in Ballungsgebieten tätig sind. Denken Sie dabei z.B. an produzierendes Gewerbe, Molkereien usw. Wir liefern Strom hinter dem Zähler und ergänzen damit direkt den Strom aus dem Netz.
Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Technologie zuverlässig auch in abgelegenen Regionen eingesetzt werden kann?
Durch robuste Konstruktion, einfache Bedienung und intelligente Steuerung. Unsere Systeme sind modular aufgebaut, transportabel und wartungsarm. Das Kitepower-System wird in einem 20-Fuß-Container geliefert, wodurch es sehr mobil ist und nur wenig Platz benötigt.
Was war bisher die größte technische oder organisatorische Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?
Die Automatisierung des Fluges. Jeder kann einen Drachen steigen lassen – aber nicht sicher und kontinuierlich in Zyklen fliegen. Zu diesem Zweck haben wir unser eigenes Steuerungssystem entwickelt, das heute zuverlässig funktioniert.

Kitepower setzt auf deutlich weniger Material als herkömmliche Windanlagen. Was bedeutet dieser Ansatz für Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit?
Weniger Stahl, weniger Beton, weniger Logistik – das spart Kosten und Emissionen. Jede Tonne, die wir nicht verbrauchen, ist ein Gewinn, sowohl ökologisch als auch ökonomisch. Kitesysteme erfordern geringere Investitionen (CAPEX) und erzielen daher schneller einen positiven ROI als Windkraftanlagen oder Solar-PV-Anlagen.
Welche Rolle spielen Kooperationen mit Partnern wie Energieversorgern oder Bauunternehmen für Ihre Weiterentwicklung?
Ein entscheidender Faktor. Ohne Partner gibt es keinen Marktzugang. RWE testet unser System in Irland und sieht den Offshore- oder netzfernen Einsatz als vielversprechenden Ansatz zur Ergänzung von Photovoltaik oder Batteriespeichern. Bauunternehmen nutzen unser Energy-as-a-Service-Modell: Kitepower erzeugt zuverlässige, emissionsfreie Energie auf Baustellen, beispielsweise zum Laden von Lkw. Dies ist ein wichtiger Schritt für energieneutrale Bauprojekte.
Wo sehen Sie Kitepower in fünf bis zehn Jahren. Gibt es konkrete Pläne zur Skalierung oder zu neuen Produkten?
In fünf Jahren werden wir unser Falcon-System hinter dem Zähler bei verschiedenen Industriekunden in Betrieb genommen haben und profitabel sein. In zehn Jahren wird Kitepower mit Kite-Parks vertreten sein, um Energie in der Nähe von Wohngebieten, Gewerbegebieten und an abgelegenen Standorten zu erzeugen, an denen Windkraftanlagen aufgrund gesetzlicher Bestimmungen nicht installiert werden können, oder um bestehende großflächige Solar-PV-Anlagen zu ergänzen.
Welche drei Ratschläge würden Sie jungen Gründerinnen und Gründern geben, die ein ähnlich innovatives Projekt starten möchten?
Erstens: Früh raus aus in die Feldarbeit. Zweitens: Rückschläge einkalkulieren. Drittens: Ein Team bauen, das größer denkt als jeder Einzelne.
Wie bewerten Sie das Marktpotenzial für Airborne Wind Energy in Europa und weltweit?
Enorm. Die Welt sucht nach Lösungen für netzferne und überlastete Regionen. Dieselgeneratoren haben ausgedient. Airborne Wind Energy hat das Potenzial Milliardenmärkte zu erschließen und das weltweit an nahezu jedem Standort.
Welche Bedeutung hat für Sie die Verbindung von Forschung, wie an der TU Delft, mit unternehmerischer Umsetzung?
Es ist unser Fundament. Ohne die Grundlagenforschung an der TU Delft hätten wir Kitepower niemals gegründet. Die Tatsache, dass unsere Drachen nun zugelassen, getestet und in ganz Europa kommerziell genutzt werden, hat es uns ermöglicht, die Lücke zwischen Idee und Anwendung erfolgreich zu schließen.
Bild: @Kitepower
Wir bedanken uns bei Dr. Peter Willems für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.
Premium Start-up: Kitepower

Kontakt:
KITEPOWER
Schieweg 15, Noord 4, Hall R,
2627 AN Delft
The Netherlands
https://thekitepower.com/
Ansprechpartner: Dr. Peter Willems