Montag, September 16, 2024
StartFemale FoundersStart-up Boom in Deutschland: Gründer:innen beweisen Risikobereitschaft und Resilienz

Start-up Boom in Deutschland: Gründer:innen beweisen Risikobereitschaft und Resilienz

Der Unternehmergeist in Deutschland lebt, auch wenn der Weg in die Selbstständigkeit oft von Herausforderungen geprägt ist. Nach Angaben des Startup Verbands Deutschland stieg die Zahl der Neugründungen im ersten Halbjahr 2024 um 15 Prozent. Außerdem zeigt eine aktuelle Erhebung, die von Shopify in Auftrag gegeben wurde, dass die Risikobereitschaft von Gründer:innen selbst dann hoch bleibt, wenn sie bereits Rückschläge erlebt haben. Besonders die junge Generation zwischen 16 und 24 Jahren zeigt ein starkes Interesse daran, zu gründen. Finanzielle Hürden und geschlechtsspezifische Unterschiede erschweren allerdings den Weg.

Im Interview spricht Linda Hoffmann, Head of Partnerships DACH bei Shopify, über diese Themen, über die Bedeutung von Netzwerken und die politischen Rahmenbedingungen.

Frau Hoffmann, warum ist Unternehmertum so wichtig? 

Linda Hoffmann: Unternehmertum erfordert Mut und Risikobereitschaft. Wenn diese Haltung zum Erfolg führt, kann sie die Gesellschaft positiv beeinflussen und sozialen Wandel bewirken. Tatsächlich haben wir in unserer Erhebung herausgefunden, dass 15 Prozent der befragten Unternehmer:innen gegründet haben, um einen positiven Einfluss auf die Welt auszuüben. 14 Prozent der Befragten nennen als Motiv für die Gründung, dass sie damit ihre Gemeinschaft unterstützen wollen. Bei den Gründer:innen in spe ist dieser Wunsch nach positiven Veränderungen mit 22 Prozent sogar noch stärker ausgeprägt.

Unternehmertum ist zudem ein entscheidender Motor für das Schaffen neuer Arbeitsplätze, was für die wirtschaftliche Stabilität Deutschlands von zentraler Bedeutung ist. Die Hälfte der befragten Unternehmer:innen beschäftigt fünf oder mehr Mitarbeiter:innen, während weitere 25 Prozent ein bis vier Angestellte haben. Auch unter den Gründer:innen in spe zeigt sich ein starkes Engagement: 64 Prozent, die ernsthaft eine Gründung in Betracht ziehen, wollen mindestens eine Arbeitskraft einstellen. 

Vor allem junge Menschen in Deutschland wollen ihr eigenes Unternehmen gründen. Woran liegt das?

Linda Hoffmann: Ja, zu diesem Ergebnis kommt unsere Studie. Demnach haben 73 Prozent der 16- bis 24-Jährigen in Deutschland Interesse, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Diese Generation ist besonders motiviert, Risiken einzugehen und neue Wege zu beschreiten. Ihr Enthusiasmus und ihre Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, machen sie zu einer treibenden Kraft für zukünftige Innovationen und Start-ups in Deutschland.

Aber nicht jede Idee führt zu einem erfolgreichen Business. Sie haben die hohe Risikobereitschaft unter deutschen Gründer:innen erwähnt. Wie erklären Sie sich das?

Linda Hoffmann: Ein beträchtlicher Teil der Gründer:innen in Deutschland hat bereits unternehmerische Erfahrungen gesammelt und Rückschläge erlebt: 42 Prozent berichten, dass sie zwei bis drei erfolglose Gründungsversuche hinter sich haben. Doch anstatt sich entmutigen zu lassen, beweisen sie bemerkenswerte Ausdauer und die Fähigkeit, aus Misserfolgen zu lernen und gestärkt daraus hervorzugehen. Das zeigt die Entschlossenheit und Resilienz der Gründer:innen in Deutschland.

Wie beeinflussen finanzielle Hürden und geschlechtsspezifische Unterschiede die Gründerszene?

Linda Hoffmann: Auffällig sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern, wenn es um die Bereitschaft geht, eigenes Geld in das Start-up zu stecken: Während 79 Prozent der Männer dazu bereit sind, sind Frauen mit 67 Prozent deutlich zurückhaltender. Obwohl die Daten diese Zurückhaltung unter Frauen andeuten, sehen wir, dass der Unterschied nicht allzu groß ist – mit 54 Prozent sind über die Hälfte aller Shopify-Händler:innen frauengeführte Unternehmen.

Wie wichtig sind Unterstützungsnetzwerke für den Erfolg von Gründer:innen
in Deutschland?

Linda Hoffmann: Mehr als ein Drittel der Gründer:innen in Deutschland betont, dass die Unterstützung aus dem persönlichen Umfeld – sei es durch Familie, Freundeskreis oder Mentor:innen – eine entscheidende Rolle spielt, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Gerade für junge Unternehmer:innen sind solche Netzwerke von großer Bedeutung – immerhin gaben 54 Prozent der Befragten an, dass ein:e Mentor:in sie dazu motivieren könnte, ein Unternehmen zu gründen.

Welche Rolle spielt die Politik bei der Unterstützung von Start-ups hierzulande?

Linda Hoffmann: Die Politik kann maßgeblich dazu beitragen, das Gründungsklima in Deutschland zu verbessern. Mehr als ein Viertel der Unternehmer:innen sieht die staatliche Bürokratie als Haupthindernis bei der Unternehmensgründung. Vereinfachte Verfahren, bessere finanzielle Unterstützung und der Abbau von Bürokratie könnten viele potenzielle Gründer:innen motivieren, diesen Schritt zu wagen.

Was motiviert Menschen in Deutschland, ein Unternehmen zu gründen und wie haben sich diese Motivationen über die Jahre verändert?

Linda Hoffmann: Neben des anfangs erwähnten Wunsches, die Welt positiv zu beeinflussen, sind die Hauptmotivationen für die Gründung eines Unternehmens in Deutschland das Streben nach Unabhängigkeit und die Chance, sein eigener Chef zu sein. Zudem wünschen sich viele Gründer:innen eine flexiblere Arbeitsgestaltung und höhere Verdienstmöglichkeiten. Interessanterweise hat die Bedeutung von Passion Projects zugenommen, insbesondere bei denjenigen, die ernsthaft über eine Gründung nachdenken – das gaben 31 Prozent der Befragten an.

Welche Herausforderungen sehen angehende Unternehmer:innen in Deutschland und wie könnten diese überwunden werden?

Neben finanziellen Hürden und der staatlichen Bürokratie sind für viele angehende Gründer:innen auch die Inflation und persönliche Finanzsorgen ein großes Thema. Hier sind gezielte politische Maßnahmen notwendig, um den Zugang zu Startkapital zu erleichtern und die Bürokratie zu reduzieren, damit mehr Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Aber auch die bereits erwähnte Unterstützung aus dem persönlichen Umfeld sowie von Investor:innen und Mentor:innen ist wichtig. Mit der Unterstützung aus unterschiedlichen Richtungen können angehende Unternehmer:innen ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen und langfristig zum wirtschaftlichen Wohlstand in Deutschland beitragen.

Bildcredits: Shopify

Autorin:
Linda Hoffmann ist Head of Partnerships DACH bei Shopify und verantwortlich für die Betreuung und den strategischen Ausbau des Netzwerks von Partnern. Sie ist seit über zehn Jahren in der Tech-Branche tätig und engagiert sich für Chancengleichheit in MINT-Berufen.

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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