Mittwoch, Juni 11, 2025
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Wie nah kann dir Natur sein, ohne dass du das Haus verlässt?

LIROGA bringt automatisiertes Indoor-Gardening in den Wohnraum und verbindet dabei innovative Technik mit Design, Funktion und echter Selbstversorgung.

Wie ist LIROGA entstanden und wer sind die Köpfe hinter dem vollautomatisierten Indoor-Garten?

LIROGA hat in einer Berliner Dachgeschosswohnung angefangen – auf einer Europalette, mit Wasserrohrrahmen und dem Wunsch nach echtem Grün, mitten im Alltag. Der Kopf dahinter? Nur einer – meiner. Mit ein bisschen Support von meinem Vater bei der Steuerung. Der Rest: Schweiß, Holzspäne und jede Menge Learning by Doing.

Was war der ausschlaggebende Moment, in dem euch klar wurde, dass Indoor-Gardening eine neue Dimension braucht?

Als ich zum dritten Mal im Winter trauriges Supermarkt-Basilikum wegwerfen musste – und mir klar wurde, dass die vorhandenen Indoor-Gardening-Produkte oft nur Deko mit LED sind. Ich wollte Frische, die bleibt. Technik, die funktioniert. Und etwas, das mehr kann als hübsch aussehen.

Welche Vision verfolgt LIROGA langfristig und wie spiegelt sich diese im aktuellen Produkt wider?

LIROGA ist kein Zusatzgerät, sondern ein echtes Alltags-Element: tatsächliche Selbstversorgung (72 Steckplätze, drei differenzierte Wachstumsebenen) und Raumbegrünung in einem. Statt Kunststoff und teuren Aftersale-Modellen – wie man sie vielleicht kennt – verstehe ich mich als Hardware-Anbieter: industrielle Indoor-Farming-Technologie im Kompaktformat, mit freier Saatgutauswahl und offener Systemarchitektur. Langfristig will ich zeigen, was möglich ist, wenn man Indoor-Gardening ernst nimmt – technisch, ästhetisch und mitten im Leben. Wenn etwas wirklich gut gemacht ist, spricht es für sich.

Für wen wurde LIROGA entwickelt – und wie habt ihr die Bedürfnisse dieser Zielgruppe in eure Lösung übersetzt?

LIROGA ist für Menschen gemacht, die Design und Funktion nicht getrennt denken – und die selbst bestimmen wollen, was bei ihnen wächst. Für alle, die Pflanzen lieben – unabhängig von Alter oder Lebensstil. Für alle, die ihr Zuhause lebendiger machen wollen. Und für alle, die Freude an frischem Grün haben – egal ob in der Stadt, im Vorort oder auf dem Land.

Was unterscheidet euren Indoor-Garten grundlegend von anderen Systemen auf dem Markt?

Die bisherigen Systeme sehen nett aus – bis sie versagen. Meist hapert’s an Technik, Handling oder beidem. Auch der Output ist für den Anspruch auf regelmäßige Versorgung zu gering. LIROGA geht einen anderen Weg: mit dreizoniger System-Architektur abgestimmt auf Keimung, Entwicklung und Reife der Pflanzen. Mit einer selbst entwickelten Steuerung, die Zyklen aus Licht, Luft und Wasser frei programmierbar macht – in Dauer, Frequenz und Intensität. Mit professionellen Horticulture-LEDs abgestimmt auf jede Wachstumsebene. Und mit einem Open-Seed-Ansatz, also freie Saatgutwahl statt teure Kapselbindung. Und durch die vertikale Anordnung mit einem einzigartigen Design, das sich farblich personalisieren lässt – vom Holzkorpus über das Gestell bis zu den Pflanzeninlays.

Welche Rolle spielt die Fertigung in Karlsruhe für eure Qualitätsansprüche und Markenidentität?

Die Fertigung in Karlsruhe ist kein Zufall. Hier habe ich die Kontrolle über jeden einzelnen Schritt – von der Auswahl der Holzmaserung bis zur passgenauen Integration der Technik. Viele Details, die LIROGA ausmachen, lassen sich nicht einfach outsourcen. Zu speziell sind die Lösungen, zu präzise die Anforderungen. Gleichzeitig ist die Nähe zur Entwicklung ein klares Statement: Sie steht für Qualität, Eigenständigkeit und eine Markenidentität, die sich bewusst von anonymer Massenfertigung abgrenzt – und sich über Präzision und Anspruch definiert.

Gab es technische oder logistische Herausforderungen beim Aufbau des automatisierten Systems?

Oh ja – wenn man kein bestehendes System einkauft, sondern selbst entwickelt, gibt es an jeder Ecke Herausforderungen. Die Grundanforderungen klingen simpel: etwas Licht, Wasser und Luftzirkulation, damit Pflanzen gedeihen. Doch im Detail wird es schnell komplex – von Fließgeschwindigkeit und Sauerstoffanreicherung der Nährstofflösung über Lichtspektren und Lichtaufnahme bis hin zum Systemaufbau, der ein intuitives, einfaches Handling ermöglichen soll – um nur einen Bruchteil der eigentlichen Herausforderungen zu nennen. Insgesamt sind sieben Jahre Entwicklung in LIROGA geflossen – mit vielen Rückschlägen unterwegs, aber mit einem System, das heute bereit ist, den nächsten Schritt zu gehen.

Wie sieht ein typischer Anwendungsfall bei euren Kundinnen und Kunden aus?

LIROGA ist für Menschen, die gern kochen und natürlich genießen. Die wissen, was frische Kräuter und Salate geschmacklich – und auch optisch – ausmachen. Ein bisschen Schnittlauch übers morgendliche Spiegelei, frisches Basilikumpesto zum Mittag oder ein knackiger Salat am Grillabend. Und das, ohne auf das schmale Supermarktsortiment angewiesen zu sein. Mit LIROGA lässt sich Vielfalt entdecken: feines Buschbasilikum für Tomate-Mozzarella, Wasabino-Salat mit leichter Senfnote – oder was immer sonst gefällt. Was wächst, entscheidet man selbst – 365 Tage im Jahr, greifbar, nah und ohne die Hausschuhe ausziehen zu müssen.

Gibt es bereits Pläne für Weiterentwicklungen oder neue Funktionen, die LIROGA ergänzen sollen?

LIROGA bildet das Fundament – und wird auch künftig die Basis bleiben. Es holt das Empfindlichste dorthin, wo es geschützt und ganzjährig verfügbar ist: in den Wohnraum. Kräuter und Salate reagieren besonders sensibel auf Umwelteinflüsse – Indoor-Growing ergibt hier am meisten Sinn. Und genau dafür wurde LIROGA entwickelt: für zuverlässige Versorgung, einfaches Handling und maximale Frische. In einem nächsten Schritt könnte über tauschbare Module auch der Anbau fruchttragender Pflanzen realisiert werden – etwa Erdbeeren, Tomaten oder Paprika. Dafür braucht es jedoch einen zweiten Wasserkreislauf, eine abgestimmte Nährstofflösung und angepasste Lichtspektren – also eine höhere Komplexität, die auch mehr Wissen beim Nutzer voraussetzt.

Wie sorgt ihr dafür, dass Technologie, Nachhaltigkeit und Design im Einklang bleiben?

Technologie, Nachhaltigkeit und Design schließen sich bei mir persönlich nicht aus – sie greifen ineinander. Ein System wie LIROGA soll nicht nur funktionieren, sondern auch Ressourcen schonen und sich ästhetisch in den Wohnraum einfügen. Deshalb setze ich auf langlebige Komponenten, nachhaltige Materialien und ein Design, das nicht im Keller versteckt wird – sondern zeigt, wie modern Indoor-Gardening aussehen kann.

Was war für euch persönlich die größte unternehmerische Lernkurve seit Gründung von LIROGA?

Der Spagat zwischen Vision und Realität. Man sieht vor sich ein Produkt, das Menschen begeistern soll – aber der Weg dorthin ist voller Hürden, die man vorher nicht kannte. Die größte Herausforderung lag in der Breite: Hardware-Entwicklung, Markenaufbau, Finanzierung, Zeitmanagement – alles auf einmal. Ich habe mir Fähigkeiten angeeignet, die weit über das Technische hinausgehen – und gleichzeitig gelernt, mit Rückschlägen umzugehen, Entscheidungen zu treffen, ohne alle Antworten zu haben – und trotzdem weiterzugehen. Die Lernkurve ist dabei nicht abgeschlossen – sie begleitet mich bis heute. Und das ist auch gut so.

Welche drei Ratschläge gebt ihr anderen Gründerinnen und Gründern, die Hardware-Produkte auf den Markt bringen wollen?

Mach es greifbar. Kein Pitch ersetzt ein funktionierendes Produkt – gerade bei Hardware zählt das Erleben mehr als jede PowerPoint.
Rechne in Zeit, nicht nur in Geld. Entwicklung frisst Ressourcen – aber vor allem frisst sie Monate. Das zu unterschätzen tut doppelt weh.
Mach dich nicht von Anfang an abhängig. Externe Dienstleister, Investoren, Förderungen – all das kann helfen. Aber baue so, dass es auch ohne ginge. Zumindest am Anfang.

Bild: Stefan Kuhnert @ privat

Wir bedanken uns bei Stefan Kuhnert für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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