Lizza: Pizza Teig aus Leinsamen und Chiasamen
Stellen Sie sich und Ihr Startup Unternehmen Lizza doch kurz unseren Lesern vor!
Wir sind Marc (29) und Matthias (31) aus Frankfurt. Mit der Vision eine gesunde Low-carb Pizza auf den Markt zu bringen, haben wir 2015 Lizza gegründet und sind damit als ursprüngliche Wirtschaftswissenschaftler und Informatiker quer in die Lebensmittelbranche eingestiegen. Mehrere Monate haben wir von selbstgebauten Marktständen aus verkauft, sind dann mit dem Foodtruck durch Deutschland gedüst, um nun in der ganzen Bundesrepublik die Lizza in die Supermärkte zu bringen.
Wie ist die Idee zu Lizza entstanden und wie haben Sie sich als Gründerteam zusammengefunden?
Wir kennen uns seit 2012 durch ein gemeinsames Praktikum bei der Deutschen Bank. Nachdem wir den Kontakt nach dem Praktikum stets gehalten haben – Matthias fing bei der Bank als Trainee an und Marc gründete ein eCommerce Start-up in der Schweiz – haben wir Mitte 2014 beschlossen, ein gemeinsames App-Projekt neben unseren Jobs zu starten. Schnell war klar, dass wir uns fantastisch ergänzen, verstärken und tolerieren. Marc legte sein Start-up auf Eis und Matthias verzichtete auf den Karrieresprung nach New York City, um gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Ideen hatten wir zuhauf, doch klar war für uns: es wird was Digitales werden. Es sollte dann doch ganz anders kommen. Beim Brainstorming-Abend mit Freunden, wie diese App aussehen könnte, servierte Matthias Pizza nach seinem speziellen Leinsamenrezept für den Teig. Die Pizza war schnell viel interessanter als all unsere App-Ideen. Wir haben eine Nacht darüber geschlafen und schnell war klar: Leinsamen Pizza? Lizza!
Einen Versuch war es wert.Gute und gesunde Ernährung war für uns Beide ohnehin schon immer ein Herzensthema gewesen. Low-carb Rezepte hatten insbesondere für Matthias eine riesige Bedeutung seit seiner schweren Sportverletzung mit anschließender Ernährungsumstellung.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Finanzen sind immer ein großes Thema, insbesondere die Sicherstellung der Liquidität. Doch viel gewichtiger in unserem Falle waren die enorm vielen unternehmenskritischen Themenfelder, die uns fremd waren. Von Rezeptentwicklung, Verpackungstechnologie, Rohstoffeinkauf, Logistik, Mitarbeitersuche und -planung, Hygienekonzepte bis zur Supermarktansprache. Jedes Thema ein Universum für sich und in den meisten waren wir komplett unerfahren. Wir haben tolle Partnerinnen, Freunde, Unterstützer, Mentoren, Zulieferer und Mitgesellschafter an unserer Seite – ohne diesewäre die Reise wahrscheinlich schnell zu Ende gewesen. Zu Beginn haben wir ca. 100.000 Euro privat durch eigene Ersparnisse und Privatkrediteinvestiert. Weitere 150.000 Euro kamen durch unseren dritten Gesellschafter und weitere Kredite unserer Familien dazu. Aktuell befinden wir uns in einer Kapitalerhöhung für einen weiteren sechsstelligen Betrag.
Wer ist die Zielgruppe von Lizza?
Wir sprechen jeden Menschen an, der sich gesund ernähren möchte und dennoch nicht auf Pizza und andere Teigprodukte verzichten will. Zugleich ist unser Produkt aufgrund der verwendeten Zutaten auch für Menschen mit Unverträglichkeiten oder Allergien, sowie Diabetiker oder Schwangere eine fantastische Alternative. Der Teig wird zwar als “Low Carb Pizzateig” verkauft, eignet sich aber genauso auch für andere herzhafte und sogar süße Teiggerichte, wie Flammkuchen, Snacks, Quiche. Die Vielfalt der Zubereitungsmöglichkeiten beweisen uns unsere Kunden jeden Tag eindrucksvoll aufs Neue in den sozialen Medien, wenn sie neue Rezepte oder Bilder ihres Lizza-Gerichts präsentieren.
Aus welchen Zutaten besteht der Teig?
Gemahlene Leinsamen, Kokosmehl, gemahlene Chiasamen, Flohsamenschalenpulver, Salz und Wasser. Alle Zutaten sind glutenfrei, vegan und in Bio-Qualität.
Auf was achten Sie bei der Auswahl der Zutaten?
Der Geschmack und die Qualität stehen an erster Stelle. Preislich sind unsere Rohstoffe nicht mit Getreide zu vergleichen. Während 1kg Weizen für ca. 20Cent erhältlich ist, zahlen wir für unsere Superfoods mehr als das zehnfache. Dafür spielen auch unsere Nährwerte in einer ganz anderen Liga und wir wissen, dass die meisten Kunden den vollen Geschmack lieben.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen sich für Die Höhle der Löwen zu bewerben?
Wir hatten im Herbst 2015 von mehreren Kunden am Foodtruck den Tipp bekommen, dass wir perfekt in das Format passen würden. Zu diesem Zeitpunkt kannten wir die Sendung noch nicht, da wir beide seit vielen Jahren keinen Fernseher mehr besitzen. Schnell waren wir jedoch „angefixt“ und haben “Die Höhle der Löwen” sowie das amerikanische Pendant “Shark Tank” in unseren Pausen zur Entspannung “inhaliert”. Die Bewerbung war schnell ausgefüllt, und wir hatten ehrlich gesagt von Anfang an ein gutes Gefühl.
Wie haben Sie sich auf die Höhle der Löwen vorbereitet?
Zum Zeitpunkt der Aufzeichnung waren wir ein Jahr mehr als Fulltime im “Lizza-Geschäft”. Wir kannten unsere Zahlen, unsere Stärken und Chancen sowie auch alle Risiken und Themen, die wir noch vernachlässigt hatten. Wir haben uns für den “großen Pitch” nicht direkt vorbereitet. Den ca. 2-minütigen “Elevator Pitch” haben wir am Vorabend in der Motel One-Lobby einstudiert. Die Requisiten stammten aus unserer Streetfood-Zeit – dafür haben wir keinen einzigen Euro ausgegeben. Wir wollten mit dem Produkt, dem Geschäftsmodell und natürlich uns als überzeugten Gründern punkten, nicht mit Marketing-Blenderei.
Sie sind eines der wenigen Start-up Unternehmen, das es in die Show „Die Höhle der Löwen“ geschafft hat. Wie motivierend ist das für Sie und was versprechen Sie sich von der Show?
Die Sendung erfüllt eine wichtige Rolle in Deutschland, um das Bewusstsein für Gründertum zu stärken. Wir wünschen uns viel mehr von der Philosophie “Du schaffst das, trau Dich!” an Stelle von “Lieber auf Nummer sicher gehen, die Rente kommt bald”. In dem Sinne sind wir sehr glücklich, dass auch wir Teil dieser Bewegung sein dürfen. Für Lizza erhoffen wir uns eine größere Bekanntheit und viele neue, zufriedene Kunden. Die Sendung könnte uns auch beim Einzug in die Supermarktregale eine große Hilfe sein.
Wie wichtig ist dieser Schritt für Sie als Start-up Unternehmen? Auch unter dem Gesichtspunkt, dass durch die Show viele Interessenten und auch Medien auf Lizza aufmerksam werden?
Das können wir in den Wochen nach der Sendung sicher besser beantworten, da die Auswirkungen bei jedem Start-up sehr unterschiedlich sind. Durch die Ausstrahlung haben wir eine Besonderheit in unserem Business Plan gegenüber einem “normalen Start-up” erreicht, nämlich das Wissen, wann wir (hoffentlich) eine extrem große Aufmerksamkeit und Nachfrage bekommen werden. Entsprechend haben wir unsere Produktionskapazitäten aufgebaut, Personal eingestellt und Prozesse aufgesetzt, die viel mehr Skalierung erlauben, als sonst nötig gewesen wäre. Das ist natürlich auch ein bisschen pokern, falls der Knall ausbleibt. Doch wir sind sehr zuversichtlich, dass die Lizza in Deutschland einschlagen und auf vielen Tellern landen und die Ernährung der Menschen ein bisschen besser machen wird.
Vor dem Medienrummel haben wir großen Respekt, da operativ nach der Ausstrahlung viel zu tun sein wird und wir die Balance finden möchten zwischen wertvoller PR und einer stabil laufenden Firma, die noch sehr von unser beider Zeit abhängig ist.
Ziel der Show „ Die Höhle der Löwen “ ist es, das die Löwen investieren und der Deal zustande kommt. Welchen der Löwen haben Sie als Investor im Fokus?
Für uns war klar, dass wir primär Frank Thelen gewinnen möchten. Wir sind beide sehr IT-affin (um das Wort “Nerds” zu vermeiden 😉 und sehen großen Mehrwert in einer Zusammenarbeit mit ihm. Sein Deal mit Littlelunch im letzten Jahr beweist das. Judith Williams finden wir als Person herrlich unterhaltsam und sympathisch, können sie als Geschäftspartnerin aber nicht einschätzen. Bei Jochen Schweizer hatten wir bisher eher das Gefühl, dass er zwischenmenschlich und von seinen geschäftlichen Schwerpunkten womöglich nicht zu uns passen würde. Ralf Dümmel konnten wir gar nicht einschätzen, sehen seine Branche aber als fremd zu der unseren. Carsten Maschmeyer hat einen großen Reiz durch seine geschäftlichen Erfolge und das riesige Netzwerk, doch auch ihn konnten wir kaum einschätzen.
Wie geht es mit Lizza nach der Show weiter, sollte der Deal zustande kommen? Und wie, wenn es keinen Deal gibt?
Die Show war für uns nicht nur interessant wegen des Deals. Wir hatten vor allem Lust auf die Herausforderung und die Chance, Lizza bekannt zu machen. Viele Deals platzen ohnehin bei den Gesprächen nach der Aufzeichnung. Wir haben uns keine Illusion gemacht, dass ein Handschlag vor der Kamera, nicht zwangsläufig auch ein sicheres Investment bedeutet. Sollte jedoch tatsächlich ein Deal zustande kommen, so waren wir uns sicher, dassdies unser Unternehmen auf die nächste Stufe bringenkönnte. Denn das hieße, dass wir einen fantastischen strategischen Partner gewonnen haben, mit dem wir uns gut verstehen und eine Vision teilen. Das Geld ist auch wichtig, aber in dem Kontext nur zweitrangig für uns.
Kommt es nicht zum Deal, würden wir uns anderweitig umschauen nach Kapital und womöglich etwas langsamer wachsen.
Lizza, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir wollen gesunde Teigwaren für jedermann anbieten und damit diesen Markt revolutionieren. Wir haben sehr viele Ideen für weitere Produkte aus wunderbaren Rohstoffen. Wir möchten vor allem die Convenience für den Endkunden erhöhen, damit diese auch in Eile leicht etwas Gesundes essen können. Jeder weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, sich gut zu ernähren, wenn man unterwegs ist und nichts vorbereitet hat. Wir werden in Thema Geschmack und Konsistenz immer mehr aufschließen zu konventionellen Backwaren, dabei aber viel bessere Nährwerte haben und hochwertige, nachhaltig angebaute Rohstoffe einsetzen. Wir möchten bei vielen Menschen eine bessere Ernährung ermöglichen und ein langfristig wirtschaftliches Unternehmen aufbauen.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
1. Sei Teil deiner Zielgruppe, sonst fehlt Dir das Feuer, um jahrelang Vollgas zu geben.
2. Teste früh und durchlaufe viele Schleifen, bis dein Produkt gut genug (nicht perfekt!) ist, um es auf den Markt zu bringen (Product Market Fit).
3. Voller Fokus. Geh spitz in den Markt, mach diese eine Sache richtig gut und werde profitabel. Danach kann mehr dazu kommen.
Bild © VOX/Sony
Sehen Sie Lizza am 27.September in #DHDL
Wir bedanken uns bei Marc und Matthias für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.