Mittwoch, April 24, 2024
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Anfällige Lieferketten: Wie digitale Lösungen Licht ins Dunkel bringen

Die Logistikindustrie sieht sich seit nunmehr einem Jahr vor enorme und bis dato nie dagewesene Herausforderungen gestellt. Lockdown-Phasen und Corona-Pandemie führten unter anderem zu Grenzschließungen in ganz Europa. Die Folge? Lange Wartezeiten und strenge Zollkontrollen an den jeweiligen Grenzübergängen – selbst innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums – und schier unendlicher Rückstau. Das macht Lieferketten anfälliger denn je. In diesen Fällen ist es besonders wichtig, schnell alternative Lösungen zu finden. Das Problem: Verspätungen sind trotz allem zu wenig absehbar. Wie digitale Tools zu einer erhöhten Transparenz im Straßengüterverkehr beitragen und wie Firmen dies konkret umsetzen können, erklärt Tom Krause, CEO des Logistik-Technologie-Start-ups Cargonexx in diesem Beitrag.  

Wenig resiliente Lieferketten bestimmen die Logistik 

Die Covid-19-Krise und die damit einhergehenden Lockdown-Phasen und Grenzschließungen der Nachbarländer verursachen seit über einem Jahr große Probleme im Straßengüterverkehr. Die Wirtschaft ist eng miteinander verzahnt, Importe und Exporte auf dem Landweg bestimmen seit Jahrzehnten die Ökonomie. Doch auch wetterbedingt stehen die LKW-Transporte vor großen Herausforderungen – wie jüngst im Februar als ein landesweites Schneechaos die Straßen beherrschte. Aufgrund der Corona-Pandemie kam und kommt es immer noch zu langen Wartezeiten an den Grenzen zu den für uns wichtigen Import- und Exportländern wie Tschechien und Polen, die zu einem erheblichen Rückstau der LKW und damit zu zum Teil immensen Lieferverspätungen führen. Doch auch für das Nicht-EU-Nachbarland Schweiz sprengt die Pandemie die sowieso vorhanden Wartezeiten aufgrund etwaiger Zoll- und Einfuhrbestimmungen.

Die Pandemie hat die Schwächen der Produktionsstrategien und Lieferketten offengelegt – und das weltweit.

Ganze Branchen, wie beispielsweise die Automobilindustrie, haben zeitweise notgedrungen ihre Produktionsstätten stillgelegt, da die benötigten Bauteile zusammen mit den LKW in den Staus fest steckten. Diese Notlage verleitete einzelne Unternehmen dazu, unkonventionelle Lösungen zu finden, um ihre Produkte weiterhin ohne Probleme verkaufen zu können. So beispielsweise der italienische Nudelhersteller Barilla, der zwischenzeitlich durchschnittlich 600 Tonnen Lebensmittel statt per LKW via Bahn von Parma nach Ulm liefern ließ, um nicht in Verzug zu geraten. Diese Beispiele verdeutlichen, dass der Straßengüterverkehr dringend nachrüsten muss, um langfristig für die zahlenden Auftraggeber Bestand zu haben – und das auch in Krisenzeiten wie den jetzigen. Eines der größten Problem, das sich die letzten Monate abzeichnete, ist die unzureichende Informationsbeschaffung über etwaige Verspätungen, die eine ganze Kette an Folgen verursachen. Doch wie lösen?

Digitale Lösungen als Retter in der Not  

Eine der Hauptschwierigkeiten in der Straßengüterlogistik ist die nahezu nicht vorhandene digitale Transformation der beteiligten Unternehmen. Dies führt dazu, dass in obig beschriebenen Fällen, Verspätungen meist via Telefon durchgegeben werden. Und das häufig, wenn es bereits “zu spät” ist. Dies betrifft letztlich sowohl Be- als auch Entladeprozesse der Transportunternehmer. Denn den LKW wird in der Regel ein konkretes Zeitfenster zugewiesen, das aufgrund der damit einhergehenden logistischen Prozesse wenig flexibel gehandhabt werden kann. Können LKW also aufgrund der ersten Verspätung ihr vereinbartes Zeitfenster für Be- oder Entladung nicht einhalten, hat dies nicht nur weitere Verspätungen zur Folge – denn die Fahrer müssen vor Ort unter Umständen lange Zeit ausharren, um im nächstmöglichen Zeitfenster zu be- oder entladen.

Zusätzlich dazu werden auch weitere erhebliche Kosten verursacht:

LogistikerInnen müssen je nach Lage ad hoc umdisponieren und dafür Sorge tragen, dass andere LKW für Folgetouren bereitstehen. Verspätungen lösen also eine ganze Reihe an weitreichenden Folgen aus – und das sowohl für Transportunternehmen, als auch für Auftraggeber und Endkunden. Es braucht also dringend eine Lösung, um allen Beteiligten mehr Planbarkeit zu bieten und die resultierenden Kollateralschäden in Grenzen zu halten. Digitale Tools können hier Abhilfe schaffen. Eine Vernetzung aller Stakeholder über digitale Plattformen schafft nicht nur Transparenz, sondern auch Effizienz für alle Beteiligten.

So ist es außerdem möglich über GPS-Tracking, das via Plattform vernetzt ist, Echtzeitdaten der LKW an die Auftraggeber zu senden, sodass diese immer und von überall kontinuierlich aktualisiert einsehen können, wo sich ihre Ladung gerade befindet und mit welcher Verspätung zu rechnen ist. Ein mühsames und zeitintensives Hinterhertelefonieren bleibt den beauftragten Carriern somit erspart.

Weitere nützliche Nebeneffekte:

Durch den Netzwerkeffekt ist es für Carrier wahrscheinlich, dass sie zu bestimmten Aufträgen am Zielort auch mögliche Folgeladungen ausfindig machen.

Außerdem machen Plattformen es auch für Auftraggeber mit kleinem Budget möglich, schnell und kurzfristig freie LKW-Kapazitäten auszumachen. Durch den Bündelungseffekt werden zusätzlich die vorhandenen Transportkapazitäten besser genutzt. Carrier vermeiden damit kostenintensive, umweltschädliche und straßenfüllende Leerfahrten. Die Umwelt dankt also letztendlich auch. 

Fazit 

Die Corona-Pandemie hat der globalen Wirtschaft und insbesondere der Logistikindustrie ihre Grenzen aufgezeigt. Nun ist es an den Unternehmen, die Schwachstellen nicht bloß zu erkennen, sondern auch zu verbessern. Digitale Lösungen sind für den Straßengüterverkehr spätestens jetzt unausweichlich. Denn nur so werden die anfälligen Lieferketten resilienter und verhelfen der gesamten Branche nicht nur zu mehr Effizienz und Transparenz, sondern auch zu einem gesteigerten Nachhaltigkeitsbewusstsein. Eine Win-Win-Situation!

Autor: Tom Krause, CEO des Logistik-Technologie-Unternehmens Cargonexx

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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