Madoo entwickelt recycelbare Schuhe und setzt dabei auf echte Kreislaufwirtschaft
Wer steckt hinter Madoo und wie ist die Idee zu den recycelbaren Schuhen entstanden?
Der Initiator des Projekts bin ich, Christoph (😊). Vor gut sechs Jahren habe ich mich entschieden, eine Minimalschuhmarke zu gründen. Ich war Quereinsteiger in der Branche und hatte damals nicht viel Ahnung von Schuhproduktion. Nach einigen Mustern und Produktionsbesuchen spürte ich, dass mir ein weiterer „nachhaltiger“ Sneaker zu wenig war. Ich war überrascht, wie viel Handarbeit in den Schuhen steckt und wie schlecht die Arbeitsbedingungen waren. Vor allem die Lösungsmittel, die in der Luft lagen, haben mich dazu bewegt, Extratouren zu drehen und nach einer wirklich ökologischen Lösung zu suchen. So sind die Jahre vergangen, und ein ganzheitliches Konzept hat sich entwickelt.
Welche Vision verfolgt Madoo langfristig mit seinem Ansatz einer echten Kreislaufwirtschaft?
Richtiges Recycling. Aus einem alten Schuh sollte wieder ein neuer Schuh entstehen. Vor allem das Textil aus dem Obermaterial sollte wieder zu neuem Garn aufgesponnen werden, und daraus sollte erneut ein neues, gleichwertiges Obermaterial entstehen.
Wie wichtig ist euch persönlich das Thema Barfuß-Gehgefühl im urbanen Alltag?
Sehr wichtig, auch aus persönlicher Motivation. Nichts ist gesünder als Barfußgehen. Somit sollten die Schuhe uns so wenig wie möglich davon entfernen. Ich finde auch den Ansatz interessant, dass nur jemand, der auf seine eigene Gesundheit schaut, genug Empathie entwickeln kann, um sich um die Umwelt und einen bewussten Umgang mit der Natur zu kümmern. Somit geht ein bewusster Konsum mit der eigenen Gesundheit einher. Deshalb erfüllen unsere Sneaker auch beide Aspekte.
Welche Zielgruppe habt ihr mit euren Schuhen im Blick und wie reagiert sie bisher auf das Konzept?
Da wir das gesundheitliche Konzept in unseren Schuhen aufnehmen, ist das aktuell die Hauptzielgruppe. Das Konzept wird sehr gut angenommen, und es ist interessant zu sehen, dass die ökologischen Aspekte, die wir mit unseren Schuhen vermitteln, auf großes Verständnis treffen.
Was unterscheidet Madoo aus eurer Sicht von anderen nachhaltigen Schuh-Startups?
Wir definieren uns nicht nur über ein scheinbar nachhaltiges Material. Wir bieten einen ganzheitlichen Ansatz. Klebstoffe sind ein riesiges Problem beim Recycling. Materialien werden aneinandergebunden und verschmutzt. Somit ist ein Wiederverwenden nicht mehr möglich.
Welche Hürden gab es in der Entwicklung der klebstofffreien Produktion und wie habt ihr sie überwunden?
Die Offenheit war ein großes Problem. Die Schuhindustrie, vor allem in Europa, ist sehr traditionell. Unzählige Male war ich in Portugal unterwegs, war auf Messen, um Produktionspartner zu finden. Keiner hat wirklich verstanden, warum sie den Kleber weglassen sollten. Natürlich macht es gewisse Schritte in der Produktion einfacher. Nachdem ich nie die gewünschte Produktqualität bekommen habe, habe ich meine eigene Produktion aufgebaut.
Wie funktioniert euer Take-Back-System konkret und wie wird es von Kundinnen und Kunden angenommen?
Kundinnen und Kunden können die Schuhe wieder an uns zurückschicken oder bei unseren stationären Händlern abgeben. Danach bekommen sie 10 € zurück oder 20 € auf einen neuen Schuh gutgeschrieben. Da wir erst seit Frühjahr 2025 auf dem Markt sind, ist es noch zu früh für ein Fazit. Schlussendlich sind die Schuhe sehr langlebig konstruiert und auch reparaturfreundlich. Sollte einmal ein Bauteil verschleißen, kann es einfach ersetzt werden, bevor der Schuh ins Recycling geht.
Wo seht ihr Madoo in fünf Jahren. Soll das Sortiment über Sneaker hinaus erweitert werden?
In fünf Jahren möchten wir die erste Produktlinie einführen, die aus den zurückgenommenen Schuhen besteht. Wir bieten zwar jetzt schon andere Produkte an, die wir allerdings als Merch-Artikel sehen. Der Fokus liegt ganz klar auf Sneakern.

Welche Rolle spielt Design bei euren Produkten neben Nachhaltigkeit und Modularität?
Sehr wichtig. Schlussendlich ist die Optik das Hauptargument für einen Kauf. Wir gehen aber designtechnisch absichtlich einen anderen Weg, da wir nicht nur die „Öko-Schiene“ bedienen wollen.
Welche Unterstützung wünscht ihr euch von Politik oder Gesellschaft, um eure Mission voranzubringen?
Politische Regularien sind sehr wichtig für eine nachhaltigere Zukunft. Aber es geht ohnehin schon in die richtige Richtung mit dem Green Deal oder dem Recht-auf-Reparatur-Gesetz. Es braucht jedoch alles seine Zeit. Eingesessene Strukturen lassen sich nicht von heute auf morgen umwandeln. Das würde auch wirtschaftlich nach hinten losgehen.
Was gebt ihr anderen Gründerinnen und Gründern aus eurer Erfahrung mit auf den Weg?
Bleibt euch treu und hört nicht zu viel auf andere. Jeder hat einen anderen Antrieb und andere Voraussetzungen. Eine Gründung ist so individuell, dass es gefährlich sein kann, Tipps von anderen zu ernst zu nehmen.
Welchen persönlichen Antrieb habt ihr, mit Madoo Schuhe neu zu denken und die Branche nachhaltiger zu gestalten?
Ich wollte Schuhe nicht nachhaltiger machen – ich wollte sie von Grund auf neu denken. Als ich das erste Mal in einer klassischen Produktion stand, war der Geruch von Lösungsmitteln allgegenwärtig. Das hat mir gezeigt, wie wenig nachhaltig und gesund die Prozesse sind – für Mensch und Umwelt. Heute motiviert mich zu sehen, dass unsere Idee verstanden wird. Dass echte Kreislauffähigkeit möglich ist – wenn man den Mut hat, Dinge anders zu machen.
Bilder@ Madoo GmbH
Wir bedanken uns bei Christoph Ganahl für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.
Premium Start-up: Madoo

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