Freitag, August 22, 2025
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Retail Media neu gedacht

Marketing of Moments entwickelt ganzheitliche Retail-Media-Lösungen für Händler:innen und Commerce-Plattformen

Wie ist die Idee zu Marketing of Moments entstanden und wer steckt hinter dem Unternehmen?

Die Idee, uns auf In-Store-Retail-Media zu fokussieren, entstand 2021. Während meiner Tätigkeit bei einer der führenden Amazon-Agenturen in Deutschland habe ich gesehen, dass Unternehmen aus dem FMCG-Bereich Retail Media Services in Geschäften benötigen, in denen sie 95 Prozent ihrer Produkte verkaufen. Es hat bis Ende 2022 gedauert, bis wir die ersten Händler:innen als Partner:innen gewinnen konnten.
So richtig los ging es mit der Firma Marketing of Moments erst ab Herbst 2022. Im Oktober 2023 kam mein Co-Founder Dennis Götze dazu. Er war zuvor Director Retail Media Europe der Shop Apotheke und unterstützt mich seitdem sehr erfolgreich durch und mit seinen Erfahrungen. Wir haben 2023 schnell weitere Händler:innen als Partner:innen gewonnen und auf unserer Reise festgestellt, dass wir uns vom reinen In-Store-Thema hin zum Aufbau eines holistischen Retail-Media-Portfolios bei Händler:innen entwickeln sollten.

Wir nennen das „Retail Media as a Service”. Unser Geschäftsmodell ist so aufgebaut, dass wir Händler:innen und Commerce-Plattformen beim Aufbau und Betrieb ihrer Retail-Media-Netzwerke unterstützen. Wir begleiten sie in den Bereichen Beratung, Konzeptionierung und Auswahl der richtigen Technologie für In-Store-/Sponsored-Ad-Lösungen etc..Darüber hinaus kümmern wir uns auch um Vermarktungsprozesse.

Die Entwicklung seit Oktober 2023 ist rasant. Aktuell haben wir 13 festangestellte Mitarbeiter:innen bei MoM, zudem arbeiten wir mit Freelancern und Partner:innen zusammen. Wir haben über 15 Händler:innen und Commerce-Plattformen beim Aufbau ihrer Retail-Media-Netzwerke geholfen bzw. arbeiten aktiv mit ihnen zusammen. All das finanzieren wir aus unserem eigenen Cashflow. Das macht uns vollkommen unabhängig.

Was war eure Motivation, euch ausgerechnet auf Retail Media im Bereich Digital-out-of-Home zu spezialisieren?

Tatsächlich bieten wir weit mehr als nur DOOH. Unser Portfolio umfasst die gesamte Bandbreite von Retail- und Commerce-Media-Lösungen – von der Beratung bis zur Vermarktung. Neben In-Store-Lösungen bieten wir auch Sponsored Ads, In-Store-Audio, Apps, Couponing und datenbasierte Targeting-Ansätze für Kanäle wie Online und CTV an.
Mit InStore Ads bin ich für endemische Kunden, also gelisteten Marken, so nah am Abverkauf wie möglich. Doch auch für nicht-endemische Marken ist der Touchpoint InStore äußerst interessant, da er eine hohe Aufmerksamkeit generiert.
Hier können nicht-endemische Marken über ihre Angebote Zielgruppen intuitiv in einem markensicheren Umfeld erreichen. Wir haben viele Brand-Lift-Studien für endemische und nicht-endemische Marken durchgeführt und die Ergebnisse sind sehr gut.

Wir betrachten Commerce und Retail holistisch und zusammenhängend in einem Funnel, in den sich fast jeder Mediakanal integrieren lässt. Retail Media ist einerseits ein Kanal, wenn neue Touchpoints wie InStore Ads und Sponsored Ads geschaffen werden, andererseits ein Layer, ein technisches Hilfsmittel, wenn wir Daten einsetzen, um bestehende Mediakanäle aufzuwerten. Wir verwenden beispielsweise auch „klassisches“ OOH und DOOH, um die Filialen von Händler:innen im Rahmen von Drive2Store-Kampagnen in Kombination mit unseren InStore-Ads zu nutzen. Die Intelligenz und der Mehrwert kommen hier über unsere Leistungs- und Verfügbarkeitsdaten in den Filialen zustande, die wir später in unseren Reportings auswerten.

Welche Vision verfolgt Marketing of Moments langfristig und wie nähert ihr euch diesem Ziel Schritt für Schritt?

Unsere Vision ist es, uns als führende Institution für Commerce- und Retail-Media im deutschsprachigen Raum zu etablieren. Dabei geht es uns um die Entwicklung personalisierter, datenbasierter Werbeerlebnisse, die kanalübergreifend skalierbar sind. Um dieses Ziel zu erreichen, setzen wir auf modulare, flexibel anpassbare Lösungen, hochwertige Werbeumfelder in Online- und Offline-Kanälen sowie eine starke Beratung von Handels- und Commerce-Plattformen.

Wie identifiziert ihr relevante Touchpoints für eure Werbelösungen und welche Rolle spielt dabei das Einkaufsverhalten der Konsumenten?

Die Grundlage für jede effektive Werbelösung ist eine werberelevante Zielgruppe, die auch für Werbung empfänglich ist. Daher analysieren wir das Kaufverhalten der Kund:innen direkt am Point of Sale (POS) oder auf verschiedenen Plattformen: Nur wenn wir verstehen, wann, wie und warum Menschen bestimmte Produkte kaufen, können wir wirksame Touchpoints definieren. Hierzu nutzen wir Echtzeit-Daten wie
Tageszeiten, Wetterbedingungen oder lokale Ereignisse, um verschiedene Zielgruppen präzise anzusprechen. Solche Informationen helfen uns, relevante und kontextbezogene Werbebotschaften zu erstellen sowie Werbeinhalte dynamisch anzupassen und gezielt auszusteuern. Unsere Omnichannel-Strategien ermöglichen zudem die Verknüpfung digitaler Angebote mit dem Einkaufserlebnis im stationären Handel.

Worin liegt der besondere Mehrwert eures Ansatzes für Händler, die mit euch zusammenarbeiten?

Unser Ansatz ist unabhängig, technologieoffen und präzise auf die individuellen Bedürfnisse der Händler:innen zugeschnitten. Wir verkaufen keine Hardware und haben keine eigene Vermarktungstechnologie, die unsere Kund:innen verwenden müssten. Stattdessen nutzen wir die jeweils besten Lösungen des Marktes für den spezifischen Anwendungsfall. Unsere Lösungen sind modular aufgebaut. Wir können entweder nur mit einer Beratungsleistung ein Projekt starten oder aber, nach unserer Analyse und Konzeption, den operativen Betrieb und eine mit dem Händler abgestimmte Vermarktung aufbauen und betreiben.
Durch eine ganzheitliche Betrachtung von Retail Media (InStore, Online und Offline) ermöglichen wir eine umfassende Monetarisierung für unsere Partner:innen, die auch über die eigenen Touchpoints hinausgeht. Zudem unterstützen wir unsere Partner:innen beim Aufbau von Know-how, indem wir gemeinsame Workshops veranstalten und Whitepaper sowie andere Materialien bereitstellen.

Was unterscheidet Marketing of Moments von anderen Anbietern im Bereich Retail Media?

Ich sage oft, dass MoM einen „Proven Track Record in Retail Media“ hat. Dennis und ich haben schließlich schon vor MoM erfolgreich Retail-Media-Projekte umgesetzt und geben dieses Wissen an unsere Mitarbeiter:innen und Kund:innen weiter. Zudem ist uns unsere Unabhängigkeit von Hard- und Softwarelösungen sowie von relevanten Akteur:innen im Markt, Händler:innen und Agenturen, sehr wichtig. Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz zu anderen Marktteilnehmer:innen, sondern als strategischer Partner für Händler:innen, Plattformen und Werbetreibende. Teilweise arbeiten wir auch mit Unternehmen zusammen, die von außen als „Konkurrent:innen“ wahrgenommen werden könnten. Unser Commerce-Media-as-a-Service-Ansatz ist ganzheitlich und reicht von der Beratung über die Umsetzung bis hin zum Reporting. Wir verfügen über die notwendige Markterfahrung und Expertise. Über die Jahre haben wir uns ein sehr starkes Netzwerk mit Technologiepartner:innen aufgebaut. Genau deshalb können wir individuell zugeschnittene, messbare und effiziente Lösungen liefern.

Welche technischen oder logistischen Herausforderungen begegnen euch bei der Umsetzung eures DooH-Netzwerks?

Eine der größten Herausforderungen ist die sogenannte „Legacy-Technologie“. Viele bestehende Systeme und Prozesse im Handel sind veraltet und nicht für datengetriebene, digitale Werbung ausgelegt. Diese Strukturen neu zu denken und in moderne, skalierbare Lösungen zu überführen, ist eine komplexe, aber notwendige Aufgabe.
Mit unserem MoM Cockpit, einem Tool zur händlerübergreifenden Kampagnen-planung, und unserem MoM Reporting Center entwickeln wir zudem zum ersten Mal selbst Tools mit proprietärer Technologie, um eine holistische Planung besser automatisieren zu können.

Wie reagiert ihr auf die zunehmende Digitalisierung im stationären Handel und was bedeutet das für eure Strategie?

Die Digitalisierung im Handel eröffnet zahlreiche Chancen für Konsument:innen und Werbetreibende. Wir verknüpfen digitale Instore-Präsenz mit Online-Werbung und setzen dabei auf flexible und skalierbare POS-Lösungen, um eine gezielte Kundenansprache im passenden Kontext zu ermöglichen. Wir verfolgen technologische Entwicklungen und begleiten unsere Partner:innen auf dem Weg der digitalen Transformation. Dabei sind Beratung und Weiterbildung zentrale Bestandteile unserer Digitalstrategie.

Mit über 1.000 Standorten und 135 Millionen monatlichen Kontakten – wie messt ihr konkret den Erfolg eurer Kampagnen?

Wir setzen auf echte Verkaufsdaten unserer Handelspartner:innen, die wir in Dashboards aufbereiten. Diese enthalten KPIs wie Marktanteile und Angebotskommunikation. Um die Werbewirkung auch jenseits des Sales nachzuweisen, nutzen wir Mid- und Upper-Funnel-Metriken und Brand-Lift-Studien. So können wir die langfristige Markenwirkung und die Steigerung der Kaufbereitschaft der Kund:innen nachzuweisen. Im Einklang mit unserer Datenstrategie setzen wir darüber hinaus die bereits erwähnten Echtzeitdaten ein, wie beispielsweise Wetterdaten. In unserem Reporting legen wir alle verwendeten Mediakanäle mit Abverkaufsdaten, der Entwicklung des Category Shares, Daten aus Apps und Loyalty-Programmen übereinander und suchen nach Wachstumspotenzialen für unsere Kund:innen.

Wie sieht eure Zielgruppe im Bereich Advertiser aus und wie stellt ihr sicher, dass deren Bedürfnisse punktgenau bedient werden?

Aus unserer Sicht gibt es endemische und nicht-endemische Marken. Mit beiden arbeiten wir zusammen, allerdings unterscheiden sich deren Ziele und Reportings bei Kampagnen. Für endemische Marken zählen neben der Steigerung der Markenbekanntheit (Awareness) auch der Abverkauf und die Erkenntnisse über die Kund:innen in unseren Reportings. Bei nicht-endemischen Marken haben wir keinen direkten Abverkauf vor Ort. Hier arbeiten wir mit Brand-Lift-Studien und können zunehmend gezielte Aktionen mit Aktionscodes zur Messung der Kampagnen nativ in die Touchpoints der Händler integrieren.

Die klassisch gelistete Marke ist als Werbetreibender naheliegend, jedoch können wir den Nutzen für nicht-endemische Marken immer mehr beweisen. Ein Beispiel: Ich kann mich ziemlich nahtlos in den Alltag meiner Nutzer:innen integrieren, wenn ich ab 17 Uhr bei schlechtem Wetter in einem großen Einzelhandelsunternehmen auf mein Entertainment-Programm für heute Abend hinweise.

Welche Entwicklungen und Ausbauschritte plant ihr in den kommenden Monaten?

Wir erschließen kontinuierlich neue Touchpoints im stationären Handel sowie auf kommerziellen Online-Plattformen. Gleichzeitig arbeiten wir am Ausbau unseres Full-Funnel-Dashboards sowie unseres Sales-Cockpits, das sich derzeit noch in der Entwicklung befindet. Unser Ziel ist es, KPIs aus Instore-Kampagnen mit anderen Media-Kanälen zu verknüpfen, um eine bessere Attribution und Kampagnen-steuerung zu ermöglichen und die Werbewirkung noch präziser mess- und planbar zu machen.

Am 28. April 2026 veranstalten wir darüber hinaus den ersten „Commerce Media Summit“ in Düsseldorf. Gemeinsam mit Entscheidungsträger:innen aus Marketing und Handel, Technologieanbieter:innen sowie Media-Agenturen wollen wir die Entwicklung von Commerce Media in Deutschland vorantreiben. Die Veranstaltung unterstreicht unsere Rolle als Thought Leader in der Branche und soll dabei helfen, Standards und bewährte Verfahren in diesem dynamischen Bereich zu etablieren.

Welche drei persönlichen Ratschläge würdet ihr anderen Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben?

  1. Educate the Market: Besonders in dynamischen Märkten wie Commerce und Retail Media ist es zunächst wichtig, Aufklärungsarbeit zu leisten und komplexe Themen zugänglich aufzubereiten. Wer andere überzeugen will, muss nicht nur
    selbst tief im Fachgebiet verankert sein, sondern auch in der Lage sein, komplexe Inhalte klar und verständlich zu vermitteln.
  2. Immer aus Konsumentenperspektive denken: Der Erfolg einer Lösung zeigt sich daran, wie sie bei Menschen ankommt. Nur wer konsequent aus Sicht der Nutzer:innen denkt, schafft echte Mehrwerte und legt damit die Grundlage für nachhaltigen Markterfolg.
  3. Dranbleiben: Ad astra per aspera – über raue Pfade gelangt man zu den Sternen. Das kennen die meisten vermutlich noch aus dem Lateinunterricht. Es ist nicht immer ein leichter Weg, aber Hindernisse und Blockaden gehören dazu. Das sollte man bedenken – und sich davon nicht entmutigen lassen.

Titelbild Benedikt Blaß @Marketing of Moments

Wir bedanken uns bei Benedikt Blaß für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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