Montag, Dezember 23, 2024
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Es ist eine mentale Achterbahnfahrt

marta Online-Marktplatz für Altenpflege, mit Fokus auf die Vermittlung von häuslichen Betreuungskräften

Stellen Sie sich und das Start-up marta doch kurz unseren Lesern vor!

Ich bin Philipp Buhr, Co-Founder und Geschäftsführer von marta, einem Online-Marktplatz für Altenpflege, mit Fokus auf die Vermittlung von häuslichen Betreuungskräften. Wir haben marta 2020 gegründet und sind aktuell mit über 70 Mitarbeiter:innen in Deutschland, Litauen, Polen und Rumänien aktiv. In den vergangenen drei Jahren konnten wir bereits mehrere tausend pflegebedürftige Personen auf Ihrem Weg zur passenden Betreuungskraft unterstützen und es werden täglich mehr. 

Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?

Ich hatte persönlich keinen Bezug zur Altenpflege, bis meine Großeltern pflegebedürftig wurden. Ganz plötzlich hat das Thema in unserem Familien-Alltag überwogen und eine Lösung musste her. Die Lösung haben wir dann in der 24-Stunden-Betreuung gefunden – ein Service, bei dem eine Betreuungskraft in den Haushalt der pflegebedürftigen Person einzieht und sich dort um Haushalt und Grundpflege bemüht. Es gab einige Betreuungskräfte, die mir und meiner Familie wirklich ans Herz gewachsen sind und einen fantastischen Job gemacht haben.

Leider gab es aber auf dem Weg dahin viele Enttäuschungen, die auf schlechte Arbeit und leere Versprechungen von Agenturen zurückzuführen waren. Nachdem wir über fünf Jahre hinweg Schwierigkeiten hatten, die Pflege zu Hause wirklich zu stabilisieren und eine passende Vermittlungsagentur zu finden, habe ich mich entschlossen, das Thema der 24-Stunden-Betreuung selbst in die Hand zu nehmen. 

Welche Vision steckt hinter marta?

Wir arbeiten täglich daran, die Altenpflege transparenter, gerechter und verlässlicher zu machen. Unser Fokus liegt dabei auf der Betreuung zu Hause, da über 90% der Deutschen (und auch aller Europäer:innen) zu Hause alt werden wollen und nicht in ein Altenheim möchten – marta unterstützt die Angehörigen der Pflegebedürftigen dabei, diesem Wunsch gerecht zu werden. Gestartet haben wir mit der Vermittlung von 24-Stunden-Betreuungskräften, da meine Familie und ich selber Jahre lang erlebt haben, wie ineffizient und unmenschlich dieser Teil des Marktes funktioniert.

Unser Ziel ist es, ein Ökosystem zu bauen, welches es Angehörigen erlaubt, die Betreuung der pflegebedürftigen Personen vollumfänglich über eine einzige Plattform zu managen und so nicht nur die Pflege zu verbessern, sondern auch die Belastung der Angehörigen zu reduzieren.

Von der Idee bis zum Start, was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Zunächst haben wir das Unternehmen mit Hilfe von Angel Investoren aufgebaut und konnten so bereits, bevor wir an institutionelle Investoren herangetreten sind, solide Umsätze vorweisen. Trotzdem haben die meisten Investoren nicht daran geglaubt, dass unser Unternehmen skalierbar ist, da sie nicht daran geglaubt haben, dass es genügend Betreuungskräfte auf dem Markt gibt, oder dass eine App auf großes Interesse stoßen würde. Die Investoren wurden in diesem Glauben bestärkt, als zu Beginn unseres Funding Prozesses Careship (ein Marktplatz für Alltagspflege) Insolvenz angemeldet hat.

Wir haben uns davon dennoch nicht unterkriegen lassen und konnten schlussendlich mit Capnamic und Almaz Capital zwei tolle Leads für unsere Seed-Runde gewinnen. Kurz nach unserer Seed-Runde und dem Launch unserer neuen App konnten wir monatlich bereits über 1.000 Bewerbungen von Betreuungskräften verzeichnen und so die Zweifel vieler Investoren widerlegen. 

Wer ist die Zielgruppe von marta?
marta richtet sich an Familien von pflegebedürftigen Personen, die Unterstützung bei der Betreuung ihrer Angehörigen brauchen, da sie dauerhaft die Betreuung zu Hause gewähren wollen oder auch kurzfristig keinen Platz im Pflegeheim finden können. 
Gleichzeitig sprechen wir gezielt Betreuungskräfte aus Osteuropa an, die auf der Suche nach einem Auftrag in Deutschland sind. marta bietet den Betreuungskräften direkten Zugang zu Familien in Deutschland und ermöglicht ihnen, überdurchschnittlich gut zu verdienen und gleichzeitig volle Unterstützung bei administrativen und rechtlichen Fragen zu erhalten.   

Wie funktioniert marta? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Auf marta können sich Angehörige kostenlos registrieren, ein Profil anlegen, die Situation der pflegebedürftigen Person beschreiben und sich Profile von Betreuungskräften ansehen. Die Plattform beachtet dabei automatisch die Präferenzen und Anforderungen beider Parteien, wie z.B. die Erfahrung mit bestimmten Krankheiten oder körperliche Fitness, um einen Patienten zu heben. marta setzt hierbei auf ein multilinguales Team, welches die angegebenen Kenntnisse der Betreuungskräfte prüft und sicherstellt, dass jedes Profil der Realität entspricht. Zudem finden eine umfangreiche Sprachprüfung sowie Tests zu Betreuungskenntnissen statt. So können Familien in kürzester Zeit die passende Betreuungskraft für ihre Angehörigen finden.

Unser Geschäftsmodell unterscheidet sich klar von der Konkurrenz, welche in der Regel entweder nur mit Betreuungskräften oder nur mit Pflegebedürftigen in Kontakt sind und sich im zweiten Schritt auf Subunternehmer verlassen müssen. Dabei geht nicht nur eine Menge Geld verloren, sondern auch Informationen, die für einen Vermittlungserfolg ausschlaggebend sein können. marta bietet volle Kostentransparenz und Betreuungskräfte erhalten eine faire Bezahlung, ohne Mehrkosten für Pflegebedürftige zu generieren. 

marta, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Unser übergeordnetes Ziel ist es, die Pflegesituation in Deutschland nachhaltig zu verbessern und faire Arbeitsbedingungen für Betreuungskräfte zu schaffen. Dabei wollen wir uns als Vorreiter im Bereich der Vermittlung von Betreuungskräften etablieren und Marktführer in der Branche werden. Neben der Expansion in neue Märkte steht auch der Bau eines kompletten Ökosystems für die häusliche Betreuung auf der Agenda, um so Pflegebedürftige vollumfänglich und nicht nur bei der Suche nach der passenden Betreuungskraft zu unterstützen. 

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Jedes Unternehmen sollte ein Problem lösen. Ich denke, Gründer:innen tun sich leichter, wenn sie das Problem, welches sie versuchen zu lösen, selbst erfahren haben und sich somit auch komplett mit dem eigenen Produkt identifizieren können. Es wird immer schwierige Zeiten geben und diese durchzustehen wird einfacher, wenn es eine intrinsische Motivation gibt. Es sollte sich zudem früh darauf fokussiert werten, die besten Kolleg:innen für das Unternehmen zu gewinnen, sowie Verantwortung abzugeben und zu verteilen, sonst wird das Unternehmen an seinen Ressourcen limitiert. Und zuletzt sollte sichergestellt werden, dass gut mit Stress umgegangen werden kann, ohne sich oder sein Umfeld dabei kaputt zu machen – es wird eine mentale Achterbahnfahrt. 

Wir bedanken uns bei Philipp Buhr für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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