Finanzdienstleistungen: ab mit „den Alten“ in die zweite Reihe?
Sind Start-ups inzwischen die besseren Finanzdienstleister? Während in Banken oft noch in Kategorien von gestern gedacht und gehandelt wird, kommen die innovativen Ideen der Finanzbranche von den Neulingen. Start-ups sind die Quelle neuer Geschäftsideen. Haben „die Alten“ digital versagt und müssen in die zweite Reihe? Maxim Bederov als Finanz- und Fintech-Experte hat sich mit dieser Thematik auseinandergesetzt.
Die gescheiterten Fusionsgespräche von Deutscher Bank und Commerzbank sind ein Beispiel dafür, wie Traditionsunternehmen dastehen, wie noch gedacht und agiert wird. Für Drive und Innovation stehen eher die neuen, jungen Unternehmen, die quasi schon im Kinderzimmer mit allerlei technologischen Möglichkeiten spielten. Bezahlen per App, günstige Kredite, flexible Verwaltung von Geldanlagen – neue Kunden brauchen neue Möglichkeiten und vor allem neue Produkte. Waren es früher Menschen und Strukturen, die in den Dienst der Kunden gestellt wurden, sind es heute Finanztechnologien, die einen optimalen Service bieten. Mit Fintech sind Start-ups und junge Unternehmen in der Lage, etablierten Wettbewerbern wie Banken, Marktanteile abzunehmen.
Tag und Nacht, 24 Stunden, von überall aus
Begünstigt durch Laptops, Tablets, Smartphones hängt bereits sehr viel von den technischen Möglichkeiten ab, die den Kunden die bequemsten und schnellsten Wege zum Agieren bieten – Tag und Nacht, 24 Stunden, von überall aus. Banken sind dennoch kein Auslaufmodell. Das Banken-Finanzsystem darf nicht mit bestimmten Firmen gleichgesetzt werden, die bereits auf der Strecke geblieben sind. Einige von diesen Firmen werden sicherlich weiter verschwinden, Banken als Finanzstruktur bleiben aber bestehen. Es entstehen dabei jedoch neue Banken mit Sonderlizenzen wie zum Beispiel Revolut, ein britisches Start-up, das – genau wie das deutsche N26 – als „Bankenschreck“ gilt. Statt auf Filialen und persönliche Beratung setzen diese Unternehmen komplett auf Fintech. Der Termin mit dem Bankberater – auch wegen jeder Kleinigkeit – entfällt komplett, alles kann zu jeder Zeit über eine App erledigt werden.
Alte Schiebetüren auf, neue Technologie rein!
In der Zukunft wird ähnlich wie bei Fahrzeugen, die eine Marke wird von der anderen abgelöst werden. Die, die hinterherhinkt von der, die schneller, kundenfreundlicher, moderner ist. Die ganzen Filialstrukturen, Bankberater und Annahmestellen sowie das typische Schaltergeschäft, in dem man händisch ein-, auszahlt und Überweisungen macht, wird sich zunehmend in den Online-Bereich verlagern. Das, was jetzt noch im Offline-Bereich ist, wird durch Fintech ersetzt. Die nächsten Generationen werden ihre Anliegen fast ausschließlich online regeln.
Dazu gehört auch, online zu kommunizieren und sich beraten zu lassen. Traditionelle Geldhäuser müssen daher zusehen, dass sie bei der Technologie mithalten, um nicht von den Jungen abgehängt zu werden. Der einfachste Weg ist, selbst einen Fintech-Bereich zu etablieren. Alte Schiebetüren auf, neue Technologie rein! Dazu gehört es, Menschen in den Vorstand und in die Führungsetagen zu holen, die ihre Expertise in Fintech haben. Alle Prozesse im Haus sollten mit dem neusten Technologischen Wissen betrachtet werden können.
Investieren statt konkurrieren

Eine große Chance für traditionsreiche Unternehmen läge darin, vermehrt in Start-ups zu investieren, statt mit ihnen zu konkurrieren. Die gegenseitige Bereicherung sehe ich dabei als enorm. Qualitativ hochwertige Entwicklungen und Innovationen können schneller, fundierter und hochprofessionell vorangetrieben werden. Bodenständig sein und gleichzeitig über die Grenzen der bisherigen Denk- und Verhaltensmuster hinausgehen, um den sich immer schneller verändernden globalen Anforderungen und Kundenbedürfnissen gerecht zu werden.
„Neue Banken“ auf der Überholspur
Innerhalb weniger Jahre haben einige neue Unternehmen einige alte überholt, in der Kapitalisierung sowie im Wachstum der Kundenanzahl. Zu den Jungen online gehören die schnell wachsenden Fintech-Unternehmen, es sind die am schnellsten wachsenden Banken. Die Technologie wird dabei immer massentauglicher immer sicherer. Das ist ein normaler Prozess mit offenem Ende für die etablierten Banken. Innovationen sind langfristig für das erfolgreiche Bestehen jedes Unternehmens verantwortlich. Fintech Start-up Unternehmen befinden sich definitiv auf der Überholspur und es liegt am Innovationsvermögen der Etablierten, wie ihre eigene Zukunft in einem solchen Umfeld aussieht.
Maxim Bederov ist Unternehmer, Finanz-Experte, Bergsteiger und Kampfsportler. Er hat durch seine Beharrlichkeit und Willensstärke stets nach dem Besten gestrebt.
Mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung in der Finanzdienstleistung, Digitalisierung und IT gründete er im Jahr 2018 einen der ersten Publikumsfonds mit digitalen Assets. Er setzt sich aktiv für die finanzielle Legalisierung und Regulierung von Kryptowährungen ein.
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder