Montag, November 18, 2024
StartGründerTalkGame changer: Sie dürfen die Regeln umschreiben, aber müssen authentisch sein!

Game changer: Sie dürfen die Regeln umschreiben, aber müssen authentisch sein!

meritaCare betreibt Automaten mit Damenhygiene Artikeln, die mit Tampons und Binden befüllt sind

Stellen Sie sich und das Startup meritaCare doch kurz unseren Lesern vor!
Mein Name ist Rhoda Fideler. Ich bin 34 Jahre alt und Gründerin von meritaCare, bin gebürtige Kenianerin und lebe seit 14 Jahren in Deutschland. Ich bin verheiratet, Mutter und habe hier eine Ausbildung zur Krankenschwester absolviert.

Mein startup meritaCare betreibt Automaten mit Damenhygiene Artikeln, welche in den Damentoiletten in öffentlichen Bereichen wie z.B. Firmen, Cafes, Restaurants, Einkaufszentren, Hallenbädern, Sporthallen, etc. aufgestellt sind. Die Automaten sind mit Tampons und Binden befüllt. Frauen und Mädchen können so während ihrer verletzlichsten Momente überall schnell und diskret die benötigten Hygieneartikel bekommen.

Wie ist die Idee zu meritaCare entstanden?
Alles beginnt mit einer Geschichte. Meine Geschichte startet als ich 13 Jahre alt war. Kurz vor Schulschluss bekam ich meine Periode, und ich war komplett unvorbereitet. Mit einer selbst gebastelten Binde und roten Flecken auf meinem Rock lief ich nach Hause. Voller Scham wollte ich am nächsten Tag nicht mehr zur Schule sondern mich nur noch zuhause verstecken.

Ich hatte die Geschichte fast schon verdrängt, da sah ich letztes Jahr in einem Dokumentarfilm wie eine junge obdachlose Frau ihre Geschichte erzählte. Sie erzählte wie sie Ihre Menstruation hatte, von den Versorgungsproblemen und von dem Schamgefühl sich keine Binde oder Tampon leisten zu können (was mich später dazu bewogen hat, Tampons und Binden zu sammeln und der Tettnanger Tafel zu spenden, weil Armut nicht nur ein Mangel an Essen ist). Sofort sind meine Erinnerungen wieder hoch gekommen. Da fing ich an mich und meine Umgebung zu beobachten. Ich bemerkte, dass es da ein grosses Problem für Frauen gibt, aber Frauen trotzdem nicht gern darüber reden. Welche Frau kennt das nicht? Man bekommt spontan am Arbeitsplatz oder in der Freizeit seine Menstruation oder wird inkontinent und ist unvorbereitet.

Oder man dachte, man hätte alles dabei, aber dann ist doch die Handtasche leer. Als Krankenschwester war ich schon immer mit Frauen umgeben, und ´regelmäßig´ kam diese Frage: „Kannst Du mir einen Tampon oder eine Binde leihen? Ich habe nämlich nichts dabei und bin voll überrascht worden.“
Da wusste ich: ich muss Frauen einen schnellen, hygienisch einwandfreien und diskreten Zugang zu Hygieneprodukten verschaffen.

Welche Vision steckt hinter meritaCare?
Meine Vision ist, dass Frauen sich wohl und sicher fühlen, gerade in ihrer verwundbarsten Phase, egal wo sie sich bewegen, weil Damenhygiene Artikel überall erreichbar sind durch meine Automaten.
Das betrifft im übrigen nicht nur die Menstruation sondern auch andere totgeschwiegene Themen wie Inkontinenz, Hämorrhoidalfall, verstärkter Scheidenausfluss aufgrund Endometriose, Menopause, Schwangerschaft etc.
Aber meine Vision geht über die reine Versorgung mit Hygieneartikeln hinaus. Ich möchte einen Bewusstseinswandel erreichen. Wir Frauen müssen uns nicht schämen für unser Frau-Sein und für unseren grundlegenden Bedürfnisse.

Von der Idee bis zum Start. Was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Weil die Idee ganz neu ist und ein ´Frauenthema´, ist es bei männlichen Gesprächspartnern teilweise sehr schwer das nötige Verständnis für diese Geschäftsidee zu schaffen. Einen Hersteller zu finden der Automaten nach meinen Qualitätsvorstellungen fertigt war ebenfalls schwierig, ich musste viel recherchieren bis ich einen fand. Ein startup allein zu gründen ist nicht einfach weil man alle Entscheidungen allein treffen muss. Gottseidank habe ich einen Mann und eine Tochter die mir Rückendeckung geben und mich motivieren. Bis jetzt habe ich es geschafft es selbst zu finanzieren. Davon abgesehen wusste ich, dass der Weg den ich gehe nicht leicht sein würde.

Wer ist die Zielgruppe von meritaCare?
Das Weltbild der Frauen hat sich stark verändert. Frauen sind heute viel unterwegs, beruflich und privat. Unsere meritaCare Automaten sind für Frauen und Mädchen die aktiv sind und ihr Leben geniessen wollen. Egal ob Geschäftstermin oder shopping: meritaCare ist ihr ´Plan B´. Mädchen ab 12 Jahre und Frauen jeden Alters können unseren Service in Anspruch nehmen.

Wie funktioniert  meritaCare?
Ich betreibe die Damenhygiene Automaten selber in vielen öffentlichen Bereichen wie Cafes, Restaurants, Einkaufszentren, Firmen, Hallenbädern, etc., aber verkaufe die Automaten auch. meritaCare Automaten befinden sich in den Damen-WC und sind daher zugänglich für alle Frauen und Mädchen. Als Kundin müssen Sie nur eine Münze einwerfen, auswählen ob Sie Tampon oder Binde möchten und erhalten sofort das gewünschte Produkt.

Welche Vorteile bietet meritaCare?
Sowohl Automaten als auch Damenhygiene Artikel sind etabliert, aber die Kombination aus beiden und damit der schnelle Zugang zu Tampons und Binden gab es bisher noch nicht, und das ist die eigentliche Innovation und Authentizität von meritaCare. Die Damenhygiene Automaten helfen Frauen in ihren verletzlichsten Momenten ihren Alltag –sowohl beruflich als auch privat- einfacher zu gestalten und ihr Leben zu genießen, egal wo sie sind. Sie bieten einen schnellen Service, hygienisch einwandfreie Produkte und einen Zeit- und Sicherheitsgewinn für Frauen.

meritaCare, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Die Zukunft ist weiblich. meritaCare will sich im deutschen Markt etablieren, seinen Service Frauen im ganzen Land anbieten und zu einem erfolgreichen Franchise-Unternehmen wachsen.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
An Gott zu glauben und geduldig zu sein ist für mich wichtig weil es mir Hoffnung gibt. Mit Gott ist alles möglich.
Arise like the sun: Sie sind der Träger einer Vision. Erwarten Sie nicht, daß andere Sie verstehen.
Game changer: Sie dürfen die Regeln umschreiben, aber müssen authentisch sein.

Wir bedanken uns bei Rhoda Fideler für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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