Mittwoch, April 24, 2024
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Lernt, nein zu sagen und Euch zu fokussieren

Myos Finanzierungs- und Wachstumspartner für Händler

Stellen Sie sich und Ihr Startup Myos kurz unseren Lesern vor!

N.H.: Nach meinem Master in Management an der WHU und zwei Jahren in der Unternehmensberatung habe ich die Cashback-Plattform scondoo gegründet, die 2017 verkauft wurde. Seit 2018 bin ich Co-Founder und Geschäftsführer des Berliner FinTechs Myos.

Myos ist ein Finanzierungs- und Wachstumspartner für Händler. Wir haben ein Modell entwickelt, bei dem wir einen großen Teil des Risikos beim Wareneinkauf übernehmen. Die Ware allein genügt uns dabei als Sicherheit. Der Händler haftet nicht persönlich und kann die Finanzierung flexibel zurückzahlen.

Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?

N.H.: Die Idee zu Myos habe ich gemeinsam mit einem befreundeten Händler entwickelt. Er hatte vergeblich versucht, Working Capital für das weitere Wachstum seines Onlineshops aufzunehmen, nachdem er einen Bestseller auf Amazon gelandet hatte.

Wir mussten feststellen, dass es kein Finanzierungsangebot gibt, dass sich an den Bedürfnissen des Handels orientiert: Maximale Flexibilität und minimales  Risiko für die Händler. Die meisten Banken und FinTechs verwenden leider immer noch die klassischen Risikometriken, anstatt sich auf die Produkte des jeweiligen Händlers zu fokussieren.

Welche Vision steckt hinter Myos?

N.H.: Wir haben die Vision, mit Myos den ersten globalen, produktbasierten Working Capital Anbieter aufzubauen und somit Händlern auf der ganzen Welt das Wachstum zu ermöglichen, das ihre Produkte verdienen. Mit unserem AI-basierten Risiko-Scoring Model gehen wir einen neuen Weg. Dazu nutzen wir die Transparenz und Datenverfügbarkeit auf E-Commerce-Plattformen, um das Kreditrisiko auf Basis des Umsatzpotenzials der Produkte zu bewerten. 

Von der Idee bis zum Start – was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

N.H.: Unser Geschäftsmodell basiert auf der Auswertung von e-Commerce Daten, um individuellen Produkterfolg vorherzusagen. Der Aufbau dieses Modells und dessen stetige Weiterentwicklung sowie die Automatisierung der Abläufe im Kreditprozess war von Beginn an eine unserer größten Herausforderungen. Darüber hinaus muss auch gerade am Anfang die Kreditvergabe mit der Refinanzierung gut balanciert sein, damit nicht auf der einen oder anderen Seite ein Ungleichgewicht entsteht, das schnell fatal werden kann.

Wir wurden auf der Eigenkapitalseite von Investoren wie Mountain Partners, Berlin Technologie Holding und Avala Capital sowie Business Angels wie den Gründern von Raisin, Tim Marbach oder Gerald Schönbucher unterstützt. Fremdkapital wird u.a. von der Deutschen Handelsbank beigesteuert.

Wer ist die Zielgruppe von Myos?

N.H.: Unser Angebot richtet sich vornehmlich an Händler, die Produkte verkaufen, die man auf Onlinemarktplätzen wie Amazon findet. Dabei ist nicht entscheidend, ob der Händler seine Produkte selbst auf dem jeweiligen Marktplatz verkauft, oder beispielsweise im eigenen Store. Daher eignet sich unser Modell auch für lokale Händler.

Aktuell sind unsere Kunden zum größten Teil Onlinehändler mit einem Jahresumsatz zwischen 100.000 EUR und 10 Millionen EUR. Die verkauften und finanzierten Produkte sind dabei sehr vielfältig und reichen vom Konsumgüterbereich, also beispielsweise Sport und Freizeit, Küche und Haushalt bis hin zu Baby-Produkten. 

Wie funktioniert Myos? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

N.H.: Wir wenden Grundsätze der Immobilienfinanzierung auf den Handel an. Der große Unterschied ist, dass wir keine Gebäude finanzieren, sondern Yogamatten, Regenschirme oder Babydecken.

Unser Modell grenzt sich in drei Punkten entscheidend von anderen Finanzierungsformen ab: 1. Flexibilität: Bei uns zahlt man erst, wenn man einen Teil der Ware verkauft hat, egal ob das eine Woche oder zwei Monate dauert. 2. Wir schätzen das Risiko auf Basis der Produkte ein, nicht auf Basis von Bonität oder Geschäftshistorie des Händlers und daher ist bei uns auch keine Bürgschaft nötig. 3. Die Ware ist unsere einzige Sicherheit. Da man erst nach Abverkauf zurückzahlt, kann das freigesetzte Kapital für zusätzliche Investitionen – auch in neue Produkte – verwendet werden und so die Gewinne steigern. 

Wie ist das Feedback der Kunden?

N.H.: Das Feedback ist bisher überaus positiv. Wir konnten bereits über 40 Millionen EUR Handelsumsatz finanzieren, und knapp 70% der Händler kommen nach der ersten Finanzierung wieder – davon knapp 80% mit einem größeren Volumen als beim ersten Mal.

 Natürlich gibt es auch Wachstumsschmerzen, wie in allen jungen Unternehmen. So gilt es u.a. belastbare Strukturen aufzubauen und laufend zu verbessern. Dies ist aktuell eine der großen Aufgaben, ebenso wie die Optimierung und Automatisierung sämtlicher Kundenprozesse, um eine Finanzierung mit Myos so bequem wie möglich zu gestalten.

Herr Hilgenfeldt, wohin geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

N.H.: Unser Ziel ist es, Händler in diesen sehr spannenden E-Commerce Zeiten als Konstante zu begleiten und in fünf Jahren mit unserer Plattform der Ansprechpartner für sämtliche Finanzierungs- und Bankthemen aufstrebender Händler auf der ganzen Welt zu sein. 

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?


N.H.:  Erstens: Lernt, nein zu sagen und Euch zu fokussieren. Im Startup sind Ressourcen immer begrenzt, da verrennt man sich schnell, wenn man versucht jede Idee direkt in die Tat umzusetzen. Zweitens: Recruiting kann man gar nicht hoch genug hängen – ohne gutes Team lässt sich kein erfolgreiches Unternehmen aufbauen. Versucht, Leute einzustellen, die auf ihrem Gebiet besser und smarter sind als Ihr selbst. Drittens: Von ersten Rückschlägen nicht aus der Bahn bringen lassen. Viele der mittlerweile erfolgreichsten Gründungen haben mit einer ganz anderen Idee gestartet und mussten Ihr Erfolgsprodukt erst finden.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Nikolaus Hilgenfeldt für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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