Kriterien der Nachhaltigkeit spielen bei neuen Unternehmensgründungen eine immer wichtigere Rolle. Immer mehr Startups versuchen von Anfang ihrer Geschäftstätigkeit an, „grün“ zu agieren und den Ressourcen- und Energieverbrauch gering zu halten sowie an der Entwicklung umweltverträglicher Innovationen zu arbeiten.
Wir wollen an dieser Stelle bereits vorwegnehmen:
Es handelt sich bei nachhaltiger Unternehmensführung und einem grünen Anspruch an die eigenen Folgen der Arbeitsleistung um keinen kurzfristigen Trend. Vielmehr kristallisiert sich immer mehr heraus, dass jedes einzelne Unternehmen in der Verantwortung ist, die Umwelt zu schützen und dem Klimawandel entgegenzuwirken. Das hat seine guten Gründe – die viele Startups bereits kennen und verinnerlicht haben. Entsprechend sind ihre Maßnahmen, um an der Umsetzung der Klimaziele mitzuwirken.
Die „Green Economy“
Mit dem Begriff Green Economy ist eine bestimmte Form der Wirtschaftsweise gemeint. Eine solche nämlich, die wettbewerbsfähig bleibt und agiert, gleichzeitig aber auch sozial- und umweltverträglich ist. Das bedeutet konkret, dass die Green Economy verschiedene Ziele umzusetzen hat, bzw. dass eine Wirtschaftsweise nur dann als „grün“ klassifiziert werden kann, wenn sie diese Ziele umsetzen kann.
Die Relevanz der Green Economy betont auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Dafür wurde sogar eine eigene Umsetzungsplattform eingerichtet. Auf dieser ist zu lesen:
„Die Bundesregierung nimmt eine umfassende ökologische und zugleich kosteneffiziente Modernisierung der gesamten Wirtschaft und ihrer Sektoren in den Blick, um damit die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland zu stärken – Green Economy soll als Wachstumsmotor dienen.“
Aber was genau muss eine Wirtschaftsweise eigentlich leisten, um grün zu sein?
Zu den Zielen der Green Economy gehören
- die Berücksichtigung sozialer Aspekte, wie das Führen von Beziehungen und Interaktionen, die die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung begünstigen. Zu nennen sind dabei in erster Linie Menschen- und Arbeitsrechte, aber etwa auch der Führungsstil der Gründer und Verantwortlichen für ein Unternehmen. Nachhaltiges Management ist im Rahmen einer grünen Wirtschaftsweise ganz entscheidend.
- die Berücksichtigung ökologischer Aspekte, wie eine CO2-arme und ressourceneffiziente Unternehmensführung und Arbeitsweise. Vor allem Startups, die an Dienstleistungen oder Produkten arbeiten, die auf nachhaltigen Ideen beruhen, haben mit diesem Punkt in der Regel keinerlei Probleme. Schnell würde ihnen sonst eine Doppelmoral vorgeworfen werden: Nachhaltigkeit predigen und fördern wollen, selbst aber nicht nachhaltig wirtschaften.
- Die Umsetzung kultureller Aspekte. Dabei geht es darum, kulturelle Besonderheiten in die Konzeption und Anwendung nachhaltiger Entwicklungen zu integrieren. Nachhaltiger Tourismus, aber auch die Kreativindustrie sind als Beispiele zu nennen.
Startups lassen sich entsprechend der Ziele einer gründen Wirtschaftsweise dann auch nur als grün klassifizieren, wenn sie diese Ziele strikt verfolgen. Der „Green Startup Monitor 2018“ des Borderstep Instituts für Innovation und Nachhaltigkeit gemeinnützige GmbH in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Deutsche Startups e. V. definiert grüne Startups so auch:
„Start-ups sind jünger als 10 Jahre, (sehr) innovativ und/oder haben ein (geplantes) Mitarbeiter-/Umsatzwachstum. Die als „grün“ charakterisierten unter diesen Start-ups zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit ihren Produkten, Technologien und/ oder Dienstleistungen einen Beitrag zu den ökologischen Zielen einer Green Economy leisten.“
Grüne Startups mit großen Chancen
Kriterien der Nachhaltigkeit rücken bei Unternehmen weltweit immer mehr in den Vordergrund. Ganz besonders auch in Europa und in Deutschland zeigt sich das deutlich. Nach einer aktuellen Online-Befragung von TechFounders, dem Accelerator-Programm des Gründerzentrums UnternehmerTUM und der Nachhaltigkeitsberatung Akzente haben sich 90 % der europäischen Startups Gedanken zur Rolle und Relevanz von Nachhaltigkeit in Bezug auf ihr Geschäftsmodell gemacht. Die meisten der Startups haben sogar bereits vor Gründung des Unternehmens den Nachhaltigkeitsansatz auf dem Plan gehabt. Nur 14 Prozent sind der Meinung, dass Nachhaltigkeit nicht relevant sei.

Zwei Drittel der im Rahmen der Studie befragten Startups haben bereits Maßnahmen ergriffen, um die Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen zu fördern und zu steigern. Welche Maßnahmen das konkret sein können, werden wir an späterer Stelle noch erläutern.
Grundsätzlich kann gesagt werden, dass das wachsende Bewusstsein für den Nachhaltigkeitsaspekt und der Anstieg des Anteils grüner Startups in den letzten Jahren gute Gründe hat.
Nicht nur werden sich Unternehmen immer häufiger aus intrinsischer Motivation heraus ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung bewusst. Sie verstehen auch, dass die Märkte sich durch ihr Handeln verändern und sie sich auf wichtiger werdenden Sektoren besser positionieren können.
Das liegt wiederum an einem wachsenden Nachhaltigkeitsbewusstsein in der Gesamtbevölkerung. Konsumenten verlangen nach Ökostrom, nachhaltig produzierter Kleidung und Recyclingprodukten. Auch kleinere Unternehmen werden durch die eingeleitete Energiewende zukünftig die Chance haben, selbst im unter Großkonzernen aufgeteilten Energiesektor zu bestehen.
Auch viele deutsche Unternehmen handeln inzwischen grün und entscheiden sich etwa für eine Vertriebsform, mit der aktiv für eine Reduktion von CO2-Emissionen beigetragen wird. Andere Unternehmen wiederum denken bestehende Geschäftsmodelle in grüner Weise um. Das Startup Bosque beispielsweise möchte den Pflanzenmarkt revolutionieren. Sie verfolgen die Idee eines Umgangs mit Pflanzen, der verhindert, dass diese bei Problemen gleich weggeworfen oder ausgetauscht werden. Die Gründer erklären:
„Unsere Pflanzen kommen aus nachhaltiger Aufzucht und sind schon mal robuster und hochwertiger als die vom großen Möbelhaus. Was uns aber wirklich von anderen Anbietern unterscheidet: Wir lassen dich nach der Auslieferung mit deiner Pflanze nicht alleine! Durch unseren digitalen Pflanzen-Assistenten helfen wir bei der Pflege und sorgen dafür, dass deine Pflanze überlebt. Wir verstehen uns also als Plant-Tech Unternehmen. „
Welche konkreten Maßnahmen machen ein Startup genau nachhaltig?
Bosque & Co. machen vor, wie nachhaltige Ideen zu aktuellen Trends und Entwicklungen sich erfolgreich umsetzen lassen. Doch im Grunde kann jedes Unternehmen von Beginn seiner Gründung an nachhaltig und grün geführt werden. Und auch bestehende Unternehmen können (unter anderem) folgende wichtige Maßnahmen ergreifen, um eine nachhaltigere Unternehmensführung zu fördern:
Klare Unternehmenswerte definieren
Sich vorzunehmen, nachhaltig zu agieren und bestimmte Maßnahmen zu ergreifen ist eine Sache. Doch erst, wenn ein Unternehmen nachhaltige Werte als Maximen festlegt, nach denen gehandelt werden soll, kann garantiert werden, dass alle Entscheidungen und Handlungen nachhaltiger werden. Denn die Werte hat jeder einzelne Mitarbeiter des Unternehmens zu verinnerlichen und als Grundlage für seine Arbeit zu nehmen.
In diesem Zusammenhang können auch bestimmte Ziele in der Mission des Unternehmens verankert werden. So etwa: Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien umzusteigen. Oder bei Startups entsprechend: Von Anfang an ausschließlich mit erneuerbaren Energien arbeiten.
Den ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich halten

(stock.adobe.com © Aleksandra Suzi (DATEI-NR.: 124525970)
Der sogenannte ökologische Fußabdruck beschreibt jegliche Auswirkungen der Handlungen eines Startups auf die Umwelt. Bevor dieser verringert oder so klein wie möglich gehalten werden kann, gilt es erst einmal zu verstehen, welche Faktoren diesen ökologischen Fußabdruck erzeugen. Wichtige Punkte sind:
- Die Energieversorgung, bzw. der Energieverbrauch
- Das Abfallmanagement
- Die Essens- und Getränkeversorgung, bzw. die Lieferungen
- Das Büro-Management
- Logistikprozesse
- Die Mobilität aller Mitarbeiter
Alle Faktoren sollten optimiert und genau behandelt werden, um sich als Startup von Anfang an nachhaltig und ökologisch verhalten zu können.
Mit dem Papierkram richtig umgehen
In jedem Unternehmen fällt Papierkram an. Vor allem am Anfang der Gründung wird Vieles zusätzlich schriftlich festgehalten oder notiert, es werden Pläne gemacht und Konzepte entwickelt, Verträge ge- und unterschrieben. Für all diese Dinge sollte Recyclingpapier verwendet werden. Das Umweltzeichen „Blauer Engel“ garantiert, dass die Papierfasern zu 100 Prozent aus Altpapier gewonnen worden sind.
Manche Dinge müssen ausgedruckt werden. Bei anderen wiederum ist es ausreichend, sie in digitaler Form festzuhalten. Zur Sicherheit können sie auf mehreren Medien gespeichert werden. Sollte es doch nötig sein, längere Dokumente auszudrucken, empfiehlt es sich, „beidseitig“ als Standard-Einstellung für den Drucker zu verwenden.
Post, die nicht per Mail, sondern in Briefform rausgehen soll, können Startups ebenfalls auf nachhaltigem Wege versenden. Viele Versanddienste nämlich bieten „grüne“ Versandoptionen für Briefe und Pakete an, bei denen der Transport mit möglichst geringen CO2-Emissionen erfolgt.
Den Energieverbrauch im Startup-Gebäude senken
Den Großteil des Energieverbrauchs im Startup machen meistens die Heizung und der Strom aus. Ohne böse Absicht wird oft enorm viel Energie verschwendet. Dabei lässt sich das ganz einfach ändern:
- Die meisten Treibhausgas-Emissionen werden in Deutschland durch die Stromerzeugung verursacht. Ohne Strom geht es aber nun einmal nicht. Einen Beitrag zur Umwelt können Startups aber immerhin leisten, indem sie sich einen Anbieter aussuchen, der Strom aus erneuerbaren Energien liefert. Die Labels „Grüner Strom“ und „OK Power“ sind zuverlässige Indizien für solche grünen Stromanbieter.
- Computer, Bildschirme und andere Geräte verbrauchen oft auch im ausgeschalteten Modus Strom. Vor allem wenn vermeintlich ausgeschaltet eigentlich „Ruhemodus“ bedeutet. Deshalb sind jegliche Geräte, die nicht zwangsweise über Nacht weiterlaufen müssen, nach der Arbeitszeit immer vollständig vom Strom zu trennen. Alleine schon Mehrfachsteckdosenleisten mit Kippschalter an jedem Arbeitsplatz können eine einfache und spontane Lösung sein.
- In vielen Arbeitsräumen wird zu stark oder zu lange geheizt. 20 Grad Raumtemperatur reichen vollkommen aus. Kälter als 15 Grad sollte es im Winter aber auch nicht sein, da sonst die Gefahr droht, dass sich Schimmel bildet. Am besten wird frühestens im Oktober angefangen zu heizen. Wichtig ist auch, dass die Fenster und Türen gut isoliert sind und die Rollläden nach Arbeitsschluss heruntergelassen werden. Das spart beides eine Menge Heizkosten und schont die Umwelt.
Titelbild: (stock.adobe.com © Vasyl (DATEI-NR.: 280873995)
Autor: Marianne Schwarz
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder