NAILD bietet flexible, hochwertige Press-on Nails, die den Alltag von Frauen einfacher und stilvoller machen
Was war Ihre persönliche Motivation, NAILD zu gründen, und wie hat Ihre persönliche Geschichte als dreifache Mutter und Migrantin Ihre Gründungsreise beeinflusst?
Meine Migrationsgeschichte hat mich bereits in meiner Jugend geprägt: Ich hatte nicht die finanziellen Mittel, um mir Beauty-Dienstleistungen leisten zu können. Also brachte ich mir vieles selbst bei – aus der Notwendigkeit heraus, Lösungen zu schaffen. Diese DIY-Kultur, die ich aus meiner Familie kannte, wurde für mich zu einer wertvollen Ressource.
Vor acht Jahren, während meiner Elternzeit mit meinem ersten Kind, hatte ich kaum Zeit für regelmäßige Besuche im Nagelstudio. Gepflegte Nägel waren mir wichtig, doch mit einem Baby im Alltag war Flexibilität das A und O.
Während der Elternzeit verstärkte sich der Gedanke, dass ich mein Wissen und Können in eine praktikable Lösung umsetzen wollte – eine, die sich flexibel und einfach an den herausfordernden Alltag von Frauen anpasst. So entstand 2016 die Idee für NAILD: Eine Manikürelösung, die zugänglich, flexibel und hochwertig ist – genau das, was ich damals selbst gebraucht hätte.
Wie würden Sie NAILD in wenigen Sätzen beschreiben, und welche Menschen stehen hinter dem Unternehmen?
NAILD ist die erste Marke in Deutschland, die die Produktkategorie der wiederverwendbaren Press-on Nails besetzt hat. Wir bieten allen Interessierten eine hochwertige, flexible und einfach zugängliche Maniküre-Lösung, die sich ihrem Alltag anpasst. Hinter der Marke steht ein leidenschaftliches Team, das Trends liebt und sich für die Bedürfnisse unserer Kund*innen einsetzt – mit mir als Gründerin, die aus eigener Erfahrung genau weiß, worauf es bei der bestmöglichen Lösung ankommt.
Welche Vision verfolgen Sie mit NAILD, und wie wollen Sie diese langfristig erreichen?
Meine Vision ist es, unserer Zielgruppe unabhängig von Zeit oder Budget eine unkomplizierte Möglichkeit zu bieten, sich gepflegt zu fühlen. Langfristig wollen wir NAILD als DIE Marke für flexible Maniküre etablieren, mit innovativen Produkten und einem nachhaltigen Ansatz, der Trends und die Wünsche unserer Kund*innen vereint.
Für welche Zielgruppe haben Sie NAILD entwickelt, und wie stellen Sie sicher, dass die Bedürfnisse dieser Kundengruppe im Mittelpunkt stehen?
Unsere Zielgruppe sind all diejenigen, die wenig Zeit oder keinen Zugang zu einem Nagelstudio haben und sich Flexibilität wünschen. Auch jüngere Generationen, die früh Beauty Treatments ausprobieren wollen, aber noch keine langfristigen Entscheidungen für ihre Nägel treffen möchten, adressiert NAILD. Bei der Produktentwicklung ist uns außerdem das Feedback unserer Community enorm wichtig. Dadurch entwickeln wir Produkte, die einfach, schonend und anpassungsfähig sind.
Press-on Nails gibt es bereits seit einiger Zeit auf dem Markt – was macht NAILD Ihrer Meinung nach einzigartig und anders?
Wir waren die Ersten, die wiederverwendbare Press-on Nails in Deutschland angeboten haben. Unsere Produkte bestehen aus hochwertigem, ausgehärtetem Gel – dem gleichen Material, das in professionellen Nagelstudios verwendet wird. Außerdem haben wir die ersten echten Klebesticker speziell für Press-on Nails entwickelt, die Halt, Flexibilität und Schonung des Naturnagels perfekt kombinieren. Unsere Produkte bieten Qualität und Innovation, die andere inspiriert haben, aber unsere Lösungen bleiben einzigartig.
Sie haben NAILD komplett gebootstrapped aufgebaut und einen siebenstelligen Umsatz erreicht. Was waren die größten Herausforderungen dabei, und wie haben Sie diese gemeistert?
Von Anfang an verlief die Gründung parallel zu meiner Arbeit in verschiedenen Nebenjobs, ob Apotheke oder Restaurant — anders war es schlicht und ergreifend nicht möglich. Ich bin hier kein Ausreißer, gründen Frauen doch statistisch häufiger im Nebenerwerb. Es war daher essentiell für mich, klar zu priorisieren und pragmatisch viel in DIY-Arbeit zu übernehmen. Außerdem war es uns wichtig, nah an unseren Kund*innen zu bleiben, um mit schlanken Prozessen effizient zu arbeiten. Durch diesen Fokus konnten wir nachhaltig wachsen und profitabel bleiben.
Der Vorteil des Gründens in Eigenregie lag immer klar darin, dass wir die volle Kontrolle über unser Business hatten und niemandem Rechenschaft schuldig waren. Erst kürzlich habe ich das erste Mal einen Kredit bei einer Bank aufgenommen, die an mich und mein Geschäftsmodell geglaubt hat – ein Novum in der Geschichte von NAILD, aber auch ein wichtiger Schritt, um unser Unternehmen auf die nächste Stufe zu heben und weiter Pionier-Arbeit zu leisten.
Welche Rolle spielt Ihre Erfahrung aus der Arbeit in einer Bundesbehörde für Ihre Tätigkeit als Unternehmerin bei NAILD?
Es hat mir Disziplin, Struktur und die Fähigkeit gegeben, komplexe Herausforderungen effizient zu lösen. Das hilft mir bis heute, um als Unternehmerin den Überblick zu behalten und fundierte Entscheidungen zu treffen – besonders in einem kleinen, dynamischen Team.
Viele Gründer, besonders mit Migrationshintergrund, stoßen auf Widerstände. Welche Erfahrungen haben Sie in der deutschen Gründerszene gemacht, und wie gehen Sie mit Vorurteilen um?
Ich habe oft erlebt, unterschätzt zu werden, sei es wegen meines Nachnamens oder meines Auftretens. Aber ich habe gelernt, diese Vorurteile mit überzeugenden Ergebnissen zu widerlegen. Mein Erfolg zeigt, dass es möglich ist, sich auch ohne perfekte Startbedingungen durchzusetzen.
NAILD hat es geschafft, ohne Fremdkapital auszukommen. Welche Überlegungen stecken hinter dieser Entscheidung, und gibt es Pläne für weitere Investitionen?
Wir wollten von Anfang an die volle Kontrolle über unsere Marke behalten und organisch wachsen. Kürzlich haben wir unseren ersten Kredit aufgenommen, um neue Produktkategorien zu entwickeln. Das war ein bewusster Schritt, um weiter zu expandieren und unser Sortiment zu diversifizieren.
Wie sehen Sie die Zukunft von NAILD? Gibt es Pläne für neue Produkte, Märkte oder eine Expansion?
Wir arbeiten an neuen Produktkategorien, die noch mehr Flexibilität bieten, und wollen international wachsen. Unsere Vision ist es, weiterhin Trends zu setzen und NAILD als DIE Marke für flexible und nachhaltige Manikürelösungen zu etablieren.
Welchen Ratschlag würden Sie anderen Gründerinnen geben, die in Deutschland ihren Weg finden möchten – insbesondere denen, die ebenfalls ohne große Netzwerke und Ressourcen starten?
Fangt an, auch wenn nicht alles perfekt ist. Baut früh ein Netzwerk auf und bleibt nah an euren Kund*innen. Herausforderungen sind Teil des Wachstumsprozesses – lernt, daran zu wachsen und euch zu verbessern.
Wie denken Sie, könnte die Gründerszene in Deutschland diverser und inklusiver gestaltet werden, damit mehr Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund gleiche Chancen erhalten?
Menschen mit Migrationsgeschichte gründen in Deutschland doppelt so häufig , wie Menschen ohne Einwanderungsgeschichte – die Gründer*innen sind also da. Das Problem ist die Sichtbarkeit. Wenn man sich anschaut, wie bspw. die Start-up-Bühnen besetzt sind, merkt man, dass in Sachen Diversität noch deutlich Luft nach oben ist. Über 40 Prozent der Migrant Founders in Deutschland sehen sich im Kontakt mit Ämtern und Behörden im Nachteil. Bürokratie ist hier ein echtes Problem. Es braucht außerdem gezielte Programme, die Zugang zu Netzwerken und Kapital erleichtern. Vielfalt ist ein Mehrwert für unsere Wirtschaft und sollte stärker gefördert werden, um die deutsche Gründerszene innovativer und zugänglicher zu machen.
Bild: Dilan Küçük von NAILD@ Kendra Storm Rae
Wir bedanken uns bei Dilan Küçük für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.