Donnerstag, November 20, 2025
StartGründerTalkWarum verändert der Zugang zu neuen Investments gerade so viel für Privatanleger?

Warum verändert der Zugang zu neuen Investments gerade so viel für Privatanleger?

NAO ermöglicht Privatanlegern einfachen Zugang zu alternativen Anlageklassen und öffnet damit Investmentchancen, die bisher fast ausschließlich institutionellen Investoren vorbehalten waren

Wie würden Sie NAO einem privaten Anleger erklären, der bisher nur in klassische Anlageformen wie ETFs investiert hat?

NAO ist der erste mobile Broker für Private und Alternative Investments – also Anlageklassen abseits der Börse. Stell Dir vor, Du könntest genauso einfach in Private Equity, Venture Capital oder Infrastrukturprojekte investieren wie in einen ETF, mit drei Klicks und ab 1 Euro. Genau das ermöglichen wir. Unser Co-Investment-Ansatz bringt Anlageklassen, die institutionellen Investoren über Jahrzehnte Überrenditen beschert und die Portfolios besser diversifiziert haben, auf das Smartphone von Privatanlegern.

Was war der entscheidende Impuls zur Gründung von NAO – und wie haben Sie drei Gründer zusammengefunden?

Der Impuls entstand aus einem krassen Kontrast, den ich über Jahre erlebt habe. Ich habe dual bei der Hypovereinsbank studiert und bin dann in ein Midcap-Team eingestiegen, wo ich Mittelständler mit bis zu einer Milliarde Umsatz in Süddeutschland betreut habe. Mein Fokus lag auf komplexen Finanzierungen, wie Firmenkäufe. Einer meiner Kunden verkaufte seine Firma an einen Private-Equity-Fonds und suchte jemanden, der mit ihm in Berlin ein Family Office aufbaut. So kam ich 2020 zur ZEITGEIST GROUP, mit der ich auch später Zeitgeist X Ventures, einen Frühphasen-VC, aufgebaut habe.

Dort habe ich beide Seiten gesehen: Im Family Office hatte ich Zugang zu den besten Private-Market-Deals – Infrastruktur, Private Equity, Venture Capital. Im VC habe ich in Fintechs wie Bling oder UnitPlus investiert, die versuchen, die Geldanlage von Grund auf zu verändern. Dabei wurde mir klar: 99 Prozent der Menschen werden von Vermögensverwaltern und Privatbanken ignoriert, weil ihr Vermögen nicht ausreicht und weil es noch so viel Optimierungspotenziale bei der Geldanlage gibt. Das schien mir nicht fair, da institutionelle Anleger einfachen Zugang zu extrem spannenden Anlagen haben und stark auf Private Market Investments setzen.

Diese strukturelle Ungerechtigkeit wollte ich aufbrechen. Mit Amel Hasanovic habe ich jemanden gefunden, der diese Mission genauso brennend verfolgt. Ich habe NAO 2022 gegründet und er komplettierte das Team Anfang 2023 und löst damit Philipp Novakowski als Interims CTO ab, um genau das möglich zu machen: institutionellen Zugang für alle – ab 1 Euro, komplett digital per App.

Ihr Ziel ist es, den Zugang zu alternativen Anlageklassen zu demokratisieren. Wie setzen Sie diese Vision konkret um?

Demokratisierung bedeutet für uns drei Dinge: Erstens haben wir die Kapitalhürde radikal von bisher typischerweise 200.000 Euro auf 1 Euro gesenkt. Zweitens eliminieren wir die Komplexitätsbarriere durch unsere mobile App. Drittens, und das ist entscheidend, arbeiten wir nur mit Top-Tier-Managern wie Goldman Sachs Asset Management oder Partners Group zusammen. Dadurch bekommen wir Investmentqualität und Konditionen, die normalerweise nur Family Offices bekommen.

Viele Privatanleger scheuen sich vor Investments in Private Equity oder Infrastruktur. Wie nehmen Sie diesen Anlegern die Hemmschwelle?

Die Hemmschwelle ist berechtigt, denn diese Assetklassen sind komplex. Unser Ansatz ist Bildung durch Handeln: Anleger:innen können mit 1 Euro einsteigen und lernen, wie Private Debt, Private Equity und Infrastruktur funktionieren, ohne Angst vor Verlusten zu haben, die wehtun oder existenzbedrohend sind. Darüber hinaus setzen wir auch stark auf Bildungsinhalte und Edukation über diverse Kanäle: nicht nur mit einem Blog, sondern mit persönlichen Gesprächen, einem Podcast oder physischen Events. Außerdem kuratieren wir streng. Nicht jeder Fonds kommt auf die Plattform, sondern nur solche, hinter denen wir auch selbst stehen. Diese Qualitätssicherung schafft Vertrauen. Ich bin beispielsweise in jeden Fonds, den wir auf NAO anbieten, investiert.

Welche Rolle spielt Technologie bei NAO, um komplexe Anlagemöglichkeiten einfach und transparent zu gestalten?

Technologie ist unser Hebel, um etwas zu skalieren, was früher nur mit viel manuellem Aufwand zugänglich war. Wir automatisieren Due-Diligence-Prozesse, Risikobewertungen, Reporting und Tradingprozesse. Im Hintergrund laufen komplexe Schnittstellen zu Depotbanken, Fondsadministratoren und KYC-Systemen. Vorne sieht der/die Nutzer:in nur eine klare Oberfläche: Chance, Risiko, Laufzeit – investieren. Diese Abstraktion ist unsere technologische Kernleistung.

Was unterscheidet NAO von anderen digitalen Investmentplattformen, die ebenfalls in alternative Assets investieren lassen?

NAO steht für kompromisslose Qualität. Nur einer von sieben geprüften Fonds schafft es auf unsere Plattform. Wir arbeiten ausschließlich mit herausragenden Asset-Managern zusammen und bieten nur Fonds an, von denen wir selbst vollkommen überzeugt sind. Dazu kommt der Zugang zu vielfältigen Strategien von Private Equity und Venture Capital über Infrastruktur bis hin zu Private Debt oder Hedgefonds. Bei NAO gibt es all das vorkuratiert ab 1 Euro. Ein weiterer Punkt ist unser persönlicher Service. Wenn unsere Nutzer:innen Fragen haben, bekommen sie werktags innerhalb von 15 Minuten eine Antwort per Chat oder Telefon. Diese Kombination aus institutioneller Qualität, Investmentchancen über alle alternativen Anlageklassen hinweg und echtem Service macht uns einzigartig am Markt.

Welche regulatorischen oder finanziellen Hürden mussten Sie bisher überwinden, um Ihr Angebot auf den Markt zu bringen?

Die größte Herausforderung war das Spannungsfeld zwischen Anlegerschutz und Zugänglichkeit. Alternative Investments sind per Definition weniger liquide und komplexer. Die BaFin stellt hohe Anforderungen an Aufklärung und Prozesse. Und das zu Recht. Wir mussten Strukturen entwickeln, die regulatorisch sauber sind, aber trotzdem Kleinstbeträge ermöglichen. Die Zusammenarbeit mit der Baader Bank als Depotbank und eine sorgfältige Produktstrukturierung waren entscheidend. Da durch Co-Investments die Mindestinvestitionen bei den Fonds selbst nicht wegfallen, sondern nur auf viele Schultern verteilt werden, mussten wir finanziell in den ersten Stunden unserer Aktivität erst mal ausreichend Kapital einsammeln und selbst recht viel investieren. In der Zwischenzeit stellt das aufgrund unseres Wachstums trotz vieler verschiedener Investment-Strategien bei NAO keine Herausforderung mehr dar.

Wie reagieren Banken und traditionelle Finanzinstitute auf Ihr Modell, das den Markt für Privatanleger öffnet?

Positiv! Viele Asset Manager saßen auf hervorragenden Private-Market-Produkten, hatten aber keine Vertriebswege zu Kleinanleger:innen. Privatbanken bedienen in ihren Wealth Management Einheiten meist ab 5.000.000 Euro aufwärts, darunter war ein weißer Fleck beim Private Market Vertrieb. Wir erschließen diesen Markt. Für Banken wie UBS sind wir der Distributionspartner, der eine neue Zielgruppe mit bestehenden Produkten erreicht. Das ist eine Win-win-Situation. Natürlich gibt es auch Skepsis bei manchen traditionellen Playern, aber die Innovation setzt sich durch.

Welche Zielgruppe spricht NAO besonders an – und wie haben sich die Erwartungen dieser Kundengruppe seit dem Start verändert?

Anfangs waren es vor allem Finanz-Nerds, Profis und Early Adopters, die Private Equity schon kannten und Zugang gesucht haben. Heute sehen wir eine Verschiebung: Viele Nutzer:innen kommen neu zu Alternative Investments, weil sie nach Diversifikation jenseits des klassischen 60/40-Portfolios suchen. Sie wollen verstehen, wie professionelle Investoren investieren. Das verändert auch unsere Kommunikation – von „hier ist Dein Access“ zu „hier lernst Du, wie institutionelle Allokation funktioniert“.

Wohin soll sich NAO in den nächsten Jahren entwickeln. Gibt es Pläne, das Angebot oder die Märkte zu erweitern?

Unser Ziel ist klar: NAO soll in Europa zum Synonym für Private-Market-Investments werden. Geografisch expandieren wir schrittweise. Nach unserem Launch in Deutschland in 2023 sind wir mittlerweile auch in Österreich und den Niederlanden aktiv. Weitere Märkte werden folgen.

Wie definieren Sie Erfolg – in einem Umfeld, das stark von Vertrauen und Transparenz geprägt ist?

Erfolg messen wir letztlich an der Zufriedenheit unserer Kund:innen. Metriken wie Nutzerzahlen sind schön – wir haben mittlerweile einen fünfstelligen Kundenstamm – aber entscheidend ist: Bauen Menschen durch NAO wirklich nachhaltig Vermögen auf? Die zweifache Auszeichnung mit dem FinTech Germany Award zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Aber ich messe Erfolg daran, ob jemand in zehn Jahren sagt: „NAO hat mir Zugang zu spannenden Renditechancen gegeben und mein Portfolio stabiler gemacht.“

Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben, die ein FinTech im Investmentbereich aufbauen möchten?

Erstens: Unterschätze nie die Regulierung. Sie ist nicht Dein Feind, sondern schafft einen sicheren Rahmen, aber sie wird Dich verlangsamen. Plane sie von Tag eins ein und such Dir früh echte Experten. Zweitens: Im Finanzbereich gewinnt man nicht unbedingt durch die beste Technologie, sondern durch Vertrauen. Transparenz, keine Abkürzungen, kein Marketing-Bullshit. Drittens: Partnerschaften sind alles. Du kannst nicht alleine gegen etablierte Player antreten. Such Dir Verbündete, die Deine Vision teilen, die Glaubwürdigkeit haben, die Dir als Startup fehlt. Und ja: Das dauert. Viel auch länger als erwartet, aber es lohnt sich.

Bild Robin Binder © Izzy Dempsey Photo

Wir bedanken uns bei den Robin Binder für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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