NEVRLAND: WORKATION fokussiertes Arbeiten an inspirierenden, schönen Orten
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
In der Schule und während des Studiums habe ich Auslandsaufenthalte machen können. Damit meine ich in einem anderen Land zu leben und dort eine Art Alltag zu haben. In diesen Phasen habe ich mich persönlich stark weiterentwickelt. Mit dem Eintritt in das Berufsleben war es mir nicht mehr möglich zeitweise in einem anderen Land und einer anderen Kultur zu leben. Die wenigsten Unternehmen sind so aufgestellt, dass sie einem das ermöglichen können oder wollen. Das hat mich gestört.
Als Angestellter hat man dann zumeist ausschließlich die Optionen dies in Form eines Urlaubs zu realisieren, der immer zu kurz und selten Alltag erlaubt. Eine andere Möglichkeit ist ein Sabbatical, wenn so etwas überhaupt angeboten wird. In der Regel verdient man allerdings kein Geld während dieser Zeit. Oder man kündigt, macht sich selbstständig und arbeitet als digitaler Nomade, was für viele schlichtweg eine zu große Unsicherheit mit sich bringt.
Was fehlt, ist eine akzeptierte Zwischenlösung, bei der man als Angestellter von einem schönen Ort aus arbeiten kann und der Arbeitgeber diese Option sinnvoll einsetzt. Je mehr wir uns mit dem Thema beschäftigt haben, umso mehr wurden die vielen Vorteile und auch der konkrete Nutzen für das Unternehmen offenbar. Da mein Geschäftspartner, Fritz Bunse, und ich ohnehin den Wunsch hegten einmal ein eigenes Unternehmen zu gründen, haben wir diesen Schritt mit NEVRLAND nun tatsächlich gemacht.
Welche Vision steckt hinter NEVRLAND?
Die meiste Zeit unseres Lebens verbringen wir mit Arbeit. Wie schön wäre es, wenn wir diese Arbeit wirklich mit Leidenschaft ausüben könnten? Abgesehen davon, dass der wirtschaftliche Nutzen enorm wäre, wären auch wir Menschen deutlich zufriedener. Das macht allerdings verschiedene Rahmenbedingungen erforderlich: Vor allem die Angestellten, die nach mehr Flexibilität, Sinnhaftigkeit und persönlicher Entwicklung streben, möchten wir bei der Realisierung dieser Rahmenbedingungen unterstützen.
Wie unser Unternehmensname erahnen lässt, orientieren wir uns dabei ein wenig an der Geschichte von Peter Pan. Wir wollen dabei einen Ort bzw. ein System schaffen, in dem Menschen aus ihrem Arbeitsalltag ausbrechen können, durch positive Gedanken und Emotionen beflügelt werden und durch das gemeinsame Erleben aufregender Abenteuer wertvolle, neue Freundschaften schließen.
Mit unserem WORKATION-Ansatz erlauben wir durch einen Ortswechsel räumliche und gedankliche Flexibilität; das fokussierte Arbeiten an einer Zielstellung macht die Sinnhaftigkeit transparent; und durch das gemeinsame Leben und Arbeiten an einem Ort lernen sich Menschen sowohl selbst als auch im Team besser kennen und können sich über gemeinsame Erlebnisse weiterentwickeln.
Das dürfte jede Person bestätigen können, die einmal ein Auslandssemester gemacht hat. Für Unternehmen, die so etwas nicht allein umsetzen können oder wollen, verstehen wir uns als Beratungs- und Umsetzungspartner. Unsere Vision dabei ist, dass in Zukunft jeder Angestellte von seinem Arbeitgeber grundsätzlich die Option erhält, einen Teil seiner Arbeitszeit als WORKATION zu verbringen.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Da wir voll und ganz hinter unserer Vision stehen, haben wir uns bisher vollständig über privates Eigenkapital und das NRW-Gründerstipendium finanziert. Die größte Herausforderung ist daher immer genau zu priorisieren, wofür man Geld ausgibt.
Wer ist die Zielgruppe von NEVRLAND?
Wir richten uns an alle deutschen Unternehmen, die verstanden haben, welche Potenziale in ihrer Belegschaft schlummern, aber aufgrund von Unwissenheit und mangelnden Möglichkeiten nicht abgerufen werden. Unser Angebot ist vollständig unabhängig von Branche oder Unternehmensgröße. Auch Unternehmen, die sich flexiblen Arbeitsmodellen zunächst ohne Risiken nähern wollen, bieten wir eine Art sichere Testumgebung.
Wie funktioniert NEVRLAND? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Die Zusammenarbeit mit uns ist ganz einfach: Mit unserem Netzwerk an Kooperationspartnern können wir als Full-Service-Anbieter fungieren. Von der Beratung über Risiken oder zur inhaltlichen Zielsetzung, über die Durchführung bis hin zur Integration als alternatives Arbeitsmodell stehen wir unseren Kunden als Partner von Anfang an zur Seite. Wir nehmen unseren Kunden alle zeitaufwändigen Tätigkeiten ab, die ein Unternehmen sonst selbst durchführen müsste, um eine solche WORKATION zu organisieren, und behalten außerdem immer auch mögliche Risiken im Auge.
Konkret bedeutet das: wir unterstützen bei der internen Kommunikation und Zielsetzung, kümmern uns um den Transport, die Unterkunft sowie die Arbeitsinfrastruktur, fachliche Berater und Betreuung vor Ort. Außerdem sorgen wir für aufregende Aktivitäten und eine multimediale Dokumentation der Events. Dafür greifen wir auf eine von uns qualifizierte Vorauswahl attraktiver Standorte und professioneller Kooperationspartner zurück, wohingegen sich alternative Anbieter ausschließlich auf Teilsegmente unseres Dienstleistungsangebots fokussieren.
Wie ist das Feedback?
Das Feedback ist durchweg sehr positiv – sowohl aufseiten der Angestellten als auch von Arbeitgebern. Die Vorreiter hier sind vor allem IT-Unternehmen. In anderen Branchen bedarf es noch an mehr Mut von Führungskräften und Entscheidern, WORKATION als Arbeitsformat auszuprobieren und die Chance zu ergreifen, sich damit auch als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und differenzieren. Dabei geht es nicht darum die klassischen Arbeitsmodelle abzulösen, sondern vielmehr darum bestehende Arbeitsbedingungen sinnvoll zu ergänzen, und Interessierten zu ermöglichen das eigene Potenzial voll zu entfalten.
NEVRLAND, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Die Trends gehen eindeutig in Richtung mehr ortsungebundener Wissensarbeit, mehr Projektarbeit und mehr sich selbstorganisierende Teams – alles in einer immer komplexeren und digitalen Welt. Gerade vor dem Hintergrund neuer Technologien wird aus unserer Sicht für Menschen die eigene Identität, Sinnhaftigkeit und Achtsamkeit bei der Arbeit eine wichtige Rolle spielen, um sich in unserer komplexen Welt zurechtzufinden. Wir sehen uns dabei langfristig als Partner von Unternehmen, die den Bezug zur Natur wiederherstellen wollen und Wert auf die Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter legen. Um dem gerecht zu werden und unseren Kunden auch dauerhaft die bestmögliche Qualität gewährleisten zu können, werden auch wir unsere Kernprozesse an der einen oder anderen Stelle digitalisieren.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
- Das „Wofür“: Mach Dir klar, wofür Du das alles machst. Welche persönlichen Ziele möchtest Du dadurch erreichen. Schreibe Dir Deine Ziele auf, um Dich daran erinnern zu können, wenn es schwer wird.
- Genieße die Reise: Es gibt viele Faktoren, die dazu führen können, dass Dein Startup nicht erfolgreich sein wird. Lege immer mal wieder eine Pause ein, mache Dir bewusst, was Du gerade tust und welch abenteuerliche Reise Du gerade erlebst – und genieße es!
- Mach mal eine WORKATION: Natürlich muss ich das sagen. Ich bin ja davon überzeugt! Als Gründer entscheidest Du, von wo Du arbeiten möchtest. Nutze die Natur als Quelle für Ruhe und Inspiration, arbeite mal im Sprint ein Thema ab, z.B. den neuen Businessplan, und habe eine großartige Zeit mit Deinem Gründerteam. Die Zeit wird Dir immer im Gedächtnis bleiben.
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Wir bedanken uns bei Oliver Stypa für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder