Paul’s Job ist eine agentische KI-Plattform für Enterprise Operations, die intelligente Assistenz für Recruiting, Helpdesk, Dokumentation oder Controlling bietet.
Können Sie uns Paul’s Job kurz vorstellen und erzählen, wer hinter dem Unternehmen steht?
Paul’s Job ist eine agentische KI-Plattform für Enterprise Operations, die ich gemeinsam unter anderem mit Benjamin Weller und Putu Adi aufgebaut habe. Mit Paul’s Job bieten wir Unternehmen eine skalierbare Lösung für intelligente Assistenz im Recruiting, im Helpdesk, in der Dokumentation oder im Controlling. Dabei ging es uns von Anfang an darum, digitale Kollegen zu schaffen, die sich nahtlos in bestehende Prozesse einfügen, menschlich kommunizieren und Teams im Alltag spürbar verbessern. Paul ist hier die Schnittstelle zum Menschen. Unter der Haube orchestriert er verschiedene KI-Agenten.
Was hat Sie nach dem Erfolg mit softgarden dazu bewegt, erneut zu gründen?
Nach dem Erfolg mit softgarden war für mich klar: Bewerbermanagement ist nur ein Ausschnitt der tatsächlichen Herausforderungen in Unternehmen. Ich wollte etwas entwickeln, was nicht nur HR digital unterstützt, sondern auch andere operative Bereiche mit einer KI, die versteht, kommuniziert und eigenständig handelt, entlastet. Das ist quasi mein Job: Ich entwickle gerne Produkte, baue Dinge auf, löse komplexe Herausforderungen. Andere würden Musik produzieren, ich entwickle Softwarelösungen, die Organisationen besser machen. Ich habe mit 17 mein erstes Unternehmen gegründet, und seitdem lässt mich das nicht los. HR und Organisationsmanagement sind Bereiche, die oft unterschätzt werden, dabei steckt da enorm viel Potenzial drin. Bei softgarden lag der Fokus auf Recruiting, bei Paul’s Job denken wir nochmal ganzheitlicher. Schließlich geht es um das gesamte Organisationsmanagement. Das sind genau die Art Herausforderungen, die mich reizen.
Mit Paul’s Job setzen Sie auf KI-Assistenten für HR. Was ist Ihre übergeordnete Vision und wie soll sie in den nächsten Jahren verwirklicht werden?
Unsere übergeordnete Vision ist eine Plattform, die die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und KI-Agenten ganzheitlich steuert – ein Operating System für agentische Organisation. Dafür braucht es eine Infrastruktur, die nicht nur einzelne Tools integriert, sondern den gesamten Einsatz intelligenter Agenten innerhalb eines Unternehmens ermöglicht, orchestriert und absichert. HR ist dabei der logische Ausgangspunkt, weil hier viele Prozesse bereits standardisiert und kommunikationsintensiv sind. Langfristig denken wir jedoch weiter. KI-Agenten werden künftig auch im Sales, im Kundenservice oder in der internen Kommunikation feste Rollen übernehmen. Unsere Plattform soll dabei nicht nur einzelne Agenten bereitstellen, sondern die gesamte Koordination und Governance dieser Systeme ermöglichen – unabhängig davon, ob sie von uns entwickelt wurden oder nicht.
Welche Bedürfnisse und Herausforderungen Ihrer Zielgruppe adressiert Paul’s Job besonders?
Paul’s Job entlastet Unternehmen im täglichen operativen Betrieb. Genau dort, wo Fachkräftemangel, Zeitdruck und Komplexität aufeinandertreffen. Ob im Qualitäts- oder Projektmanagement oder eben im Recruiting, Onboarding oder der internen Mitarbeiterbetreuung, Paul lässt sich flexibel in bestehende Systeme integrieren und übernimmt repetitive Aufgaben, für die sonst viel manuelle Zeit anfällt. Dadurch entsteht ein klarer Mehrwert: mehr Effizienz bei weniger Aufwand. Unsere Agenten beschleunigen damit Prozesse und schaffen Kapazitäten für strategische Arbeit.
Wie gelingt es Paul’s Job, trotz der schnellen technologischen Entwicklung eine menschenzentrierte Kommunikation zu gewährleisten?
Wir setzen auf sprachbasierte Interaktion, Transparenz in der Kommunikation und individuelle Anpassbarkeit. Paul spricht in natürlicher Sprache, agiert klar erkennbar als KI-Assistent und folgt im Dialog stets den Tonalitäts- und Kulturvorgaben des Unternehmens. So bleibt Technologie menschlich und wird als Unterstützung, nicht als Ersatz erlebt.
Viele Startups kämpfen mit der Integration in bestehende Systeme. Wie meistern Sie diese Herausforderung bei Paul’s Job?
Unsere Plattform ist modular aufgebaut und über standardisierte Schnittstellen an gängige HR- und Unternehmenssysteme anschlussfähig. Paul lässt sich nahtlos einfügen, ohne dass Prozesse oder bestehende Tools ersetzt werden müssen. Das war uns von Anfang an auch wichtig bei der Entwicklung.
Was unterscheidet Paul’s Job von anderen Anbietern im Bereich KI-gestützter HR-Lösungen?
Wir verstehen uns nicht als weiteres Tool, sondern als Plattform für agentisches Arbeiten im gesamten Unternehmen. Unser Fokus liegt nicht nur auf einzelnen Use Cases, sondern auf dem Aufbau einer Infrastruktur, in der KI-Assistenten zuverlässig, sicher und rollenbasiert agieren können. Wir machen KI wirklich steuer- und damit skalierbar. Das ist besonders für große Organisationen entscheidend, die nicht nur Effizienz, sondern auch Kontrolle und Anpassbarkeit brauchen.
Die Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI ist ein sensibles Thema. Wie stellen Sie sicher, dass ethische Standards eingehalten werden?
Indem wir von Anfang an eine klare Haltung einnehmen: Paul ist kein Ersatz für Menschen, sondern ein Werkzeug, das Teams Superkräfte verleiht. Genau deshalb braucht es eine Plattform wie Paul’s Job. Nicht nur, um Prozesse zu automatisieren, sondern um Verantwortung, Transparenz und Werte in der Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI mitzugestalten. Wir stehen noch ganz am Anfang einer Entwicklung, die vergleichbar ist mit Debatten rund um Diversität oder Gleichberechtigung: Es wird zunehmend die Frage auftauchen, wie viel KI ein Unternehmen will, welche Aufgaben sie übernehmen darf und wie sie sich an Unternehmensrichtlinien oder Kommunikationskulturen hält.
Dazu braucht es Regeln, vergleichbar mit einem Code of Conduct, der auch für KI-Agenten gilt. Wie soll ein digitaler Assistent im Kundenkontakt reagieren? Welche Informationen darf er nutzen? Und welche Reaktionen passen zur Unternehmenskultur? Unsere Plattform bietet die technologische Grundlage, um solche ethischen Leitlinien nicht nur zu definieren, sondern auch sichtbar, steuerbar und umsetzbar über alle Agenten, Rollen und Anwendungsbereiche hinweg zu machen. Denn wer KI im Unternehmen einführt, braucht nicht nur Leistung, sondern auch Governance.
Wie reagieren Mitarbeitende und HR-Teams bislang auf den Einsatz von Paul?
Die Reaktionen sind vor allem bei den Mitarbeitenden, die Paul im Alltag nutzen, sehr positiv. Sie schätzen, dass sie rund um die Uhr eine verlässliche Antwort bekommen, selbst am Wochenende oder mitten in der Nacht. Die Qualität der Antworten ist dank aktueller KI-Technologie so hoch, dass viele Paul als echten Mehrwert empfinden. Auf HR-Seite sehen wir, dass der Nutzen sofort verstanden wird. Gleichzeitig beginnt mit dem Einsatz von Paul auch ein Transformationsprozess. Arbeitsabläufe verändern sich, neue Rollen entstehen. Mitarbeitende übernehmen zum Beispiel Aufgaben wie das Monitoring von KI oder die Qualitätssicherung von Prozessen.
Das ist herausfordernd, aber auch eine Chance: HR kann hier eine neue Schlüsselrolle einnehmen. Nicht nur im Management von Menschen, sondern eben auch in der Steuerung von digitalen Kollegen. In Gesprächen mit CHROs wird deutlich, dass dieses Thema zunehmend als strategisches Feld verstanden wird und eben nicht in der IT, sondern in der Unternehmensführung und People Operations angesiedelt sein sollte. Die Begeisterung über die Möglichkeiten ist groß und sie wächst mit jeder erfolgreichen Anwendung. Paul verändert dabei nicht nur, wie Prozesse ablaufen, sondern auch, wie Zusammenarbeit gedacht wird.
Können Sie einen Ausblick geben, welche Weiterentwicklungen bei Paul’s Job in der nahen Zukunft geplant sind?
Aktuell arbeiten wir intensiv daran, Paul’s Job für komplexe Unternehmensstrukturen noch leistungsfähiger und sicherer zu machen. Ein zentrales Projekt ist der Ausbau unseres Knowledge Graphs – also der Wissensbasis, auf die unsere Agenten zugreifen. Damit KI-Agenten fundierte Entscheidungen treffen können, brauchen sie Zugriff auf relevante Informationen. In großen Organisationen ist das allerdings eine Herausforderung: Nicht jeder Mitarbeitende und somit natürlich auch nicht jeder Agent darf alles wissen oder sehen. Deshalb entwickeln wir gerade eine fein abgestufte Zugriffskontrolle, die den Knowledge Graph mit den jeweiligen Rollen, Berechtigungen und Hierarchien im Unternehmen verknüpft. Das ist ein entscheidender Schritt, um KI-Assistenten auch in hochregulierten Umgebungen sicher nutzbar zu machen.
Parallel bauen wir einen Marktplatz auf, über den auch KI-Agenten von Drittanbietern in unsere Plattform integriert werden können. So wird Paul’s Job zur offenen Infrastruktur für agentische KI im Unternehmen – flexibel erweiterbar und zukunftssicher. Und natürlich verbessern wir kontinuierlich unsere bestehenden Agenten. Sei es in der Kommunikation, im Handling von Prozessen oder bei der Nutzerführung. Vieles davon passiert im Hintergrund, aber genau das sorgt dafür, dass Paul im Alltag immer besser funktioniert.
Gab es einen besonders herausfordernden Moment in der bisherigen Entwicklung von Paul’s Job, und wie haben Sie ihn gemeistert?
Ein Schlüsselmoment war sicherlich die Erkenntnis, wie groß die Hürde ist, wenn es um Vertrauen in KI geht. Viele Unternehmen sind grundsätzlich interessiert, haben aber Bedenken, wenn es um Datenschutz, Kontrolle und Akzeptanz in den eigenen Teams geht. Für uns bedeutete das: Wir mussten nicht nur ein gutes Produkt bauen, sondern auch Aufklärung leisten – technisch, rechtlich und kulturell. Das hat uns gezwungen, noch konsequenter an Transparenz, User Experience und Datensicherheit zu arbeiten. Dieser hohe Anspruch hat unser Produkt im Endeffekt sogar besser gemacht.
Welche drei Ratschläge würden Sie Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben, die sich aktuell im Aufbau ihres Unternehmens befinden?
Mein erster Ratschlag wäre wohl, nur gründen, wenn man es wirklich will. Gründen ist kein Lifestyle – sondern eine der härtesten beruflichen Entscheidungen, die man treffen kann. Es braucht echte Leidenschaft für das Thema, weil man unterwegs Rückschläge einstecken und viel Unsicherheit aushalten muss. Nummer Zwei baut darauf auf, denn die Kraft liegt klar im Durchhalten. Viele Startups scheitern nicht an der Idee, sondern an fehlender Ausdauer. Wer langfristig denkt und bereit ist, auch durch schwierige Phasen zu gehen, hat am Ende die besseren Chancen. Resilienz ist wichtiger als Perfektion. Am Ende setzen sich nicht immer die besten Ideen durch, sondern die Gründer, die konsequent dranbleiben.
Mein dritter Tipp wäre, die technologische Disruption aktiv mitzudenken. Gerade im Zeitalter von KI muss man sich früh die Frage stellen: Wie schnell ist mein Geschäftsmodell überholt? Was kann ChatGPT oder ein anderer Anbieter in sechs Monaten besser? Gründer sollten nicht hoffen, dass die Entwicklung langsam ist – sondern sie aktiv beobachten, mitdenken und ihren USP immer wieder neu definieren. Nur so bleibt man auch für Investoren relevant.
Bild: Paul’s Job Dominik Faber @ Michael Tewes
Wir bedanken uns bei Dominik Faber für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.