Kunden und Aufträge brechen weg – harte Zeiten nicht nur für Gründer, sondern auch für etablierte Unternehmer. Nicht wenige würden sich am liebsten die Decke über den Kopf ziehen und den Sturm dort draußen abwarten, um danach wieder weiterzumachen wie vorher. Doch das ist keine Option.
Diese Krise wird nur überstehen, wer sein Geschäftsmodell an die Veränderungen anpasst, die sich gerade fast täglich vollziehen. Wer den Fehler macht und jetzt den Stecker zieht, wird am Ende der Krise erkennen müssen, dass der Stecker nicht mehr in die Dose passt. Denn was sich in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln wird, ist eine neue Norm. Die Krise wird so gesehen zum Transformations-Brandbeschleuniger.
Wo jedoch ansetzen, um den Anschluss nicht zu verpassen? Eines ist sicher: Es geht gerade nicht um Produkte und Portfolio. Was Kunden jetzt suchen, ist Support. Von einem Menschen, dem sie vertrauen: einem „Buddy“. Jemand, der Rat gibt, der Hilfe leistet, der Optimismus verbreitet. Diese sichere Konstante in der Krise kann jeder Gründer und Unternehmer für seine Community sein. Der eigenen Organisation ein klares Gesicht geben und selbst zur starken Personenmarke werden ist das Gebot der Stunde. Das ist dabei zu beachten:
Keine falschen Versprechen
Wer vorgibt, etwas zu sein, was er nicht ist, fällt unangenehm auf. Nur wer wirklich bei sich bleibt, kann die beste Version seiner selbst sein. Denn Authentizität schafft Vertrauen. Und das ist ein hohes Gut in dieser stürmischen Zeit.
Grund genug, in Zeiten des Kontaktverbots zur Abwechslung mal ein Date mit sich selbst zu haben und sich zu fragen: Welche Werte sind mir im Umgang mit anderen, mit mir selbst, aber auch in meiner Kommunikation wichtig? Gerade in unseren Werten, Motiven und Glaubenssätzen sollten wir uns jetzt treu bleiben und danach leben und handeln, dann bleiben uns auch die Kunden treu.
Nähe, Erlebbarkeit und Empathie sind Trumpf
Kunden jetzt unter allen Umständen das eigene Angebot aufquatschen, um liquide zu bleiben? Keine gute Idee. Denn auch die Kunden überlegen sich aktuell drei Mal, was sie wirklich wollen und auf was sie verzichten können. Unternehmer, die versuchen, andere zu ihrem „Besten“ zu zwingen, schlagen diese höchstwahrscheinlich in die Flucht. Wenn sie sich hingegen nahbar und empathisch zeigen und einfach mal zuhören, was der Kunde eigentlich braucht, können sie punkten. Geben statt nehmen ist angesagt – nach der Krise wird sich das auszahlen.
Ziel eines jeden Unternehmers und Gründers muss es jetzt sein, Kunden einen Extraservice ohne Gegenleistung zu verschaffen und ihre Marke, ihr Produkt oder ihre Dienstleistung durch Personality, Erfindergeist, Großzügigkeit und Solidarität emotional aufzuladen. Das können Unternehmer aus dem Einzelhandel sein, die gefragte Produkte für Risikogruppen zur Seite legen, oder aber die Bäckerei nebenan, die kurzerhand einen Drive-in errichtet. Oder auch der Berater, der anderen Selbstständigen kostenlosen Support bietet.
Echte Lösungen statt Bla-Bla
Leeres Gerede hat noch nie jemandem geholfen – erst recht nicht in Krisenzeiten. Aus Dienstleistern werden jetzt Bedürfnislinderer. Bedeutet: Sie müssen vom Kunden her statt von der Organisation aus denken, um maßgeschneiderte Lösungen für deren Kittelbrennfaktoren zu finden. Konkrete Wege und individuelle Optionen zu liefern, welche den Kunden zeigen, wie sie die Corona-Situation besser handeln können, ist Gold wert.
Geschäftsmodelle und Angebote sind nicht in Stein gemeißelt. In der Krise müssen wir uns fragen: Wie und über welche Kanäle können wir unsere Kunden jetzt abholen: mit Podcasts, Videokonferenzen, Webinaren oder speziellen Online-Angeboten? Können wir neue Interessenten über Social Media ansprechen? Wer sich jetzt nicht neu ausrichtet, hat schon verloren.

Wir leben in Zeiten des Transformationszwangs: Wer den rasanten Wandel während der Notlage verschläft, kann danach auch gleich liegen bleiben. Unternehmer aber, die heute schon die neue Norm etablieren, Personality beweisen und am Markt sichtbar und erlebbar sind, werden es auch in Zukunft bleiben.
Autor
Benjamin Schulz ist Sparringspartner und Troubleshooter für strategische Fragen, einflussreiche Persönlichkeiten und Companies. Der Identitäts- und Marketing-Experte, Vorstand von Ben Schulz & Consultants AG sowie Geschäftsführer der Agentur werdewelt, begleitet Organisationen und Persönlichkeiten zu den Themen Strategie, Positionierung, Identität und Marketing. Er ist Autor zahlreicher Bücher. Sein neuster Titel: „Das große Personal-Branding-Handbuch“ (Campus, 2020). www.werdewelt.info/
Titelbildfotograf: Uwe Kloessing/Werdewelt
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