Prof. Dr. Jörg Knoblauch ist Unternehmer, Bestsellerautor und Silicon Valley-Reiseveranstalter.
Im STARTUPVALLEY Interview mit Christiane Ruof berichtet der Bestseller-Autor Prof. Knoblauch von seinen neuesten Eindrücken und Erlebnissen aus dem Silicon Valley.
Christiane Ruof: Sie befinden sich zurzeit auf einer Geschäftsreise im Silicon Valley und besichtigen dort verschiedene Unternehmen. Welche Eindrücke haben Sie dabei wahrgenommen?
Prof. Dr. Jörg Knoblauch: Es ist für mich jedes Mal aufs Neue unfasslich, mit welcher Begeisterung die Mitarbeiter in den Spitzenunternehmen dort zugange sind. Ihre Leidenschaft und ihre Kreativität geben mir neue unternehmerische Anregungen und Ideen, die ich im Alltag gemeinsam mit meinem Team nach jeder Rückkehr umsetze. Wer diese US-Firmen einmal selbst erlebt hat, erhält viele Ideen, die eigene Organisation zukunftsfähig zu machen. Hier stoßen Sie auf Inspiration pur: Digitalisierung, Unternehmensstrategien, Personalpolitik. Man erlebt heute schon, wie die Unternehmen der Zukunft aussehen werden.
Besonders faszinierend ist, wenn man vor Ort bereits selbstfahrende Fahrzeuge sieht. Insgesamt gibt es in Kalifornien 57 zugelassene Hersteller. Tendenz steigend. Nicht nur Tesla und ein bis zwei weitere, wie man bei uns vermutet. Google, bzw. die Tochterfirma Waymo, hat mehr als 600 Fahrzeuge im Selbstfahrmodus auf der Straße und testet bereits Robotertaxiflotten. Nicht nur in den USA, sondern auch in China fahren diese bereits im Testbetrieb. Die Hersteller mit solchen Testlizenzen müssen an die Regierung melden, wie häufig deren Computerautos die Kontrolle an einen Sicherheitsfahrer übergeben. Google/Waymo-Autos übergeben alle 9.000 Kilometer, Mercedes-Autos alle 2,07 Kilometer. Ein wahnsinniger Unterschied, den Künstliche Intelligenz möglich macht. Wir haben bei KI in Deutschland einen Rückstand von vermutlich zwei bis drei Jahren.
Christiane Ruof: Sind Sie im Zuge Ihrer Silicon-Valley-Reise auch mit einem der autonomen Google-Fahrräder gefahren?
Prof. Dr. Jörg Knoblauch: Natürlich. Bei jedem Besuch auf dem Google-Campus wird eine kleine Tour mit dem Fahrrad gedreht. Dort fahre ich dann immer am Google-eigenen Friseursalon vorbei und bin beeindruckt, was der Campus für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alles zu bieten hat.
Christiane Ruof: Welche Trends zeichnen sich im Silicon Valley ab, und was können junge Gründer davon lernen?
Prof. Dr. Jörg Knoblauch: Wir haben aus dem Silicon Valley die Geschwindigkeit mitgenommen. In unserer Firma tempus entstand die Idee der sogenannten Sprints. Im Silicon Valley führen die Unternehmen „Hackathons“ durch. Dort wird so lange auf ein Problem „eingehackt“, bis eine Lösung gefunden wird. Das kann dann schon mal 15 Stunden oder länger dauern. Auch hier ist spürbar, dass die Mitarbeiter für das Unternehmen leben und nicht die Arbeitszeit, sondern das Team und die Aufgaben im Vordergrund stehen.
Ebenfalls ist das Thema Disruption ein sehr großes Thema. Damit meine ich, dass Dinge manchmal abgeschnitten werden müssen und ein neuer Kurs oder eine andere Richtung eingeschlagen werden müssen. Auch in meinen Unternehmen habe ich mehrfach das Geschäftsmodell um 180 Grad gedreht. Die Kraft sollte in die Aufgaben fließen, die funktionieren und nachhaltig das Unternehmen vorantreiben. Das möchte ich jungen Gründern mit auf den Weg geben.
Christiane Ruof: Welche amerikanische Company hat Sie am meisten beeindruckt? Und warum?
Prof. Dr. Jörg Knoblauch: Ganz klar: Die Spitze bildet GAFA – das sind die vier Firmen Google, Apple, Facebook, Amazon. Der Börsenwert dieser vier Firmen ist dramatisch höher als die besten 30 deutschen Companies, die sich im DAX zusammengeschlossen haben (Siemens, Daimler, VW, BMW usw.).
Christiane Ruof: Wie kamen Sie eigentlich auf die Idee, Silicon-Valley-Reisen für Unternehmer zu entwickeln und durchzuführen?
Prof. Dr. Jörg Knoblauch: Ich war bereits in jungen Jahren viel in Amerika unterwegs und habe dort auch studiert. Die Denkweise und die Geschwindigkeit in den Unternehmen und von Unternehmern im Silicon Valley hat mich schon immer beeindruckt. Irgendwann kam mir die Idee, dass dies für andere Unternehmerkollegen ebenfalls wichtig ist. Deshalb habe ich begonnen, USA-Reisen zu christlich geführten Unternehmen (God@Work-Companies) zu organisieren. Diese Expertise konnte ich dann wiederum nutzen, um säkulare Reisen ins Silicon Valley zusammenzustellen. Die Nachfrage ist gewaltig. Im Oktober gehe ich erneut mit 100 Unternehmern ins Silicon Valley. Weitere Reisen sind bereits für 2019 geplant.
Christiane Ruof: Sie haben selbst mehrere Firmen aufgebaut und zum Erfolg geführt. Worauf kommt es Ihrer Meinung nach an, wenn man ein Unternehmen gründet?
Prof. Dr. Jörg Knoblauch: Natürlich ist dabei vieles zu beachten. Aber Achtung: Im Silicon Valley werden jährlich 92 Milliarden Dollar an Start-up Kapital ausgegeben. Das deutsche Start-up-Hub ist Berlin. Da sind es ganze 10 Milliarden Euro.
Christiane Ruof: Was war die größte Herausforderung, vor der Sie selbst als Unternehmer einst gestanden sind? Wie sind Sie damit umgegangen und inwiefern hat Sie diese Herausforderung verändert?
Prof. Dr. Jörg Knoblauch: Mehrfach habe ich Unternehmen gegründet, deren Produktlebenszyklus aber dann zu Ende ging. Das war jedes Mal eine traurige Angelegenheit. Disruption im Silicon Valley ist nichts Trauriges, sondern Lebenselixier. Was nicht disruptiert wird, macht keinen Sinn.
Christiane Ruof: Eines Ihrer Bücher trägt den Titel „Die besten Mitarbeiter finden und halten“. Wie können Start-ups die besten Mitarbeiter für sich gewinnen? Insbesondere hinsichtlich der Tatsache, dass man meist nur wenig Budget in der Gründungs-Phase besitzt.
Prof. Dr. Jörg Knoblauch: Das eigene Unternehmen muss zum Leuchtturm werden. Wenn die Strahlkraft stärker ist als die der Konkurrenz-Unternehmen, bekommt auch ein Start-up absolute A-Mitarbeiter, selbst wenn es keine Gehälter in schwindelerregender Höhe bezahlt. Viel wichtiger sind die Arbeitsatmosphäre und Angebote für Mitarbeiter wie beispielsweise die Beteiligung an der Gesunderhaltung.
Christiane Ruof: Wie erkennt man nun eigentlich die A-Mitarbeiter, also die Talente, die das Start-up voranbringen?
Prof. Dr. Jörg Knoblauch: Das sind Mitarbeiter mit Herz, Hand und Verstand, die ihren Job lieben. In Deutschland hat ein typisches Unternehmen rund 20 Prozent A-Mitarbeiter – im Silicon Valley liegt der Anteil bei einem Vielfachen! Dort treffen sich alle Nationalitäten der Welt. Interessanterweise viele Deutsche und auch Israelis.
Christiane Ruof: Welche drei Bücher sollte man Ihrer Meinung nach als Unternehmer unbedingt gelesen haben?
Prof. Dr. Jörg Knoblauch:
- Silicon Valley von Christoph Keese
- Der Weg zu den Besten von Jim Collins
Christiane Ruof: Zum Schluss: Welche drei Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Prof. Dr. Jörg Knoblauch:
1) Denke lange und sorgfältig über dein Geschäftsmodell nach. Amazon zum Beispiel hat mit seinem Online-Buchhandel noch nie Geld verdient. Trotzdem ist Jeff Bezos mit 180 Milliarden der reichste Mann der Welt. 90 Prozent des Gewinns stammen aus den Cloud Services.
2) Die besten Mitarbeiter finden und halten. Spitzentalente leisten um den Faktor 100 mehr als Mr. oder Mrs. „Normalo“.
3) Und mein finaler Tipp ist natürlich: Komm mit ins Silicon Valley, um zu lernen, wie dort digitalisiert und Daten gesammelt werden.
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.