Razeco entwickelt nachhaltige Rasierer, die ohne Plastik auskommen und dabei Design, Funktion und Umweltbewusstsein vereinen
Wie ist Razeco entstanden und wer steckt hinter der Idee?
Die Idee für Razeco ist bei einem Abendessen entstanden. Unsere Familie ist im Biotech-Bereich aktiv, Louisa ist dort Geschäftsführerin. Darüber hatten wir Zugang zu unserem Material aus industriellen Reststoffen, welches komplett nachhaltig ist, aber genauso stabil wie herkömmliches Plastik. Und dann war da dieser Gedanke: Warum nicht genau daraus ein Produkt entwickeln, das jede:r nutzt und somit rund 100.000 Tonnen Plastik pro Jahr einsparen? So hat alles angefangen. Nicht perfekt durchgeplant, aber mit einem klaren Ziel: Produkte neu denken. Ohne Plastik. Wir haben Razeco zu dritt gegründet: Louisa, Ivo und Victor.
Ivo und Victor kennen sich seit der Schule – und die Energie von früher ist nicht verschwunden: Wenn es ein Problem gibt, wird es nicht zerredet – sondern angegangen. Wenn etwas noch nicht existiert, bauen wir es. Ivo hat über mehrere Jahre in der Pharmaindustrie gearbeitet und nebenbei ein eCommerce Business aufgebaut. Dieses Know How nutzt er heute unter anderem für den Vertrieb auf Amazon. Bei Razeco kümmert er sich um die Produktentwicklung, unsere Produktionsprozesse und alles rund um die Logistik. Victor hat bei Razeco unsere komplette IT-Architektur aufgebaut, inklusive eigenem Shop-System, und kümmert sich um alles Digitale – von der Infrastruktur bis zur Markenführung.
Und dann ist da Louisa – Victors Schwester und bei uns diejenige, die dafür sorgt, dass aus Ideen stabile Strukturen werden. Sie hat Wirtschaftspsychologie mit Schwerpunkt Change-Management studiert und in der Schweiz bei Bayer, bei Lufthansa Technik in Frankfurt und später bei einer Berliner IT-Beratung gearbeitet. In allen Stationen hat sie die Managements beraten, Transformation begleitet und neue Prozesse aufgesetzt. Heute ist sie unsere Geschäftsführerin – mit klarem Blick für Strategie, Struktur und das, was langfristig wichtig ist.
Was hat euch dazu bewegt, nachhaltige Rasierer zu entwickeln – und warum gerade dieser Bereich?
Weil Rasieren für Milliarden Menschen Alltag ist – aber der Markt sich gefühlt seit Jahrzehnten nicht bewegt hat. Uns hat gestört, wie viel Plastik da ganz selbstverständlich in Umlauf gebracht wird – besonders durch die Klingenköpfe und Einwegrasierer. Also haben wir angefangen, zu hinterfragen: Warum gibt es keine Lösung, die wirklich Sinn macht? Keine, bei der man nicht erst ein Nachhaltigkeitsstudium braucht, um sie zu verstehen. Wir wollten ein Produkt schaffen, bei dem Nachhaltigkeit nicht als Verzicht, sondern als Verbesserung empfunden wird. Der Rasierer ist dabei nur der Anfang: ein Alltagsprodukt mit riesigem Hebel für echten Impact. Wir wollten ein Produkt, das sich anfühlt wie jedes andere – nur besser. Ohne Mikroplastik, ohne Greenwashing, ohne Kompromisse.
Welche Vision verfolgt Razeco im Hinblick auf Umweltschutz und Konsumverhalten?
Unsere Vision ist es, nachhaltigen Konsum so einfach und attraktiv zu machen, dass er zur neuen Normalität wird. Wir wollen Produkte schaffen, die nicht moralisch belehren, sondern durch Design, Funktion und Preis überzeugen. Und die dabei nachhaltiger sind als alles, was es bisher auf dem Markt gibt. Solche Produkte dürfen nicht erklären müssen, warum sie besser sind – man muss es beim Benutzen merken: im Design, in der Qualität, im Preis. Wenn wir das schaffen, wird bewusster Konsum zur neuen Normalität. Und genau das wollen wir.
Wer nutzt eure Rasierer heute schon – und was schätzt eure Zielgruppe besonders?
Unsere Kund:innen schätzen, dass sie nichts an ihrem Verhalten ändern müssen – sie bekommen ein hochwertiges Produkt, das gut aussieht, gut funktioniert und das bessere Gewissen gleich mitliefert. Vom Einwegrasierer bis zum Systemrasierer mit Wechselklingen ist alles darauf ausgelegt, intuitiv, vertraut und gleichzeitig durchdacht anders zu sein. Wir sehen unsere Zielgruppe nicht nur bei den „Sustainability People“ – sondern überall da, wo Menschen sagen: Ich will ein gutes Produkt, aber ohne Bullshit.
Was unterscheidet Razeco von konventionellen Nassrasierern oder anderen nachhaltigen Alternativen?
Wir sind die ersten weltweit mit Wechselklingen aus 99 % plastikfreiem, biobasiertem Material. Kein recyceltes Plastik. Und kein Bambus mit Kunststoffkern. Kein Marketing-Stunt. Im Gegensatz zu “nachhaltigen” Rasierern aus Bambus oder Weizenstroh, deren Anbau Ressourcen bindet (Wasser, Fläche, Konkurrenz zu Nahrungsmitteln), verwenden wir ein Material aus Industrieabfällen, die sonst verbrannt worden wären. Unser Ziel ist nicht, Plastik besser zu verwalten.
Unser Ziel ist, dass es gar nicht erst entsteht. Das Ganze schreiben wir nicht nur drauf, das ist auch vom TÜV Austria mit dem OK-Biobased-Zertifikat in der höchsten Klassifizierung von 4 Sternen gemäß EN 16640 zertifiziert. Und wir machen keine Kompromisse bei Funktion, Haptik oder Design. Das Produkt muss unabhängig von der Story überzeugen. Was uns auch noch wichtig war: Gendermarketing konsequent auszuschließen. Bei uns soll niemand aufgrund seines Geschlechts und einer besonderen Farbe einen finanziellen Nachteil haben. Faire Preise für alle anstatt Pink Tax!
Wie gelingt euch der Spagat zwischen Nachhaltigkeit, Design und Funktionalität?
Unser speziell entwickeltes Material ist extrem präzise formbar, stabil und perfekt für filigrane Anwendungen wie Rasierer. Es hat uns erlaubt, ein Produkt zu gestalten, das nicht nur umweltfreundlich, sondern auch hochwertig, elegant und sicher in der Anwendung ist – ganz ohne funktionale Einschränkungen. Nachhaltigkeit bedeutet für uns nicht, Dinge wegzulassen, sondern sie besser zu denken.
Wir haben so lange entwickelt, getestet und geschliffen, bis sich das Produkt so anfühlt, wie es aussehen soll: hochwertig, leicht, funktional – und gleichzeitig zukunftsfähig.
Wenn man den Rasierer in die Hand nimmt, soll man nicht denken: „Ah, das ist wohl das nachhaltige Produkt.“ Sondern einfach: „Fühlt sich gut an.“
Welche Herausforderungen begegnen euch in der Materialwahl oder Produktion?
Das größte Problem: Es gibt kein Standardverfahren für das, was wir tun. Wir mussten das Material nicht nur finden, sondern verstehen, testen, freigeben lassen. Dazu haben wir eigene Spritzgusswerkzeuge entwickeln lassen, um höchste Qualität sicherzustellen und ein perfektes Rasurerlebnis zu ermöglichen. Dazu kommt: viele Zertifizierungen, Tests und Anforderungen sind auf Kunststoff ausgelegt. Heißt: obwohl unser Material sauberer ist, müssen wir teilweise mehr beweisen als konventionelle Produkte. Aber wenn’s einfach wäre, hätte es längst jemand gemacht.
Wie plant Razeco die Produktpalette weiterzuentwickeln – sind neue Produkte geplant?
Ja – aber nur, wenn sie zu wirklich zu unserer Haltung passen. Als nächstes folgen Pflegeprodukte wie Rasierschaum und Zubehör, aber nur dann, wenn sie unseren hohen Nachhaltigkeitsstandards entsprechen. Wir bringen nichts auf den Markt, was nicht zu 100 % unserer Philosophie entspricht. Außerdem planen wir langfristig, auch weitere Konsumprodukte des Alltags neu zu denken, immer mit demselben Anspruch: Funktion, Design und Nachhaltigkeit zu vereinen.
Welche Rolle spielt die Skalierung eures Geschäfts, etwa im Handel oder durch Kooperationen?
Eine große. Wir wollen Wirkung – und dafür müssen wir Reichweite schaffen. Skalierung ist für uns der nächste logische Schritt. Wir haben in Deutschland in mehr als 700 Filialen bewiesen, dass das Produkt im Handel funktioniert. Das Ganze wird aktuell mit anderen Handelspartnern in der DACH-Region noch ausgeweitet. Ab Mai kommen spannende Handelsketten hinzu, um den Zugang am PoS für unsere Kund:Innen auszubauen. Der nächste Schritt ist die internationale Expansion – mit gezieltem Ausbau im stationären Handel, im E-Commerce und durch strategische Kooperationen. Parallel bauen wir unsere Produktionskapazitäten weltweit aus, um Lieferketten zu verkürzen und lokalen Impact zu ermöglichen.
Wie reagiert der Markt auf euer Konzept – was hat euch am meisten überrascht?
Die Community, die ersten Kund:innen, die Rückmeldungen auf Events oder in den sozialen Medien – all das war überwältigend positiv. Was uns überrascht (und ehrlich gesagt auch ernüchtert) hat: wie viel in der Branche noch über reine Wirtschaftlichkeit läuft. Viele große Händler sagen öffentlich, sie wollen nachhaltiger werden – aber sobald es ernst wird, entscheidet dann doch wieder der alte Margenrechner. Aber genau deshalb braucht es Marken wie unsere. Die trotzdem gehen. Die trotzdem bleiben.
Was sollten andere Gründer:innen beachten, wenn sie ein physisches Produkt entwickeln?
Dass der schöne Teil – das Design, das Branding, die erste Begeisterung – nur 10 % der Arbeit ist. Der Rest ist Kleinteiligkeit, Durchhaltevermögen, und das ständige Hinterfragen, ob man noch auf dem richtigen Weg ist. Und immer und immer wieder Feedback einholen. Du selbst kennst das Produkt in und auswendig und findest das, was du da tust super. Aber Feedback und Testergebnisse ernst nehmen und abwägen, welche Anpassungen dem Produkt wirklich gut tun. Wenn du nicht bereit bist, Dinge fünfmal zu erklären, fünfmal in Frage zu stellen und trotzdem weiterzumachen – wird’s schwierig. Aber wenn du wirklich an die Sache glaubst: Es lohnt sich.
Wo seht ihr Razeco in fünf Jahren – was ist euer langfristiges Ziel?
In fünf Jahren wollen wir der Beweis dafür sein, dass echtes Umdenken im Konsumverhalten möglich ist – wenn Design, Funktion und Haltung zusammenkommen. Unser Ziel ist es, Konsum neu zu definieren – mit Produkten, die nicht nur funktionieren, sondern einen echten ökologischen und gesellschaftlichen Unterschied machen. Und wir werden weitere Marken und Produkte entwickeln, die dieselbe DNA tragen: Design, Funktion und echte Nachhaltigkeit. Und wenn wir unterwegs ein paar Systeme aufbrechen müssen, die sich zu lange gehalten haben – dann machen wir auch das.
Bild: Teambild: © Razeco
Wir bedanken uns bei Louisa Haisch und Victor Haisch und Ivo Lovric für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.
Premium Start-up: Razeco

Kontakt:
RAZECO UG (haftungsbeschränkt)
Holsteinische Straße 16
10717 Berlin
Deutschland
info@razeco.com
https://www.razeco.com/de
Ansprechpartnerin: Louisa Haisch