Samstag, April 20, 2024
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Humor behalten, auch wenn´s heiß wird

Reactive Robotics  intelligente robotische Frühmobilisierungstherapie

Stellen Sie sich und das Startup Reactive Robotics doch kurz unseren Lesern vor!
Reactive Robotics GmbH ist ein 2015 gegründetes Start Up im Bereich der Medizintechnik. Kern des Unternehmens ist die Frühmobilisierung von schwerkranken Intensivpatienten durch eine intelligente Robotik-Lösung.

Diese Patienten können mit Hilfe unserer Therapie schneller wieder „mobil“ werden; die Therapeuten und Pfleger werden in den schweren körperlichen Arbeitsschritten entlastet und können sich voll auf die therapeutischen Erfordernisse der Behandlung konzentrieren. Dies hat unmittelbar positive Auswirkungen auf den Genesungsverlauf, da so der Umgang mit dem Patienten an Qualität gewinnt.

Wie ist die Idee zu Reactive Robotics entstanden und wie haben Sie sich als Gründerteam zusammengefunden?
Kennen Sie den Satz: „man müsste doch mal …“ – und die Realität: „Bislang traut sich keiner ran …“ weil: zu komplex, seiner Zeit voraus, kein Geld, nicht die richtigen Leute zusammen …

Diese Sätze hat der Gründer und heutige CEO – Dr. Alexander König – während seiner Forschungsarbeiten in Intensivstationen an diversen Kliniken in Deutschland, Schweiz und USA immer wieder gehört. Was ursprünglich abschrecken sollte wurde zur Motivation und Mission: „die Therapie zum Patienten bringen, anstatt den Patienten zum Therapie Gerät“.

Die Idee zur Entwicklung und Kommerzialisierung eines intelligenten, adaptiven Roboters zur Frühmobilisierung schwerkranker Intensivpatienten war geboren und damit die Chance, Patienten einer manuellen Therapie zuzuführen, die früher nicht möglich gewesen wäre. Begeistert vom Gründer- und Innovationsgeist waren „die Brüder im Geiste“ schnell gefunden. Im Keller eines Studienfreundes in Zürich wurde der erste „R 0“ – ein Holzmodell des heutigen Roboters – mit der Handkreissäge ausgesägt.

„R 0“ war so überzeugend, dass ein Inkubator das erste Geld bereitstellte und der erste Mitarbeiter fest angestellt werden konnte. Von da an ging es rasant nach vorne, mit CAD Zeichnungen wurden Investoren an-gesprochen und überzeugt. Der CTO – ebenfalls ein promovierter Ingenieur und ETH Zürich Absolvent – stieß dazu und komplettierte das Gründerteam im Mai 2015.

Mittlerweile zählt Reactive Robotics GmbH neun festangestellte MitarbeiterInnen – hauptsächlich aus dem Bereich Engineering und Software Entwicklung – und bis zu 10 Studenten aus unterschiedlichsten Disziplinen. Diversity wird großgeschrieben – das Alter reicht von Anfang 20 bis Anfang 50 Jahre; Englisch ist die Firmensprache und acht Nationalitäten sind vertreten.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Die größten Herausforderungen lassen sich mit einem Segeltörn vergleichen:

1) Das Ziel klar vor Augen haben – Kurs bestimmen und halten, mit klarem Fokus
2) Die richtige Crew zusammenstellen, fachlich kompetent, verlässlich und ohne Angst vor „heavy weather“
3) Investoren gewinnen, die den Atem für eine längere Überfahrt haben, die unterstützen und den Rücken freihalten auf hoher See
4) Mit Bedacht auf Kurs bleiben und dennoch immer einen Plan B und C bedenken.

Wie hat sich das Unternehmen seit dem Start entwickelt?
Es hat sich sehr gut entwickelt. Wir sind sehr stolz auf das Vertrauen von Partnern und potentiellen Kunden, das wir durch unser verlässliches, engagiertes Arbeiten gewinnen und kontinuierlich ausbauen. Unser erklärtes Ziel ist es, unsere Entwicklungs- und Finanzierungspläne, Meilensteine und persönlichen Ziele und Zusagen auch weiterhin zu halten.

Wer ist die Zielgruppe von Reactive Robotics?
Im Mittelpunkt stehen schwerstkranke Intensivpatienten und die sie betreuenden Therapeuten und Pflegekräfte. Den Patienten wollen wir zu einer rascheren Genesung verhelfen – Die Therapeuten und Pflegekräften entlasten wir von physisch belastenden Arbeitsschritten und verschaffen ihnen „Luft“ sich mehr direkt um die Therapie der Patienten zu kümmern.

Welche Vorteile bietet Reactive Robotics?
Viele Nationen sehen sich mit demographischen Wandel konfrontiert – die Menschen werden immer älter und diejenigen, die Pflege- und Therapieaufgaben übernehmen sollen werden immer weniger. Die nationalen Gesundheitssysteme kämpfen mit Kostendruck und dem Mangel an Arbeitskräften. Diese Trends sind bereits in der Intensivstation Realität. Für die Frühmobilisierung von Schwerkranken fehlt es an Therapeuten und Pflegekräften.

Therapie und Pflege sind gezwungen neue Wege zu gehen. Intelligente Robotik, so wie sie von Reaktive Robotics entwickelt wird, bietet Lösungen an – effektiv und menschlich.

Wo liegt Ihr USP?
Reactive Robotics komplementiert die manuelle Frühmobilisierungstherapie mit anpassungsfähiger, robotischer Therapie. Das macht die Behandlung effektiver und physisch einfacher für Therapeuten und Pflegekräften.

Warum ist Frühmobilisierungstherapie für schwerkranke Patienten so wichtig?
Mit Hilfe unseres robotischen Systems, kombiniert mit einem vertikalisierbaren Krankenbett, kann der Patient in seinem Bett bleiben – das Bett wird zum Therapiegerät. Dabei belegen wissenschaftliche Studien, dass Intensivpatienten, die Frühmobilisierungstherapie erhalten, sich im Schnitt 27% schneller erholen, als Patienten, die nicht in den Genuss dieser Art von Therapie kommen. Damit reduziert sich die Zeit auf der Intensivstation durchschnittlich um 1.4 Tage – von 6.9 Tage auf 5.5 Tage.

Frühmobilisierungstherapie verbessert das Wohlbefinden, die Wachheit der Kranken und reduziert merklich die gefährlichen Nebenwirkungen eines langen Krankenhausaufenthaltes „auf Intensivstation“.

Zusammengefaßt:
Patienten erholen sich schneller – die Genesung wird unterstützt und belastende Nebenwirkungen reduziert
Therapeuten und Pflegepersonal werden in ihrer Arbeit unterstützt, sie können sich mehr auf den Patienten konzentrieren, manuelle Therapie an Armen – manuell – und Beinen – robotisch – durchführen und werden durch automatische Dokumentation des Therapiefortschrittes von bürokratischen Aufgaben entlastet.

Das Gesundheitssystem gewinnt an Effizienz, durch verbesserte Arbeit in der Intensivtherapie von Patienten und durch digitalisiertes Aufzeichnen des Therapieverlaufs. Kliniken können Therapiekosten durch geringere Verweildauern optimieren, Personal kann effektiver eingesetzt werden und mehr Patienten können versorgt werden. Ärzte steigern durch den Therapieansatz merklich den Genesungsprozess ihrer Patienten und können ihr Pflege- und Therapiekräfte maßgeblich entlasten.

Wie ist das Feedback?
Die Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten nehmen unsere Entwicklung sehr positiv auf. „Das ist genau was wir brauchen!“ Inzwischen haben fünf renommierte Kliniken zugesagt die Pilotanwendung der Therapielösung durchzuführen.

Wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Im ersten Schritt werden wir Patienten mit neurologischen Krankheitsbildern behandeln. Die Indikationen erweitern sich auf kardiologische und orthopädische Patienten; gefolgt von den Bereichen Geriatrie und häusliche Pflege.

Unsere Vision:
Wir entwickeln weitere robotische Systeme zur Unterstützung von Patienten und Pflegekräften. Wir haben mit unseren Innovationen dazu beigetragen, dass unsere intelligente robotische Frühmobilisierungstherapie zum weltweiten „Standard of Care“ wurde.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Customer First:
Genau verstehen was die potentiellen Kunden umtreibt – „understand and meet their needs“ – fokussiert und konzentriert
Know-how und Netzwerk
Am besten umgibt man sich mit einem breiten Beraternetzwerk – sozusagen „Start Up & Friends“ – man holt sich Kompetenz, Erfahrung von „alten wohlwollenden Hasen“ und schaut mit ihnen über den Tellerrand
Hands-on Generalisten die an die Idee glauben: das Team ist zentral, Leute, die anpacken, sich für nichts zu schade sind, Hilfe holen und annehmen können – wertschätzend miteinander umgehen und „Humor behalten, auch wenn´s heiß wird“.

Fotograf: Jonas Albert

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns  für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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