ReCure – interaktive Bandage hilft dem Träger chronische Muskelverspannungen zu lösen
Stellen Sie sich und das Startup ReCure doch kurz unseren Lesern vor!
Mein Name ist Adrian Kreiskott und ich stecke zusammen mit meiner Co-Founderin Marie Vogelmann hinter dem Berliner mhealth-Startup ReCure. Mit ReCure entwickeln wir eine interaktive Bandage, welche die Aktivität der Nacken- und Schultermuskulatur im Alltag misst und den Träger durch leise und sanfte Impulse regelmäßig erinnert und anleitet chronische Muskelverspannungen zu lösen. Unser Ziel ist es mittels biomechanischer Sensortechnologie Einsicht in die Muskulatur und die Mobilität von Menschen mit chronischen Nacken- und Schulterschmerzen zu erlangen, um die Kernursachen von Verspannungen, Fehlhaltungen und Schmerzen zu identifizieren. Somit soll ReCure dem Träger ermöglichen, dem eigenen Körper zuzuhören und durch maßgeschneiderte Übungen den eigenen Beschwerden selbst und zielgenau entgegenzuwirken.
Wie ist die Idee zu ReCure entstanden?
Sowohl Marie als auch ich kennen die Beschwerden von chronischen Nackenverspannungen, CMD und starker Migräne aus eigener Haut. Marie hatte während ihres Produktdesign-Studiums in Weimar daher durch Eigeninitiative und in Zusammenarbeit mit der Bauhaus Universität Weimar, verschiedenen Neurologen und Orthopäden die Bandage entwickelt. Als wir uns dann letzten Sommer in Berlin kennen gelernt haben und sie mir die Bandage zeigte, war für mich sofort deren Potential klar. Relativ schnell entschieden wir, dass wir die Bandage weiterentwickeln und auf den Markt bringen wollen, damit auch andere Menschen die Bandage für sich nutzen können.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Aktuell bootstrappen wir komplett und setzen sehr stark auf unser persönliches Netzwerk, sei es bei der Hardwareentwicklung oder bei der Videoproduktion für unsere Kickstarter-Kampagne im Herbst. Da wir beide sehr unterschiedliche Backgrounds haben, können wir zum Glück sehr viele Bereiche selbst oder über unseren Freundeskreis abdecken. Dennoch ist für uns das Thema Zeit eine der größten Herausforderungen, denn wir sind beide aktuell noch in anderen Unternehmen beschäftigt, Marie im FabLab Berlin und ich bei Next Big Thing AG. Das bedeutet für uns, dass wir unsere freie Zeit sehr effektiv nutzen und uns aufs wesentliche konzentrieren müssen, ganz nach dem Pareto-Prinzip.
Wer ist die Zielgruppe von ReCure?
ReCure richtet sich zum aktuellen Zeitpunkt besonders an Erwachsene mit sehr starken chronischen Nacken- und Schulterverspannungen, die besonders auf Stress sowie wiederholende oder sitzende Tätigkeiten zurückzuführen sind. Darüber hinaus gehören häufig auch Beschwerden wie Migräne, Schlafstörungen und Depressionen dazu, wodurch diese Menschen häufig ihr gewünschtes Leben nicht so führen können, wie sie es sich wünschen. In der Zukunft sehen wir weitere Einsatzgebiete besonders in der Reha sowie auch im Leistungssport.
Wie funktioniert die Bandage, was ist das Besondere daran?
Im Gegensatz zu bisherigen tragbaren Lösungen, die entweder den Körper in einer festen Position fixieren, die Muskulatur stimulieren oder den Träger alleine an eine aufrechte Haltung erinnern, bietet ReCure eine sehr interaktive und individuelle Methode zur Linderung und Prävention von chronischen Muskelverspannungen. Die Bandage verknüpft dabei biomechanische Sensor- und Analysetechnologien mit verschiedenen Elementen der Physiotherapie und des Mobility Coachings. Dadurch ermöglicht sie es dem Träger, dem eigenen Körper zuzuhören und selbst mehr Verantwortung für die persönliche Gesundheit und das Wohlbefinden zu übernehmen.
Wie ist das Feedback?
Wir freuen uns über eine sehr positive Resonanz aus vielen verschiedenen Richtungen – besonders aus der Startup-Szene und von unserer Zielgruppe. Was uns bisher vor allem sehr bestärkte war, dass viele Menschen mit denen wir anfangs persönliche Interviews zum Thema Schmerzen im Oberkörperbereich geführt hatten, sehr schnell nachgefragt haben, wann sie unsere Bandage testen oder direkt kaufen können. Ich glaube wir sind da auf dem richtigen Weg.
ReCure, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Uns fasziniert die Vorstellung die motorischen Abläufe und Muster des Körpers im gesamten Alltag zu tracken, zu verstehen und letztlich zu optimieren. Jeder Mensch hat gewisse Asymmetrien, Fehlhaltungen, ungünstige Bewegungsmuster oder eine schlechte Mobilität, was sich letztlich in Verspannungen, Schmerzen und psychischen Problemen oder auch in Verletzungen beim Sport bemerkbar macht. Wir würden daher gerne die Technologie sowohl was Sensorik als auch was AI angeht weiterentwickeln und ebenso neue Projekte im Bereich Embodiment vorantreiben. Ein eigenes Lab aufzubauen, das sich genau mit diesen und anderen spannenden Themen beschäftigt, wird für uns der nächste Schritt sein. In fünf Jahren ist das auf jeden Fall gut machbar.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Was ich besonders wichtig finde, ist die Tatsache, dass du nicht alles alleine schaffen kannst. Such dir Mitstreiter, mit denen du sowohl privat als auch bei der Arbeit gerne zusammen Zeit verbringst und die deine Schwächen ergänzen. Dazu solltest du jedoch zunächst herausfinden, was deine eigenen Stärken und Schwächen sind und welche Fähigkeiten und Köpfe du wirklich für deine Unternehmung benötigst.
Ebenso wichtig ist es aus meiner Sicht verschiedene Mentoren an der Seite zu haben. Dies muss gar keine feste Mentoring-Verpflichtung bedeuten, im Gegenteil. Oftmals befinden sich super Mentoren schon in deinem persönlichen Umfeld. Such dir zu jedem Thema, das dich beschäftigt, jemanden, der sich tief in der Materie auskennt und dich in die richtige Richtung lenken kann.
Zu guter Letzt: follow your heart – verfolge deine Passionen und vertraue auf deine Intuition.
Titlebild: Portrait by Michel Buchmann
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Wir bedanken uns bei Adrian Kreiskott für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.