Rens: Sneaker aus Kaffeesatz und recyceltem Plastik
Stellen Sie sich und das Startup RENS doch kurz unseren Lesern vor!
Ich bin Jesse Tran, Co-Gründer und CEO von Rens, dem nachhaltigen Fashion-Startup aus Finnland, das die weltweit ersten Sneaker aus Kaffeesatz und recyceltem Plastik herstellt. Ich bin vor 10 Jahren für meinen Studienabschluss von Vietnam nach Finnland gezogen und lebe seitdem in Helsinki.
Mein Mitgründer – Son Chu – und ich haben Rens 2018 gegründet. Wir beide haben einen umfangreichen Background in den Bereichen Mode, Fertigung und E-Commerce, da Son bereits für Zalando gearbeitet hat und ich zuvor das Startup FactoryFinder gegründet hatte, das dabei half, kleine europäische Modemarken mit nachhaltigen Herstellern in Asien zu verbinden.
2019 haben wir den ersten Coffee Sneaker der Welt über Kickstarter gelauncht und dabei über eine halbe Million Euro von über 5.000 Kunden in mehr als 100 Ländern weltweit gesammelt. Der Launch wurde in den nordischen Ländern so zur größten Mode-Kickstarter-Kampagne aller Zeiten. Seitdem sind wir kontinuierlich gewachsen und haben expandiert, wobei Deutschland und Großbritannien zu unseren Top-Märkten in Europa gehören.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Son und ich sind schon seit Ewigkeiten „alte“ Sneakerheads. Angefangen hat alles in einem Café, wo wir über die geringe Auswahl an nachhaltigen Sneakern gesprochen haben, die gleichzeitig auch noch gut aussehen. Uns ist aufgefallen, dass Nachhaltigkeit meist auch der Verzicht auf Stil bedeutet und vice versa. Da haben wir beschlossen, ein Paar nachhaltige Sneaker zu entwerfen, die wir selbst jeden Tag tragen wollen würden.
Welche Vision steckt hinter RENS?
Wir sind überzeugt, dass Rens die weltweit führende Sustainable Athleisure Brand werden kann. Dafür werden all unsere aktuellen und zukünftigen Produkte aus recycelbaren Materialien hergestellt und mit innovativen Technologien versehen. Mein größter Traum wäre es, zu erleben, dass es auf der Welt keinen Müll mehr gibt, weil sowohl die Gesellschaft als auch die Modeindustrie das Konzept von nachhaltigem Verhalten und Recycling verstanden haben.
Von der Idee bis zum Start, was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Wir haben unseren Direct-to-Consumer-Webshop kurz vor Ausbruch der Pandemie Anfang 2020 gelauncht. Das war wahrscheinlich eine der aufregendsten und schwierigsten Erfahrungen des gesamten Prozesses. Die Produktion verzögerte sich, die Logistik war stark beeinträchtigt, und wir hatten Mühe, die Kunden rechtzeitig mit den Produkten zu versorgen. Dennoch konnten wir die Krise überwinden und die globale Präsenz der Marke über unseren eigenen Webshop und Zalando ausbauen. Zu unseren größten Märkten gehören heute die USA, Deutschland, Finnland und Großbritannien.
Wir haben unser erstes Produkt – den weltweit ersten Coffee Sneaker – über Kickstarter finanziert und sind damit als Community-Brand gestartet. Mit dem Performance Sneaker NOMAD kehren wir nun zu unseren Wurzeln zurück. Bei der Entwicklung des neuen Modells profitierten wir vom Feedback unserer Kundschaft aus der ersten Kampagne, die sich einen Sneaker für sportliche Aktivitäten wünschte. Indem wir jetzt auch das zweite Modell auf Kickstarter veröffentlichen, können wir weiterhin Produkte entwickeln, die sich an der Community orientieren, und unsere Kund:innen am Entstehungsprozess teilhaben lassen.
Wer ist die Zielgruppe von RENS?
Rens wurde für die neuen Generationen bewusster Verbraucher:innen geschaffen, die sich für das Wohlergehen der Umwelt einsetzen. Unser Logo (#) steht für den Hashtag, der von diesen Generationen verwendet wird, um bedeutende Bewegungen zu starten und sich ihnen anzuschließen. Wir sind der Meinung, Konsument:innen sollten nie mehr gezwungen sein, ihre modischen Vorlieben der Nachhaltigkeit zu opfern und umgekehrt.
Was ist das Besondere an den Sneakern? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Unsere Kollektion Coffee-Sneaker, die wir im Sommer 2019 auf den Markt gebracht haben, bietet die ersten Sneaker der Welt, die aus Kaffeesatz und recyceltem Plastik hergestellt werden. Unser Ziel war es, das perfekte, nachhaltige Sneaker-Paar für den Alltag zu kreieren – 100% wasserdicht, vegan und ultraleicht.
Nachdem sich unsere Kunden eine Performance-Version der Coffee-Sneaker gewünscht haben, entwickelten wir die Rens NOMAD aus denselben nachhaltigen Materialien. Mit der maximalen Leistungsfähigkeit im Hinterkopf, haben wir die Schuhe mit einem originellen Ventilations-System namens SkyStep, ausgestattet.
Obendrein ist NOMAD unser erstes klimaneutrales Sneakermodell, so dass sich unsere Kunden keine Sorgen über die Auswirkungen ihrer Sneaker auf die Umwelt machen müssen.
RENS, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir wollen unser einzigartiges und selbstentwickeltes nachhaltiges Produktionsnetzwerk ausbauen, um Rens zu einer weltweit führenden nachhaltigen Marke zu entwickeln. Unser Ziel ist es, weitere recycelbare Materialien (Bambus, Kaffee, Ananasschale usw.) zu verwenden und letztendlich den Lebenszyklus dieses vermeintlichen „Mülls“ zu verlängern.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Die ersten Investoren sind die wichtigsten, auch wenn sie vielleicht nicht die größten sind. Sie werden das Wachstum des Unternehmens prägen und dem Gründer dabei helfen, sich zu entwickeln.
Die Recruiting- und Personalprozesse müssen sich auf Mitarbeiter mit Qualifikationen konzentrieren, die zur Vision des Unternehmens passen. Dennoch sollte die Diversität von Denkweisen, Hintergründen und Kulturen immer in Betracht gezogen und gefördert werden, da sie frische Perspektiven und unterschiedliche internationale Sichtweisen bietet.
Ein Unternehmen zu gründen ist nicht einfach und manchmal müssen persönliche Opfer gebracht werden. Um als Führungskraft zu wachsen und einen klaren Kopf zu bewahren, ist es deshalb wichtig, ein gutes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben zu finden.
Wir bedanken uns bei Jesse Tran für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder