Freitag, Juni 6, 2025
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Wie viel Kontrolle braucht moderner Einzelhandel wirklich?

retailmediatools entwickelt eine modulare Plattform für Handelsunternehmen, mit der sie Retail Media vollständig eigenständig und datensouverän steuern können

Wie entstand die Idee zu retailmediatools und was hat Sie persönlich motiviert, dieses Unternehmen zu gründen?

Ich habe bereits 2013 ein Startup mitgegründet, das im Bereich Personalisierung von Rabattangeboten im Lebensmittelhandel mittels KI tätig war. Dort war Retail Media immer auch ein Thema, aber vom Timing her zu früh. Das Unternehmen wurde 2021 von der Schwarz Gruppe gekauft und ist nun Kern der Schwarz Media Plattform, also den Retail Media Aktivitäten rund um Lidl/Kaufland. Durch Beratungsmandate habe ich gesehen, dass der Retail Media Markt extrem stark wächst, aber die Lösungen am Markt fast immer aus dem Advertiser- und AdTech-Umfeld kamen. Was fehlte, war eine Plattform, die konsequent aus Sicht des Handels gedacht ist und eine echte API-First-Infrastruktur mit End2End Self-Service Interfaces bietet. Genau das war der Impuls, retailmediatools zu gründen.

Welche Vision verfolgt retailmediatools im Retail Media Markt und woran messen Sie den Erfolg auf diesem Weg?

Wir wollen der führende Anbieter für unabhängige Retail Media Infrastruktur werden. Erfolg messen wir daran, wie viele Händler wir befähigen können, ihr Retail Media Geschäft wirklich eigenständig zu betreiben. Unser größtes Ziel ist es, dass wir zum Standard für Retail Media Infrastruktur werden.

Wir bieten eine Plattform, die sich flexibel und nahtlos in bestehende Systemlandschaften integrieren lässt, ohne dass Händler aufwendige Anpassungen vornehmen müssen. Unser System deckt alle gängigen Retail Media Formate ab, von Sponsored Products über Display Ads bis hin zu In-Store Screens. Hinzu kommt unser konsequenter Retailer-First-Ansatz: Der Händler behält jederzeit die Kontrolle über Kampagnen, Erlösmodelle und natürlich die sensiblen Kundendaten. Diese Kombination aus Flexibilität, Kontrolle und Technologie ist ein Alleinstellungsmerkmal, das viele Händler überzeugt.

Inwiefern unterscheidet sich retailmediatools von großen US-Anbietern wie Criteo und warum ist dieser Unterschied für europäische Händler wichtig?

Viele internationale Plattformen verfolgen einen Advertiser-First-Ansatz. Das heißt, sie bieten vor allem Komfort und Tools für Werbetreibende und ein One-Size-Fits-All für Händler. Unser Ansatz ist genau umgekehrt: Wir stellen den Händler in den Mittelpunkt und ermöglichen ihm maximale Autonomie. Unser System lässt sich an die Strategie des Händlers anpassen, nicht andersherum.

Wie stellen Sie sicher, dass Datenhoheit und Erlösmodelle tatsächlich beim Händler bleiben?

Unsere Plattform ist API-first und vollständig modular aufgebaut. Das bedeutet, dass Händler selbst entscheiden, welche Daten sie in welcher Form bei uns für Retail Media nutzen möchten. Auch bei den Erlösmodellen haben sie das Sagen: Sie definieren selbst, welche Produkte beworben werden dürfen, welche Preise aufgerufen werden und wie Werbepartner eingebunden werden. Wir liefern ausschließlich die Technologie und greifen nicht in das Geschäft unserer Kunden ein.

Für welche Zielgruppe ist retailmediatools besonders relevant – und wie gehen Sie konkret auf deren Bedürfnisse ein?

Unsere Kunden sind in der Regel große Multi-Brand Handelsunternehmen mit einem umfangreichen digitalen Footprint. Sie stammen typischerweise aus den Segmenten Lebensmittel, Drogerie, Consumer Electronics, Mode oder Heimwerken. Unser System ist jedoch nicht auf bestimmte Branchen beschränkt und sehr flexibel. Es lässt sich daher in unterschiedlichste IT-Landschaften integrieren und ermöglicht Self-Service, Managed-Service oder hybride Modelle.

Die internationale Expansion ist ein großer Schritt. Welche Herausforderungen bringt das mit sich und wie begegnen Sie diesen?

Jeder Markt hat seine eigenen regulatorischen Anforderungen, technischen Standards und Erwartungshaltungen. Dazu kommen kulturelle Unterschiede und unterschiedliche Reifegrade beim Thema Retail Media. Wir begegnen dieser Vielfalt mit einem hochgradig flexiblen Systemansatz, der sehr einfach an lokale Anforderungen angepasst werden kann.

Was bedeutet es für Sie als Gründer, nun mit Barry Clogan als CEO zusammenzuarbeiten?

Es ist für mich eine große Chance. Barry bringt extrem viel internationale Erfahrung und ein beeindruckendes Netzwerk im Handel und Retail Media mit. Wir haben von Anfang an sehr partnerschaftlich zusammengearbeitet. Ich kann mich nun noch stärker auf das Thema Produkt und Technologie konzentrieren, während Barry unsere internationale Expansion vorantreibt.

Was hat sich aus Ihrer Sicht im Retail Media Bereich in den letzten Jahren grundlegend verändert?

Retail Media hat sich von einer eher experimentellen und durch Corona getriebenen Phase zum festen Bestandteil der Handels- und Marketingstrategie entwickelt. Vor fünf Jahren war das Thema noch ein „nice to have“, heute gehört es zu den strategischen Wachstumsfeldern vieler Handelsunternehmen. Laut aktuellen Marktprognosen wird Retail Media im Jahr 2025 weltweit erstmals die klassischen TV-Werbeerlöse überholen. Gleichzeitig sind die Ansprüche an Technologie und Usability massiv gestiegen. Händler wollen heute keine einzelnen Insellösungen, sondern eine flexible Infrastruktur, die mit den steigenden Anforderungen und Komplexitäten mitwachsen und alle Kanäle abdecken kann.

Wie möchten Sie das Produkt- und Serviceangebot von retailmediatools künftig weiterentwickeln?

Wir arbeiten ständig daran, unsere Plattform noch flexibler und leistungsfähiger zu machen. Ein Schwerpunkt liegt aktuell natürlich darauf, KI in möglichst vielen Bereichen einzusetzen. Darüber hinaus beschäftigen wir uns intensiv mit dem Wachstumsfeld In-Store Media.

Das Thema Datenschutz ist und bleibt ein Dauerthema. Vor allem in Europa. Als deutsches Unternehmen haben wir da sicher einen Vorteil, da wir den Datenschutz vermutlich genauer und ernster betrachten als viele Unternehmen aus den USA. So sind wir von Anfang an cookieless unterwegs und bieten trotzdem umfangreiche Tracking-Möglichkeiten. Aktuell ist beispielsweise das Thema “Research Online, Purchase Offline (ROPO)” im Trend und wir können diesen ROPO-Effekt für alle unsere betreffenden Kunden auswertbar machen.

Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben?

Erstens: Im B2B-Umfeld ist die richtige Balance aus Geduld (die Vertriebszyklen dauern einfach lange) und Konsequenz (Feedback schnell umsetzen) gefragt.
Zweitens: Macht keine falschen Kompromisse bei den ersten Mitarbeitern (und auch Beratern!).
Drittens: Bei den ersten positiven Anzeichen, dass ihr mit eurer Vision richtig liegt, geht den Weg konsequent weiter und lasst euch von diversen Verlockungen nicht vom Weg abbringen.

Bild retailmediatools Retail Media Magnus Aufschild Gründer und CPO retailmediatools Copyright: Masa Yuasa

Wir bedanken uns bei Magnus Aufschild für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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