Gerd Güldenpfennig und Stefan Siebert Gründer von Routago, sichere Navigation für blinde und sehbehinderte Menschen, in der Höhle der Löwen
Stellen Sie sich und das Startup Routago doch kurz vor!
Sichere Navigation für blinde und sehbehinderte Menschen
Routago Assist ist die einzige weltweite sichere Fußgängernavigation und bietet umfangreiche Hilfsmittel, um blinde und sehbehinderte Menschen auf ihren Wegen zu unterstützen. Routago Assist ist der komplette digitale Assistent für die individuelle Mobilität als App auf dem Smartphone: barrierefrei, leicht verständlich und natürlich optimiert auf einfache Bedienung mit Voice-Over. Wir möchten mit unserer Assistenz-App einen Beitrag leisten zu mehr Sicherheit, Freiheit, Selbstbestimmung und vor allem zur Erleichterung der Mobilität im Alltag.
Routago entwickelt Technologien und Produkte für die Navigationsanforderungen, die nicht auf der Straße allein zu lösen sind. Unsere Technologieplattform erweitert die Mobilität mit einer einzigartigen, KI-basierten Routenplanung auf Gehwegen entlang der Straße, mit sicheren Straßen-Überquerungen, auf Fußwegen, in Parks und Grünanlagen, in Fußgängerzonen, über Plätze und in Unterführungen. Routago wird aktuell eingesetzt für die Navigation von Fußgängern, deckt aber auch autonome Lieferfahrzeuge, Fahrräder und alle anderen Formen der Mikro-Mobilität. Routago integriert sich in bestehende Mobilitätslösungen und übernimmt dort die Navigationsaufgaben, beispielsweise auf der „letzten Meile“.
Start-up Unternehmen aus der Technologieregion Karlsruhe und Forschungspartner des Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Wir setzten stark auf den Einsatz von KI in verschiedenen Bereichen der eigenen Technologieplattform und Produkte.
Mein Name ist Gerd Güldenpfennig, ich bin der Gründer und CEO von Routago. Ich habe vor 30 Jahren mein erstes Unternehmen gegründet, mit dem wir IT-Projekte für zahlreiche Unternehmen realisiert haben. Als sich vor einigen Jahren die Möglichkeit abzeichnete, noch einmal etwas Neues, etwas Eigenes mit gesellschaftlicher Bedeutung zu schaffen, habe ich nicht lang gezögert.
Wie ist die Idee zu Routago entstanden?
Wir alle im Routago Team haben mit dem Aufkommen der ersten iPhones vor über 10 Jahren begonnen Apps zu entwickeln. Wir waren fasziniert von den unglaublichen neuen Möglichkeiten, die sich hier eröffneten. Parallel haben wir über gemeinsame Arbeiten mit dem Studienzentrum für Sehgeschädigte (SZS) am KIT die Anforderungen blinder Menschen kennengelernt. Die rasante technische Entwicklung der Smartphones hat uns bald die Möglichkeit an die Hand gegeben, diese Anforderungen und die neuen technischen Möglichkeiten zusammenzubringen. Ab 2016 haben wir dann gemeinsam mit dem SZS die Grundlagen für Routago in einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekt entwickelt.
Welche Vision steckt hinter Routago?
Wir stellen den Menschen in den Mittelpunkt der Mobilität. Es ist immer der Mensch, der von A nach B möchte. Es geht nicht um das Verkehrsmittel und noch viel weniger um die Frage ob Elektro- oder Verbrennermotor. Das wird in der Diskussion über die Mobilität und von den gängigen Navigationsanbietern völlig vernachlässigt. Ein Mensch geht beispielsweise nicht mitten auf der Straße und ein Fußgänger braucht ganz andere Informationen als die welche ihm heute angeboten werden. Und das gilt natürlich umso mehr, je mehr die individuelle Mobilität des Menschen beeinträchtigt ist. Wir wollen einfache und sichere Mobilität für alle Menschen, zukunftssicher integriert in die nachhaltigen Mobilitätkonzepte von morgen.
Wer ist die Zielgruppe von Routago?
Routago Assist erleichtert heute die Mobilität von blinden und sehbehinderten Menschen. In Zukunft richten wir uns an jeden Verkehrsteilnehmer der eine bessere, auf den Menschen zugeschnittene Navigation benötigt: seien es Rollstuhlfahrer, Menschen mit eingeschränkter Mobilität, mit speziellen Anforderungen oder einfach nur als Fußgänger. Routago bietet die jeweils geeigneten Wege an.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen sich für die Sendung Die Höhle der Löwen zu bewerben?
Das war meine Partnerin. Wir haben die Sendung häufig zusammen angesehen. Sie hat dann immer wieder gesagt, dass wir uns unbedingt bewerben müssen. Ich war aber lange der Meinung, dass es noch zu früh für uns ist. Dann hat sie eines Tages einfach eine sehr persönliche Bewerbung eingesendet, ohne dass ich es wusste. Es war eine so tolle Überraschung als eine positive Rückmeldung kam. Dann haben wir uns auf dem offiziellen Weg beworben und die aufregende Reise begann.
Wie haben Sie sich auf die Sendung vorbereitet?
Ich weiß nicht, ob man sich darauf wirklich vorbereiten kann. Den meisten Menschen, wie auch uns, fehlt ja die Erfahrung was in einem Studio so alles auf einen zukommt. Natürlich sieht man sich die Staffel an und liest über die Löwen. Wir haben Routago auch bei anderen Pitch-Veranstaltungen vorgestellt und man versucht daher Antworten auf die typischen Fragen der Investoren bereitzuhalten. Die beste Vorbereitung war dann die Unterstützung durch das ganze DHDL-Team. Alle waren immer supernett, sehr hilfsbereit und haben uns auf dem gesamten DHDL-Weg an die Hand genommen.
Sie sind eines der wenigen Startup Unternehmen, dass es in die Sendung Die Höhle der Löwen geschafft hat. Wie motivierend war das für Sie?
Es ist eine großartige Bestätigung der jahrelangen Arbeit, die unser ganzes Team geleistet hat. Diese Anerkennung und die einmalige Möglichkeit, Routago den Löwen und so vielen interessierten Menschen vorstellen zu können, hat uns sehr motiviert.
Wie wichtig war dieser Schritt für Sie als Startup Unternehmen? Auch unter dem Gesichtspunkt, dass durch Die Höhle der Löwen viele Interessenten und auch Medien auf Routago aufmerksam werden?
Es sind diese beiden Punkte, die für uns als Gründer von Bedeutung sind: die Chance mit bekannten Investoren zu sprechen und gleichzeitig mediale Aufmerksamkeit zu gewinnen. Diese beide Punkte sind für uns, wie sicher für alle Start-ups, eine zentrale Herausforderung. Deswegen freue ich mich sehr, dass wir mit unserer Teilnahme in der Höhle der Löwen gleich beide Themen einen großen Schritt voranbringen konnten.
Welchen Investor hatten Sie im Fokus?
Carsten Maschmeyer ist der Löwe, den wir stark im Fokus hatten. Sein Interesse an Tech-Investments und seine Kontakte in die USA passen sehr gut zu uns.
Routago, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir sind bereits erfolgreich in den Markt gestartet, jetzt arbeiten wir intensiv an unserem Wachstum. In fünf Jahren wollen wir als Marktführer blinden und sehbehinderten Menschen auf der ganzen Welt helfen. Daneben haben wir dann unsere Technologie in weiteren Mobilitäts-Anwendungen im Markt: wir vertreten und begleiten den Menschen in der vernetzten Smart City und wir navigieren neben Fußgängern auch andere Mobilitätsteilnehmer.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Der wichtigste Punkt: Durchhaltevermögen. Die Finanzierung des Start-ups muss für zwei Jahre stehen ab dem Zeitpunkt, an dem das Produkt zumindest präsentierbar ist.
Der zweite Punkt: Die Motivation von Investoren verstehen. Da wir ein High-Tech Produkt sind, welches sich auch noch im aktuellen Trend „KI“ bewegt, war unsere Erwartung, dass wir Investoren vor allem mit dem Potenzial unserer Technologie überzeugen können. Mit unseren bisher gemachten Erfahrungen ist das aber nur sehr selten der Fall, am ehesten bei jeweils aktuellen Hype-Themen. Ein Investor investiert ausschließlich in den zu erwartenden Markterfolg. Was wie eine Binsenweisheit klingt, bedeutet in der Praxis, dass der „Market-Proof“, selbst für Early-Stage- und für Impact-Investoren, nachweisbar gezeigt worden sein muss. Für ein Produkt wie unseres, welches sich in einem Marktsegment bewegt der für Investoren unbekannt ist, gilt das ganz besonders. Daher kommt auch der oben genannten wichtigste Punkt: Durchhalten können.
Drittens: Das „Trommeln“ für euer Produkt und euer Start-up muss von Anfang an gleichzeitig und gleichberechtigt zur Produktentwicklung erfolgen, oder sogar mit höherer Priorität. Gerne kümmert man sich zuerst begeistert um sein Produkt und ist der Meinung, dass man mit dem tollen Produkt dann quasi von alleine den Markt und die Investoren überzeugt. Das ist eine existenzbedrohende Fehleinschätzung.
Gerd Güldenpfennig (l.) und Stefan Siebert aus Ettlingen präsentieren mit Routago“Fußgängernavigation für Menschen mit Sehbehinderung. Sie erhoffen sich ein Investment von 600.000 Euro für 20 Prozent der Anteile an ihrem Unternehmen.
Foto: TVNOW / Bernd-Michael Maurer
Sehen Sie Routago am 07. Juni 2021 in der Höhle der Löwen
Wir bedanken uns bei Gerd Güldenpfennig für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder