Laut dem Female Founders Monitor 2019 ist der Anteil weiblicher Gründerinnen auf 15,1% gestiegen.
Das ist immer noch zu wenig und wirft Fragen nach den Gründen dafür auf, schließlich sind 40% aller Selbstständigen Frauen. Wieso gründen wir nicht? Es wird ein Wechselspiel von soziokulturellen Faktoren sein, die es den Frauen schwerer machen zu gründen bzw. die sie sogar gänzlich davon abhalten. Der Bericht führt die geringe Bereitschaft, Kapital aufzunehmen, als einen der Gründe für das Nichtgründen an. Wenn mal eine Idee scheitert, entscheidet sich nur jede vierte Frau dazu, es weiter zu versuchen, und auch vom berühmten “Vitamin B” machen nur wenige Frauen gebrauch. Sie sind lokal nicht so gut vernetzt, wie männliche Gründer. Genau da setze ich an.
Mit she-preneur habe ich 2016 eine Plattform zum Austauschen, Vernetzen und Unterstützen geschaffen.
Die Frauen helfen sich dort gegenseitig, motivieren sich und machen einander Mut. Austausch mit Gleichgesinnten und ein funktionierendes Netzwerk gehören zu den Erfolgskomponenten einer Selbstständigkeit.
Ich sehe mangelndes antrainiertes Selbstbewusstsein als einen der größten Gründe für die geringe Anzahl weiblicher Gründerinnen. Frauen wird in der Businesswelt oft ganz anders entgegengetreten, und das wird ihnen schon früh vermittelt. Sie fragen nicht nur weniger nach Kapital zur Gründung, ihnen wird es auch weniger zugestanden. Gründerinnen werden leider oft unterschätzt, und sie haben Schwierigkeiten, als Chefin ernst genommen zu werden – auch bei Kreditgebern. Jens Tönnesmann zitierte einmal für Die Zeit einen Bericht, der ergeben hat, dass Investoren eher eine Idee von Männern fördern würden, als die gleiche Idee von einer Frau.
Hier muss es mehr Diskurs geben und sich das Mindset unserer Gesellschaft ändern. Es kann nicht sein, dass Frauen mehr leisten müssen, um die gleiche Anerkennung zu bekommen wie Männer. Eine von uns in der she-preneur Community durchgeführte Studie hat ergeben, dass sich die meisten Gründerinnen nicht mal selbst als “Expertin” bezeichnen würden, egal ob akademischer Grad oder nicht. Sie wüssten ja nicht alles auf ihrem Gebiet. Männer sind da viel selbstbewusster. Wenn Frauen sich vernetzen, sich mit Gleichgesinnten austauschen oder eine stärkende Mentorin an ihrer Seite haben, trauen sie sich mehr zu. Bei she-preneur fördern wir den Austausch und die Vernetzung.
Was wir in unserer Community beobachten konnten, ist, dass oft auch der Faktor Familie ein Grund ist, weshalb es vielen zu risikoreich ist, zu gründen. Dabei ist Selbstständigkeit oft wunderbar mit der Familie zu vereinbaren. Viele Frauen, die eine Familie haben, führen ihr Business leider nur nebenbei, oft auch nur als Hobby. Sie sind mit kleinen Nebeneinkünften zufrieden, dabei würde so viel mehr gehen.
Wir legen viel Wert auf unsere Community, da sich gezeigt hat, dass Frauen gemeinsam mehr erreichen können als allein. Gemeinsam erreichen sie mehr, als sie sich am Anfang selbst zugetraut haben.
She-preneur ist in erster Linie eine Online-Community.
Teil unseres Angebots ist auch, dass unsere Kundinnen regelmäßig offline zusammenkommen, um Feedback von ihren Peer-Groups zu bekommen. Dabei geht es häufig um Unsicherheiten im Sales Bereich. Vielen fällt es schwer, nach einem angemessenen Preis für ihre Produkte zu Fragen, und sie sind sich unsicher, wie sie ihre Kunden zum Kauf ihrer Angebote bekommen, ohne sich dabei marktschreierisch zu fühlen. Im Grunde bringen wir unseren Kundinnen dann bei, mehr zu denken wie ein Mann. Selbstbewusst zu wissen, wie viel man selbst, die eigene Arbeit und das eigene Produkt wert ist und sich zu trauen, nach der Gegenleistung zu fragen. Was wirklich helfen würde, wäre auch eine gezielte Förderung weiblicher Entrepreneurs von der Regierungsseite. An Schulen sollte es Unterricht zu Gründung und Arbeitsmarkt geben, junge Mädchen sollten an Technik genauso herangeführt werden wie Jungs.
Es ist noch ein weiter Weg bis zum gleichberechtigten Arbeitsmarkt. Wir glauben fest daran, dass wir es als Female Founders gemeinsam schaffen. Lasst uns zusammenkommen, Dialoge über Ungerechtigkeiten und Unsicherheiten führen und uns gegenseitig vernetzen, weiterbringen und austauschen.
Autor Tanja Lenke
Bildquelle/ Fotograf: Emanuele Siracus
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