Freitag, Oktober 25, 2024
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Wie verändert man das Recycling und macht es einfacher für alle Beteiligten?

ScrapBees macht Recycling einfach und transparent, indem es Altmetall direkt vor Ort analysiert, sortiert und digital erfasst, um effiziente Kreislaufwirtschaft zu fördern

Könnten Sie uns ScrapBees und die Personen, die hinter dem Unternehmen stehen, kurz vorstellen?

Thilo Hamm: ScrapBees erschließt urbane Rohstoffminen, indem es Recycling möglichst einfach und transparent macht. Wir nehmen Handwerkern, Betrieben oder Privatpersonen die ungeliebte Aufgabe des Schrott-Recyclings ab. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen auf die Baustelle, in die Produktionsstätte oder zum Kunden nach Hause, analysieren, sortieren, verwiegen das Material und erfassen es per App in unserem digitalen Schrottplatz. Maximale Transparenz, keine Containermiete, kein eigenes Schleppen, was gerade in Zeiten des Fachkräftemangels im Handwerk wichtig ist. Unseren Service bieten wir in allen großen deutschen Metropolregionen an.

Florian Kriependorf: „Wir“ – das ist in dem Fall ein Team von rund 50 großartigen Kolleginnen und Kollegen. Gegründet haben wir 2020 zu dritt. Thilo kenne ich vom MBA an der WHU-Otto Beisheim School of Management. Er ist außerdem Ingenieur und kümmert sich bei uns um das B2B-Geschäft. Mit Sebastian Kopsan habe ich schon vor ScrapBees bei einem Startup zusammengearbeitet. Er hat als versierter Softwareentwickler unseren digitalen Schrottplatz maßgeblich programmiert. Ich selbst komme aus der Recyclingbranche, kümmere mich deshalb um saubere Stoffströme und sorge gleichzeitig dafür, dass im „dezentralen Schwarm“ die Servicequalität stimmt. Als Rechtsanwalt im Team gehen auch alle Themen um Genehmigungen und Dokumentationspflichten über meinen Tisch.

Was war die Motivation hinter der Gründung von ScrapBees, und welche Vision verfolgen Sie im Bereich Recycling und Nachhaltigkeit?

Thilo Hamm: Wir wollen, dass Sekundärrohstoffe besser wiederverwertet werden. Dies geht aus unserer Sicht am besten, wenn das Recycling für alle Beteiligten so einfach wie möglich gemacht wird. Darum bringen wir mit ScrapBees ein neues Service-Level in die Branche und setzen auf Schnelligkeit, Effizienz und Transparenz. 

Florian Kriependorf: Zunehmender Rohstoffmangel und der Wechsel hin zu grünem Stahl erfordert, dass wir sämtliche Ressourcen schnell dem Kreislauf wieder zuführen. Dank unseres digitalen Ansatzes gelingt es uns, auch kleinere Mengen Altmetall effizient einzusammeln und dem Recyclingkreislauf schnellstmöglich wieder zuzuführen. Wir wollen langfristig zu dem gesellschaftlichen Ziel beitragen, unsere Abhängigkeit von primären Rohstoffen stark zu reduzieren.

Wie tragen Ihre Dienstleistungen dazu bei, die Bedürfnisse der Endkunden und der Recyclingindustrie zu erfüllen?

Thilo Hamm: Unsere Kunden können ihr Altmetall bequem per Email, Telefon, WhatsApp oder auf der Webseite anmelden und zum gewünschten Termin abholen lassen. Das Material wird vor Ort analysiert, gewogen und digital erfasst. Für wertvolle Materialien erhält der Kunde eine Gutschrift. Für Geschäftskunden steht die Entlastung des Personals auf der Baustelle oder in der Produktion an erster Stelle. Bei unseren über 500 Kunden aus der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik-Branche (SHK) übernehmen wir zum Beispiel das Ausbringen und den Abtransport des alten Heizungskessels.

Florian Kriependorf: Unsere Abnehmer sind an möglichst sortenreinem Material mit dokumentierter Herkunft interessiert und arbeiten entsprechend gern mit uns zusammen. In der Realität sieht es bislang so aus, dass viel Downcycling betrieben wird. Das heißt, es werden viele Metallsorten vermischt. Das kann die Schmelzprozesse beeinträchtigen und die Eigenschaften des recycelten Metalls verschlechtern. Die beste Qualität wird erzielt, wenn Materialien wie Messing oder Kupfer möglichst schon in der „urbanen Mine“ sortenrein erfasst und auf dem Weg in die produzierenden Werke separiert gehalten werden. Teure Umwege über Sortieranlagen werden so überflüssig. 

Welche Herausforderungen sind Ihnen in der Anfangsphase begegnet, insbesondere bei der Einführung des digitalen Schrottplatzes, und wie haben Sie diese gemeistert?

Thilo Hamm: Nach dem Start von ScrapBees haben wir unsere aktuelle Kernzielgruppe – das Handwerk – suchen müssen. Im Kern ging es darum, eine Übersetzung für unsere Unternehmensvision zu finden, die als Geschäftsmodell nachhaltig funktioniert. Wir tragen zur Lösung des Problems Rohstoffmangel bei. Aber welches Problem lösen wir konkret für unsere Kunden? Dahin war es ein Prozess. 

Was macht ScrapBees im Vergleich zu anderen Schrott- und Recyclingdiensten einzigartig, und was ist Ihr besonderer USP (Unique Selling Point)?

Florian Kriependorf: Wir arbeiten komplett transparent und sind im Kern ein digitales Unternehmen. Gleichzeitig sind wir stets mit eigenen Leuten vor Ort und können die Qualität sicherstellen, weil wir das Material immer einmal in der Hand hatten. Klar, das Metall muss bei uns genauso geschleppt werden wie bei anderen Dienstleistern. Der Unterschied ist aber, dass es bei uns noch vor Ort Teil unseres digitalen Schrottplatzes wird. Wir berechnen automatisch die besten Routen für unsere Vans, haben die Echtzeitpreise im System und gleichen sie mit dem passenden Abnehmer ab. So können wir auch schon kleine Mengen Metall gewinnbringend in den Recycling-Kreislauf zurückführen. Zudem bieten wir Kunden eine große Portion Service und Transparenz.

Thilo Hamm: Unsere überregionalen Kunden profitieren davon, dass sie an allen Standorten auf unseren Service bauen können. So konnten wir bei fast allen der großen Wärmepumpen-Installateure fester Bestandteil des Baustellen-Prozesses werden. 

Im Bereich Logistik heben wir uns außerdem klar vom direkten Wettbewerb ab. Wir unterhalten selbst eine Flotte von etwa 30 Fahrzeugen und alle unsere Fahrer sind festangestellt. Wir sind nicht auf Subunternehmer oder Speditionen angewiesen und können entsprechend zuverlässig, wiederkehrend und absolut termintreu agieren. Gerade bei der Zusammenarbeit mit Handwerksfirmen ist das absolut entscheidend. 

Wie funktioniert der Prozess der digitalen Erfassung von Schrott vor Ort, und welche Vorteile bietet dieser innovative Ansatz für Ihre Kunden?

Florian Kriependorf: Unsere Mitarbeitenden sind alle geschult und zerlegen, bestimmen und sortieren noch vor Ort das Material. Danach wird alles gewogen. Die Daten fließen automatisch über unser System in den digitalen Schrottplatz und werden dort verarbeitet. Der Kunde kann den ganzen Prozess transparent begleiten und erhält direkt ein Feedback über den Wert seiner Materialien. 

Thilo Hamm: Unser Fokus auf Daten und Digitalisierung hebt aber auch unsere Kunden auf ein neues Level: Für die Entsorgung von Müll und Metallen finden sich zum Teil unseriöse Abnehmer. Bei uns sind elektronische Entsorgungsnachweise Teil vom Standardprozess. Das ist für Kunden auch eine große Vereinfachung bei der Verwaltung von Förderanträgen für neue Heizsysteme. Dass wir jeden Zahlungsfluss transparent und unbar gestalten, schützt die Kunden davor, bei Steuerfragen in Erklärungsnot zu kommen.

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung von ScrapBees, und welche neuen Technologien oder Dienstleistungen planen Sie, um das Unternehmen weiter voranzutreiben?

Thilo Hamm: Wir wollen unseren Service sukzessive in ganz Deutschland ausrollen. Und noch weiter in die Wertschöpfungskette des Recyclings eindringen. Wir sind im SHK-Umfeld bereits fester Bestandteil im Prozess vieler großer Anbieter und können in dem Segment noch enorm wachsen. Darüber hinaus bieten wir unseren Service bereits in weiteren Branchen an und lösen auch hier Kundenprobleme rund um das Recycling.

Welche Zielgruppen sprechen Sie mit ScrapBees an, und wie passen Sie Ihre Dienstleistungen an die unterschiedlichen Bedürfnisse von Privatkunden und Unternehmen an?

Thilo Hamm: Die letzten 12 Monate haben wir uns stark auf das Sanitärhandwerk fokussiert. Die Rechnung dahinter lautet: Wenn in Deutschland jedes Jahr 500.000 Wärmepumpen installiert werden sollen, bedeutet das auch jedes Mal rund 300 Kilogramm Altmetall. Die Branche leidet unter Fachkräftemangel, den Handwerksbetrieben fehlt schlicht die Zeit, die alten Anlagen aus den Kellern zu tragen und zu recyclen. Das übernehmen wir. Unser Motto ist “Wenn wir kommen, hast Du Feierabend!”. Zudem können wir über eine ganze Reihe von zusätzlichen Services punkten: Oft muss ja auch eine neue Heizung reingetragen oder auf einen Sockel gehoben werden. Es fällt Papier- und Plastikmüll an. Das machen die SchrottBienen ebenfalls!

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrer Geschäftsstrategie, und wie tragen Ihre Dienstleistungen konkret zur Förderung einer Kreislaufwirtschaft bei?

Thilo Hamm: Unser Startup bietet im Kern praktische Lösungen für die Kreislaufwirtschaft. Wir bringen die Rohstoffe zurück in den Kreislauf – und zwar schneller und effizienter als jeder andere. Damit tragen wir ganz konkret zu einem nachhaltigen Umgang mit unseren endlichen Ressourcen und zum Klimaschutz bei. Unser Recyclingprozess spart 230 Kilogramm Co2 ein im Vergleich zum klassischen Recycling. Das Schöne an unserem Geschäftsmodell: Je stärker wir wachsen, desto größer unser Impact! 

Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründern geben, die ebenfalls in einem innovativen und umweltfreundlichen Bereich ein Unternehmen aufbauen möchten?

Thilo Hamm: Löst relevante Probleme eurer Kunden. Lasst euch nicht von eurem Ziel ablenken. Achtet darauf, dass euer Geschäftsmodell im Kern profitabel ist. 

Florian Kriependorf: … und ein vierter Ratschlag gehört noch dazu: Tut es als Gründerteam, in dem einer den oder die anderen ergänzen, beflügeln und zur Not erden kann.

Gab es einen besonderen Moment oder ein Kundenfeedback, das Ihnen gezeigt hat, dass Sie mit ScrapBees auf dem richtigen Weg sind?

Thilo Hamm: Ein Heizungsmonteur hat seinen Arbeitgeber gewechselt und war so von uns überzeugt, dass er seinem neuen Arbeitgeber direkt empfohlen hat, mit uns zusammenzuarbeiten. Heute arbeiten wir für dieses Unternehmen in ganz Deutschland. Dies ist so ähnlich auch bei anderen unserer Partner passiert. Wenn wir so empfohlen werden, zeigt dies, dass wir eine Menge richtig machen.

Wie stellen Sie sicher, dass ScrapBees auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleibt und gleichzeitig die wachsenden Anforderungen der Recyclingbranche erfüllt?

Thilo Hamm: Wir wollen Recycling so einfach und effizient wie möglich machen. Daran arbeiten wir Tag für Tag. Wir verbessern laufend unsere Services und wachsen mit unseren Kunden. Und wir reagieren schnell auf neue Regulatorik, Rohstofftrends und Rohstoffpreise. 

Bild: Thilo Hamm, Sebastian Kopsan, Florian Kriependorf (von links nach rechts) Copyright ScrapBees

Wir bedanken uns bei Florian Kriependorf und Thilo Hamm für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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