Second flowers nachhaltige Blumendeko für Hochzeiten und Events
Stellen Sie sich und das Startup Second flowers doch kurz unseren Lesern vor!
Mein Name ist Alexandra Endres und ich bin die Gründerin von Second flowers. Bei uns geht es um nachhaltige Blumendeko für Hochzeiten, Events und die Gastronomie. Wir teilen regional Blumendeko auf zwei Veranstaltungen, statt sie nach wenigen Stunden auf einer Veranstaltung in die Tonne zu werfen.
Warum haben Sie sich entschlossen, ein Unternehmen zu gründen?
Ich hatte einen Aha-Moment auf unserer Hochzeit, als wir trotz aller Bemühungen, die Blumendeko an Gäste zu verschenken am nächsten Tag ein einem Meer aus Blumen standen, die wir einfach nicht mehr gebraucht haben. Ich habe mir direkt gedacht „Oh Gott, wie schade! Was machen wir denn jetzt?“ und es gab aber keine wirklich gute Lösung. Wir haben ganz viel selbst noch mitgenommen, aber auch einiges stehen lassen. Die Location hat die Blumen dann entsorgt. Das fühlte sich so falsch und schlecht an. Die Blumendeko hielt sich noch eine ganze Woche und ich dachte mir, da muss eine Lösung her! Die Blumen müssen dahin umziehen, wo sie nochmal gebraucht und wiederverwendet werden. Und da war die Idee geboren!
Was war bei der Gründung von Second flowers die größte Herausforderung?
Das Leben und der Plan, den wir alle oft ja so detailliert dafür haben.
Als die Idee zu Second flowers entstand, war ich gerade am Ende meiner Elternzeit und bin wieder in meinen alten Job eingestiegen (ich war im Marketing bei einem Sondermaschinenbauer). Dazu kam ein 1jähriges Kind und eine Hausbauplanung. Nichts hat dafür gesprochen, sich nun auch noch in ein Startup zu stürzen. Und so musste Second flowers etwas hinten anstehen. Im Winter 2020 sah ich dann den Moment gekommen und habe allen Mut zusammen genommen und alle Zweifel beiseite gekehrt und einfach gegründet.
Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?
Absolut! Das sollte man auch, weil die Idee durch Impulse von außen wächst und sich verändert. Ich sage immer, dass Second flowers in den ersten Monaten nach jedem Gespräch ein Arm oder ein Bein gewachsen ist. Das klingt vielleicht komisch, aber man hat ja als Gründer:in auch einen Tunnelblick oder sitzt in seiner Gründer:innen-Bubble. Andere Menschen sehen viel objektiver drauf und vielleicht nochmal mehr „von oben“ und können wirklich helfen. Daher einfach losgelaufen! Angst und Zweifel werden nie ganz verschwinden. Gründen ist eine Achterbahnfahrt und darauf kann man sich ohnehin nicht vorbereiten.
Welche Vision steckt hinter Second flowers?
Einen Markt für Second hand Blumendeko aufzubauen. Weil wir es uns auf Festen schön machen dürfen und dennoch nicht außer Acht lassen sollten, dass damit ökologische Auswirkungen verbunden sind. Durchs Teilen können wir diese ganz erheblich reduzieren, weil wir Ressourcen schonen. Der Blumenhandel ist ein globales Geschäft. Wir haben in Deutschland immer weniger regionale Gärtner. Wenn Blumen aus den Niederlanden kommen, sind sie noch halbwegs ökologisch und sozial vertretbar, aber ganz viele Blumen reisen aus Südamerika oder Afrika zu uns. Ihre Aufzucht ist mit hohem Wasserverbrauch und dem Einsatz von Düngern und Pestiziden verbunden. Die gerade so trendigen Trockenblumen werden gebleicht und gefärbt. Dadurch werden in Asien Flüsse, Seen und teilweise das Grundwasser verschmutzt. Alles nicht sehr umweltfreundlich, aber weit genug weg, um nicht hinsehen zu müssen. Da wollen wir Bewusstsein und eine Möglichkeit zur Umweltschonung schaffen.
Und ganz nebenbei durch das Sharing-Modell auch Kosten senken!
Wer ist die Zielgruppe von Second flowers?
Das sind Brautpaare, die nach ihrer Hochzeit die Blumendeko weiterleben lassen und gleichzeitig ihre Kosten senken wollen. Aber auch Paare, die diese Blumendeko gebraucht übernehmen möchten. Dabei teilen wir aber z.B. nicht den Brautstrauß oder den Anstecker. Das sind für zu emotionsgeladene Blumen. Es geht primär um den Tischschmuck.
Gleichzeitig können Blumendekos ja auch auf anderen Festen wiederverwendet werden: auf (freien) Taufen, kirchlichen Festen wie Kommunionsfeiern, bei Geburtstagen oder anderen Jubiläen und auf Firmenevents. Nicht zuletzt zeigt sich die Gastronomie als Abnehmer offen. Dort gibt es oft Blumenabos, die wir durch Second flowers ablösen können. Deutlich besser für die Umwelt und kostensenkend!
Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Dass es uns gibt und andere eine solche Möglichkeit noch gar nicht bieten. Da ist Second flowers absolut einzigartig.
Second flowers, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Bis dahin wollen wir ein großes, deutschlandweites Netzwerk aus PartnerFlorist:innen aufgebaut haben, die ihren Brautpaaren, aber auch anderen Blumendeko planenden Menschen die Blumenweitergabe aktiv anbieten. Gleichzeitig möchten wir so bekannt werden, dass auch genug Abnehmer die gebrauchte Deko wiederverwenden. Das ist echte Pionierarbeit und der Weg ist lang. Aber wir sind zuversichtlich, denn Nachhaltigkeit geht uns alle an und in diesem Bereich ist noch viel Luft nach oben.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründerinnen mit auf den Weg geben?
Fange an, bevor du fertig bist! Denn du bist nie soweit!
Geh raus mit deiner Idee, hol dir Feedback von Familie, Freunden, aber auch ganz „ungeschöntes“ aus deiner Zielgruppe. Die solltest du natürlich kennen und ihre Meinung ist die wichtigste! Und dann lass die Idee wachsen und sich verändern. Nichts ist in Stein gemeißelt.
Und umgibt dich mit Menschen, die dich unterstützen! Am Besten suchst du dir ein Netzwerk in deiner Region, in dem du dich mit anderen Gründern austauschen kannst, denn ganz offen gesagt, werden viele Menschen in deinem nahen Umfeld das Gründen erstmal kritisch sehen und werden dich nicht genug ermutigen. Such dir die, die dich antreiben!
Fotografin Anna Mardo
Wir bedanken uns bei Alexandra Endres für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder