seedtrace digitale Plattform bringt Transparenz entlang der Lieferketten
Stellen Sie sich und das Startup seedtrace doch kurz unseren Lesern vor!
Wir sind ein junges Berliner Startup und haben es uns zum Ziel gesetzt, Transparenz entlang der Lieferkette zur Norm zu machen, indem wir über eine digitale Plattform die soziale und ökologische Wirkung von Produkten sichtbar und beweisbar machen. Als Software-as-a-Service (SaaS) Startup bieten wir Unternehmen die Möglichkeit, die Lieferketten ihrer Produkte vom Ursprung bis ins Supermarktregal abzubilden und die Geschichte an Verbraucher:innen zu kommunizieren.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
seedtrace wurde aus einer einfachen Problemstellung heraus geboren: Die fehlende Verbindung zwischen der Herkunft eines Produktes und uns als Konsument:innen. Obwohl der Trend eindeutig ist, sind wir oft überfordert und misstrauen – aus guten Gründen – den Informationen, die uns zur Verfügung stehen. So sind wir unsicher, für welche Produkte wir uns entscheiden sollen, ob das nun im Supermarkt oder im Bekleidungsgeschäft ist. Durch die Arbeit unserer Gründerin Katharina mit wirkungsorientierten Farmen in Afrika und Gründerin Ana Selina’s Erfahrungen im Social-Enterprise-Sektor in Europa wuchs in uns der Wunsch, dieses Problem anzugehen. Der Entschluss stand fest, eine digitale Plattform aufzubauen, die sich darauf konzentriert, Transparenz entlang der Lieferketten von Konsumgütern zu schaffen und insbesondere aufzuzeigen, wie es um die soziale und ökologische Wirkung eines Produktes bestellt ist.
Welche Vision steckt hinter seedtrace?
Wir arbeiten auf eine Zukunft hin, in der alle Akteure entlang der Lieferkette zusammenarbeiten und gemeinsam skalieren. Gleichzeitig wollen wir Unternehmen und Verbraucher:innen die Möglichkeit geben, ihre ökologische und soziale Wirkung zu einem Verkaufsargument zu machen und zu informierten Kaufentscheidungen befähigen.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Unser Ansatz verlangt eine schrittweise Implementierung von unseren Kunden und hängt von den Kapazitäten und Zielen des Unternehmens ab. Transparenz wirklich umzusetzen bedeutet für uns, die Tatsache anzuerkennen, dass es sich um ein Thema handelt, welches sich ständig weiterentwickelt. Dabei gehen wir ganz neue Wege, wie zum Beispiel in einem aktuellen Projekt bei dem wir faire Bezahlung an Kakaoanbauende in abgelegenen Gebieten Ghanas durch einen 3-Stufen-Prozess verifizieren. Die Umsetzung ist herausfordernd, aber mindestens genauso bereichernd!
Bezüglich unserer Finanzierung hatten wir nach der Unternehmensgründung das große Glück, in das Berliner Startup Stipendium aufgenommen zu werden. Dort haben wir interessante Kontakte knüpfen können und wurden vor allem auch finanziell unterstützt, was uns in der Anfangsphase geholfen hat unseren Fokus auf die initiale Produktentwicklung zu legen. Vor Kurzem haben wir unsere erste Finanzierungsrunde mit dem VC Futury Ventures und verschiedenen Investor:innen abgeschlossen.
Wer ist die Zielgruppe von seedtrace?
Unsere Zielgruppe sind sowohl kleine und mittelgroße Unternehmen mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit, als auch Großkonzerne, die nach und nach ihre Produktsparten transparenter machen wollen. Wir sind überzeugt, dass besonders der Lebensmittelsektor und die Bekleidungsindustrie von unserer Plattform profitieren können.
Wie funktioniert seedtrace? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Die Thematik, welche wir angehen, ist unheimlich komplex. Wie können wir also über das Storytelling hinausgehen, um echte Transparenz zu schaffen? Unser Ansatz lässt sich in vier Ebenen unterteilen. Erstens können Unternehmen ihre Lieferketten mit allen beteiligten Akteuren auf unserer digitalen Plattform abbilden, mit Informationen, Medien etc. anreichern und mit wenig Aufwand Produktseiten für ihre Kunden und Kundinnen auf Desktop und Mobile veröffentlichen.
Auf der zweiten und dritten Ebene geht es darum, Behauptungen zu sozialen und ökologischen Wirkungsfaktoren, die auf Produkt- oder Unternehmensebene gemacht werden können, zu belegen. Dies können Behauptungen wie „100% recycelbares Material“, „überdurchschnittliches Lohnniveau“, oder „Fairtrade“ sein. Jene Behauptungen können dann entweder durch die Offenlegung interner Prozesse oder durch Zertifizierung durch externe Dritte, z.B. NGOs, belegt werden.
Die vierte Ebene, auf der wir uns projektbezogen engagieren, ist die Rückverfolgbarkeit von Produkten. Dazu kooperieren wir mit einem BaaS-Unternehmen und verifizieren z.B. faire Lohnzahlungen an Kakao Kleinbauern und -bäuerinnen in Ghana durch einen 3-stufigen Verifizierungsprozess. Alle wichtigen Informationen werden irreversibel auf einer Blockchain gespeichert. Die Transaktionen sind dann für Verbraucher:innen über einen QR Code auf der Produktverpackung abrufbar und können zum Beispiel auch in Webshops durch eine direkte Integration platziert werden.
Verbraucher:innen fehlt oft das Vertrauen in und die emotionale Bindung zu den Produkten, die sie kaufen. seedtrace ermöglicht es Unternehmen, die einzigartigen Geschichten ihrer Produkte zu erzählen,gleichzeitig Behauptungen über die Wirkung zu belegen und Vertrauen aufzubauen. Beides führt zu erhöhter Kundenloyalität und Zahlungsbereitschaft. Durch unseren Fokus auf Konsument:innen heben wir uns deutlich von anderen Anbietern ab.
seedtrace, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Im Moment konzentrieren wir uns auf die Umsetzung unseres Projekts mit unserem Partner in Ghana, bei dem wir die faire Bezahlung von Kleinbauern und -bäuerinnen durch Blockchain Technologie verifizieren und darauf, unsere Plattform intelligenter und immer anpassungsfähiger an die Komplexität der Branche zu machen. Bis zum Ende des Sommers bedeutet das für uns, dass wir in der Lage sein werden, Finanztransaktionen an Tausende von Bauern und – bäuerinnen in ganz Ghana nachzuweisen. Unser Ziel ist es, uns an mehr solcher Projekte zu beteiligen, um höhere Standards durchzusetzen und diejenigen zu unterstützen, die in diesem Bereich Pionierarbeit leisten wollen. Vor diesem Hintergrund treiben wir unsere Produktentwicklung voran, gehen Partnerschaften ein und bauen unser Ökosystem so weit wie möglich aus.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Ein Unternehmen zu gründen ist ein großer Schritt und ein Prozess, der ziemlich überwältigend sein kann, besonders in einem Sektor, wie der in dem wir uns bewegen. Es ist in Ordnung und zwangsläufig, nicht für alles eine Lösung zu haben. Wenn man ein echtes Problem lösen will, lernt man mit der Zeit was zu einer Lösung beitragen könnte und baut sich ein Netzwerk auf, das es einem ermöglicht, dies schlussendlich auch zu tun.
Wir haben immer wieder gemerkt, dass es wichtig für uns ist nah am Kunden bzw. mit allen Stakeholdern zu arbeiten. Desweiteren, ist es immer wichtig den Markt und Wettbewerber im Blick zu haben, dennoch sollte man sich nicht zu sehr aus der Bahn werfen lassen. Es gibt viele verschiedene Wege an eine Problematik heranzugehen. Zuletzt muss man sich bewusst machen, dass niemand die Probleme der Welt alleine lösen kann. Wir sind der festen Überzeugung, dass Zusammenarbeit der Schlüssel zum Erfolg ist, also sollte man immer für den Austausch mit Anderen offen bleiben.
Wir bedanken uns bei Katharina Davids für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder