Der Gang in die tägliche Tretmühle. Ein mühsam geschriebenes Bewerbungsschreiben führt zu Stempeluhren, einem zeitlich genau umrissenen Alltag, dem immer gleichen Schreibtisch den immer gleichen Kollegen gegenüber. Das Leben als Angestellter ist nicht immer nur glamourös, bietet allerdings auch seine Vorteile. Neben dem pünktlichen Eingang des Gehalts auf dem Konto warten geregelte Arbeitszeiten und eine gewisse berufliche Sicherheit. Demgegenüber steht der Schritt in die Selbstständigkeit, mit dem viele zwar liebäugeln, die Wenigsten vollziehen ihn jedoch tatsächlich.
Ob Selbstverwirklichung der eignen kreativen Ideen, die Vorstellung, seine Arbeit im Schlafanzug in der Hängematte auf dem eigenen Balkon erledigen zu können oder die Aussicht, endlich der eigene Chef zu sein – die Selbstständigkeit lockt mit vielen Reizen, aber auch mit mindestens ebenso vielen Fallstricken und Risiken. Häufig ist die Entscheidung zwischen Selbstständigkeit vs. Angestelltenverhältnis keine eindeutige zwischen sicherem Einkommen auf der einen Seite und grenzenloser Freiheit auf der anderen. Stattdessen geht es um Nuancen, deren Vor- und Nachteile intensiv abgewogen werden sollten.
Hängematte vs. Hamsterrad
Vor allem im puncto Freizeit und Work-Life-Balance scheint die Selbstständigkeit die Antwort auf alle Unzufriedenheiten der Festanstellung zu sein. Eigenverantwortliches Arbeiten macht zumindest in der Theorie auch die eigene Einteilung des Tages möglich. Was hier allerdings oft vergessen wird: Freiheit und Eigenverantwortlichkeit reichen sich vor allem in der Selbstständigkeit die Hand. Eine „normale“ 40-Stunden-Woche fällt hier häufig weg, spontan frei genommenen Tagen steht hier das Arbeiten nachts oder an Wochenenden gegenüber.
Hier punktet das Angestelltenverhältnis mit festen Arbeitszeiten und Urlaubstagen. Vor allem Letztere lassen dabei nicht immer Raum für Spontanität, sondern müssen erst vom Chef bestätigt werden, was gerade zu begehrteren Zeiten wie Weihnachten nur durch viel zeitlichen Vorlauf möglich ist.
Das liebe Geld
Die Freiheit, nur diejenigen Aufträge und Projekte anzunehmen, die einem persönlich auch liegen, scheint ein weiterer Vorteil der Selbstständigkeit zu sein. Fleiß und viel arbeiten kann hier schnell in hohen Einnahmen resultieren, wenn denn die lukrativen Geschäfte an Land gezogen werden – gerne lässt der Erfolg auf sich warten und die Kasse füllt sich nur langsam durch kleine Aufträge oder besonders zeitintensive. Zudem müssen unbezahlte Urlaube und die fehlende finanzielle Absicherung bei Krankheitsfall in Kauf genommen werden. Das Angestelltenverhältnis dagegen fährt mit pünktlichem Lohn auf und das mit monatlicher Sicherheit. Allerdings führt hier engagiertes Arbeiten nicht zwangsweise immer zu einem höheren Gehalt, oft ist die aktuelle Position eine Sackgasse mit gedeckelten Aufstiegsmöglichkeiten. Dennoch muss sich niemand mit seinem Schicksal als „kleines Licht“ abfinden. So bieten viele große Unternehmen Fortbildungsmöglichkeiten und Seminare an, die den nächsten Karriereschritt ermöglichen.
Guten Morgen, liebe Sorgen
Hier müssen Selbstständige starke Nerven beweisen. Geregelte Tagesabläufe und die Gewissheit, dass sich das Rad der Tätigkeiten jeden Tag weiterdreht, gibt es hier nicht. Stattdessen sind hier Risiken und Ungewissheit an der Tagesordnung, Höhen und Tiefen wechseln sich ab. Nur wer in diesen Situationen einen kühlen Kopf bewahrt und Rückschläge nicht nur wegstecken, sondern auch zum Besten umzuwandeln weiß, wird hier auf Dauer bestehen. Festangestellte dagegen können sich was diese Unsicherheiten angeht zurücklehnen, auch bei Krankheitsfall oder im Urlaub rollt der Rubel weiter auf das Konto. Dafür muss sich der Tatsache gestellt werden, dass man in einem Angestelltenverhältnis eben oft nur eine Nummer in einem großen Räderwerk ist und dass innovative Ideen häufig diverse Abteilungen durchlaufen müssen, ehe sie umgesetzt werden, wenn es denn überhaupt dazu kommt.
Wohin soll jetzt die Reise gehen?
Auf die Frage, welcher Weg der richtige bei der Entscheidung Selbstständigkeit vs. Angestelltenverhältnis ist, gibt es wie so häufig im Leben keine eindeutige Antwort. Wenn du vor eigenen Ideen sprühst und diese unbedingt umgesetzt sehen willst, gleichzeitig aber auch Risiken gut zu kalkulieren und Rückschläge wegzustecken weißt, ist die Selbstständigkeit definitiv einen Schritt wert. Alle, die sich in festen Strukturen und finanzieller Sicherheit dagegen besser aufgehoben fühlen und ihren klar abgesteckten Aufgabenbereich brauchen, werden dagegen in einem Angestelltenverhältnis eher glücklich.
Wichtig ist, sich stets ins Gedächtnis zu rufen, dass das Gras auf der anderen Seite nicht zwangsweise immer grüner ist, sondern dass Vor- und Nachteile in beiden Beschäftigungsarten zu finden sind. Mut erfordert die Entscheidung für eine der Möglichkeiten auf alle Fälle, bleibt man sich selbst, seinen Prioritäten und Prinzipien jedoch treu, steht der Traumstelle nichts mehr im Wege.
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Autor:
Carina Bäurle hat dieses Jahr ihren Germanistik-Bachelor abgeschlossen und ist momentan als Online-Marketing- und PR-Volontärin bei dem Startup richtiggutbewerben.de tätig. Ein Onlineunternehmen, das Ghostwriter an Kunden vermittelt und ihnen so zur perfekten Bewerbung und der Traumstelle verhilft. Privat möchte sie so viel wie möglich von der Welt sehen, Hunde in mindestens siebenstelliger Zahl streicheln und auch den ein oder anderen Tag vor ihrer Konsole verbringen.
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