Sensalytics Echtzeit-Tracking-Lösungen, die mittels Sensoren menschliche Bewegungen erfassen
Stellen Sie sich und das Startup Sensalytics doch kurz unseren Lesern vor!
Mein Name ist Omar Tello. Ich bin CEO von Sensalytics. Unser Unternehmen bietet Echtzeit-Tracking-Lösungen, die mittels Sensoren menschliche Bewegungen erfassen und anonymisierte Daten auf einer eigens entwickelten Plattform auswerten. Das unterstützt beispielsweise den Einzelhandel bei der Einlasskontrolle oder Flughafenbetreiber bei der Optimierung von Laufwegen. Dominik Laubach, Sebastian Werler und ich haben Sensalytics 2012 in Stuttgart gegründet – heute haben wir bereits mehr als 300 Kunden weltweit.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Nach meinem Bachelor of Engineering in Telekommunikationsinformatik war ich mehrere Jahre als Business Intelligence Berater tätig. Schwerpunkt: Web-Tracking. Dabei entwickelte ich eine große Leidenschaft für Data Analytics. 2012 veröffentlichten wir „crowdbeat“. Die Software zeichnete die Belegung in Clubs/Bars/Restaurants samt aktuell gespielter Musik auf. Das Ziel: das Nachtleben auf einen Blick in einer App. Wo ist was los? Und welche Musik läuft dort? Das ließ sich allerdings nicht monetarisieren. So entstand 2015, also drei Jahre später, Sensalytics. Meinen Data-Analytics-Hintergrund konnte ich dafür natürlich gut gebrauchen.
Von der Idee bis zum Start: Was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Technologisch hatten wir drei Vollblut-Techies nie ein Problem. Vor allem zwei Herausforderungen beschäftigten uns damals: Einerseits haben uns konkurrierende Technologien wie WiFi- und Beacon-Tracking bis 2017 zu schaffen gemacht. Und dann mussten wir unsere Kunden auch von unserem „data-driven“-Ansatz überzeugen. Finanziert wurden wir damals von Willendorff Technologies, einem kleineren Family-Office aus München.
Wie hat Sensalytics von TechBoost, dem Startup-Programm der Telekom, profitiert?
Die Telekom unterstützt Startups mit einem Guthaben für die sichere Open Telekom Cloud sowie Tarifrabatten für Mobilfunkverträge und Breitbandanbindungen. Das ist für uns als Unternehmen, das DSGVO-konform arbeitet, ein großer Vorteil. Zudem bietet die Telekom Unterstützung bei Vertrieb und Marketing. Sehr spannend sind für uns etwa die Innovationsworkshops: Sie öffnen uns die Türen zum Unternehmensnetzwerk der Telekom und bringen uns in Kontakt mit potenziellen Kunden.
Wer ist die Zielgruppe von Sensalytics?
Ganz gleich ob Supermarkt, Messegelände oder Fußballstadion – unsere Lösungen kommen überall dort zum Einsatz, wo das reale Leben digital abgebildet werden soll. Wir bieten fünf Einsatzbereiche: People Counting erfasst mit nahezu absoluter Genauigkeit Passanten- und Besucherzahlen, aufgeteilt nach Geschlecht und Alter. Path Analytics visualisiert Laufwege und Verweildauer von Personen mithilfe dynamischer Motion-Heat-Maps. Occupancy Management gibt Nutzern einen aktuellen Überblick über die Belegung von Räumen. Mit Managed Cleaning lässt sich zudem die bedarfsgerechte Reinigung von Sanitäranlagen steuern. Eine weitere Lösung, die Handelsunternehmen unterstützt, ist die POS Tapping Box: Zwischen Kasse und Bondrucker geschaltet, liefert sie Umsatzdaten in Echtzeit.
Wie funktioniert Sensalytics? Wo liegen die Vorteile? Und was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Wir statten Innenräume und Gelände mit Sensoren aus, die menschliche Bewegungen erfassen. Das Portfolio reicht von der kabellosen Lichtschranke über den Outdoor-Laser bis zum 3D-Sensor. Derzeit sind bei unseren Kunden mehr als 15.000 Geräte im Einsatz – etwa am Flughafen München, an der Messe Frankfurt und in Filialen von Aldi Süd. Die anonym erfassten Daten landen auf unserer in der sicheren Cloud gehosteten Softwareplattform. Via Dashboard erhalten Kunden hier in Echtzeit aussagekräftige Informationen, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können.
Wie hat sich Ihr Unternehmen durch die Folgen der Corona-Pandemie verändert?
Es gibt Lösungen, die jetzt branchenweit gefragt sind: digitale Zutrittskontrollen, Vorhersagen für Warteschlangen oder Reinigungsmonitoring. Großen Zuspruch erhalten wir derzeit beispielsweise aus dem Lebensmitteleinzelhandel, von Stadien und Freizeitparks. Durch die Pandemie haben wir unsere Echtzeit-Funktionalitäten massiv verbessert und neue KI-basierte Vorhersagen hinzugefügt. Die sehr große Anzahl neu ausgestatteter Filialen hat unseren Umsatz mehr als verdoppelt.
Wohin führt der Weg für Sensalytics: Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Viele bezeichnen uns als das „Google Analytics der realen Welt“. Das motiviert uns sehr. In den nächsten Jahren wollen wir das „Betriebssystem für Gebäude“ werden. Das bedeutet: Wir müssen unsere Lösungen erweitern und operativer eingreifen. Zum Beispiel, indem wir Mitarbeiter in Echtzeit informieren, wenn ein Kunde anscheinend Beratung braucht. Oder um Warteschlangen optimal zu lenken oder die Raum- und Kantinenauslastung zu digitalisieren. Auch Attraktionen in Freizeitparks könnten wir damit besser auslasten. Alles aufregende Felder, die wir auch international angehen werden.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Gründet am besten, wenn ihr überzeugt seid, dass ihr ein reales Problem löst. Dafür braucht ihr zwar intern keine Buzz-Words, aber für die Investoren dürfen es schon ein paar sein. Zieht es auf eure Weise durch – oder es wird nichts. Lasst euch nicht von niemandem erzählen, wie es läuft, egal, welchen Hintergrund er mitbringt. Und drittens: Die ersten Angestellten sind auch die wichtigsten. Da muss es schon passen wie die Faust aufs Auge.
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Wir bedanken uns bei Omar Tello für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder