Dienstag, Dezember 24, 2024
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Traut euch, wenn ihr Lust darauf habt!

Saskia Sefranek und Solveig Schulze Co-Leads und Directors von signals, dem Innovations-Ökosystem der SIGNAL IDUNA, im Interview

Stellen Sie dich doch kurz vor.

Saskia: Ich bin Saskia Sefranek, Co-Lead und Director von signals, dem Innovations-Ökosystem der SIGNAL IDUNA.

Solveig: Mein Name ist Solveig Schulze. Ich bin seit Anfang Mai bei signals und ebenfalls Co-Lead und Director. 

Was sind ihre Aufgaben bei signals, dem Innovations-Ökosystem der SIGNAL IDUNA?

Solveig: Wir leiten gemeinsam die Entwicklung von signals. Hier arbeiten wir Hand in Hand an den strategischen Themen. Inhaltlich haben wir allerdings beide Schwerpunktthemen – Saskia fokussiert sich auf das Thema Pre-Seed Investments und ich auf die Vernetzung mit dem Konzern, namentlich durch den signals Startup Client

Welchen Background haben Sie?

Saskia: Ich arbeite seit mehr als neun Jahren im Berliner Startup-Ökosystem und kenne sowohl die Gründer- als auch die Investoren-Perspektive. Zuvor war ich bei signals Head of Venture Development und habe das signals Pre-Seed-Programm aufgebaut. Davor war ich im Venture Development bei Project A, sowie als Principal bei German Media Pool tätig. Studiert habe ich Internationales Management und Unternehmertum an den Universitäten St. Gallen, ESADE und im CEMS-Programm. 

Solveig: Ich bin Expertin für Startup-Konzern-Zusammenarbeit und baute als Co-Creator den Lufthansa Innovation Hub in Berlin mit auf. Vor meinem Wechsel zu signals war ich bei der Brunswick Group im Bereich Public Affairs als Beraterin tätig. Studiert habe ich Public Management & Governance an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen und Internationales Management in Barcelona.

Wie sieht ein normaler Arbeitstag von Ihnen aus?

Solveig: Ich glaube wir sind beide sehr froh sagen zu können, dass jeder Tag extrem unterschiedlich und vielfältig ist. Derzeit sind wir stark mit der strategischen Ausrichtung und internen Prozessen beschäftigt.

Saskia: Durch die anhaltenden Kontaktbeschränkungen ist unser Arbeitstag stark durch Video-Calls geprägt, aber mit den unterschiedlichsten Stakeholdern. Das macht es so interessant. So pitcht uns beispielsweise ein Gründerteam für ein Investment, tauschen wir uns mit einem Investor über unseren Dealflow aus, sprechen vielleicht mit einem Ökosystem-Partner über gemeinsame Learnings und Partnerschaftspotentiale oder holen uns aus Fachbereichen der SIGNAL IDUNA Input ein, um mögliche Anwendungsfälle einer Lösung besser zu verstehen.

Wie werden Startups von signals betreut?

Saskia: Als Innovations-Ökosystem der SIGNAL IDUNA zeichnet uns der Ökosystem-Ansatz besonders aus: Wir bieten Startups ein sehr breites Angebot, von Finanzierung über einen Platz im Community Space bis hin zur strategischen Partnerschaft.

Solveig: In punkto Partnerschaften haben wir den Startup Client neu gestartet – ein Venture Client-Modell, über das wir gezielt Partnerschaften zwischen Startups und der SIGNAL IDUNA anbahnen. 

Saskia: Bezüglich der Frühphasenförderung und Finanzierung bieten wir ein Pre-Seed Programm, wo GründerInnen ein Stipendium erhalten und von uns drei Monate intensiv betreut werden, um „funding-ready” zu werden. Wenn eine Idee oder ein Team gut zu uns passt, können wir direkt eine Beteiligung von bis zu 250.000 Euro eingehen. Zudem betreiben wir einen offenen Community-Space mit Tischen und Eventflächen, der allen interessierten Startups offen steht. Neben den signals Initiativen profitiert das Ökosystem auch von der Verbindung zum angrenzenden, aber unabhängigen 100-Millionen-Euro-Fonds von signals VC.

Warum hat sich signals neu ausgerichtet?

Saskia: Die Neupositionierung bei signals bedeutet sowohl einen Ausbau als auch eine Schärfung unserer verschiedenen Initiativen. Wir wollten klarer machen, wofür wir stehen – sowohl mit dem Pre-Seed-Programm als auch mit dem Anfang dieses Jahres gestarteten Startup Client. 

Bei Pre-Seed haben wir uns an die Marktgegebenheiten angepasst, weil es mittlerweile genügend staatliche und privatwirtschaftliche Förderprogramme im Gründungsstadium gibt. Daher haben wir die Investmentsumme auf 250.000 Euro erhöht und haben einen  stärkeren Fokus auf direkte Pre-Seed Investments, statt wie bisher primär über das Gründerstipendium einzusteigen. 

Solveig: Auch der Startup Client ist neu: Hier fungieren wir als Brückenbauer zwischen der SIGNAL IDUNA und Startups. Wir unterstützen die internen Fachbereiche bei Ihrer Arbeit durch Scouting des Marktes, Trenderkennung und Vernetzung mit den richtigen Partnern. Sobald identifiziert, arbeiten Fachbereich/Journey und Startup Client mit dem Partner an einer erfolgreichen Integration – so entstehen Win-Win Situationen für alle Beteiligten. Dieser Prozess ermöglicht eine kostengünstige und direkte Integration neuer Technologien und Methoden im Kerngeschäft durch Partnerschaften. Wir bieten Startups somit einen Fast Track in die SIGNAL IDUNA.

Wie hat sich der Venture Capital Markt seit der Corona Krise verändert?

Solveig: Die  Corona-Krise hat den VC Markt auf unterschiedlichen Ebenen beeinflusst, sei es die Anzahl an Finanzierungsrunden oder das Wachstum der Startups selber.  Einige VCs sind aktuell verhaltener, verschieben Finanzierungsentscheidungen oder konzentrieren sich stärker auf ihr Bestandsportfolio, was aber auch für VCs, die stets investieren, sehr gute Chancen bedeutet. 

Wo liegen die Vorteile? Wo die Risiken?

Saskia: Gründer selbst haben sehr schnell auf die neue Situation reagiert und versucht trotz Geldnöten oder wegbrechender Kunden nachhaltig zu wirtschaften. Kürzlich wurde das erste Startup-Investment aus dem Corona-Rettungsschirm genehmigt, welches die Situation in betroffenen Bereichen wieder ankurbeln sollte. Für andere Startups war die Krise auch eine große Chance: einige Software-as-a-Service-Startups haben sehr stark profitiert, weil sie Unternehmen helfen, sich zu digitalisieren, und Technologien anbieten, die Remote Work erleichtern. Das konnten wir auch in unserem Startup-Portfolio beobachten.

Warum sind Frauen in Führungspositionen eher die Seltenheit? 

Saskia: Das Problembewusstsein für zu wenige Frauen in Führungspositionen ist gestiegen und sehr präsent. Der Veränderungsprozess ist da, aber zu langsam. Nach wie vor haben nur 10% der Gründerteams eine weibliche Co-Founderin an Board (rein weiblich 4%), auch wenn dies in der öffentlichen Wahrnehmung als Pluspunkt angesehen wird. 

Solveig: Trotz des gestiegenen Problembewusstseins, dass wir zu wenige Frauen in Führungspositionen haben, ist es erstaunlich zu sehen, wie langsam ein wirklicher Wandel eintritt. Die Zahlen sprechen definitiv noch eine andere Sprache und wir sehen, wie fragil das Gerüst ist – Die Corona-Krise zeigt z.B., wie sich innerhalb kürzester Zeit das Thema Kinderbetreuung wieder auf das weibliche Geschlecht fokussiert.

Muss hier mehr von außen getan werden oder sollten die Frauen sich auch mehr in der Vordergrund stellen?

Solveig: Ich denke beides muss passieren. Maßnahmen können helfen, die richtigen Anreize zu setzen und kontraproduktive Strukturen zu beseitigen.  Hier braucht es einen klugen Mix an wirkungsvollen Maßnahmen, darunter Dinge wie die gleiche Aufteilung von Elternzeit zwischen Müttern und Vätern, flexible Arbeitszeiten, die zu unterschiedlichen Lebensmodellen und – phasen passen und vieles mehr.

Saskia: Aus meiner Sicht sollten sich Frauen beim Thema Leadership nicht verbiegen. Also wir sollten weder versuchen, uns bestimmten Klischees von vermeintlich ‘männlicher’ oder ‘weiblicher’ Führung unterzuordnen, sondern unseren eigenen, intuitiven Führungsstil kultivieren.

Welche Tipps würden Sie angehenden Gründerinnen mit auf den Weg geben?

Solveig: Ich kann allen GründerInnen nur mit auf den Weg geben: Traut euch, wenn ihr Lust darauf habt! Wir tendieren dazu, uns sehr stark selbstkritisch zu hinterfragen. Damit machen wir uns den Weg oft schwerer und sollten manchmal einfach mehr vertrauen und loslegen. Ein wichtiger Tipp ist es, sich unter Freunden/Kollegen oder in Netzwerken auszutauschen. Dort kann man sehr viel Inspiration und Unterstützung bekommen.

Saskia: Genau. Aus meiner Sicht ist der Tipp hier geschlechtsneutral, es ist auf jeden Fall ratsam sich vielfältig Feedback einzuholen und insbesondere aus den Fehlern zuvor gescheiterter Teams zu lernen. Die hiesige Gründerszene ist glücklicherweise sehr hilfsbereit und fördert den gegenseitigen Wissenstransfer. Noch relevanter ist aber sich von echtem Kunden-Feedback leiten zu lassen. Sobald eine Nischen-Zielgruppe gefunden wurde, für die ein echtes Problem gelöst wird, kann daraufhin super optimiert werden. Ansätze wie die Product/Market Fit Umfrage von Sean Ellis können hier hilfreiche Orientierung bieten.

Bildquelle/Fotograf: by www.introduce.berlin Dominik Tryba

Wir bedanken uns bei Saskia Sefranek und Solveig Schulze das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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