Freitag, März 29, 2024
StartStartupsEuropaweite Online-Befragung zeigt

Europaweite Online-Befragung zeigt

Knapp 90 Prozent der Startups setzen auf Nachhaltigkeit

Die öffentliche Debatte um mehr Klimaschutz und das Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele trifft auch die Gründerszene. Doch wie relevant ist Nachhaltigkeit für junge Unternehmen? Welche Barrieren gibt es und was sind aus Gründersicht Beschleuniger, um dieses Thema anzugehen? TechFounders, das Accelerator-Programm des Gründerzentrums UnternehmerTUM, und die Nachhaltigkeitsberatung akzente haben diese Fragestellungen im Rahmen einer europaweiten Online-Befragung untersucht. Die Ergebnisse wurden jetzt in dem Whitepaper „Sustainability in Startups“ veröffentlicht.

Ziel der Umfrage war eine erste Bestandsaufnahme zur Bedeutung, die das Thema Nachhaltigkeit aktuell in der Gründerszene einnimmt. Sie bildet den Ausgangspunkt für eine Reihe weiterer Studien und Handlungsempfehlungen, mit denen Startups und Risikokapitalgeber dabei unterstützt werden sollen, Nachhaltigkeit wirksam in ihre Strategien, Produkte und Prozesse zu integrieren.

„Nachhaltigkeit ist endlich eine ernstzunehmende Geschäftschance für Unternehmen geworden – keine Neugründung, egal in welcher Branche, kann es sich heute leisten, die Frage nach der Zukunftsfähigkeit ihres Geschäftsmodells nicht auch vor dem Hintergrund globaler ökologischer und sozialer Herausforderungen zu betrachten“, erklärt Thomas Melde, Managing Partner bei akzente. Dies bedeute vor allem, die vielen noch ungenutzten Marktchancen, die sich aus der Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) ergeben können, zu nutzen.

Insgesamt 282 europäische Startups aus unterschiedlichen Branchen nahmen im Zeitraum von Februar bis März 2020 an der Online-Befragung teil.

Nachhaltigkeitsthemen bereits bei Gründung hohe Relevanz

Knapp 90 Prozent der teilnehmenden Startups geben an, sich bereits Gedanken zur Rolle und Relevanz von Nachhaltigkeit in Bezug auf ihr Geschäftsmodell gemacht zu haben – zum großen Teil sogar vor Gründung des Unternehmens. Nur 14 Prozent stufen den Aspekt als nicht relevant ein.

„Es freut mich sehr, dass sich fast 90 Prozent der befragten Startups bereits bewusst mit Nachhaltigkeitsthemen auseinander gesetzt haben“, so Miki Yokoyama, COO von TechFounders. „Der Großteil berücksichtigt diese bereits in den eigenen Prozessen. Immer mehr machen sich auch bei ihren Produkten, Dienstleistungen und ihren Geschäftsmodellen Gedanken dazu, wie sie Nachhaltigkeit integrieren können.“

Eigene Überzeugung wichtiger als externe Anreize

Zwei Drittel der teilnehmenden Startups haben bereits Maßnahmen für die Förderung von Nachhaltigkeitsthemen im eigenen Unternehmen umgesetzt. Ausschlaggebend sind hier vor allem Impulse von MitarbeiterInnen und Kunden. Dabei wiegt die interne Motivation, sich mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschäftigen noch deutlich schwerer als der Einfluss, den externe Anreize haben. Während 89 Prozent der Startups, die Nachhaltigkeitsmaßnahmen umgesetzt haben, anbringen, zu Beginn ihrer Nachhaltigkeitsreise hochgradig intrinsisch motiviert gewesen zu sein, waren nur 53 Prozent durch externen Druck oder Anreize von außen beeinflusst.

„Es gibt ein Umdenken in der Startup-Branche – während es sicherlich immer noch ein Traum vieler Gründerinnen und Gründer ist, ihr Startup an die Börse zu bringen, sehen wir, dass fast alle auch einen Beitrag zur Lösung ökologischer und sozialer Herausforderungen leisten wollen“, so Thomas Melde.

Bedeutung von Nachhaltigkeit bei Investoren steigt

Eine Finanzierung unterstützt bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsmaßnahmen nicht unbedingt. Nur 60 Prozent der durch Wagniskapital gestützten Unternehmen haben Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit realisiert. Bei Startups ohne VC-Finanzierung liegt der Wert bei 75 Prozent. Auch wenn dies annehmen lässt, dass Venture Capitalists Gründer bislang nicht dazu motivieren über Nachhaltigkeit nachzudenken, wurden immerhin 26 Prozent der Startups bereits von (potenziellen) Investoren zu Nachhaltigkeitsthemen angesprochen.

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Thomas Melde Fotograf Sebastian Lindner

Über 80 Prozent überzeugt von positiver Auswirkung auf Geschäft

Die meisten Startups (83 Prozent), die Zeit und Geld in Nachhaltigkeit investiert haben, bestätigen, dass dies spürbar positive Auswirkungen auf ihr Geschäft hat. Dies gilt insbesondere in Bezug auf Kundengewinnung und -bindung (64 Prozent), Wettbewerbsvorteile (61 Prozent) und beim Gewinnen neuer MitarbeiterInnen (57 Prozent).

Messbarkeit und fehlende Richtlinien als größte Herausforderung

Fast alle Befragten sind überzeugt, dass Nachhaltigkeit künftig noch wichtiger werden wird. Die Messbarkeit sowie eine klare Definition des Konzepts „Nachhaltigkeit“ sehen sie jedoch als große Herausforderungen. Viele wünschen sich eine Orientierungshilfe. Dies macht deutlich: Auch im Startup-Sektor bedarf es einer Professionalisierung. Gerade Investoren sollten einen Schritt voraus denken und Startups schon in einer frühen Phase auf den Nachhaltigkeitsaspekt hin sensibilisieren. Dabei könnten klare Richtlinien beim Umgang und der Durchführung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen unterstützen und helfen, einen langfristigen Erfolg zu erzielen.

„Unsere Umfrage zeigt, dass sich ein Großteil der befragten Startups auf einem guten Weg befindet. Dabei wollen wir sie bestmöglich unterstützen. Zudem gilt es, dieses Bewusstsein auch bei Venture-Capital-Unternehmen zu schärfen. Wir hoffen mit diesen ersten Erkenntnissen Gründerinnen und Gründer sowie Venture Capitals gleichermaßen zu inspirieren, aktiv zu werden“, betont Miki Yokoyama.

„Durch die Corona-Krise stehen einige Startups momentan unter hohem Druck und vor neuen Herausforderungen, die bis in Existenzsicherungen reichen“, ergänzt Thomas Melde. „Der Wiederaufbau, die weitere Digitalisierung und die Transformation der Wirtschaft wird allerdings sehr viel mehr durch Nachhaltigkeit geprägt sein. Diese Studie bietet erste Einblicke, an welcher Stelle Startups derzeit zum Thema Nachhaltigkeit stehen – und welche Herausforderungen noch überwunden werden müssen.“

TechFounders und akzente planen noch in diesem Jahr die Veröffentlichung weiterer Whitepapers mit klaren, spezifischen und vor allem umsetzbaren Richtlinien, wie Startups und Venture-Capital-Unternehmen nachhaltige Maßnahmen in ihre Strategien, Produkte und Prozesse integrieren können.

Das Whitepaper „Sustainability in Startups“ können Sie hier herunterladen.

Über die Autoren

Miki Yokoyama COO, TechFounders

Miki Yokoyama ist COO bei TechFounders, dem Startup-Accelerator Programm des Gründungs- und Innovationszentrums „UnternehmerTUM“. Vor ihrem Eintritt bei TechFounders war sie bei der Allianz SE und in der Konzernstrategie der BMW Group zu Nachhaltigkeitsthemen tätig, bevor sie zur Boston Consulting Group wechselte und dort mehrere Jahre Konzerne zu Themen wie Operational Excellence, Strategie und digitaler Transformation beriet. Im Rahmen ihrer Tätigkeit bei BCG wurde sie für ein Jahr zu Save the Children International nach London berufen, wo sie als Stabschefin für den Finanz- und Personalvorstand arbeitete. Im Mai 2018 kam Miki zur UnternehmerTUM und erfüllt dort seit Januar 2020 auch die Rolle des COO des neu aufgelegten Impact Accelerators „RESPOND“ der BMW Foundation Herbert Quandt und der UnternehmerTUM.

Dr. Thomas Melde Managing Director, akzente

Mit dem Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung kam Thomas Melde im Studium der Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft und Soziologie in Leipzig und Paris in Berührung. Seine beruflichen Stationen führten ihn ins Auswärtige Amt und zur UNESCO, wo er die Gründung des UN Global Compact miterlebte. Nach einem Aufenthalt in der Politikberatung und der BMW Group stieß er 2007 zu akzente. Parallel promovierte er in Politischer Theorie und Management an der Universität Duisburg-Essen. Im Jahr 2010 übernahm er die Co-Geschäftsführung von akzente. Thomas Melde ist in verschiedenen wissenschaftlichen Nachhaltigkeitsnetzwerken und als Lehrbeauftragter an der Universität St. Gallen aktiv.

Quelle Element C GmbH

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