SteadySense entwickelt, produziert und vermarktet zwei innovative Sensorlösungen zur kontinuierlichen Körpertemperaturmessung bis zu sieben Tagen
Stellen Sie sich und das Startup SteadySense doch kurz unseren Lesern vor!
Das steirische Unternehmen SteadySense wurde 2016 von Werner Koele in Graz gegründet. Aktuell sind rund 20 Mitarbeiter beschäftigt. Der studierte Biomedizintechniker sammelte unter anderem bei Infineon Erfahrung, war wesentlich an der Entwicklung der NFC-Technologie beteiligt und verbrachte einige Jahre im Silicon Valley.
SteadySense entwickelt, produziert und vermarktet zwei innovative Sensorlösungen zur kontinuierlichen Körpertemperaturmessung bis zu sieben Tagen:
- SteadyTemp für den Einsatz in Kliniken zur schnelleren Erkennung von Entzündungsherden zum Beispiel im postoperativen Bereich, aber auch zur Entlastung von Ärzten und Pflegepersonal und somit zur Unterstützung der Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems.
- femSense als Zyklustracker und bei Kinderwunsch – wir arbeiten an der Erweiterung zur hormonfreien Verhütung, welche voraussichtlich in der ersten Hälfte von 2024 verfügbar sein wird.
Die 0,1 Grad genauen Ergebnisse können über Near Field Communication (NFC) abgerufen, per App ausgewertet und am Smartphone grafisch dargestellt werden. Der Patch von SteadySense ist CE zertifiziert und FDA geprüft.
Der Prototyp des Chips von SteadySense wurde bei Infineon Graz entwickelt. Werner Koele war daran maßgeblich beteiligt.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Mein Herz hat immer schon für die Medizin geschlagen, jedoch auch für die Technik. Beide Bereiche konnte ich mit dem Studium der Biomedizinischen Technik abdecken. So konnte ich die technische Begeisterung und Programmierfähigkeit mit der Medizin kombinieren.
Der Prototyp des heutigen Chips in den Lösungen von SteadySense wurde bei Infineon Graz entwickelt. Ich war davon überzeugt, dass dieser Chip sehr viel konnte, jedoch für eine Skalierbarkeit viel zu groß und teuer war. So überlegte ich, wie man diesen downsizen kann – zB nur gewisse Teilbereiche daraus zu nehmen. Dabei stolperte ich über die Temperaturmessung. Da bei Infineon kein Fokus auf Medizintechnik war bzw. ist, habe ich mit dem Unternehmen den Deal getroffen, den Chip in mein eigenes Unternehmen mitzunehmen. Ich war von Beginn an überzeugt, dass dieser Chip enormes Potenzial hat.
So ist zum Beispiel das Einsatzgebiet von SteadyTemp enorm breit von Kardiologie, Urologie, Infektiologie oder postoperative Anwendungen. Auch die Thema Onkologie und Seuchenkontrolle stehen in der Pipeline.
Und mit femSense konnte ich eine Möglichkeit schaffen, nicht nur Frauen zu empowern über ihre Hormonwelt und ihren Zyklus besser Bescheid zu wissen, sondern auch vielen Paaren eine einfache und dennoch wirksame Möglichkeit zur Familiengründung mitzugeben.
Welche Vision steckt hinter SteadySense?
SteadySense ist der Leader in der medizinischen Diagnostik für Körpertemperaturmessungen, um medizinisches Personal zu unterstützen. Mit SteadyTemp kann erstmals Technologie aus der Intensivstation im täglichen Gebrauch einer Klinik angewendet werden. Im Vordergrund steht hierbei nicht nur der medizinische Mehrwert in Form von hochauflösenden Temperaturkurven, um Veränderungen 24/7 erkennen und behandeln zu können, sondern auch die Entlastung der Pflegekräfte. Durch die automatische Übertragung aller Werte ins Krankenhausinformationssystem (KIS) kann so die Eingabe um bis 45Sekunden pro Patienten und Messung gegenüber der manuellen Erfassung und Übertragung ins KIS eingespart werden. Das sind bei 250 Betten 188 Stunden pro Monat oder mehr als 95 Tage Zeitersparnis im Jahr.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Mir war vor der Gründung sehr bewusst, dass Medizinprodukte eine längere Zulassung benötigen und dass ich bei Infineon den Chip fertig stellenlassen musste. Ebenso gab es das Pflaster als Herausforderung, das er zu Beginn weniger kritisch sah als es tatsächlich war. An dem speziellen Pflaster für den Patch wurde rund 1,5 Jahre geforscht – es waren rund 10 Mitarbeiter daran beteiligt. Somit war klar, dass für die Marktreife von SteadyTemp bzw. femSense rund 3 Millionen Euro benötigt werden. Dafür habe ich fünzig Mal gepitcht, um entsprechende Investoren zu finden.
Wer ist die Zielgruppe von SteadySense?
Nationale und internationale Kliniken für SteadyTemp. Wir haben aktuell rund 10 Piloten im Laufen – unter anderem Landesklinik Graz, Klinik Wiener Neustadt, Klinik Favoriten, aber auch über die Grenzen Österreichs hinaus in Portugal, Deutschland oder Kanada. Weiter sind rund 20 Pilotprojekte in Anbahnung. Zudem kooperieren wir eng mit Krankenhaussystem-Anbietern wie Roche, März Internetwork Service AG, oder ilvi. Die erste Anbindung ins System direkt ist mit Roche Ende des Jahres in Zell am See geplant.
Mit femSense sprechen wir von Natur aus Frauen an.
Wie funktioniert SteadySense? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Das medizinisch zertifizierte „Pflaster“ mit einem präzisen Temperatursensor misst kontinuierlich bis zu sieben Tage die Körpertemperatur. Die 0,1 Grad genauen Ergebnisse können über Near Field Communication (NFC) abgerufen, per App ausgewertet und am Smartphone grafisch dargestellt werden. Infektionen und Erkrankungen können so frühzeitig erkannt werden. Die gängige Praxis dafür ist das klassische Fiebermessen mit Achsel-Kontaktthermometern. Jedoch handelt es sich dabei um Momentaufnahmen, die mitunter trügerische Ergebnisse liefern.
SteadySense, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir wollen einer der Big Player als Technologielieferant für die präziseste und einfachste Temperaturmessung im medizinischen Bereich sein, da es eine Unzahl an Anwendungsgebieten gibt. Es stehen bereits weitere Produkte wie die sensitive Line sowie die kids version von SteadyTemp in der Pipeline. Auch neue Projekte mit Multisensor-Daten sind geplant und werden 2025 als Prototyp zur Verfügung stehen. Zudem wollen wir nach mit SteadyTemp und femSense nach Asien expandieren.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Tipp 1: Glaub an dich – wenn du deine Hausaufgaben gut gemacht hast, also den Markt, deine Kunden und den Mitbewerb analysiert hast, und deine Lösung mindestens ein Problem deiner Kunden löst, dann bist du richtig.
Tipp 2: Sei fokussiert – zu oftmaliges pivotieren deiner Idee oder zu viele Projekte und Richtungen lenken dich vom ursprünglichen Ziel ab. Dennoch sei nicht stur und verrenne dich in deiner Idee.
Tipp 3: Sei geduldig – nur die wenigsten werden über Nacht erfolgreich! Und nicht jedes Startup wird in wenigen Jahren zum Unicorn.
Wir bedanken uns bei Werner Koele für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.