Mittwoch, Oktober 30, 2024
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Sich trauen ins kalte Wasser zu springen

Studio Analytics: lernfähige Software, welche individuell die Datenbank und das Nutzerverhalten jedes einzelnen Fitnessstudios analysiert

Stellen Sie sich und das Startup Studio Analytics doch kurz unseren Lesern vor!

Sehr gern! Studio Analytics ist ein Software-Startup, welches 2019 gegründet wurde. Als ausgesprochene Fitnessfans haben sich Quentin und ich passenderweise beim Training kennengelernt. Quentin kommt aus dem Software-Development, hat dort über 20 Jahre gearbeitet und diverse Softwarelösungen für die amerikanische Regierung und größere Unternehmen geschaffen, doch war nicht damit zufrieden ein Rädchen im System zu sein ohne messbaren Erfolg. Ich, Till, komme aus der Fitnessbranche, habe nach meinem Fitnessökonomiestudium ein Fitnessstudio in Frankfurt geleitet und mich inzwischen neben meiner Tätigkeit für Studio Analytics als Personal Trainer selbstständig gemacht. 

Die Art und Weise wie Fitnessstudios mit Bestandskunden umgingen und umgehen, gefiel uns gar nicht. Daraus entstand die Idee zu einem „Erdbebenfrühwarnsystem für Fitness-Studios. Seither arbeiten wir daran mithilfe einer lernfähigen KI präzise Aussagen zur Kündigungswahrscheinlichkeit von Mitgliedern zu machen, um so die Mitgliederfluktuation durch bessere, da gezielte Interaktion zu senken. Inzwischen haben wir ein Team von fünf gleichgesinnten um uns herum aufgebaut und freuen uns täglich über neue Erfolge. 

Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?

Wir waren beide zum Zeitpunkt unseres Aufeinandertreffens unglücklich mit unserer beruflichen Situation und trafen uns in regelmäßigen Abständen auf einen Kaffee, um unsere initiale Idee zu diskutieren. Aus einer daraus folgenden Recherche ging schnell hervor, dass die Fitnessbranche keine Lösung für dieses Problem zu haben scheinen. Und auch keines der etablierten Managementsysteme daran interessiert ist, diese Marktlücke anzugehen. Also entschlossen wir uns kurzerhand dazu es selbst zu tun.

Welche Vision steckt hinter Studio Analytics?

Es geht uns darum, die Art und Weise wie Fitnessunternehmen mit Bestandskunden arbeiten nachhaltig zu verändern. Wie schon erwähnt, gefällt uns nicht, wie mit echten Mitgliedern umgegangen wird. Es ist kein Zufall, dass jedes Jahr knapp 50% der Mitglieder eines Fitnessstudios kündigen. Wir wollen es schaffen, dass sich die Fitnessbranche vom Stigma der „unprofessionellen Branche mit Knebelverträgen“ befreien kann. Und echte Arbeit am Mitglied leistet, nicht immer nur im Marketing und der Neukundengewinnung. 

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Herausforderungen gibt es auf diesem Weg eine ganze Menge. Angefangen mit der nichtvorhandenen Bereitschaft für Innovation der Managementsysteme, welchen wir zuerst unseren Service anboten bis hin zu Studiobetreibern die unsere Idee als irrelevant abtun haben wir schon so einiges erlebt. Aktuell besteht unsere größte Herausforderung darin, weitere Finanzierungsmöglichkeiten, beispielsweise durch private Investments oder Crowdfunding zu generieren. Zu beginn finanzierten wir jegliche Arbeit aus eigener Tasche, inzwischen haben wir einen Innovations- und Gründungspreis gewonnen, welcher uns für ein halbes Jahr hilft die Personalkosten zu decken. 

Wer ist die Zielgruppe von Studio Analytics?

Unsere Zielgruppe sind private Fitnessstudios und kleine Ketten. Eben jene, die nicht jährlich aberwitzige Summen in Marketing stecken können wie die Big Player auf dem Markt. Gerade bei Studios bis 1000 Mitgliedern, ist es oft schwierig die Balance zwischen Neukundengewinnung und aktivem Mitgliedermanagement zu betreiben.  

Wie funktioniert Studio Analytics? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Wir arbeiten mit einer lernfähigen Software, welche individuell die Datenbank und das Nutzerverhalten jedes einzelnen Fitnessstudios analysiert und so präzise aussagen kann welche Kunden mit Sicherheit gehen werden, wer mit Sicherheit bleibt und vor allem, wer vollkommen unentschlossen ist. Daraufhin gibt die Software verschieden Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme vor, angepasst an die Erfolgsquote aus der Vergangenheit um den Mitarbeitern des Studios die Möglichkeit zu geben gezielt die Mitglieder anzusprechen, welche unentschlossen sind ob sie den Vertrag verlängern möchten oder nicht.

Dies bedeutet vor allem, eine geringere Abwanderung von Neumitgliedern, damit einen höheren Mitgliederbestand und zu guter Letzt ein höheres Marketingbudget, weil es nicht immer nur darum geht, die 50% aufzufangen, welche gekündigt haben. Da es wie schon erwähnt kein vergleichbares System für den Fitnessmarkt gibt, sondern nur für Banken, Versicherungen, E-Commerce Shops oder Hotels, können wir vor allem mit unserer Expertise auf dem Fitnessmarkt, der Bereitschaft 110% zu gehen und der Vision etwas verändern zu wollen punkten.

Studio Analytics, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Fünf Jahre sind eine lange Zeit. Wir sehen in dieser Zeit eine veränderte Fitnessbranche. Eine in der wir es geschafft haben nicht nur kleine Gyms davon zu überzeugen, dass es sich lohnt auf die Mitglieder die schon da sind aufzupassen, sondern in der auch die Big Player verstanden haben, welch unglaubliches Potenzial eine gute Arbeit gegen Fluktuation in sich birgt. Natürlich hoffen wir auch auf Mitbewerber, wir lieben den Wettkampf.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Das ist schwer zu beantworten ohne wie ein Abreißkalender zu klingen, aber ich kann es ja mal versuchen. 

Zu allererst sollte man sich trauen ins kalte Wasser zu springen, Risiken eingehen. Ich rede hier nicht von unternehmerischen Selbstmordkommandos, ich meine, wer immer den sicheren Hafen im Blick haben will, für den ist Unternehmertum nichts. 

Des Weiteren ist ein gesunder Umgang mit Kritik und vor allem Ablehnung wichtig. Nicht jedem gefällt deine Idee, nicht jeder mag was du machst, vielleicht verstehen es viele nicht. Das macht nichts. Das Ziel darf es nicht sein von jedem gemocht oder verstanden zu werden. Das Ziel muss es sein, die Vision so auszuarbeiten, dass sie durch Ihren Erfolg spricht.

Zu guter Letzt möchte ich allen Gründern mit auf den Weg geben, dass Geld niemals das Ziel ist. Geld ist allerhöchstens das Resultat aus guter Arbeit. Wer nur dem Geld hinterher läuft, der wird so schnell wieder vom Markt verschwinden wie er kam. Man muss vor allem zu Beginn des Projekts bereit sein viel zu investieren. Wer das versteht, wer beständig weiter macht und wer es schafft andere von seiner Vision zu überzeugen, der wird erfolgreich sein.

Wir bedanken uns bei Till Pitschel für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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