Freitag, November 22, 2024
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Gründen ist ein echter Kraftakt und erfordert Ausdauer

Suitcase bietet ein effizientes Schlichtungsverfahren zur schnellen Lösung von Rechtsstreitigkeiten

Stell dich und dein Startup Suitcase doch kurz unseren Lesern vor.

Sehr gern! Mein Name ist Tim Kniepkamp. Ich bin einer der drei Gründer von Suitcase – einem Münchener Legal Tech Unternehmen. Wir helfen Menschen, ihren Rechtsstreit schnell zu lösen. Hierzu bieten wir ein innovatives, zügiges und kosteneffizientes Schlichtungsverfahren.

Warum hast du dich entschlossen, ein Unternehmen zu gründen?

Ehrliche Antwort: Ich wollte nie Unternehmer sein. Ich ging lange davon aus, Rechtsanwalt in einer internationalen Wirtschaftskanzlei zu werden. Mir macht die Arbeit am Recht leidenschaftlich Spaß. Ich bin ein Nerd. Und so kam es, dass ich in einem Buch auf ein spannendes Konzept zur Konfliktlösung stieß. Es hat mich so gepackt, dass ich die Chance nicht ungenutzt lassen konnte. Der Grund war, dass es völlig neuartig in Deutschland ist und – für Legal Tech ungewöhnlich – zugleich nicht auf Deutschland beschränkt ist.

Was war bei der Gründung von Suitcase die größte Herausforderung?

Es gab viele. Und das ist ganz normal, wenn man a) ein neues Unternehmen mit b) einem neuartigen Produkt gründet und damit c) ein unbekanntes Marktsegment (Online Streitbeilegung) aufmacht. Eine besondere Herausforderung ist die Verzahnung von Informatik und Jura gewesen. Informatiker und Juristen sprechen zwar dieselben Worte, aber völlig unterschiedliche Sprachen. Wie übersetze ich beispielsweise Gesetze zum Kostenrecht in eine korrekte Formel, sodass wir einen einwandfreien Kostenrechner anbieten können? Da braucht es auf beiden Seiten viel Geduld und Verständnis.

Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?

Ja, das muss man sogar! Das Beste ist der Feind des Guten. Soll heißen: Sobald ein solides Produkt steht, muss man an den Markt gehen und mit Endkunden sprechen. Wir führen aktuell viele qualitative Interviews und sind fasziniert, wie anders echte Nutzer mit dem Produkt umgehen. Wir lassen uns in der Entwicklung nun davon leiten, was Kunden wünschen und wie Nutzer mit der Plattform umgehen. Das wäre nicht möglich, wenn wir bis zur Perfektion gewartet hätten.

Welche Vision steckt hinter Suitcase?

Wir sind überzeugt, dass die Streitbeilegung der Zukunft digital sein und immer weniger vor Gericht stattfinden wird. Dazu wollen wir einen Beitrag leisten. Mit unserer neutralen Plattform werden wir eine echte, digitale Alternative zu den Gerichten aufbauen. Langfristig werden wir verschiedene Arten der Konfliktlösung anbieten und so Menschen in vielen Lebenslagen helfen können.

Wer ist die Zielgruppe von Suitcase?

Wir unterscheiden hier zwischen Kunden und Nutzern. Zu unseren Kunden zählen Rechtsschutzversicherer, Kanzleien und Unternehmen. Wir legen den Fokus also auf geschäftliche Partner, weil sie eine Vielzahl an Fällen bündeln. Nutzer auf unserer Plattform sind dagegen oft Privatpersonen. Das kann beispielsweise der Versicherte sein, der den Fall selbst anlegt. Dieses Geschäftsmodell nennt man B2B2C.

Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet dich von anderen Anbietern?

Das ist eine meiner liebsten Fragen! Hier machen wir einen echten Unterschied. Ganz allgemein gilt: Wettbewerber ist jeder, der dasselbe Problem löst – egal wie. So betrachtet sind die Gerichte, B2C Legal Techs genauso wie Anwälte unsere Wettbewerber. Ironischerweise gehören Legal Tech und Rechtsanwälte zugleich zu unseren Kunden. Dieser vermeintliche Widerspruch lässt sich leicht auflösen: Wir sind der einzige Anbieter am deutschen Markt, der ein digitales und neutrales Forum zur Streitbeilegung anbietet.

Das Verfahren ist zudem von unserer Seite vollautomatisch, sodass wir personalunabhängig skalieren können. Ein weiterer Unterschied ist die Rechtslage: Wir sind nicht berufsrechtlich reguliert (d.h. wir müssen keine zugelassenen Rechtsanwälte sein) und konzeptionell nicht auf Deutschland beschränkt (d.h. unser Service lässt sich reibungslos in Italien und Frankreich anbieten). Dadurch nehmen wir eine einzigartige Position am Markt ein.

Wo geht der Weg hin? Wo siehst du dich und Suitcase in fünf Jahren?

In fünf Jahren wollen wir der führende Anbieter für digitale Streitbeilegung in Europa sein. Unser Ziel ist es, bis 2030 in sechs Ländern aktiv zu sein und jährlich eine sechsstellige Anzahl an Fällen zu betreuen. Persönlich hoffe ich, mit dem Unternehmen gewachsen zu sein und es weiterhin führen zu dürfen.

Welche drei Tipps würdest du angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Suche Dir früh vertrauensvolle Gründer in derselben Phase und erfahrene Mentoren. Andere Gründer sind toll, um sich ehrlich über die Herausforderungen auszutauschen. Schnell merkt man, dass man in derselben Phase auch bei völlig unterschiedlichen Produkten dieselben Hürden hat. Erfahrene Mentoren können Dir dabei helfen, viele Kindheitskrankheiten von Unternehmen zu vermeiden.

Gründen ist ein echter Kraftakt und erfordert Ausdauer. Stelle Dich darauf ein, dass Du für 3-5 Jahre mit 60-70 Stunden pro Woche an einem Problem arbeitet und eine gute Lösung suchst. Verliebe Dich in das Problem, erlaube Dir Ruhephasen und finde Deinen persönlichen Arbeitsmodus. Letzterer bedeutet für mich, 3x-4x pro Woche Sport zu machen, ausreichend zu schlafen und mich gesund zu ernähren. Andernfalls falle ich aus der Routine und bin nicht voll leistungsfähig. Das schadet dem Unternehmen.

Die Idee ist weniger wichtig als die Umsetzung. Die Idee ist ein wichtiger Startpunkt. Sie ist aber auch nicht mehr. Es kann eine Million Gründe geben, an denen ein junges, fragiles Unternehmen zerbricht. Die kannst Du nicht vorhersehen. Es kommt also vielmehr darauf an, dass Du täglich aufmerksam bist, als dass Du eine brillante Idee hattest.

Bild: © Suitcase

Wir bedanken uns bei Tim Kniepkamp für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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